IHOA 29-2011

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IHOA 29-2011
Informationen aus dem Integrationsbüro der Stadt Hilden
Ausgabe 29/11, Februar 2011
Runder Tisch gegen Extremismus
Integrationsbüro Hilden online-aktuell, Ausgabe 29/10, Februar 2011
Runder Tisch gegen Extremismus
Bildung ist die beste Prävention
Das Auftreten von Mitgliedern einer salafistischen Gruppierung, die
vom Verfassungsschutz beobachtet wird, in einer Hildener Moscheegemeinde vor einigen Monaten hatte für Besorgnis und
Schlagzeilen gesorgt. Mehrfach hatte der Vorsitzende des Vereins
„Marokkanischer Freundeskreis Hilden e.V.“, Mohamed Bouziani,
erklärt, wie es dazu gekommen war. Vertreter der Stadt führten
darauf hin klärende Gespräche mit den drei Hildener Moscheevereinen und auch der Integrationsrat beschäftigte sich mit dem Thema. Dort stellte die Stadt letztendlich die Idee vor, an einem Runden Tisch mit den islamischen Vereinen in einen Dialog zum Thema Extremismus einzusteigen. Dieser Runde Tisch fand nun letzten Samstag im Rathaus statt. Dass dem Thema auf allen Seiten
große Bedeutung zugemessen wird, zeigte die Besetzung: Bürgermeister Horst Thiele, Sozialdezernent Reinhard Gatzke, die Leiterinnen der Ämter für Soziales und Integration und Jugend, Schule
und Sport, Monika Klemz und Noosha Aubel, der interkulturelle
Berater der Stadt, Mohammed Assila, und Tobias Wobisch vom
Integrationsbüro vertraten die Stadtverwaltung; von der Türkisch
Islamischen Gemeinde zu Hilden e.V. erschien der Vorsitzende
Erhan Akyol mit Vorbeter Mustafa Asan und weiteren Vorstandsund Jugendvertretern, vom Marokkanischen Freundeskreis kam
der Vorsitzende Mohamed Bouziani mit Imam und weiteren Interessierten und von der Islamischen Gemeinde Hilden e.V. kam deren Vorsitzender Ahmed Tazi mit weiteren Mitgliedern. Für den
Integrationsrat waren deren 1. und 2. Vorsitzende Güler Ayranci
und Hafssa El Hasbouni gekommen.
Nach der Begrüßung in der er sich für das Interesse und das zahlreiche Erscheinen bedankte, lobte Bürgermeister Thiele die Tradition des guten Miteinanders in Hilden. Er verwies darauf, dass der
Christlich-Muslimische Dialog im Vorjahr mit dem Integrationsförderpreis der Stadt ausgezeichnet worden war. Er bat um einen vertrauensvollen und offenen Austausch.
Der Beigeordnete Gatzke erläuterte die Bedeutung des Auftretens
der salafistischen Gruppe und welche Ängste und Sorgen dadurch
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ausgelöst worden waren. Er betonte auch, dass sich alle Vereine
rasch und gleichermaßen von den Inhalten des Salafismus und von
Extremismus im Allgemeinen distanziert hatten. Mohamed Bouziani, in dessen Gemeinde die Extremisten aufgetreten waren, erläuterte noch einmal, wie es dazu kommen konnte. Junge Muslime,
die besser Deutsch als ihre Muttersprache beherrschen, hatten den
Wunsch geäußert, deutschsprachige Redner einladen zu dürfen.
Welcher Gruppe diese Redner angehörten, war schlicht nicht bekannt. Erst der geplante Umzug nach Mönchengladbach im vorigen
Jahr hätte die Gruppe „Einladung zum Paradies“ überregional bekannt gemacht. Unabhängig von dem Aufruhr, der in Hilden entstanden war, so Bouziani, hatte sich der marokkanische Verein
längst entschlossen, ihnen kein weiteres Mal ein Podium zu bieten.
„Die gefielen uns einfach nicht. Wir hatten kein gutes Gefühl. Den
Namen „Einladung zum Paradies“ hörten wir Anfang 2010 dann
zum ersten Mal.“
Zu den anderen beiden islamischen Vereinen hatten die Extremisten keine Kontakte geknüpft. Deren Vorsitzende Erhan Akyol und
Ahmed Tazi erklärten, dass ihr Islamverständnis keinen Platz lasse
für eine Zusammenarbeit mit Extremisten. Mit berechtigtem Stolz
präsentierte Akyol einen prall gefüllten Ordner mit Artikeln, die über
das Engagement der türkischen Gemeinde seit dem Bau der Moschee vor etwas mehr als zehn Jahren berichten – eine beeindruckende Dokumentation.
Trotz eindeutiger Worte wurde dennoch eine gemeinsame Aufgabe
gesehen:
Der Sympathie vieler junger Muslime und Nichtmuslime für die religiösen Extremisten, die einfache Antworten auf komplexe Fragen
parat haben, gilt es zu begegnen. Hier knüpfte der Beitrag Mohammed Assilas an, der leidenschaftlich und engagiert beschrieb, warum die Moscheegemeinden sich intensiver als bisher dem Thema
Bildung widmen müssten. „Natürlich“, so der Pädagoge Assila „ist
dies ein anspruchsvoller Prozess, der berücksichtigen muss, dass
die Vereine einmal zum Zweck der Kulturpflege und zur Ausübung
der Religion gegründet wurden“. Dabei strich er heraus, welch hohen Stellenwert die Bildung, „das Streben nach Wissen“, im Islam
besitze. Insofern trage ein solches Engagement durchaus religiö-
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sen Pflichten Rechnung. Assila unterbreitete zahlreiche Vorschläge
dazu, wie Formen der Kooperation aussehen könnten, wie z.B. regelmäßige Kontakte der Moscheen mit Schulleitungen. Er lobte
ausdrücklich die Hildener Infrastruktur im Bereich Bildung und Integration, die Kooperationen maßgeblich vereinfache. Mit seinen
Ausführungen stieß Assila auf breite Zustimmung. Erhan Akyol
und Fatih Karci vom türkischen Verein hatten sich im Vorfeld des
Runden Tischs ihrerseits zahlreiche Projektideen überlegt. Bemerkenswert: In einem Projekt soll Jugendlichen des Vereins die Geschichte Hildens näher gebracht werden, was deren Identifikation
mit ihrer Heimat stärken soll.
Die islamischen Vereine freuten sich, erstmalig in einen offiziellen
Austausch miteinander gekommen zu sein. – insgesamt wurde ein
großes Interesse signalisiert, den Runden Tisch fortzusetzen. Diese Fortsetzung wird im Spätsommer / Herbst erfolgen; eine Arbeitsgruppe wird die Sitzung aufbauend auf den Ideen Assilas und Akyols vorbereiten. Tobias Wobisch vom Integrationsbüro freute sich,
dass der eigentlich negative Anlass für den Runden Tischs nun in
eine positiven Zusammenhang gebracht wird: “Wir kamen, um über
Extremismus zu beraten und sind nun dabei, der Bildungsarbeit in
Hilden einen wichtigen Impuls zu geben.“ Abschließend unterzeichneten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Erklärung zum Engagement gegen Extremismus (rechte Seite).
Ausländische Berufsqualifikation
Fragen und Antworten zur Anerkennung
Der Westdeutsche Handwerkskammertag hat einen Ratgeber
heraus gegeben, der die wichtigsten Antworten auf Fragen enthält,
die die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen betreffen. Der Ratgeber kann als pdfDatei beim Integrationsbüro angefordert werden. Email an:
[email protected]
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Autorenlesung mit Melda Akbas
„Zwischen Moschee und Minirock“
„Ich bin Türkin, aber ich bin Deutsche“ - so beschreibt Melda Akbas
ihr Leben zwischen muslimischer Tradition und westlicher Freiheit.
Auf den ersten Blick scheint sie eine normale junge Frau in Berlin
zu sein: Sie lernt für das bevorstehende Abitur, macht sich Gedanken über ein Studium, plant, aus der Wohnung ihrer Eltern auszuziehen, trifft sich mit Freundinnen zum Shoppen und Feiern. Doch
das ist nur die eine Seite. Denn gleichzeitig ist sie eine Achtzehnjährige, die mehr will und mehr macht als andere, die sich als stellvertretende Schulsprecherin engagierte und im Bezirksschülerausschuss und für die Türkische Gemeinde in Deutschland ein bundesweit beachtetes Projekt auf die Beine stellte. Und dann ist da
noch dieses Gefühl, das ihr immer wieder zu schaffen macht: das
Gefühl, zwischen allen Stühlen zu sitzen – als Türkin, als Deutsche, als Tochter, als Frau. Melda Akbas erzählt von ihrer Familie,
in der von streng islamgläubig bis überzeugt atheistisch alle Ansichten vertreten sind. Sie schildert scheinbar gewöhnliche Sorgen
zwischen Verliebtheit und Prüfungsstress, die in ihrem Fall jedoch
tiefer gehen. Und sie beschreibt Alltagserfahrungen in ihrer Geburtstadt Berlin, wo sie häufig immer noch als „Fremde“ gesehen wird
und mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Melda Akbas liefert einen authentischen Blick auf das Leben einer Migrationsfamilie, die trotz
allem in Deutschland ihre Heimat gefunden hat. Ihre Lebensgeschichte zwischen Moschee und Minirock zeigt, dass Integration
funktionieren kann – allerdings nur mit viel Mut, Ausdauer und auch
Glück. „Vielleicht ist das mein Dilemma. Für Deutsche bin ich eine
Türkin, für Türken eher eine Deutsche. Weder Baum noch Borke.
Nichts Richtiges. Ein Zwischending. Ich kann weder das eine noch
das andere sein, ohne mich teilweise selbst zu verleugnen, aber
beides geht eben auch nicht.“
Am Dienstag, 29.03.2011 stellt Melda Akbas ab 19.30 Uhr ihr Buch
„So wie ich will – Mein Leben zwischen Moschee und Minirock“ in
der Stadtbücherei Hilden vor und lädt das Publikum ein, mit ihr darüber zu diskutieren. Eintrittskarten im Wert von € 5,- sind an der
Abendkasse erhältlich. Für Inhaber des Itterpasses ist die Veranstaltung kostenfrei.
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Melda Akbas
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50 Jahre Anwerbeverträge
Erzählcafé der türkischen Senioren
Diplomaten bei der Unterzeichnung
von „Gastarbeiter-Verträgen“
Foto: Rolf Unterberg
Impressum
Integrationsbüro Hilden onlineaktuell (IHOA) ist eine Publikation
der Stadtverwaltung Hilden,
Amt für Soziales und Integration
Herausgeber und v.i.S.d.P.
Der Bürgermeister der
Stadt Hilden
Redaktion
Reinhard Gatzke
(Beigeordneter und Sozialdezernent) und das Team des
Integrationsbüros:
Marita Keko, Tel.: 02103/ 72-572
Michaela Neisser,
72-573
Tobias Wobisch,
72-561
Titelbild:
Tobias Wobisch
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bitte per Email an:
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1961 kamen die ersten Menschen aufgrund des Anwerbeabkommens aus der Türkei nach Deutschland. „Gastarbeiter“ wurden sie
lange Zeit genannt, da davon ausgegangen wurde, dass sie nach
einigen Jahren in die Heimat zurück gehen würden. Statt dessen
wurden viele in Deutschland heimisch und gründeten Familien. Viele Biographien sind ähnlich aber nie gleich. Ein Grund dafür, dass
die Türkisch Islamische Gemeinde Hilden e.V. dazu einlädt, im
Rahmen eines öffentlichen Erzählcafés der Geschichte und den
Schilderungen von Migranten „der 1. Stunde“ zuzuhören. Herzlich
eingeladen sind alle, die Interesse haben am 12. Februar um 17:00
Uhr in die Räumlichkeiten der Moschee an der Otto-Hahn-Str. 32.
Bilder und Holzarbeiten im Bürgerhaus
Künstlerin Fatima Mesdour stellt aus
Im Rahmen der Reihe "Kultur der Länder" zeigt eine Ausstellung
vom 24.03. - 16.04. Bilder und Holzarbeiten der Künstlerin Fatima
Mesdour in der Städtischen Galerie im Bürgerhaus, Mittelstr. 40.
Die Ausstellung wird am 24.03. um 18:30 Uhr eröffnet. Die Eröffnung ist öffentlich.
Termine
10. Februar, 19:30 Uhr, Verleihung des Förderpreises Integration, Stadtbücherei, Nove-Mesto-Platz 3 (siehe Seite 6)
12. Februar, 17:00 Uhr, Erzählcafé der türkischen Senioren
Türkisch-Islamische Gemeinde e.V, Otto-Hahn-Str. 34 (siehe oben)
17. Februar, 18:00 Uhr, Sitzung des Integrationsrates
(öffentlich), Ratssaal des Bürgerhauses, Mittelstraße 40
24. März, 18:30 Uhr, Eröffnung der Ausstellung von Fatima
Mesdour, Bürgerhaus Mittelstr. 40 (siehe oben)
29. März, 19:30 Uhr, Lesung der Autorin Melda Akbas,
Stadtbücherei, Nove-Mesto-Platz 3, Mittelstraße 40 (siehe Seite 7)
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