Ulm und Umgebung

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Ulm und Umgebung
Ulm und Umgebung
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NUMMER 299
Kinderprogramm
im Planetarium
Polizeireport
ULM
Diebe vergreifen sich an
Opferstock im Münster
Das Opfer von Kirchenbesuchern
haben über die Feiertage Unbekannte gestohlen. Jetzt ermittelt die
Polizei wegen schweren Diebstahls. Am frühen Montag bemerkten die Verantwortlichen des Ulmer Münsters die Tat. Unbekannte
hatten in den Tagen oder Nächten
zuvor die Opferstöcke der Kirche
aufgebrochen. Sie stahlen das
komplette Opfer der Kirchenbesucher. Wie viel Geld dies war, ist
laut Polizei bislang nicht bekannt.
Daneben nahmen die Unbekannten auch mehrere handgeschmiedete
Schlösser mit, mit denen die Opferstöcke gesichert waren. Jetzt ermittelt die Polizei und sucht nach
den Dieben. (az)
Verhinderte Fahrraddiebe
festgenommen
Dank eines aufmerksamen Zeugen
hat die Polizei am frühen Dienstag
in Ulm zwei Jugendliche festgenommen. Die hatten zuvor versucht,
Fahrräder zu stehlen. Dem Zeugen
fielen gegen 1.30 Uhr junge Männer auf, die auf einem Parkplatz in
der Friedrich-Ebert-Straße zunächst auffällig um ein Auto schlichen. Dann gingen sie zu einem
benachbarten Fahrradständer und
zerrten dort an den Rädern. Die
Räder waren aber angekettet. Eines
der Fahrräder rissen die Männer
los, das Vorderrad blieb aber im
Fahrradständer. Andere Räder
warfen die Jugendlichen um. Als sie
sahen, dass sie nicht zum Ziel kamen, ergriffen die jungen Männer
die Flucht. Der Zeuge hielt einen,
einen 17-Jährigen, fest. Ein Gleichaltriger wurde wenig später von
der Polizei festgenommen. Die Suche nach einem Dritten dauert
noch an. Die Festgenommenen waren erheblich angetrunken. (az)
DIETENHEIM
Computer in Flammen
– zwei Verletzte
Bei einem Brand in Dietenheim sind
Montagvormittag zwei Personen
verletzt worden. Teile eines Computers waren zuvor in Flammen
aufgegangen. Der Computer stand
im Schlafzimmer einer Dietenheimer Wohnung, die Bewohnerin
hielt sich im Wohnzimmer auf.
Dort bemerkte die 46-Jährige gegen
9.30 Uhr, dass der Monitor in
Flammen stand. Sofort holte sie einen Mitbewohner zu Hilfe. Trotz
dichten, schwarzen Rauchs drangen
die beiden in das Schlafzimmer
vor. Dem Mitbewohner gelang es,
die Flammen zu löschen. Die Feuerwehr, die kurz darauf eintraf,
musste nur noch die Räume lüften.
Der Rettungsdienst brachte die beiden Hausbewohner zur Beobachtung in eine Klinik, sie klagten über
Atembeschwerden. (az)
Bretterverschlag und
Papiercontainer in Brand
Dank des schnellen Einsatzes der
Feuerwehr sind am Dienstag in
Dietenheim zwei Brände schnell gelöscht worden. Gegen 5 Uhr
brannte in einer Kleingartenanlage
am Guttenbrunnenweg ein Bretterverschlag, während etwa zur selben Zeit ein Papiercontainer auf
der nahegelegenen Wendeplatte in
Flammen stand. Der Gesamtschaden wird auf etwa 4000 Euro geschätzt. (az)
DONAUSTETTEN
Berauscht gegen
Baum gefahren
Ein 69 Jahre alter Autofahrer ist am
Sonntag bei Donaustetten von der
Fahrbahn abgekommen und gegen
einen Baum geprallt. Gegen 11.30
Uhr befuhr der Mann die Landesstraße in Richtung Unterweiler. Er
kam nach rechts von der Straße ab,
überfuhr einen Leitpfosten und
prallte frontal gegen einen Baum.
Die Feuerwehr barg den Schwerverletzten, der Rettungsdienst
brachte ihn in eine Ulmer Klinik.
Bei der Unfallaufnahme stellten die
Beamten fest, dass der Fahrer Alkohol getrunken hatte. (az)
MITTWOCH, 28. DEZEMBER 2011
Oldtimerbeiwagen soll bald wieder mit der Tram rollen
Bis 1987 gehörte die Tram mit Anhänger zum Ulmer Stadtbild. Um ein
Exemplar vom Straßenbahnmuseum Hannover, das zwischen 1965 und
1976 im Einsatz war, haben die Ulm/Neu-Ulmer Nahverkehrsfreunde
ihren Oldtimer-Fuhrpark nun erweitert. Nach einer gründlichen Restaurierung wird der Beiwagen bei Nostalgiefahrten wieder auf Ulms
Straßen zu sehen sein.
Foto/Text: Andreas Brücken
Fahrt in die Fremde
brachte auch Enttäuschungen
Serie (2) Wie Halil Kaplan nach Deutschland kam und was er dort bei der Arbeit erlebte
VON MICHAEL PETER BLUHM
Ulm Seine Kindheit in Anatolien war
ein Gefängnis, seine Schulzeit ein
Überlebenskampf. Jetzt schickt sich
der gelernte Dreher Halil Ibrahim
Kaplan an, seinem Schicksal eine
Wende zu geben und in Deutschland zu arbeiten. Eine Entscheidung, die er später nie bereuen sollte. In Ulm bauten er und seine Familie eine Existenz auf.
Aber zunächst zurück ins Jahr
1969. Nach dem Militärdienst fühlt
sich Halil wie ein aus dem Käfig entlassener Vogel. Schnell findet er eine
Anstellung bei einem Stahlwerk, wo
er von Kollegen die paradiesischen
Arbeitsbedingungen geschildert bekommt. Vom Arbeitsamt lässt er
sich zur Rekrutierung nach Istanbul
schicken und unterzieht sich einer
mehrtägigen Untersuchung, wo er
auf Herz und Nieren getestet wird.
Hunderte von jungen Menschen
werden am dortigen Arbeitsamt von
Lautsprechern in die verschiedenen
Zimmer gerufen, wo deutsche Ingenieure mittels Dolmetscher das
technische Verständnis der Bewerber testen. „Es war wie eine Prüfung
in der Schule“, schreibt Halil.
Bewerber wurden nicht nur
auf Herz und Nieren getestet
Am zweiten Tag geht es um die Gesundheit. Nach der Urinprobe werden die jungen Türken in Sechsergruppen in die Zimmer gebeten, wo
man die Kleidung bis auf die Unterwäsche ausziehen muss. Ein Arzt
kontrolliert die Zähne und untersucht den Körper nach eventuellen
Operationsnarben. Dann verlangt
er, dass man die Unterhose auszieht
und sich bückt. „Es war so, als ob er
sichergehen wollte, welchen Geschlechts wir sind“, schildert der
Autor. Zusammen mit wildfremden
Menschen im Raum einer solchen
Untersuchung unterzogen zu werden, empfindet Kaplan als Verletzung seiner Würde. Nach insgesamt
fünf Tagen und einem Zickzacklauf
durch verschiedenste Zimmer wurde er für gesund genug erklärt, um
nach Deutschland reisen zu dürfen.
Zunächst verabschiedete sich Halil Ibrahim Kaplan von seiner Familie, die gegen die Entscheidung war,
und küsste Vater und Mutter, wie es
Brauch war, die Hände. „Ich gehe
nach Europa, also in das Zentrum
der kultivierten Welt“, sagt er. Am
14. April 1969 macht er sich wie
Tausende Türken auf nach
Deutschland, das gelobte Land, das
sehnlich Arbeitskräfte für die brummende Wirtschaft braucht. In Mün-
chen werden die frischgebackenen
Gastarbeiter nach Zielorten aufgeteilt.
Dolmetscher geben am Hauptbahnhof ihre Anweisungen durch.
Kaplan wird in den Zug Lauingen
an der Donau gesetzt. Freundliche
Begrüßung am Zielort durch einen
Firmenbeauftragten, dann geht es
mit dem Bus zur Unterkunft im
Zentrum der kleinen Stadt. Kaplan
hat einen Arbeitsvertrag mit dem
größten Arbeitgeber der Stadt unterschrieben. In Sechsergruppen
werden die Türken auf die Zimmer
verteilt, wo vorher schon Landsleute von ihnen gelebt haben. Sie
enthalten zweistöckige Etagenbetten,
einen
Tisch mit Stühlen
und je einen Kleiderschrank, den
sich zwei teilen
müssen. Die ZimHalil I. Kaplan
mergenossen stellen sich vor. Sie sind verheiratet, haben Kinder und wollen so schnell
wie möglich Geld sparen und in die
Heimat zurückkehren. Einer, Mete
genannt, hat kein Haus, keine Felder und muss eine sechsköpfige Familie ernähren. Mit dem Geld aus
Deutschland will er einen großen
Laden in seinem Heimatort Sinop
eröffnen. Auch er ist Dreher und
ebenso enttäuscht wie Kaplan, als
man sie am nächsten Tag in die
Werkhallen bringt, wo sie arbeiten
sollen. Als Kaplan die Drehmaschine sieht, an der er arbeiten soll, kann
er es kaum glauben. Sie sind so alt,
dass man sie noch nicht mal in den
Fabriken in der Türkei verwendet.
Die zweite Enttäuschung folgt auf
den Fuß, als er die erste Lohnabrechnung bekommt. Kaplan traut
erneut seinen Augen nicht. Netto
zweihundertachtzig Mark für drei
Wochen harte Arbeit. Seinen Unmut kann er verbal beim Meister
nicht loswerden, er findet den Dolmetscher, der ihm bestätigt, dass die
Abrechnung korrekt sei. Er war mit
seiner Arbeit im Akkord nicht
rechtzeitig fertig geworden und hatte massive Steuerabzüge, weil er
nicht verheiratet war.
Der Takt war für die
Arbeiter kaum einzuhalten
Der Dolmetscher erklärt dem fassungslosen Halil: „Die Deutschen
lassen euch absichtlich die Arbeiten
mit der niedrigsten Zeitvorgabe machen. Du könntest so schnell arbeiten, wie du wolltest, da die Arbeit
auf Sekundenbasis errechnet wurde,
hast du keine Möglichkeit, rechtzeitig fertig zu werden.“ Weil er wie
die anderen Türken kein Deutsch
verstand, hat er einen solchen Arbeitsvertrag für ein Jahr unterschrieben. Das Einzige, was Kaplan
nicht in seinem Leben akzeptieren
konnte, war, von anderen ausgenutzt zu werden, schreibt er in seinem Buch. Schnell spricht sich im
Betrieb herum, dass dieser Mann
mit seinen Protestauftritten gegen
die Ungerechtigkeit Unruhe stiften
würde. In den Pausen versammeln
sich Landsleute um ihn. „Alle Augen, auch die der deutschen Arbeiter, waren auf mich gerichtet“,
schildert Kaplan die Situation.
Nachdem er herausgefunden hatte, dass er vertragsgemäß als Schlosser eingestellt war, setzt sich Kaplan
im Gespräch mit dem Personalchef
durch, in die Karosserieabteilung
versetzt zu werden, wo die Arbeit
angenehmer war. In seiner Freizeit
erkundet er die Umgebung mit einem gebrauchten Fahrrad. Gleichzeitig nimmt er mit Arbeitskollegen
Deutschunterricht. Als seine Landsleute abspringen, paukt Kaplan auf
eigene Faust die fremde Sprache, bis
er sie so gut kann, dass er als Dreher
eine zweite Arbeitsstelle in einer
dörflichen Werkstatt findet, wo er
am Samstag bis zu zwölf Stunden rackert. Bei seinen Landsleuten stellt
er nach zwei Monaten eine Veränderung fest. Die unbedarften Männer
aus Anatolien, die ihre Dörfer aus
Armut verließen, fangen an, sich an
dem verdienten Geld zu berauschen.
In Cafés und Bars verfallen sie „einem hässlich ausschweifenden Lebensstil“ und fangen an, das Geld,
das sie für ihre Familien in der Heimat verdienen wollten, zum Fenster
hinauszuwerfen. „Mir brach das
Herz“, erinnert sich Kaplan.
Die Arbeitsbedingungen in der
Fabrik werden, auch dank Kaplans
Einsatz, besser, doch er selbst hält
Ausschau nach einer neuen Arbeitsstelle. Sein Ziel aber ist es, eine
Technikerschule zu besuchen. Der
Weg dahin führt nur über die Sprache und die Beherrschung der
Grammatik.
So besucht Halil Ibrahim Kaplan
erstmals Ulm, wo Magirus-Deutz,
AEG und Telefunken ihren Sitz haben. Es sollte ab September 1970
seine zweite Heimat werden, wo er
eine Familie gründen kann.
O
Teil 3: Da lesen Sie, wie Halil Ibrahim
in seinem Heimatdorf heiratet, sein Vater das Brautgeld stiehlt und sein Wohnheim in Ulm zu Silvester in eine Pokerhöhle und ein Bordell umgewandelt wird.
Hintergrund
● Vor 50 Jahren ist das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland
und der Türkei geschlossen worden.
Heute lebt bereits die dritte Migrantengeneration in Deutschland,
rund drei Millionen Menschen mit
türkischen Wurzeln. Aus diesem Anlass hat der Ulmer Halil Ibrahim
Kaplan, Gastarbeiter der ersten
Generation, ein Buch über sein
Schicksal geschrieben, das jetzt in
Deutsch erschienen ist: „Das Dorf
in der Ferne – von Kleinasien nach
Deutschland“.
● In einer kleinen Serie zeichnet die
NUZ diese Familiengeschichte
nach, die im Wogama-Verlag Beimerstetten erschienen ist. (bh)
Vom Bahnhof Sirkeci aus startete Halil Kaplan seine weite Reise in die neue Heimat.
Dort erlebte der heute 65-Jährige zunächst viele Enttäuschungen. Foto: Özlem Kaplan
Laupheim Als besondere Ferienunterhaltung bietet das Laupheimer
Planetarium Vorführungen seiner
Kinderprogramme an. Zum Jahreswechsel und an Dreikönig stehen
zusätzliche Termine für das Weihnachtsprogramm auf dem Spielplan.
Kinder von drei bis acht Jahren
können bei den Kinderprogrammen
im Sternentheater den Geheimnissen des Sternhimmels auf die Spur
kommen. Die Sternenshow „Lisa,
Susi und der Sternenbär“ steht am
Donnerstag, 29. Dezember, um 16
Uhr auf dem Spielplan, „Das Geheimnis der Sternenfee“ ist am
Sonntag, 1. Januar, um 14.30 Uhr zu
sehen.
Im stimmungsvollen Weihnachtsprogramm „ . . . und sie folgten einem Stern!“ wird aus astronomischer Sicht das Geheimnis um den
Stern gelüftet, der in der biblischen
Weihnachtsgeschichte die Weisen
aus dem Morgenland nach Palästina
führt. Die unterhaltsame Geschichte
ist an Silvester um 14.30 Uhr, am
Neujahrstag um 16 Uhr zu sehen.
Am Dreikönigstag gibt es zudem um
14.30 und 16 Uhr sowie um 19 und
20.15 Uhr Vorführungen. An diesem Tag ist bei klarem Himmel auch
die Sternwarte für Fernrohrbeobachtungen des Winterhimmels geöffnet.
An den übrigen Tagen läuft das
Weihnachtsprogramm mittwochs
und freitags um 19 und 20.15 Uhr,
samstags um 20.15 Uhr und sonntags um 14.30 und 16 Uhr. (az)
O Karten: Das Planetarium Laupheim
empfiehlt für alle Vorführungen Kartenreservierung im Internet unter
www.planetarium-laupheim.de oder
telefonisch unter (07392) 91059.
Mit dem Sternenbär können Kinder
spannende Weltraumreisen unternehmen.
Grafik: Planetarium Laupheim
Kurz gemeldet
ULM
Tonbandzeitung für Blinde
erscheint zum 1000. Mal
Zum 1000. Mal erscheint diese Woche das Ulmer Wochenecho, eine
wöchentliche Tonbandzeitung für
blinde und sehbehinderte Menschen. Das Medium wird seit 20
Jahren von Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Ulm in der Talfinger
Straße produziert. Initiator der
Tonbandzeitung war Hartmut Dorow, der selbst seit 53 Jahren blind
ist und fast 40 Jahre lang die Rechtsantragstelle beim Amtsgericht
Ulm leitete. Das Wochenecho wird
an 24 blinde und sehbehinderte
Abonnenten in Ulm und Umgebung
ausgeliefert, zwischenzeitlich auf
CD. (az)
DAK-Azubis unterstützen
Zentrum „Guter Hirte“
Mit 50 Weihnachtsgeschenken und
fast 800 Euro Spendengeldern unterstützen die Auszubildenden der
DAK Baden-Württemberg das
Zentrum „Guter Hirte“ in Ulm. Die
angehenden Sozialversicherungsfachangestellten hatten in ihrer
Freizeit Firmen sowie Kollegen
angesprochen, um für den guten
Zweck Sach- und Geldspenden zu
sammeln. „Uns war es wichtig, ein
Projekt aus der Region auszusuchen, damit wir auch selbst erleben
können, wie unsere Aktion dort
ankommt“, sagt Verena Vogelmann, die sich wie ihre Mitstreiter
im zweiten Ausbildungsjahr befindet. Das Zentrum bietet sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen. (az)

Benzer belgeler