Ulm und Umgebung
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Ulm und Umgebung 28 NUMMER 299 Kinderprogramm im Planetarium Polizeireport ULM Diebe vergreifen sich an Opferstock im Münster Das Opfer von Kirchenbesuchern haben über die Feiertage Unbekannte gestohlen. Jetzt ermittelt die Polizei wegen schweren Diebstahls. Am frühen Montag bemerkten die Verantwortlichen des Ulmer Münsters die Tat. Unbekannte hatten in den Tagen oder Nächten zuvor die Opferstöcke der Kirche aufgebrochen. Sie stahlen das komplette Opfer der Kirchenbesucher. Wie viel Geld dies war, ist laut Polizei bislang nicht bekannt. Daneben nahmen die Unbekannten auch mehrere handgeschmiedete Schlösser mit, mit denen die Opferstöcke gesichert waren. Jetzt ermittelt die Polizei und sucht nach den Dieben. (az) Verhinderte Fahrraddiebe festgenommen Dank eines aufmerksamen Zeugen hat die Polizei am frühen Dienstag in Ulm zwei Jugendliche festgenommen. Die hatten zuvor versucht, Fahrräder zu stehlen. Dem Zeugen fielen gegen 1.30 Uhr junge Männer auf, die auf einem Parkplatz in der Friedrich-Ebert-Straße zunächst auffällig um ein Auto schlichen. Dann gingen sie zu einem benachbarten Fahrradständer und zerrten dort an den Rädern. Die Räder waren aber angekettet. Eines der Fahrräder rissen die Männer los, das Vorderrad blieb aber im Fahrradständer. Andere Räder warfen die Jugendlichen um. Als sie sahen, dass sie nicht zum Ziel kamen, ergriffen die jungen Männer die Flucht. Der Zeuge hielt einen, einen 17-Jährigen, fest. Ein Gleichaltriger wurde wenig später von der Polizei festgenommen. Die Suche nach einem Dritten dauert noch an. Die Festgenommenen waren erheblich angetrunken. (az) DIETENHEIM Computer in Flammen – zwei Verletzte Bei einem Brand in Dietenheim sind Montagvormittag zwei Personen verletzt worden. Teile eines Computers waren zuvor in Flammen aufgegangen. Der Computer stand im Schlafzimmer einer Dietenheimer Wohnung, die Bewohnerin hielt sich im Wohnzimmer auf. Dort bemerkte die 46-Jährige gegen 9.30 Uhr, dass der Monitor in Flammen stand. Sofort holte sie einen Mitbewohner zu Hilfe. Trotz dichten, schwarzen Rauchs drangen die beiden in das Schlafzimmer vor. Dem Mitbewohner gelang es, die Flammen zu löschen. Die Feuerwehr, die kurz darauf eintraf, musste nur noch die Räume lüften. Der Rettungsdienst brachte die beiden Hausbewohner zur Beobachtung in eine Klinik, sie klagten über Atembeschwerden. (az) Bretterverschlag und Papiercontainer in Brand Dank des schnellen Einsatzes der Feuerwehr sind am Dienstag in Dietenheim zwei Brände schnell gelöscht worden. Gegen 5 Uhr brannte in einer Kleingartenanlage am Guttenbrunnenweg ein Bretterverschlag, während etwa zur selben Zeit ein Papiercontainer auf der nahegelegenen Wendeplatte in Flammen stand. Der Gesamtschaden wird auf etwa 4000 Euro geschätzt. (az) DONAUSTETTEN Berauscht gegen Baum gefahren Ein 69 Jahre alter Autofahrer ist am Sonntag bei Donaustetten von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Gegen 11.30 Uhr befuhr der Mann die Landesstraße in Richtung Unterweiler. Er kam nach rechts von der Straße ab, überfuhr einen Leitpfosten und prallte frontal gegen einen Baum. Die Feuerwehr barg den Schwerverletzten, der Rettungsdienst brachte ihn in eine Ulmer Klinik. Bei der Unfallaufnahme stellten die Beamten fest, dass der Fahrer Alkohol getrunken hatte. (az) MITTWOCH, 28. DEZEMBER 2011 Oldtimerbeiwagen soll bald wieder mit der Tram rollen Bis 1987 gehörte die Tram mit Anhänger zum Ulmer Stadtbild. Um ein Exemplar vom Straßenbahnmuseum Hannover, das zwischen 1965 und 1976 im Einsatz war, haben die Ulm/Neu-Ulmer Nahverkehrsfreunde ihren Oldtimer-Fuhrpark nun erweitert. Nach einer gründlichen Restaurierung wird der Beiwagen bei Nostalgiefahrten wieder auf Ulms Straßen zu sehen sein. Foto/Text: Andreas Brücken Fahrt in die Fremde brachte auch Enttäuschungen Serie (2) Wie Halil Kaplan nach Deutschland kam und was er dort bei der Arbeit erlebte VON MICHAEL PETER BLUHM Ulm Seine Kindheit in Anatolien war ein Gefängnis, seine Schulzeit ein Überlebenskampf. Jetzt schickt sich der gelernte Dreher Halil Ibrahim Kaplan an, seinem Schicksal eine Wende zu geben und in Deutschland zu arbeiten. Eine Entscheidung, die er später nie bereuen sollte. In Ulm bauten er und seine Familie eine Existenz auf. Aber zunächst zurück ins Jahr 1969. Nach dem Militärdienst fühlt sich Halil wie ein aus dem Käfig entlassener Vogel. Schnell findet er eine Anstellung bei einem Stahlwerk, wo er von Kollegen die paradiesischen Arbeitsbedingungen geschildert bekommt. Vom Arbeitsamt lässt er sich zur Rekrutierung nach Istanbul schicken und unterzieht sich einer mehrtägigen Untersuchung, wo er auf Herz und Nieren getestet wird. Hunderte von jungen Menschen werden am dortigen Arbeitsamt von Lautsprechern in die verschiedenen Zimmer gerufen, wo deutsche Ingenieure mittels Dolmetscher das technische Verständnis der Bewerber testen. „Es war wie eine Prüfung in der Schule“, schreibt Halil. Bewerber wurden nicht nur auf Herz und Nieren getestet Am zweiten Tag geht es um die Gesundheit. Nach der Urinprobe werden die jungen Türken in Sechsergruppen in die Zimmer gebeten, wo man die Kleidung bis auf die Unterwäsche ausziehen muss. Ein Arzt kontrolliert die Zähne und untersucht den Körper nach eventuellen Operationsnarben. Dann verlangt er, dass man die Unterhose auszieht und sich bückt. „Es war so, als ob er sichergehen wollte, welchen Geschlechts wir sind“, schildert der Autor. Zusammen mit wildfremden Menschen im Raum einer solchen Untersuchung unterzogen zu werden, empfindet Kaplan als Verletzung seiner Würde. Nach insgesamt fünf Tagen und einem Zickzacklauf durch verschiedenste Zimmer wurde er für gesund genug erklärt, um nach Deutschland reisen zu dürfen. Zunächst verabschiedete sich Halil Ibrahim Kaplan von seiner Familie, die gegen die Entscheidung war, und küsste Vater und Mutter, wie es Brauch war, die Hände. „Ich gehe nach Europa, also in das Zentrum der kultivierten Welt“, sagt er. Am 14. April 1969 macht er sich wie Tausende Türken auf nach Deutschland, das gelobte Land, das sehnlich Arbeitskräfte für die brummende Wirtschaft braucht. In Mün- chen werden die frischgebackenen Gastarbeiter nach Zielorten aufgeteilt. Dolmetscher geben am Hauptbahnhof ihre Anweisungen durch. Kaplan wird in den Zug Lauingen an der Donau gesetzt. Freundliche Begrüßung am Zielort durch einen Firmenbeauftragten, dann geht es mit dem Bus zur Unterkunft im Zentrum der kleinen Stadt. Kaplan hat einen Arbeitsvertrag mit dem größten Arbeitgeber der Stadt unterschrieben. In Sechsergruppen werden die Türken auf die Zimmer verteilt, wo vorher schon Landsleute von ihnen gelebt haben. Sie enthalten zweistöckige Etagenbetten, einen Tisch mit Stühlen und je einen Kleiderschrank, den sich zwei teilen müssen. Die ZimHalil I. Kaplan mergenossen stellen sich vor. Sie sind verheiratet, haben Kinder und wollen so schnell wie möglich Geld sparen und in die Heimat zurückkehren. Einer, Mete genannt, hat kein Haus, keine Felder und muss eine sechsköpfige Familie ernähren. Mit dem Geld aus Deutschland will er einen großen Laden in seinem Heimatort Sinop eröffnen. Auch er ist Dreher und ebenso enttäuscht wie Kaplan, als man sie am nächsten Tag in die Werkhallen bringt, wo sie arbeiten sollen. Als Kaplan die Drehmaschine sieht, an der er arbeiten soll, kann er es kaum glauben. Sie sind so alt, dass man sie noch nicht mal in den Fabriken in der Türkei verwendet. Die zweite Enttäuschung folgt auf den Fuß, als er die erste Lohnabrechnung bekommt. Kaplan traut erneut seinen Augen nicht. Netto zweihundertachtzig Mark für drei Wochen harte Arbeit. Seinen Unmut kann er verbal beim Meister nicht loswerden, er findet den Dolmetscher, der ihm bestätigt, dass die Abrechnung korrekt sei. Er war mit seiner Arbeit im Akkord nicht rechtzeitig fertig geworden und hatte massive Steuerabzüge, weil er nicht verheiratet war. Der Takt war für die Arbeiter kaum einzuhalten Der Dolmetscher erklärt dem fassungslosen Halil: „Die Deutschen lassen euch absichtlich die Arbeiten mit der niedrigsten Zeitvorgabe machen. Du könntest so schnell arbeiten, wie du wolltest, da die Arbeit auf Sekundenbasis errechnet wurde, hast du keine Möglichkeit, rechtzeitig fertig zu werden.“ Weil er wie die anderen Türken kein Deutsch verstand, hat er einen solchen Arbeitsvertrag für ein Jahr unterschrieben. Das Einzige, was Kaplan nicht in seinem Leben akzeptieren konnte, war, von anderen ausgenutzt zu werden, schreibt er in seinem Buch. Schnell spricht sich im Betrieb herum, dass dieser Mann mit seinen Protestauftritten gegen die Ungerechtigkeit Unruhe stiften würde. In den Pausen versammeln sich Landsleute um ihn. „Alle Augen, auch die der deutschen Arbeiter, waren auf mich gerichtet“, schildert Kaplan die Situation. Nachdem er herausgefunden hatte, dass er vertragsgemäß als Schlosser eingestellt war, setzt sich Kaplan im Gespräch mit dem Personalchef durch, in die Karosserieabteilung versetzt zu werden, wo die Arbeit angenehmer war. In seiner Freizeit erkundet er die Umgebung mit einem gebrauchten Fahrrad. Gleichzeitig nimmt er mit Arbeitskollegen Deutschunterricht. Als seine Landsleute abspringen, paukt Kaplan auf eigene Faust die fremde Sprache, bis er sie so gut kann, dass er als Dreher eine zweite Arbeitsstelle in einer dörflichen Werkstatt findet, wo er am Samstag bis zu zwölf Stunden rackert. Bei seinen Landsleuten stellt er nach zwei Monaten eine Veränderung fest. Die unbedarften Männer aus Anatolien, die ihre Dörfer aus Armut verließen, fangen an, sich an dem verdienten Geld zu berauschen. In Cafés und Bars verfallen sie „einem hässlich ausschweifenden Lebensstil“ und fangen an, das Geld, das sie für ihre Familien in der Heimat verdienen wollten, zum Fenster hinauszuwerfen. „Mir brach das Herz“, erinnert sich Kaplan. Die Arbeitsbedingungen in der Fabrik werden, auch dank Kaplans Einsatz, besser, doch er selbst hält Ausschau nach einer neuen Arbeitsstelle. Sein Ziel aber ist es, eine Technikerschule zu besuchen. Der Weg dahin führt nur über die Sprache und die Beherrschung der Grammatik. So besucht Halil Ibrahim Kaplan erstmals Ulm, wo Magirus-Deutz, AEG und Telefunken ihren Sitz haben. Es sollte ab September 1970 seine zweite Heimat werden, wo er eine Familie gründen kann. O Teil 3: Da lesen Sie, wie Halil Ibrahim in seinem Heimatdorf heiratet, sein Vater das Brautgeld stiehlt und sein Wohnheim in Ulm zu Silvester in eine Pokerhöhle und ein Bordell umgewandelt wird. Hintergrund ● Vor 50 Jahren ist das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei geschlossen worden. Heute lebt bereits die dritte Migrantengeneration in Deutschland, rund drei Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln. Aus diesem Anlass hat der Ulmer Halil Ibrahim Kaplan, Gastarbeiter der ersten Generation, ein Buch über sein Schicksal geschrieben, das jetzt in Deutsch erschienen ist: „Das Dorf in der Ferne – von Kleinasien nach Deutschland“. ● In einer kleinen Serie zeichnet die NUZ diese Familiengeschichte nach, die im Wogama-Verlag Beimerstetten erschienen ist. (bh) Vom Bahnhof Sirkeci aus startete Halil Kaplan seine weite Reise in die neue Heimat. Dort erlebte der heute 65-Jährige zunächst viele Enttäuschungen. Foto: Özlem Kaplan Laupheim Als besondere Ferienunterhaltung bietet das Laupheimer Planetarium Vorführungen seiner Kinderprogramme an. Zum Jahreswechsel und an Dreikönig stehen zusätzliche Termine für das Weihnachtsprogramm auf dem Spielplan. Kinder von drei bis acht Jahren können bei den Kinderprogrammen im Sternentheater den Geheimnissen des Sternhimmels auf die Spur kommen. Die Sternenshow „Lisa, Susi und der Sternenbär“ steht am Donnerstag, 29. Dezember, um 16 Uhr auf dem Spielplan, „Das Geheimnis der Sternenfee“ ist am Sonntag, 1. Januar, um 14.30 Uhr zu sehen. Im stimmungsvollen Weihnachtsprogramm „ . . . und sie folgten einem Stern!“ wird aus astronomischer Sicht das Geheimnis um den Stern gelüftet, der in der biblischen Weihnachtsgeschichte die Weisen aus dem Morgenland nach Palästina führt. Die unterhaltsame Geschichte ist an Silvester um 14.30 Uhr, am Neujahrstag um 16 Uhr zu sehen. Am Dreikönigstag gibt es zudem um 14.30 und 16 Uhr sowie um 19 und 20.15 Uhr Vorführungen. An diesem Tag ist bei klarem Himmel auch die Sternwarte für Fernrohrbeobachtungen des Winterhimmels geöffnet. An den übrigen Tagen läuft das Weihnachtsprogramm mittwochs und freitags um 19 und 20.15 Uhr, samstags um 20.15 Uhr und sonntags um 14.30 und 16 Uhr. (az) O Karten: Das Planetarium Laupheim empfiehlt für alle Vorführungen Kartenreservierung im Internet unter www.planetarium-laupheim.de oder telefonisch unter (07392) 91059. Mit dem Sternenbär können Kinder spannende Weltraumreisen unternehmen. Grafik: Planetarium Laupheim Kurz gemeldet ULM Tonbandzeitung für Blinde erscheint zum 1000. Mal Zum 1000. Mal erscheint diese Woche das Ulmer Wochenecho, eine wöchentliche Tonbandzeitung für blinde und sehbehinderte Menschen. Das Medium wird seit 20 Jahren von Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Ulm in der Talfinger Straße produziert. Initiator der Tonbandzeitung war Hartmut Dorow, der selbst seit 53 Jahren blind ist und fast 40 Jahre lang die Rechtsantragstelle beim Amtsgericht Ulm leitete. Das Wochenecho wird an 24 blinde und sehbehinderte Abonnenten in Ulm und Umgebung ausgeliefert, zwischenzeitlich auf CD. (az) DAK-Azubis unterstützen Zentrum „Guter Hirte“ Mit 50 Weihnachtsgeschenken und fast 800 Euro Spendengeldern unterstützen die Auszubildenden der DAK Baden-Württemberg das Zentrum „Guter Hirte“ in Ulm. Die angehenden Sozialversicherungsfachangestellten hatten in ihrer Freizeit Firmen sowie Kollegen angesprochen, um für den guten Zweck Sach- und Geldspenden zu sammeln. „Uns war es wichtig, ein Projekt aus der Region auszusuchen, damit wir auch selbst erleben können, wie unsere Aktion dort ankommt“, sagt Verena Vogelmann, die sich wie ihre Mitstreiter im zweiten Ausbildungsjahr befindet. Das Zentrum bietet sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen. (az)