07-04-25_Almanya Infondienst Türkische Medien in Deutschland 1

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07-04-25_Almanya Infondienst Türkische Medien in Deutschland 1
Almanya Infodienst No. 4
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Almanya Infodienst No. 4
Türkische Medien in Deutschland
Almanya Infodienst No. 4
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entwicklung der Medienangebote für Türken in Deutschland
2.1
Das Angebot der deutschen Rundfunkanstalten
2.2
Die türkischen Printmedien
2.3
Türkisches Fernsehen
2.4
Generation Internet
3. Medienrezeption
4. Chancen und Probleme der türkischen Medien
4.1
Schlaglicht „Hürriyet“
4.2
Schlaglicht „Zaman“
5. Türkische Journalisten in Deutschland
6. Umgang mit den türkischen Medien
2
Almanya Infodienst No. 4
1.
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Einleitung
Die Medienkultur der Türkischstämmigen in Deutschland gerät seit einigen
Jahren verstärkt in den Fokus des öffentlichen Interesses. Medienwissenschaftler,
Intellektuelle und Politiker debattieren über die Entwicklung der türkischen
Medien, die Inhalte türkischer Sendungen und Printmedien und die Frage, ob sich
hier ein mediales Ghetto entwickelt hat. Führen muttersprachliche Medien zur
Segregation? Sind sie der Grund, warum türkische Kinder der dritten Generation
schlechter in den Schulen abschneiden? Vielleicht sind sie sogar Sprachrohre
islamistischer Interessen? Oder bedienen sie nur Bedürfnisse der Migranten, die
von deutscher Seite einfach übersehen werden? Ja, sind sie nicht sogar der
Integration dienlich, da identitätsstärkend?
Fest steht, türkische Medien sind zentrale Meinungsbildungsinstanzen, die eine
weitreichende Wirkung in die türkische Gemeinschaft haben. Deutsche Politiker
kommen, wenn sie die Türkischstämmigen erreichen möchten, an diesen
Instanzen nicht vorbei. Der vorliegende Text möchte deswegen für die
Besonderheiten der türkischen Medien sensibilisieren und sich den oben
genannten Fragen widmen, vor dem Hintergrund der Bedürfnisse deutscher
Politiker. Diesen solle ein Bild vermittelt werden, welche türkischen Medien von
türkischen
Wählern
rezipiert
werden
und
welche
Medien
sich
für
eine
Zusammenarbeit anbieten. Dabei wird ein kurzer Überblick über die Entwicklung
der türkischen Medienlandschaft seit den sechziger Jahren gegeben. Im dritten
Kapitel wird auf die Medienrezeption der Türken in Deutschland mit Schwerpunkt
auf der Frage nach dem „medialen Ghetto“ eingegangen. Anschließend werden
die Chancen, aber auch die problematischen Seiten der Medien angesprochen,
mit besonderen Schlaglichtern auf dem auflagenstärksten Printmedium, der
Hürriyet und der religiös-konservativen Zaman. Das fünfte Kapitel widmet sich
den türkischen Journalisten in Deutschland, sowohl in den deutschen, wie auch in
den türkischen Medien. Konkrete Hilfestellungen für Politiker werden im letzten
Kapitel vorgestellt.
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2. Entwicklung der Medienangebote für Türken in Deutschland
Seitdem Migranten nach Deutschland gekommen sind, etablierten sich relativ
zügig Medien, die die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppe bedienten. Dabei hat
sich die Anzahl und Rolle der Medien stark geändert. Standen am Anfang noch
die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und der ersten
türkischen Printmedien, folgten in den achtziger Jahren die Videos aus der
Türkei. Seit Ende der achtziger Jahre konnten sich im Zuge der Kabel- und
Satellitentechnik Privatsender aus der Türkei etablieren, mit einem reichen
Angebot an Nachrichten- und Talksendungen, Serien und türkischen Filmen.
Gerade die dritte Generation greift verstärkt auf das Internet zurück.
2.1 Das Angebot der deutschen Rundfunkanstalten
Bereits
seit
1961
sendeten
die
öffentlich-rechtlichen
Anstalten
ein
Gastarbeiterprogramm, um den Migranten den Aufenthalt zu erleichtern – aber
auch vor dem Hintergrund politischer Interessen im kalten Krieg. Den Beginn
machten
dabei
italienischsprachige
Sendungen,
die
aus
Italien
für
die
italienischen Migranten ausgestrahlt wurden. Für türkische Einwanderer bot der
Bayrische Rundfunk 1964 als erster ein spezielles Programm an. Später wurde
die Konzeption und Umsetzung der türkischsprachigen Sendungen vom WDR
übernommen. Inhalte der Sendungen waren zumeist die alltäglichen Probleme
mit denen sich die Migranten konfrontiert sahen – Behördengänge, Probleme mit
den Nachbarn oder Kollegen, sowie das Heimweh der zu Anfang oft alleine nach
Deutschland gekommenen Migranten. Im Zuge des Familiennachzugs seit den
70er Jahren mussten sich diese Programme ändern und den Bedürfnissen von
Frauen und Kindern ebenso gerecht werden. Weiterhin sollte aber das Band mit
dem Herkunftsland gestärkt werden, damit bei der damals noch erwarteten
Rückkehr der Migranten in das Ursprungsland der Kulturschock nicht zu groß
würde. Im Zuge der Zeit wurden Inhalte verändert, erste Sendungen auf Deutsch
und Türkisch entstanden, um der Realität der in Deutschland bleibenden
Türkischstämmigen
gerecht
zu
werden.
Ihren
Höhepunkt
erreichte
diese
Entwicklung mit der Einrichtung von multikulturellen Sendern, wie beispielsweise
dem Funkhaus Europa des WDR 1998 oder dem Radio Multikulti des SFB.
Kennzeichnend ist jedoch, dass gerade von türkischer Seite das Angebot der
öffentlich-rechtlichen Hörfunksender kaum mehr genutzt wird.
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In den achtziger Jahren wurde nun auch das Fernsehen stärker genutzt. Dem
versuchten die öffentlich-rechtlichen Sender nun auch zögerlich Rechnung zu
tragen. Sendungen wie „Babylon“ vom WDR oder „Nachbarn“ vom ZDF waren für
die türkischstämmige Zielgruppe gedacht. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt
verpasste das deutsche Fernsehen die Chance, die Türkischstämmigen langfristig
an sich zu binden. Möglich wäre hier zum einen der Sprachunterricht per
Fernsehen gewesen, besonders für türkischstämmige Frauen und Kinder, die oft
im Gegensatz zu den Männern keine oder nur geringe Kontakte zur deutschen
Umwelt hatten. Zum anderen hätte die Möglichkeit bestanden, diese Gruppe an
sich zu binden indem einige Sendungen einen türkischen Untertitel gehabt
hätten. Dabei hätte man gezielt Sendungen auswählen können, die von Türken
besonders gerne gesehen wurden, z.B. die Nachrichten, Soaps oder Spielfilme.
Wie Ursula Spuler-Stegemann in ihrem Buch zu Recht bemerkt, hätte sich damit
auch die Chance geboten, die deutsche Umwelt besser zu verstehen und
vielleicht auch in der Kantine oder über den Gartenzaun hinweg ein paar Worte
über gemeinsame Lieblingssendungen zu tauschen. Da sich dies nicht realisierte
wurden von den Türkischstämmigen Alternativen gesucht. In den Achtzigern
wurde das Medium Video als Möglichkeit wahrgenommen, türkische Filme und
Serien zu rezipieren. Beliebte Titel wurden aus dem Türkeiurlaub mitgebracht
oder von Verwandten, die zu Besuch kamen. Bald gab es auch die Möglichkeit,
die Filme direkt in Deutschland zu beziehen.
Eine weitere abschreckende Wirkung hatte die oft klischeehafte Darstellung von
Türken. Bereits in den achtziger Jahren gab es nicht nur den türkischen
Obstverkäufer, die vermummte Frau aus Anatolien oder den radebrechenden
Stahlwerker. Bis heute wird ein wenig differenziertes Bild der Türkischstämmigen
in den deutschen Medien gezeichnet. Selbstverständlich hat der 11.09.2001 sein
übriges dazu getan. Berichte über positive Entwicklungen oder aber einfach das
„normale“ Leben der Türkischstämmigen sind selten. Langsam entdeckt das
deutsche Fernsehen in letzter Zeit wieder die Türkischstämmigen nicht nur als
Problem und Bedrohung, sondern auch als mögliche Zielgruppe: Sendungen wie
„Was guckst du“ von Kaya Yanar tragen dem Rechnung. Das Konzept
funktioniert, über Herrn Kaya lachen nicht nur die Deutschen, sondern auch
Türken und Araber. Trotz der angeführten Probleme ist die Rezeption des
deutschen Fernesehens durch Türkischstämmige erstaunlich hoch, wenn auch
beschränkt auf bestimmte Sendeformate (siehe Kapitel 3)
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2.2 Die türkischen Printmedien
Die Printmedien etablierten sich als erste türkische Medien in Deutschland zum
Beginn der siebziger Jahre. Die meisten haben ihre Zentralen und Druckereien in
der unmittelbaren Umgebung um Frankfurt. Die bis heute auflagenstärkste
Zeitung, die konservative Hürriyet, hatte ihre erste Auflage in Deutschland 1971,
1972 folgte die linksliberale Milliyet, 1973 die streng islamische Millli Gazete.
Ausgerichtet waren diese ersten Zeitungen am Hintergrund und Bildungsstand
der damaligen Migranten. Dies schlug sich in der Berichterstattung nieder.
Gerade die Hürriyet hat bis heute eine deutliche Orientierung an der deutschen
Bildzeitung, was die Aufmachung und den Duktus der Artikel angeht.
Die türkischen Printmedien zu dieser Zeit boten hauptsächlich Informationen aus
dem Heimatland. Besonders gefragt waren bei dieser ersten Generation der
Migranten Artikel zur politischen Lage in der Türkei und neusten politischen
Entwicklungen im Herkunftsland. Dieses politische Bewusstsein, das gerade diese
Generation prägt, ist interessanterweise in der vergleichsweise gebildeteren
zweiten und dritten Generation nicht mehr so stark ausgeprägt.
1987 kam die rechtskonservative Türkiye auf den deutschen Markt. In den
neunziger Jahren gab es dann einen regelrechten Boom. 1990 kam die religiös
konservative Zaman mit Verbindungen zur Fetullah Gülen Bewegung (s. u.) auf
den Markt. 1995 folgten die linksorientierte Evrensel und die kurdischlinksorientierte Özgür Politika. Außerdem wurden seit 1990 die wöchentlich
erscheinende
Wirtschaftszeitung
Dünya
Hafta
und
die
linksliberale
Wochenzeitung Cumhuriyet Hafta in Deutschland verlegt. Die Zeitung Sabah
musste auf Grund wirtschaftlicher Probleme in der Türkei 2001 eingestellt
werden, ist aber seit 2006 wieder auf dem deutschen Markt erhältlich.
Insgesamt sind heute damit acht große, überregionale türkische Zeitungen in
Deutschland auf dem Markt. Zusätzlich existieren noch lokale Blätter, die mehr
oder minder regelmäßig erscheinen und auch wieder verschwinden. Diese
werden oft kostenlos in Arztpraxen, beim türkischen Einzelhändler oder in der
Moschee ausgelegt.
Auffallend ist, dass die türkischen Printmedien seit den 90er Jahren das gesamte
politische Spektrum und die Bedürfnisse unterschiedlicher Bildungshintergründe
und Schichten abdecken. Auch inhaltlich haben sich die Zeitungen an die
Situation der Migranten angepasst. Wie oben beschrieben stand zu Beginn der
Brückenschlag in die Heimat im Vordergrund. Da die Migranten jedoch hier in
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Deutschland geblieben sind, haben sich auch die türkischen Printmedien der
Situation angepasst. Es gibt mittlerweile in fast allen Zeitungen so genannte
Avrupa (Europa) Seiten, die sich einerseits den politischen und gesellschaftlichen
Leben im Aufnahmeland widmen. Die Hürriyet nahm hier schon in den siebziger
Jahren eine Vorreiterrolle ein. In diesem Rahmen werden die Belange der
türkischstämmigen
Migranten
aufgegriffen.
So
positiv
dies
ist,
entsteht
gleichzeitig ein Druck auf die Journalisten wie auch in die Gemeinschaft hinein:
die Zeitungen verstehen sich als die Anwälte der Gemeinschaft, als deren
Sprachrohr. Türkischstämmige Politiker, Intellektuelle und Journalisten werden
bei Kritik an den Türkischstämmigen in Deutschland oft angegriffen (s.u.). Die
türkischen Printmedien versuchten darüber hinaus auch Seiten auf Deutsch
anzubieten. Dieses Experiment blieb jedoch erfolglos und wurde schnell wieder
eingestellt. Ein ähnliches Experiment wagte die deutsche Zeitung TAZ im
September
2000
mit
dem
türkischen
Beilagenblatt
Persembe
zu
jeder
Donnerstagsausgabe. Aber auch hier wurde die Beilage im Sommer 2001 auf
Grund mangelnder Nachfrage wieder eingestellt.
Insgesamt sehen sich die türkischen Zeitungen in Deutschland mit der
Entwicklung
konfrontiert,
dass
gerade
die
dritte
Generation
der
Türkischstämmigen auf dieses Medium kaum zurückgreift. Waren die Printmedien
für die erste und zweite Generation noch zentral, geht ihre Bedeutung damit
eindeutig zurück. Die Zeitungen stehen vor dem Problem, auch die jungen
Türkischstämmigen, die Generation Internet, an sich zu binden.
2.3. Türkisches Fernsehen
Mit dem Empfang von türkischen Sendern via Kabel und später Satellit, vollzog
sich eine weitere Abwendung von muttersprachlichen Sendungen im deutschen
Fernsehen.
Anfang
der
neunziger
Jahre
blühten
zahlreiche
Sender
auf,
ausgerichtet an den unterschiedlichsten Zielgruppen. Bis heute ist das Fernsehen
das meistgenutzte Medium, 97% aller Türkischstämmigen geben an regelmäßig
türkische Sender zu sehen (erstaunlich hoch bleibt dabei die Rezeption
bestimmter Formate des deutschen Fernsehens mit 98%, dazu jedoch unten
mehr).
Zu Beginn dominierte der staatliche Sender TRT, bzw. TRT-INT die Szene, war er
doch seit 1991 an das deutsche Kabelnetz angebunden. Selbstverständlich war
er auch Sprachrohr des türkischen Staats. Hier wurden besonders Nachrichten
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und Informationssendungen ausgestrahlt sowie türkische Musik. Erklärtes Ziel
des Senders mit Sitz in Berlin war, das Band zwischen den Migranten und ihrem
Herkunftsland zu stärken. TRT-INT wurde in der Folgezeit sukzessiv vom Markt
verdrängt.
Die
aufstrebenden
Privatsender
boten
zumeist
ein
abwechslungsreicheres Programm, das stark kommerziell ausgerichtet war und
ist. Hier sind u.a. die Sender Kanal D (der wie die Zeitungen Hürriyet und Milliyet
zur einflussreichen Dogan Gruppe gehört), der konservative Sender TGRT, der
konservativ-religiös orientierte Kanal 7 oder die reinen Unterhaltungssender
Show TV und ATV zu nennen. Ein Musikkanal namens Kral-TV bietet sämtlich
türkische Musikrichtungen für ein junges Publikum, NTV und CNN-Türk senden
24 Stunden nur Nachrichten und Informationsprogramme. Alle diese Sender
haben ihr Ursprungsland
in der Türkei und unterliegen dort auch den
Bestimmungen des höheren Ausschuss für Rundfunk und Fernsehen. Die meisten
Sender unterhalten aber Studios in Deutschland und haben auch bestimmte
Kontingente im Sendeplan, die von den deutschen Studios genutzt werden.
Dagegen kommen TD 1 (Berlin), TürkShow (Köln) und Kanal Avrupa (Duisburg)
als Regionalsender komplett aus Deutschland.
2.4 Generation Internet
Gerade die dritte Generation nutzt auch verstärkt das Internet. Die aktuelle
Studie des WDR aus dem Jahr 2006 verweist darauf, dass gerade für die 14 bis
19jährigen der Computer oft das wichtigste Medium ist. Internetportale, die
sowohl Chatrooms als auch Nachrichten anbieten, befriedigen die Bedürfnisse der
Jugendliche, wie auch MSN. Zwei Internetportale richten sich dabei besonders an
die
zweisprachig
aufgewachsene
dritte
Generation:
Vaybee.de
und
Turkdunya.de. Beide Portale sind zweisprachig und werden damit auch teilweise
von deutschen Teenagern rezipiert.
Das Internet bietet zwei entscheidende Vorteile. Einerseits kann man mit
Freunden und Verwandten aus der Türkei in Realzeit reden und chatten. Damit
bekommt man Kenntnisse, die man aus anderen, langsameren Medien verzögert
oder gar nicht erhält. Wenn abends mit Verwandten aus der Türkei gechattet
wird, setzen sich auch andere Familienmitglieder dazu, die selber kaum oder gar
nicht mit dem Internet arbeiten. Andererseits
kann man
auch aktuelle
Nachrichten jeder Zeit abfragen, inklusive des Promi Klatschs und Tratschs, den
die türkischen Jugendlichen genauso schätzen wie alle anderen Teenager auch.
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3. Medienrezeption
Will man die Frage nach der medialen Ghettoisierung, den Vor- und Nachteilen
der Vielfalt der türkischen Medien beantworten, lohnt es sich, die Rezeption der
Medien zu untersuchen. Hier stehen verschiedene Umfragen und Analysen zur
Verfügung. Besonders rekurriert wird in diesem Infodienst auf die oben bereits
erwähnte Studie des WDR aus dem Jahr 2006. Aber auch das Zentrum für
Türkeistudien
hat
seit
Jahren
Daten
zum
Mediennutzungsverhalten
der
Türkischstämmigen gesammelt.
Vorausgeschickt werden muss an dieser Stelle, dass der vielbeschworene Weg in
die Ghettoisierung nicht statt gefunden hat. Wie bereits oben erwähnt, nutzen
Türkischstämmige in Deutschland deutsche und türkische Medien gleichermaßen
und auch gleich stark. Tatsächlich werden die Medien komplementär genutzt –
verschiedene Formate werden jeweils in den deutschen und türkischen Medien
rezipiert.
Um diese komplementäre Medienrezeption genauer zu erfassen, muss einerseits
nach Generation, aber auch nach Medienformat und Kenntnis der deutschen
Sprache unterschieden werden.
Das Zentrum für Türkeistudien schließt aus
seiner Datenbasis von 2004 a) die hohe Anzahl der Nutzung deutscher und
türkischer Medien bei Männern aus der zweiten und dritten Generation, die
zumeist auch eine recht gute Schulbildung haben und b) dass eher Frauen und
Migranten der ersten Generation mit wenig Schulbildung ausschließlich auf
türkische Medien zurückgreifen. Obwohl dieses generelle Bild in die richtige
Richtung geht, vereinfacht es das Mediennutzungsverhalten stark und betont
Unterschiede, die relativ gering sind.
Die Studie des WDR differenziert hier stärker, wenn auch nur für den Sektor
Fernsehen und Hörfunk. Hier fällt auf, dass unabhängig von Altersgruppe und
Bildung sehr gerne türkische Unterhaltungssendungen und Filme gesehen
werden. Türkische Serien und alte türkische Filme werden sowohl von Männern
wie auch Frauen, Rentnern wie Handwerkern oder Akademikern am liebsten in
der Familie gesehen. Dabei spielt die soziale Komponente die entscheidende
Rolle:
gemeinsames
Fernsehen
gibt
Geborgenheit,
Zusammenhalt
und
„idealisierte Heimatverbundenheit“. Auch die (im deutschen Fernsehen oft
vermisste) Emotionalität der türkischen Serien und Filme ist ausschlaggebend.
Durch alle Generationen empfinden die Türkischstämmigen das deutsche
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Fernsehen als rationaler und glaubwürdiger. Deswegen wird das deutsche
Fernsehen oft eingeschaltet, wenn es um Wissensaneignung geht. Gerade
Informationssendungen
deutschen
und
Fernsehlandschaft
natürlich
die
erfreuen
sich
Tagesschau
großen
als
Urgestein
Zuspruchs.
der
Allerdings
überwiegt hier die Gruppe der 20-49 jährigen, also die zweite und Teile der
dritten Generation. Nachrichten und Informationsformate (die weit gefasst
werden) geben auch im Alltag Orientierung. Damit werden sie einem zweiten
zentralen
Bedürfnis
der
Türkischstämmigen
gerecht,
nämlich
eine
Orientierungshilfe zu sein.
Gerade Türkischstämmige der ersten Generation weisen ein starkes Interesse an
Nachrichten auf und rezipieren diese, wenn dies sprachlich möglich ist sowohl im
deutschen, wie auch türkischen Fernsehen. Sie kaufen sich auch stärker die
Printmedien, die von jüngeren Türkischstämmigen der dritten Generation nur am
Rande rezipiert werden. Unterhaltungsformate nutzen sie fast ausschließlich in
den türkischen Medien.
Sprachkenntnisse
sind
insgesamt
entscheidend.
Wer
in
Deutschland
aufgewachsen ist wird alleine oft deutsches Fernsehen sehen. Menschen, die
eher Türkisch sprechen können als Deutsch, sehen dagegen lieber türkisches
Fernsehen. Damit sind das Alter der Rezipienten und die Frage, ob sie in
Deutschland oder der Türkei aufgewachsen sind, entscheidender als die
tatsächliche Schulbildung. Auch in Deutschland aufgewachsene Türken der
zweiten und dritten Generation mit schlechtem Schulabschluss sehen oft
deutsches Fernsehen. Spaß und Spannung sind das entscheidende Moment. Die
jüngere Generation sieht deswegen genau wie ihre deutschen Altersgenossen
gerne deutsche Soaps, amerikanische Sitcoms oder Filme im deutschen
Fernsehen.
4. Chancen und Probleme der türkischen Medien
Vor dem Hintergrund der Vielfalt der türkischen Medien und deren starken
Nutzung sollen nun kurz die Chancen und Probleme dieser Medienlandschaft
erörtert werden.
Fakt ist, dass die mediale Ghettoisierung nicht statt gefunden hat. Die Frage
bleibt jedoch bestehen, ob die Integration der Türkischstämmigen in die
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deutsche Gesellschaft durch die Medienlandschaft unterstützt wird oder nicht.
Desgleichen muss aber auch die Frage beantwortet werden, was die deutschen
Medien tun, um Integration zu erleichtern.
Wenn man mit dieser Frage beginnt, dann muss eindeutig darauf hingewiesen
werden, dass die deutschen Medien den Migranten keine wirkliche Plattform
bieten, ihre Interessen, aber auch ihre Probleme zu artikulieren. Dies bieten nur
die türkischen Medien. Hier ist wiederum einzuwenden, dass trotz aller
Entwicklungen in den letzten Jahren der Schwerpunkt türkischer Medien in
Deutschland immer noch auf der Türkei liegt. Daran ändern Avrupa Seiten in der
Zeitung und auch Sendezeiten für Sendungen aus und über Deutschland bei den
türkischen Kanälen wenig. Die Priorität liegt auf der Türkei. Damit werden
Defizite, was das Wissen um deutsche Politik, deutsche Gesellschaft und Kultur
betrifft, nur rudimentär behoben. Hier müssen sich Türkischstämmige an die
deutschen Medien wenden. Das funktioniert aber nur, wenn ausreichende
Sprachkenntnisse vorhanden sind, was gerade die erste Generation und durch
Heirat nach Deutschland kommende Türken betrifft. Hier wirkt die Vielfalt der
türkischen Medien, die zur Verfügung stehen, dem Druck Deutsch lernen
entgegen.
Ob diese Vielfalt aber auch die Sprachdefizite der türkischen Kinder der dritten
Generation erklärt ist bei Experten umstritten. Relevant an dieser Stelle wäre
vielleicht einmal zu fragen, wie oft und welche deutschen Sendungen sich Kinder
ansehen und inwieweit sie in ihrem Alltag ansonsten Deutsch sprechen. Allein die
Nutzung türkischer Medien hier für die Probleme der Kinder verantwortlich zu
machen ist zu einfach. Stattdessen kann gerade für Heranwachsende von den
türkischen Medien ein positiver Impuls ausgehen. Diese Medien unterstützen die
Ausbildung der eigenen Identität als Türkischstämmiger. Damit geben sie eine
Orientierungshilfe. Allerdings muss hier nochmals kritisch angemerkt werden,
dass die türkischen Medien der Identität als Türkischstämmiger in Deutschland
stärker
Rechnung
tragen
könnten.
Die
Diasporakultur
ist
immer
noch
Randthema, der starke Fokus auf der Türkei erschwert die Integration.
Positiv vermerkt werden muss noch, dass durch die Mediennutzung die türkische
Sprache gepflegt wird. Viele junge Türkischstämmige beklagen ihre Defizite in
dieser Sprache. Die Medien eröffnen ihnen die Möglichkeit Kompetenzen zu
konsolidieren und auszuweiten. Allerdings dürfen die Kompetenzen nicht allein in
der türkischen Sprache gestärkt werden – die Defizite hinsichtlich der deutschen
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Sprache müssen auch behoben werden.
Insgesamt kann also nicht gefolgert werden, dass die türkischen Medien
insgesamt einer Integration im Wege stehen – aber auch nicht, dass sie die
Integration unterstützen. Hier muss, wie oben erwähnt stark nach dem Format
und Inhalt der einzelnen Sendungen unterschieden werden. Umgekehrt sind
deutsche Medien in dem Feld der Integration auch nicht erfolgreicher. Der
Fairness halber sollte jedoch auch angemerkt werden, dass es fraglich ist, ob
dies Aufgabe der Medien ist. Medien dienen der Information und Unterhaltung.
Dieser Funktion kommen die deutschen und türkischen Medien ihrer Zielgruppe
gegenüber
nach.
Ob
Medien
dagegen
eine
Bildungs-
oder
sogar
Integrationsfunktion wahrnehmen müssen (oder können) ist strittig. Irfan Ergi,
Redakteur bei der Zeitung Milliyet, schlägt deswegen vor, eine solche Aufgabe zu
verlagern. Seine Idee ist ein deutsch-türkischer Fernsehkanal, vergleichbar mit
Arte. Hier würden Deutsche und Türken zusammenarbeiten und den Zuschauern
die
jeweils
andere
Kultur
näher
bringen.
Allerdings
sollte
dabei
der
Unterhaltungsfaktor nicht zu kurz kommen, um nicht an den Zielgruppen vorbei
zu senden.
Neben der oben diskutierten Integrationsproblematik werfen die türkischen
Medien noch andere Fragen auf. Anhand zweier Printmedien, dem Massenblatt
Hürriyet und der konservativ islamischen Zaman, sollen zwei weitere Themen
kurz beleuchtet werden: die Problematik der populistischen und der religiösen
Presse.
4.1 Schlaglicht: „Hürriyet“
Die Zeitung Hürriyet, die zur Dogan-Media-Gruppe gehört, ist seit ihrem
Erscheinen in den siebziger Jahren die auflagenstärkste Zeitung. In einer
Befragung von 2001 gaben fast 40% aller Türkischstämmigen an, die Zeitung zu
lesen.
Da
unter
den
Türkischstämmigen
die
„Buschtrommel“
aber
eine
entscheidende Rolle spielt, dürfte der Einfluss der Hürriyet weiter reichen. Sie gilt
als einer der Meinungsmacher in der türkischen Gemeinschaft. Um so mehr ist es
wichtig, ihre Berichterstattung kritisch zu beleuchten.
Von Format und inhaltlicher Schwerpunktsetzung wie auch dem Duktus nach
ähnelt die Hürriyet stark anderen Blättern der Yellow Press, wie der Bild oder der
englischen Sun. Dies schlägt sich auch in der Berichterstattung nieder, für die die
Zeitung bis 2001 Rügen vom deutschen Presserat erhielt. Generell pflegt die
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Zeitung sich als Sprecher der Deutsch-Türken zu sehen und will deren Interessen
artikulieren. Wie bereits oben angeführt realisiert sich dies in einem starken
Druck, der besonders auf die türkische Gemeinschaft ausgeübt wird. Nach dem
Motto „Wenn du nicht für uns bist, bis du gegen uns“ greift die Zeitung Deutsche
und Türken an, die Kritik an der türkischen Gemeinschaft in Deutschland üben.
2001 versuchte der damalige Bundespräsident, Johannes Rau, auf die DoganMedia-Gruppe einzuwirken. In einem persönlichen Gespräch mit dem Verleger
Aydin Dogan wurde eine faire Berichterstattung über deutsche Politiker und
deren Äußerungen vereinbart. Damit wurde bei Hürriyet ein Prozess in Bewegung
gesetzt, der im Wechsel des Chefredakteurs gipfelte. Seitdem hat sich die
Berichterstattung zu deutscher Politik geändert. Dies heißt jedoch nicht, dass die
Zeitung insgesamt das Niveau der Artikel gehoben hat. Erst 2005 sahen sich die
prominenten türkischen Frauenrechtlerinnen Necla Kelek, Seyran Ates und Serap
Cileli einem wahren Spießrutenlauf ausgesetzt. Dabei hielt sich Hürriyet im
Rahmen der Diffamierung an ein bewährtes Muster: LeserInnen werden
systematisch aufgehetzt, dann kommen hochrangige Mitglieder der Gemeinschaft
und Verwandte zu Wort. Gleichzeitig startete das Blatt selbst eine Kampagne
gegen häusliche Gewalt. Der deutschen Öffentlichkeit war diese Situation
natürlich nicht bekannt. Ähnlich agiert das Blatt, wenn der Völkermord an den
Armeniern zur Sprache kommt oder ähnliche „kritische“ Themen. Cem Özdemir
fragte sich deswegen zu Recht in seinem Artikel in der Zeit, ob seriöse
Berichterstattung bei der Hürriyet nicht „bloße Kosmetik“ sei. Zumindest
erstreckt sich die Liberalisierung nach 2001 nur auf Deutsche.
Nichtsdestotrotz, als deutscher Politiker kommt man an der Hürriyet nicht vorbei,
wenn man die Türkischstämmigen erreichen möchte. Man muss die Zeitung
jedoch einordnen können und die Kompetenz zeigen, die wirklich kritischen
Themen (Gewalt gegen Frauen, Armenierfrage, etc.) außen vor zu lassen.
4.2 Schlaglicht: „Zaman“
Die 1986 gegründete wertekonservative Zaman, die seit 1990 auf dem
deutschen Markt ist, wird oft mit der FAZ oder der deutschen Zeit verglichen,
was das Niveau ihrer Artikel und features angeht. Zahlreiche deutsche wie auch
türkische Journalisten loben die Zeitung und sehen sie als das einzig wirklich
anspruchsvolle
türkische
Nachrichtenblatt
auf
dem
deutschen
Markt.
Dementsprechend ist das Klientel der Leserschaft. Die Zeitung unterhält auch
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landessprachliche Ausgaben in Zentralasien, der Kaukasus-Region und den USA.
Seit September 2006 gibt es zusätzlich eine online Ausgabe „Today´s Zaman“.
Nicht wahrgenommen wird dabei, dass die Zeitung seit 1988 der Fetullah Gülen
Bewegung nahe steht. Diese Bewegung vertritt offiziell einen gemäßigten Islam
und wurde vom islamischen Prediger Fetullah Gülen Ende der siebziger Jahre
gegründet. Für seine Anhänger ist Gülen der Reformator des liberalen Islams.
Kritiker werfen ihm seine Haftstrafe in der Türkei vor, die er 1999 verließ, um in
die USA zu emigrieren. Er wolle die laizistische türkische Republik untergraben
und habe als Ziel einen islamischen Staat. Aufhänger dafür ist ein 1999 geheim
gefilmter Auftritt von Gülen in dem er seine Anhänger zur Geduld auffordert und
sie anhält, einflussreiche Positionen im türkischen Staat an sich zu bringen. Dem
Prozess konnte sich Gülen durch Emigration entziehen. 2006 wurde er in
Abwesenheit freigesprochen.
Gülen stellt sich nicht gegen westliche Technologie und westliches Wissen,
sondern integriert sie in sein Islamverständnis. Dieser Verhaltenszug ist jedoch
nicht
Merkmal einer
unbedingten
Liberalität
–
auch
Islamisten
möchten
westliches Wissen und die Technologie gerne abschöpfen. Genau wie diese lehnt
Gülen einige westliche Erkenntnisse auch vehement ab, so z.B. den Darwinismus.
Bekannt ist er in westlichen Kreisen hauptsächlich für sein Engagement im
christlich-islamischen Dialog. Hier trifft er weltweit mit hochrangigen Politikern
und Geistlichen zusammen.
Es ist nicht vollkommen klar, wie eng die Verbindung zwischen der Fetullah Gülen
Bewegung und der Zaman wirklich sind. Da die Zeitung in intellektuellen
türkischen Kreisen in Deutschland gerne gelesen wird, sollte man sie zur
Kenntnis nehmen und als Politiker keinen Bogen um sie machen. Es empfiehlt
sich bei Kontakten zur Zaman - genau wie bei der Hürriyet – nur eine gewisse
Vorsicht walten zu lassen.
5. Türkische Journalisten in Deutschland
Zurzeit arbeiten in Deutschland ungefähr 130 türkische Journalisten. Teilweise
sind sie für deutsche Medien tätig, teilweise arbeiten sie für die türkischen
Medien. Sowohl von türkischer wie auch deutscher Seite wird immer wieder
beanstandet, dass es wenige Türkischstämmige in die großen deutschen
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Redaktionen schaffen.
Tatsächlich
bringt
entscheidende
der
türkische
Hintergrund
Vorteile.
Einerseits
verfügen
diesen
sie
über
Journalisten
die
aber
interkulturelle
Kompetenz und das persönliche Insiderwissen. Andererseits können sie gerade
beim türkischen Gesprächspartner Nuancen herausfiltern – und sei es nur durch
die Sprachkompetenz – die deutschen Journalisten verborgen bleiben. Außerdem
werden sie von der türkischen Gemeinschaft wahrgenommen und das wird
geschätzt. Ihnen traut man von türkischer Seite Kompetenzen zu, die man –
vielleicht auch fälschlicherweise – einem deutschen Journalisten nicht zutrauen
würde. Die deutschen Medien werden dadurch attraktiver.
Die Journalisten der türkischen Medien, vor allem der Presse, sind größtenteils
nur nebenberuflich als Journalisten tätig. Das schlägt sich natürlich auch in der
Berichterstattung nieder – die Journalisten haben weniger Zeit Texte abzufassen
und oft auch keine mit deutschen Standards vergleichbare Ausbildung.
Problematisch bleibt der Druck von Medien und der türkischen Gemeinschaft auf
türkischstämmige Journalisten – egal ob sie in der deutschen oder der türkischen
Presse arbeiten. Kritischer Journalismus ist bei der türkischen Presse und der
Diasporagemeinschaft weniger gefragt, wenn er auf sensible Themen zielt.
Umgekehrt ist es für Türkischstämmige in den deutschen Medien auch nicht
leicht, die türkische Diasporagemeinschaft und die Muslime im Allgemeinen
immer von der negativen Seite präsentiert zu sehen, nach dem Schema „Only
bad news are good news.“. Außerdem wird man als türkischer Journalist sehr
schnell der „Quotentürke“, der immer über islamische und türkische Themen
berichten darf, weil das ja „seine“ Kultur ist – was beispielsweise für einen
ausgebildeten Sportjournalisten schon frustrierend sein kann.
Die türkischen Journalisten in Deutschland haben sich mittlerweile organisiert.
2002 entstand auf Initiative eine Gruppe in Frankfurt am Main der Bund
türkischer
Journalisten
in
Europa
(ATGB)
für
Journalisten
aus
allen
Medienbereichen. Ziel des Bundes ist die Unterstützung der Pressemitarbeiter,
u.a.
durch
Fortbildungsmaßnahmen,
aber
auch
die
Förderung
der
journalistischen Ethik. Sowohl der Vorsitzende, wie auch dessen Stellvertreter
gehören zur Milliyet. Es sind aber auch freie Journalisten und Vertreter anderer
Medien im Vorstand.
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6. Umgang mit türkischen Medien
Was bedeuten nun diese Ausführungen für die praktische Arbeit eines deutschen
Politikers? Grundsätzlich wird an den Ausführungen zweierlei deutlich. Wenn man
die türkischstämmige Zielgruppe erreichen möchte, kommt man an den
türkischen Medien nicht vorbei. Darüber hinaus empfiehlt es sich im Hinterkopf
zu behalten, mit welchen Medien man gerade zu tun hat, damit man in kein
Fettnäpfchen tritt.
Um an türkische Journalisten vor Ort heranzutreten, muss man natürlich
herausfinden, welche Medienvertreter vor Ort sind. Dafür genügt oft ein Anruf bei
den Zentralen der Medienkonzerne in Frankfurt. Wer darüber hinaus auch wissen
möchte, ob es kostenlose Wochenblätter vor Ort gibt oder eventuell einen lokalen
Fernseh- oder Radiosender (zumeist in den Großstädten), der kann an die
örtlichen Ausländerbeiräte herantreten oder sich bei einem Moscheeverein
erkundigen. Wenn man zu einem Ereignis die türkischen Medienvertreter einlädt,
dann bietet es sich an, sowohl eine Einladung an die Zentrale, wie auch an den
konkreten Vertreter zu senden und telefonisch nachzuhaken. Selbstverständlich
macht es mehr Sinn bei einem lokalen Ereignis die Printmedien oder eventuell
auch noch eine lokale Fernsehstation einzuladen.
Dogan Media GmBH
An der Brücke 20 – 22
06105 - 3270
(Hürriyet, Milliyet, Posta, 64546 Möhrfelden-Walldorf
Kanal D, CNN-Türk)
Zaman
Sprendlinger Sandstraße 107- 069 - 30034310
109
63069 Offenbach
Ihlas Media & Trade
Starkenburger Straße 7-9
(Türkiye, Post)
64546 Möhrfelden-Walldorf
AYPA-TV
Luther Platz 4
06105 - 98130
030 - 2427272
13585 Berlin
TGRT EU
Starkenburgstr. 7-9
06105 - 98130
64546 Möhrenfeld-Walldorf
Kanal Avrupa
Businesspark Niederrhein
Dr.-Detflef-Karsten-Rohwedder Straße 9
02065 - 25420
Almanya Infodienst No. 4
17
47228 Duisburg
Samanyolu TV
02163 - 44 85 60
Türk Show
Walther Straße 49-51
0221 - 492960
51069 Köln
TD-1
Pankstraße 43
030 - 46008100
13357 Berlin
ATV
0171 - 5319141
Ansprechpartner ist Engin
Sakal
Wichtig ist das Thema der Veranstaltung. Der Presseauftakt einer Maßnahme zur
besonderen Förderung von Migrantenkindern, der Besuch der örtlichen Moschee
oder eine Preisverleihung, bei der Türkischstämmige den ersten oder zweiten
Preis bekommen, sind interessante Themen für die türkische Presse. Es wurde ja
bereits im Abschnitt zur Medienrezeption deutlich, dass Türkischstämmige oft
emotional aufgeladene Sachverhalte mehr schätzen als bloße Fakten. Sehr gut
ist ein Anlass, bei dem man präsentieren kann, dass man als deutscher Politiker
für
die
Türkischstämmigen
konkret
etwas
tut.
Beim
Umgang
mit
den
Medienvertretern ist ein gewisses Maß an Sensibilität erforderlich. Problematische
Themen sollten deswegen nicht gleich bei einem Erstkontakt thematisiert
werden. Darüber hinaus spielt der persönliche Kontakt in der türkischen
Gesellschaft eine größere Rolle, als dies in der deutschen Kultur der Fall ist. Das
persönliche Beziehungsgeflecht ist oft entscheidend. Deswegen sollte ein
deutscher Politiker auch einen Medienvertreter nicht nur als „Journalisten“
behandeln. Das heißt nicht, dass man private Dinge austauschen muss. Aber es
lohnt sich, eine langfristige Beziehung zum Journalisten aufzubauen. Die
türkischen
Medien
haben
nicht
so
viele
Vertreter
wie
die
deutschen,
dementsprechend wird man sich öfter wieder treffen. Zu einem sehr wichtigen
Anlass die Vertreter der türkischen Medien zu einem Essen einzuladen – am
besten in ein türkisches Restaurant – wirkt sich natürlich auf die Beziehung aus
und wird positiv gewertet.
Verfasserin des vorliegenden Textes:
Patricia Foertsch
MA Islamwissenschaft
imap Institut, Düsseldorf

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