Ausgabe Juli/August 2010 - Berliner Behindertenzeitung
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Ausgabe Juli/August 2010 - Berliner Behindertenzeitung
Ausgabe Juli/August 2010 21. Jahrgang 2010 Postvertriebsstück A 11 803 Berliner Behinderten-Zeitung ehemals BERLIN KONKRET Herausgeber: Berliner Behindertenverband e.V. „Für Selbstbestimmung und Würde“ BBZ www.berliner-behindertenzeitung.de Jahres-Abonnement: 15 EURO • Einzelpreis: 1,50 EURO Sensationelle Erkenntnis des Deutschen Schwimmverbandes: Liebe Leserinnen und Leser der BBZ Behinderte SchwimmerInnen leisten mehr als Nichtbehinderte I n den Monaten Juli und August erscheint wie jedes Jahr unsere Doppel-Ausgabe für die Sommermonate. Sicherlich können wir mit ihr auch an heißen und bewegten Sommertagen für unsere Leser eine interessante Lektüre bieten. Die nächste Ausgabe der BBZ wird Anfang September erscheinen. Wir bitten wieder mal die Redaktionstermine zu beachten und wünschen Ihnen, Euch eine schöne, bunte, erlebnisreiche Zeit. Ihre BBZ-Redaktion Aus dem Inhalt n n n n n n n n n Interview mit dem Bundesbehindertenbeauftragten Hubert Hüppe Seite 2 Zahnärzte im Einsatz für Pflege- und Hilfsbedürftige Seite 6 Seminar Jakobsweg in Brandenburg Seite 10 Mobilität: Einstiegshöhen bei der TRAM Seite 11 15. Weltkongress von Inclusion International in Berlin Seite 15-18 Essay „Visionen & Taten“ Seite 16-17 Ein Festival der Schwimmweltrekorde in Berlin Seite 20 Ein Mann der mit den Fingern sieht Seite 24 Kultur und Termine Seite 24 - 30 q Die BBZ-Ausgabe September 2010 erscheint am: 02.09.2010 Redaktionsschluss: 19.08.2010 q Der BBV im Internet: www.bbv-ev.de E-Mail: [email protected] Endlich: Leistungen von BehindertensportlerInnen werden nun auch von hohen DSV-Funktionären gewürdigt. Das hat nicht nur das hoffnungsvolle Schwimmnachwuchstalent Daniel Schäfer (Foto) vom Paralympischen SportClub Berlin verdient, sondern auch alle anderen nationalen HochleistungssportlerInnen sowie der zahlreiche Nachwuchs. Foto: Uwe Gieche D ie Erkenntnisse des Deutschen Schwimmverbandes über die Leistungen der behinderten SchwimmerInnen nehmen sensationelle Züge an. Am Rande der 24. Internationalen Deutschen Schwimmmeisterschaften (IDM) in Berlin ist eine neue Kooperationsvereinbarung zwischen dem Deutschen Schwimmverband (DSV) und dem Deutschen Behinderten Sportverband (DBSV) unter- zeichnet worden. Für den DSV unterzeichnete u.a. auch Tjark Schroeder, DSV-Vorsitzender der Fachsparte Schwimmen, das Dokument. Jener Spitzenfunktionär, der die Leistungen seiner nichtbehinderten AthletenInnen genau einschätzen und beurteilen kann. Was er anlässlich dieser Unterzeichnung zum Besten gab, lässt die SportlerInnen aus beiden Bereichen aufhorchen und hat offensichtlich die Öf- fentlichkeit noch gar nicht richtig wahrgenommen. „Seitdem ich die Gelegenheit hatte, die Nationalmannschaft 2009 und 2010 beim Ostertrainingslager in der Türkei zu beobachten, schätze ich die Leistungen der Schwimmer sehr und noch höher ein als die der Nichtbehinderten“, so Schroeder nach der Unterzeichnung. Von Uwe Gieche Aktuell Juli/August 2010 BBZ Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen fordert: „Behinderte und Nichtbehinderte müssen zusammenkommen“ Hüppe wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für Behindertenpolitik als Querschnittsthema H ubert Hüppe ist im Dezember des Vorjahres als neuer Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen berufen worden. Das 53-jährige CDU-Mitglied war zuvor mehr als sieben Jahre der behindertenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag. Hüppe hat sich schon sehr früh mit den Fragen der Behindertenpolitik beschäftigt. Sein Vater war Schwerbehindertenobmann. Er selbst setzte sich mit dieser Problematik in der Fürsorgestelle in Lünen intensiv auseinander. Hüppe hatte bei seiner Amtseinführung zum Ausdruck gebracht, dass er vor allem einen Schwerpunkt in seiner zukünftigen Tätigkeit in den Gesprächen mit Betroffenen und Nichtbehinderten sehe. Er will die Menschen mitnehmen und mit ihnen gemeinsam die ohnehin oftmals komplizierten Vorgänge und Abläufe in der globalisierten Welt diskutieren und erörtern. Ein Vorhaben, das Hüppe im Gespräch mit BBZ-Redakteur Uwe Gieche versucht, näher zu beschreiben. Frage: Herr Hüppe. Bitte skizzieren Sie kurz Ihre wichtigen Lebensstationen bis zur Gegenwart. Antwort: Gerne. Ich bin 53 Jahre alt, verheiratet und feierte in diesem Jahr meine Silberhochzeit. Ich bin stolzer Familienvater von drei Kindern, darunter ein 19-jähriges Zwillingspaar. In Lünen/Westfalen bin ich aufgewachsen, dort auch zur Schule gegangen und habe in der Stadtverwaltung eine Ausbildung für den nichttechnischen Bereich absolviert und später den Diplomverwaltungswirt erworben. Mein Elternhaus hat mich christlich-sozial erzogen. Ich bin daher schon früh -mit 12 Jahren- bei der Schülerunion aktiv gewesen und wurde mit 17 CDU-Mitglied. Bevor ich mit 34 Jahren in den Bundestag gewählt wurde, war ich Oberstadtinspektor in Lünen. In meiner knapp bemessenen Freizeit gehört meine ganze Aufmerksamkeit der Familie, ich interessiere mich sehr für Eishockey, spiele gerne Beachvolleyball, fahre Fahrrad, man zählt auf mich in der Bundestagsfußballauswahl als rechter Verteidiger und ich spiele Skat. Meine Berliner Skatrunde möchte ich nicht missen. Frage: Sie haben beim Jahresempfang zu Beginn dieses Jahres mitgeteilt, dass Sie vor allem Gespräche mit den Menschen führen wollen. Wie sieht nun die erste Bilanz aus und was waren die Hauptthemen? Hubert Hüppe Foto: U. Gieche Antwort: Themen gab es naturgemäß viele. Ich habe erstens gemerkt, dass man nur dann vernünftige Entscheidungen treffen kann, wenn man die, die es betrifft, einbezieht. Will sagen, dass man nicht denken sollte, man weiß es alles. Das ist der falsche Ansatz. Zweitens bin ich in meiner Auffassung bestärkt worden, dass die Grundsatzproblematik steht, dass Menschen ohne Behinderung nie gelernt haben mit Menschen mit Behinderung umzugehen. Stichwort inklusiv. Das ist für mich die Grundvoraussetzung für diesen selbstverständlichen Umgang. Ich habe mich jüngst selbst bei einem Besuch einer Kindereinrichtung in Westfalen davon überzeugen können. Hier gibt es keinen Sonderkindergarten mehr. Allerdings sind auch Probleme sichtbar geworden. Die behinderten Kinder besuchen kostenlos die Einrichtung und werden auch mit dem Fahrdienst gebracht und wieder abgeholt. Und die Eltern der nichtbehinderten Kinder werden finanziell beteiligt. Bei den sozial schwächeren Erwachsenen, kann es schon zu Spannungen führen. Hier denke ich, muss sich die Gesellschaft neu aufstellen und Lösungen angehen. Hier bin ich auch nicht mehr bereit zu diskutieren. Hier muss nun gehandelt werden. Wir müssen jetzt ein gemeinsames Aufwachsen in Kindergärten und Schulen umsetzen, um die heutigen Probleme abzubauen. Hier werde ich auch verstärkt die Mitglieder des Bundestages einbeziehen. Sie müssen selbst erleben, was zu verändern ist. Frage: Stichwort UN-Konvention über die Rechte der Menschen mit Behinderungen und der Aktionsplan der Bun- desregierung zur Umsetzung in Deutschland. Wo stehen wir und wo müssen deutliche Akzente gesetzt werden? Antwort: Teilhabe in der Gesellschaft ist auch davon abhängig, inwieweit man selbst in der Lage ist, seine wirtschaftliche Existenz zu sichern. Zudem ist es auch für das Selbstwertgefühl der Betroffenen sehr wichtig. Und hier ist für mich die Frage der beruflichen Reha der Kardinalpunkt. Da geht es vor allem um die Frage, wie Leistungen, die derzeit häufig nur in Einrichtungen wie Werkstätten erbracht werden, auch außerhalb der Werkstatt stattfinden können, etwa mithilfe des Persönlichen Budgets. Wir brauchen zudem auch differenzierteres Vorgehen für unterschiedliche Behinderungsarten. Statt neue Programme auf den Weg zu bringen, die gibt es genug, sollte man eher auf Nachhaltigkeit setzen. Ich denke da beispielsweise an langfristige Zuschüsse für Arbeitgeber. Hier sollten nicht Kleinstbeträge angesetzt werden, sondern höhere Eingliederungszuschüsse. Es geht um Wirtschaftlichkeit, die Betroffenen sollten langfristig an das Unternehmen gebunden werden. Hier brauche ich auch das Engagement aus der Wirtschaft. Hier schließt sich meine nächste Frage an: Die Bundeskanzlerin hat jüngst in Bielefeld die Wirtschaft aufgefordert, mehr Arbeitsplätze für behinderte Menschen zur Verfügung zu stellen. Eine Steilvorlage für Sie? Wo werden Sie ansetzen, um Fortschritte zu erzielen? Antwort: Es ist natürlich hilfreich, wenn die Bundeskanzlerin diese Problematik benennt. Wir müssen die Aktivposten in der Wirtschaft belohnen. In der Automobilindustrie beispielsweise liegt die geforderte Eingliede- rungsquote über dem Durchschnitt. Zudem organisiert die Branche auch ein intelligentes betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM). Hier arbeiten alle Beteiligten eng zusammen und suchen nach konstruktiven Lösungen. Vor allem der Prävention wird hier große Aufmerksamkeit geschenkt. Wichtig ist: Beide Seiten profitieren davon. Zudem könnte man ja auch mal darüber nachdenken, ob man für kleinere Unternehmen unter 20 Personen, die laut SGB IX gar keine Beschäftigten mit Behinderungen anstellen müssen und es trotzdem tun, bestimmte steuerliche Anreize schafft. Frage: Berlin nimmt für sich in Anspruch, was die Barrierefreiheit betrifft, im Vergleich zu anderen Großstädten eine Vorreiterolle zu spielen. Wo sehen Sie noch Defizite und wie kann generell der Prozess befördert werden? Antwort. In der Tat ist in Berlin viel auf den Weg gebracht worden. Aber das Ende der Fahnenstange ist auch hier noch längst nicht erreicht. Vor allem bei der U-Bahn sind noch große Reserven vorhanden. Mir geht es aber um generelle Lösungen. Daher habe ich auch die Verkehrsminister der Länder gebeten, diese Frage demnächst bei einer der Beratungen auf die Tagesordnung zu setzen. Hier wurde Zustimmung signalisiert. Wir müssen auch Verbesserungen nicht nur für Betroffenen in den Großstädten sorgen, sondern auch in kleinen und mittelgroßen Städten. Hier schwebt mir immer Münster vor. Für Rollibenutzer ist die eigenständige Zu-und Abfahrt vom Bahnhof gar nicht möglich. Also das Problem Barrierefreiheit bietet eine große Bandbreite und darf nicht nur auf den Öffentlichen Personen-und Nahverkehr reduziert werden. Hier müssen auch barrierefreies Bauen und Wohnen einbezogen werden. Barrierefreiheit ist Zukunftsinvestition und muss stärker in der Gesellschaft beachtet werden. Letzte Frage: Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten, wie sehen diese aus? Antwort: Mehr Zeit für die Familie und dass Politik für Menschen mit Behinderungen als Querschnittsthema noch breiter wahrgenommen wird. Herr Hüppe, herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview führte U. Gieche Aktuell BBZ Juli/August 2010 Besuch des MÜRITZEUMs in Waren an der Müritz A m 1.6.2010 fand der diesjährige Tagesausflug der Lichtenberger Gruppe des Berliner Behindertenverbandes statt. Unser Ziel war das MÜRITZEUM in Waren an der Müritz. Dorthin sind wir mit dem neuen behindertengerechten Reisebus der Firma BVB.NET gefahren. Im MÜRITZEUM angekommen, welches wegen schlechtem Wetter sehr gut besucht war, begann unsere Führung. Diese war, durch den Museumsführer, der die Entstehung der Landschaft von Mecklenburg-Vorpommern derart lebendig, verständlich und interessant erklärte, dass die 1 1/2 Stunde wie im Fluge verging. Durch seine gute Führung wurde unsere Gruppe ständig durch andere Besucher des Museums größer. Gleich hinter dem Eingangsbereich bekommt man ein riesiges Aquarium zu Gesicht. Auch im Untergeschoss, wo ein Fahrstuhl hinführt, sind mehrere Aquarien mit den unterschiedlichsten Fischarten der Region zu sehen. Der Service im MÜRITZEUM ist sehr gut, da man mit dem Tagesticket das Gebäude verlassen und später wieder betreten kann. Auch ist direkt im Komplex ein Restaurant, in dem es gutes Essen gibt. Das gesamte MÜRITZEUM ist behindertengerecht und verfügt über behindertengerechte Toiletten. Nach der Führung war Freizeit angesagt und jeder konnte demzufolge für Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung 2010 des Berliner Behindertenverbandes „Für Selbstbestimmung und Würde“ e.V. (BBV) Der BBV-Vorstand lädt Sie/Euch hiermit ganz herzlich zu unserer diesjährigen Mitgliederversammlung ein: Zeit: Sonnabend, 10. Juli 2010, 11:00 bis 15:00 Uhr Ort: Holzmarktstraße 15 - 17 (BVG-Gebäude) 10179 Berlin-Mitte (Aufzug für Rollstuhlbenutzer/innen vorhanden) Tagesordnung: 1. Bericht des Vorstands und der Kassenprüfer 2. Diskussion der Berichte 3. Aktuelles Thema (ggf. Einführung durch Referenten) 4. Verschiedens Unter Verschiedenes würden wir gern u.a. über den Essay „Visionen & Taten“ von Ilja Seifert diskutieren und über die Wohnsituation in Berlin sprechen. Wir freuen uns über Euer zahlreiches Erscheinen. BBV – Vorstand sich entscheiden, was er, bei dem relativ schlechten Wetter unternimmt. Um 16.00 Uhr traten wir die Rückfahrt an. Wir müssen sagen, dass alle von dem Reisebus begeistert waren. Wie von unseren Rollstuhlfahrern gesagt, wurde die Hebebühne des Reisebusses der Firma BVB.NET gut angenommen und gelobt. Sie hatten darauf ein sicheres und festes Standgefühl. Herr Obermann, unser Reisebusfahrer, erzählte uns auf der Fahrt einiges Wissenswertes. anzeige Dieser Tag hat allen gut gefallen und so freuen wir uns schon auf die nächste Tagesfahrt der Lichtenberger Gruppe im nächsten Jahr. Pr/He q Busunternehmen: BVB.NET Ansprechpartner: Hr. Lars von der Burg Tel.: 683 89 148 Fax: 683 89 150 www.bvb.net G E S U N DH E IT Kursrichtung für die nächsten Jahre verabschiedet: Mehr Mitglieder, mehr Unabhängigkeit – Selbsthilfe rheumakranker Menschen für die Zukunft stark machen „Rheuma kann jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft – die rheumatischen Krankheiten stellen die RheumaLiga mit ihren Hilfsangeboten immer wieder vor neue Herausforderungen“, erklärte Dr. Helmut Sörensen, Präsident der Deutschen Rheuma-Liga Berlin e.V., bei der Vorstellung des Strategiepapiers des Vereins. Der Kurs in Richtung Zukunft für die nächsten fünf bis zehn Jahre fand bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Rheuma-Liga Berlin e.V. am vergangenen Samstag, dem 7. Juni 2010, breite Zustimmung. „Wenn wir die Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Angehörigen heute und in den nächsten Jahren sehen, stellen sich uns als Selbsthilfeorganisation zwei Kernaufgaben: Um weiter ein starker Fürsprecher und Ansprechpartner für rheumakranke Menschen zu sein und um unsere Angebote für die Betroffenen fortführen und weiterentwickeln zu können, wollen wir neue Mitglieder gewinnen und das Fundraising – das Einwerben von Spenden und Förderern – verstärken.“ Wesentlich sei, mehr als bislang jüngere Menschen im Alter zwischen 35 und 50 und Betroffene mit Migrationshintergrund mit den Hilfsangeboten der Rheuma-Liga zu erreichen. Beide Gruppen, führte der Präsident der Berliner RheumaLiga aus, hätten aufgrund ihrer Leanzeige benssituation mit besonderen Anforderungen zu tun, ihre chronische Krankheit und die Krankheitsbewältigung mit dem ,ganz normalen‘ Alltag in Einklang zu bringen. Um hierbei umfassend zu helfen, Schritte zu erleichtern und Kompetenzen zu bündeln, stehe der Aufund Ausbau eines Therapie-, Beratungs- und Selbsthilfezentrums ganz oben auf der Agenda. Dr. Sörensen: „Neben den wohnortnahen Beratungs- und Bewegungsmöglichkeiten in den Bezirken in den Rheuma-Liga-Treffpunkten sind wir so in der Lage, die Angebote der Rheuma-Liga Berlin zentral unter einem Dach anbieten zu können und damit die erste Adresse für die über 150.000 rheumakranken Menschen in der Hauptstadt zu sein.“ Gesellschaftliches Verständnis und flexiblere Bedingungen, beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt, zu bewirken, sei daher sowohl eine Notwendigkeit im Sinne der zukünftigen Integrationsmöglichkeiten für rheumakranke Menschen als auch erklärtes Strategieziel des Vereins: „Mit einer Imagekampagne ,Rheuma‘ will die Rheuma-Liga auf klären, Aufmerksamkeit schaffen und zur Früherkennung und Solidarität aufrufen“, so Dr. Sörensen abschließend. Susanne Rossbach, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V. Juli/August 2010 BBZ Damit Rheumaforschung Zukunft hat: Preis der Stiftung Wolfgang Schulze 2010 für Forschungsarbeit über SAPHO-Syndrom vergeben Unterstützung für Forschungsvorhaben über Sjögren-Syndrom A m Sonnabend, dem 5. Juni 2010, fand im Rahmen der Berliner Stiftungswoche in den Allianz Treptowers zum achten Mal die Preisverleihung der Stiftung Wolfgang Schulze in Berlin statt. Stiftung Wolfgang Schulze wird verwaltet durch die Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V. Das Preisgeld in Höhe von zehntausend Euro erhielten dieses Jahr Priv.-Doz. Dr. med. Annette Wagner, Medizinische Hochschule Hannover, und Dr. med. Gunter Aßmann, Universitätsklinikum des Saarlandes, für ihre gemeinsame Forschungsarbeit „Antibiotikatherapie beim SAPHOSyndrom“. Dabei handelt es sich um eine seltene Erkrankung aus dem Formenkreis der rheumatischen Erkrankungen mit einem Altersgipfel bei jungen Männern und Frauen. Es wurden sieben weitere Forschungsarbeiten eingereicht. Aufgrund der begrenzten Stiftungsmittel konnte in diesem Jahr nur eine Forschungsarbeit prämiert werden. Dipl. Psych. Gisela Westhoff, Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), konnte die mehrköpfige Fachjury mit Vertretern aus Rheumatologie und Stiftungsvorstand von ihrem Forschungsvorhaben über das Sjögren-Syndrom überzeugen: Die Arbeit an „Verlauf anzeige und Prognose des primären SjögrenSyndroms“ wird von der Stiftung unterstützt. Es wurden weitere sieben Forschungsvorhaben eingereicht. Alle ausgezeichneten Forscher haben bei der Preisverleihung ihre Arbeiten persönlich präsentiert. Musikalisch wurde die Verleihung von Jungstudierenden am JuliusStern-Institut der Universität der Künste Berlin begleitet. Ziel der im Jahr 2002 ins Leben gerufenen Stiftung Wolfgang Schulze ist, die Forschung auf dem Gebiet entzündlicher und autoimmuner rheumatischer Erkrankungen finanziell zu unterstützen. Das erfolgt durch die Auslobung von Preisen bis zu fünfzigtausend Euro pro Jahr. Die Forschungsergebnisse in- und ausländischer Forscher müssen neuesten Datums, erstmalig zur Veröffentlichung gelangt und noch nicht von anderer Seite gefördert worden sein. Mehr Informationen rund um die Preisverleihung, die Preisträger und die Stiftung finden Sie unter www. rheuma-liga-berlin.de/Rheuma-Forschung. Susanne Rossbach, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V. Schwerpunkt Teil 19 BBZ Juli/August 2010 „Schnelles Essen“ oder lieber lang- 113. Deutscher sames, schlingen oder schlemmen? Ärztetag in Dresden S chon seit langer Zeit gibt es auf Bahnhöfen und Märkten, in Häfen und an Wegen so etwas wie Schnellimbisse, gibt es dort fliegende Händler und Stände, wo Hungrigen und Durstigen Speisen und Getränke zum sofortigen Verzehr oder zum Mitnehmen verkauft werden. Im 19. Jahrhundert eröffneten aus Russland heimgekehrte Soldaten aus dem napoleonischen Heer in Frankreich neue Schnellrestaurants mit dem Namen Bistro (russ. bystro = schnell). In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand in den USA der Begriff Fastfood (engl. fast = schnell, food = Essen), der sich anschließend auch in Europa und auf der ganzen Welt verbreitete. Fastfood, auf Deutsch Schnellimbiss, wird selten in der herkömmlichen Gastronomie, häufiger an Theken oder im Straßenverkauf, teilweise auch per Lieferservice angeboten. Die Speisen werden einerseits schnell zubereitet, andererseits oft auch schnell verzehrt, manchmal auf Wegen, im Gehen oder Stehen. Typische Fastfood-Gerichte sind hierzulande Brat- oder Currywürste, Hot Dogs, Hamburger, Pommes Frites, Döner Kebab, Falafel und andere. Kritiker bemängeln, dass die verbreiteten Fastfood-Produkte meist von nur geringem ernährungsphysiologischem Wert seien, dass bei zu häufigem Verzehr von ihnen Fehlernährungssymptome, insbesondere Übergewicht entstehen können. Denn oft haben Fastanzeige food-Speisen einen sehr hohen Fettanteil und sind stark salzig oder süß. Außerdem fehlen bei Fastfood-Gerichten allzu oft Gemüse und Obst, damit viele wichtige Nährstoffe. Kritisiert wird an der Fastfood-Esskultur auch, dass die Nahrung nicht in Ruhe aufgenommen und entsprechend gründlich gekaut wird. Dieses gründliche, lange Kauen ist schon ein wesentlicher Teil der Verdauung, da dabei der Speisebrei auch mit Speichel und den wichtigen Verdauungsenzymen angereichert wird. So kann häufiger Fastfood-Genuss eine Ursache für gesundheitliche Probleme sein, z. B. für Übergewicht, Diabetes Typ 2, Stoffwechselprobleme, höhere Belastung der Leber oder der Nieren oder Allergien durch Nahrungsmittelzusätze wie Konservierungsmittel. Slow Food (engl. slow = langsam; food = Essen) bezeichnet eine in der Mitte der 80er Jahre in Italien entstandene Gegenbewegung zum Fastfood. Die Gründung von Slow Food fand 1986 anlässlich der Eröffnung einer McDonalds-Filiale an der Spanischen Treppe, einer Sehenswürdigkeit in Rom statt: Italienische Köche kochten dort Spaghetti, um damit die regionale Küchentradition symbolisch darzustellen und so gegen die Verbreitung des Fastfood zu protestieren. Dabei ging es und geht es den Anhängern von Slow Food um ein genussvolles, bewusstes und regionales Essen. Slow Food versteht sich zum einen als Lobby für den Geschmack, aber auch als Lobby für regional angepassten und ökologischen Anbau, für den Erhalt der so genannten Biodiversität, der Vielfalt von Arten und Ökosystemen, und als Lobby der kulinarischen Kulturen. Slow Food steht, so lässt es sich zusammenfassen, für Produkte mit authentischem, also echtem, originalem, ungefälschtem Charakter (regional und saisonal), die auf traditionelle oder ursprüngliche Weise hergestellt und genossen werden. Lebensmittel, die nach Slow-Food-Kriterien angebaut, produziert, verkauft oder verzehrt werden, sollen regionale Wirtschaftskreisläufe stärken und Menschen wieder mit Auge, Ohr, Mund und Händen an ihre Region binden. Das Symbol von Slow Food ist die Weinbergschnecke als Symbol der Langsamkeit. Ihre Kritiker werfen der Bewegung elitäres Verhalten vor, argumentieren damit, dass industriell erzeugte Lebensmittel billiger sind und somit eher für den Massenkonsum zur Verfügung stehen. Eine gedanklich nahe Bewegung zu Slow Food ist Slow Kids. Das Informationsportal beschäftigt sich mit allen Themen, die mit Geschmackserziehung, Schulgärten, gesunder Jugendernährung, Kochen und Kindern zu tun haben, und fördert den Dialog zwischen Eltern, Schulen, Behörden, Köchen, Landwirten und dem Nahrungsmittelhandel. R. S. q Literatur: Eric Schlosser, Fast Food Gesellschaft. 2003 Carlo Petrini, Slow Food. Genießen mit Verstand. 2003 Wolf Schönmehl/Sigrid Krekel, Schlau kochen. Ein EntdeckerKochbuch für neugierige Kinder und Erwachsene. 2009 UN-Behindertenrechtskonvention konsequent umsetzen D ie Delegierten des 113. Deutschen Ärztetags haben im Mai die konsequente Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland gefordert. Es müsse sichergestellt werden, dass Menschen mit Behinderungen eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung zur Verfügung steht. Der Ärztetag wies aber auch darauf hin, dass dies nicht allein von Ärzten gewährleistet werden könne: „Der erhöhte Aufwand muss durch organisatorische und strukturelle Anpassungen im Gesundheitswesen entsprechend f lankiert werden.“ Aus diesem Grund sei das Vorhaben der Bundesregierung zu begrüßen, einen Aktionsplan erarbeiten und sich mit den am Umsetzungsprozess beteiligten Organisationen und Institutionen austauschen zu wollen. Damit eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung für Menschen mit Behinderungen in Deutschland tatsächlich umgesetzt werden kann, „müssen konkrete Vorschläge realisierbarer Maßnahmen aufgezeigt werden“, heißt es in dem Ärztetagsbeschluss. Diese sollten sich an den in der Stellungnahme zur UN-Konvention der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (BÄK) hervorgehobenen Bereichen orientieren. Vor allem in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten sollten das Thema behandelt, Anreize für eine behindertengerechte Ausstattung von Praxen und Klinken sowie assistive Technologien und eine spezifische Versorgungsforschung gefördert werden. Deshalb will die Bundesärztekammer ein Positionspapier „Medizinische Behandlung und Betreuung von Menschen mit Behinderung“ erarbeiten. anzeige Inkontinenz- und/ oder Sexualberatung bei Ulrike Boppel Inkontinenzfachberaterin, Sexualpädagogin Anmeldungen für Einzelberatungen unter blisse, Tel.: 8 47 18 70 Gesundheit W enn auch nicht Alter gleichzusetzen ist mit Pflegebedürftigkeit müssen/sollten wir uns dennoch fragen: „Wie wollen wir gepflegt werden?“ Bedenkt man, dass Viele zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt werden und dass die Familien jedoch immer kleiner werden, ist diese Frage schwer zu beantworten. Da jeder einen Anspruch auf würdevolle Pflegebedürftigkeit, müssen/ sollten rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die Pflege zu Hause und die Ausbildung zur Fachkraft attraktiver machen. Dazu würde ein Mindestlohn für Fachkräfte genauso gehören wie die angestrebte Familien Pflegezeit. Die Stärkung des Ehrenamtes ist ebenso wichtig, denn oft bedarf es nur Kleinigkeiten, um zu entlasten. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass das Thema Pflege gesellschaftlich anerkannt wird und nicht länger ein Randthema bleibt – Pflegebedürftigkeit gehört zum Leben dazu. Denkbar wären bspw. ein regelmäßiger Austausch zwischen Schulklassen und Altenheimen zur früh- Heute oder morgen Die Prognose ist erschreckend – der Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung steigt stetig. zeitigen Sensibilisierung! Genauso wichtig ist eine umfassende Aufklärung zur Verminderung einer eventuellen Pflegebedürftigkeit – 2/3 der Schlaganfallpatienten sind ständig auf Pflege angewiesen, oft sogar 24 Stunden täglich. Angst vor Pflegebedürftigkeit ist auch immer Angst vor dem Verlust der Würde und Selbstbestimmung. Dem versucht seit 5 Jahren die Charta der Rechte für hilfe- und pflegebedürftige Menschen entgegen zu wirken. Hierin werden bestehende Rechte und Ansprüche festgehalten – etwa das Recht auf Selbstbestimmung, Privatheit, Information und Beratung, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und Sterbebegleitung. Die Position hilfe- und pflegebedürftiger Menschen als VerbraucherIn wird mit gestärkt, denn die Charta bietet einen Maßstab zur Beurteilung der Qualität angebotener Hilfe- und Pflegeleistungen. Pflegeeinrichtungen oder ambulante Dienste dagegen, können sich an ihr messen. Ebenfalls gibt die Pflege-Charta fortwährend Impulse für die öffentliche Diskussion um die Gestaltung würdevoller Hilfe und Pflege. Nicht nur in Deutschland, auch in anderen europäischen Ländern wurde die Charta übernommen. Obwohl bereits Bestandteil vieler Heimgesetze, wird sie dennoch zu wenig „gelebt“. Da Pflegekräfte hauptsächlich diejenigen sind, die die Pflege-Charta umsetzen, gibt es mancherorts Einrichtungen, in denen durch“Selbstversuche“ das eigene Verhalten gegenüber hilfe- und pflegebedürftigen Menschen kritisch beobachtet wird. Dem geht voraus, dass die Politik ebenso wie die Einrichtungen, be- Juli/August 2010 BBZ reits ihre Konzepte nach der Charta ausrichten. Die Pflege-Charta ist ein Schritt aus der bisherigen Struktur der Pflege und muss unabhängig sein von Kosten! Noch immer empfiehlt es sich, rechtzeitig vorzusorgen, denn die Charta ist kein Muss – das heißt, eine gesetzliche Verpflichtung für ALLE Einrichtungen gibt es nicht. Um bei der Suche nach einer entsprechenden Einrichtung zu helfen, bedarf es mehr wohnortnaher Leitstellen. Helfend wäre auch die Vergabe von Pflegenoten und diese aufgelistet in einem Verzeichnis von Heimen und ambulanten Diensten, die bereits nach der Charta arbeiten. q Nähere Information: Servicestelle Pflege-Carta Im Deutschen Zentrum für Altersfragen Manfred-von-Richthofen-Str. 2 12101 Berlin Tel.: 030/26 07 40-90 [email protected], www.pflege-charta.de Franziska Littwin Zahnärzte setzen sich für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen ein KZBV und BZÄK stellen Reformkonzept für bessere zahnärztliche Versorgung vor P flegebedürftige und Menschen mit Behinderungen sollen zukünftig Anspruch auf besondere präventive zahnmedizinische Leistungen ihrer Krankenkasse haben, wenn sie zur täglichen Mundhygiene nicht ausreichend in der Lage sind. Da viele Patienten aufgrund ihrer geistigen oder körperlichen Einschränkungen nicht in die Zahnarztpraxis kommen können, soll außerdem die aufsuchende Betreuung durch den Zahnarzt gefördert werden. So lauten die zentralen Forderungen eines Versorgungskonzeptes mit dem Titel „Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter“, das die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KBZV) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gemeinsam mit Wissenschaftlern der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnheilkunde (DGAZ) und der Arbeitsgemeinschaft für zahnärztliche Behindertenbehandlung im Bundesverband Deutscher Oralchirurgen (BDO) entwickelt haben. Mit dem Konzept, das heute in Berlin der Presse, der Politik und der allgemeinen Öffentlichkeit vorgestellt wurde, sollen endlich grundlegende Defizite in der zahnmedizinischen Versorgung körperlich und kognitiv eingeschränkter Menschen angegangen werden. Dazu sagte der stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer: „Die zahnmedizinische Versorgung in der GKV ist darauf abgestimmt, dass Versicherte zur Vorsorge selbst die Zähne putzen und zur Behandlung eine Zahnarztpraxis aufsuchen können. Viele ältere, pflegebedürftige Patienten und Menschen mit schweren Behinderungen sind aber dazu nicht in der Lage. Die Anzahl der Menschen, die auf besondere zahnärztliche Hilfe angewiesenen sind, steigt von Jahr zu Jahr. Diese Patienten können und wollen wir nicht alleine lassen. Zur Umsetzung unseres Versorgungskonzeptes benötigen wir die Hilfe des Gesetzgebers.“ Der Vizepräsident der BZÄK, Dr. Dietmar Oesterreich, warnte vor den zunehmend wachsenden Problemen in der zahnmedizinischen Versorgung der betroffenen Gruppen: „Bisher haben wir über karitative Organisationen und ehrenamtliches Engagement zahnärztlicher Kollegen versucht, die Versorgungsdefizite aufzufangen. Aber das ist schwierig bis unmöglich. Wir haben etwa 600.000 Menschen mit Behinderungen und gut zwei Millionen Pflegebedürftige, für die eine aufwendige zahnmedizinische Betreuung notwendig ist. Und die Zahl wird angesichts der demografischen Entwicklung noch sehr viel weiter steigen. Deswegen brauchen wir endlich eine strukturelle Lösung.“ Prof. Andreas Schulte, leitender Oberarzt an der Poliklinik für Zahnerhaltung in Heidelberg und Co-Autor des Versorgungskonzeptes, wies auf die besonderen zahnmedizinischen Herausforderungen hin, die sich bei der Betreuung von Menschen mit Behinderung oder in Pflege ergeben: „Die Mundgesundheit der Betroffenen ist insgesamt wesentlich schlechter als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die Behandlung erfordert oft einen hohen Kommunikations- und Versorgungsaufwand oder ist nur unter Vollnarkose möglich. Gerade im Pflegebereich treffen wir auf spezifische, altersbedingte Krankheitsbilder. Parodontalerkrankungen, Karies an freiliegenden Zahnwurzeln oder Probleme, die aus allgemeinmedizinischen Erkrankungen sowie einem verringerten Speichelfluss resultieren, sind sehr häufig. Sie machen eine kontinuierliche Betreuung unerlässlich.“ Pressemitteilung der Bundeszahnärztekammer Soziales BBZ Juli/August 2010 „Man kann dann nicht mehr so ungezwungen irgendwo hingehen.“ J a, sie denkt, dass sich Behinderung und Armut schon irgendwie verbinden lassen, sich selbst würde sie aber nicht unbedingt als arm bezeichnen, sie sei nur ein bisschen mittelloser als Nicht-Behinderte. Für diese seien aber die Chancen, eine Arbeit zu bekommen, minimal größer, und sie würden auch den Stempel „behindert“ nicht aufgedrückt bekommen. Man brauche einfach manchmal ein Erfolgserlebnis; für sie wäre es eins, wenn sie die Chance bekäme, auch einen Nicht-Vollzeit-Job anzunehmen, zum Beispiel 4 bis 6 Stunden am Tag zu arbeiten. Selbst einen 300-Euro-Job würde sie annehmen: „Dass mal einer feststellt, Mann, die kann ja, die will ja, das anerkenne ich.“ So etwas wie Armut komme ihr näher, wenn es zum Beispiel darum geht, eventuell mal in Urlaub zu fahren: „Man kann als behinderte Frau, als Rollstuhlfahrerin einfach nicht überall hin. Wenn man dann mal was gefunden hat, was als behindertengerecht ausgewiesen ist, muss man ganz schön tief in die Tasche greifen.“ Und dass ihr Geld fehlt, merke sie auch, wenn sie wie immer im Abstand von vierzehn Tagen zu einer Kosmetikerin gehen muss. Denn selbst kann sie ihre Fußund Fingernägel nicht schneiden, so muss sie dafür immer wieder 30 Euro auf den Tisch legen, auch wenn sie die für etwas anderes dringend bräuchte. Sie erlebt sich zwar nicht gerade als arm, aber es beunruhigt sie schon, dass eigentlich alles immer teurer und teurer wird, während ihre Bezüge, ihre Einnahmen nicht wesentlich erhöht werden: „Man kann dann nicht mehr so ungezwungen irgendwo hingehen, letztendlich, denn das Geld wird einem ja monatlich gegeben, das bisschen, und dann muss man halt gucken, dass es reicht.“ Am meisten macht sie sich Sorgen, dass jetzt in ihrem Haushalt auf einmal etwas kaputt gehen könnte: „Manchmal guck’ ich den Kühlschrank an und bete, dass er noch stehen bleibt. Es war damals halt günstiger, ihn im An- und Verkauf zu besorgen.“ Und auch etwas anderes macht ihr Sorgen: „Ich hab’ große Angst, dass mein acht Jahre alter Laptop die Hufe hochreißt, ich brauch’ den einfach. Dann hätt’ ich ein gewaltiges Problem.“ „Zum Glück“ ist ihr Gesundheitszustand stabil, doch jedes Mal, wenn sie einen Arztbesuch machen muss, ärgert sie sich über die Praxisgebühr. Jetzt in der Sommerzeit braucht sie nur ein paar Allergie-Medikamente, und die „reißen kein großes Loch in den Geldbeutel.“ Aber zum Augenarzt zu gehen, traut sie sich schon gar nicht mehr: „Wenn der sagen würde, ich hab’ jetzt ’ne andere Dioptrie-Stärke (die Maßeinheit Dioptrie kennzeichnet die Brechkraft von Linsen bzw. Brillengläsern), wenn ich also eine neue Brille bräuchte, ….“ Am meisten fehle ihr, so sagt sie, etwas wie Urlaub. Für einen großen Lebensmitteleinkauf einmal pro Woche reiche das Geld. Weil dabei aber eine Begleitung durch den Pflegedienst nötig ist, muss sie in einem nahe gelegenen, nicht so preisgünstigen Supermarkt einkaufen gehen, dort kauft sie dann einfach nicht das Allerteuerste. Aber auch grö- ßere Sachen wie ein Konzertbesuch fehlen ihr; deshalb versucht sie, Geld zur Seite zu legen: „Damit man sich wenigstens einmal im Jahr was Größeres leisten kann.“ Ja, sie hat schon das Gefühl, dass ihre Behinderung zu ihrer zunehmenden Verarmung beiträgt: „Weil ich mir durchaus denke, wenn die Behinderung nicht so da wäre, meine Einschränkung nicht ganz so groß wäre, hätte ich bessere Chancen, Arbeit zu bekommen.“ Aber sie würde nicht sagen, dass ihre Behinderung sie Geld kostet: „Es gibt ja Ermäßigungen, Freikarten, Vergünstigungen. Wenn ich die normalen Kosten hätte, dann sähe es allerdings anders aus.“ Ob ihr ihre soziale Sicherheit genügend geschützt erscheint, damit habe sie sich noch nicht so viel auseinander gesetzt. Wenn’s gar kein Hartz IV mehr gäbe, dann ja, dann würde ihr wohl nur die Berentung bleiben, eine andere Chance hätte sie dann nicht mehr. R. S. WIR kaufen ein – Second Hand FAIR im Rollstuhl I n Second-Hand-Läden findet mensch viele, gut erhaltene Gebrauchtwaren für erheblich weniger Knete als bei Karstadt und Konsorten. Zudem gibt es öfters vom Stil her Altmodischeres, als was eben gerade dieses Jahr „in“ ist. Deshalb mochte ich solche Läden schon immer. Vor drei Jahren eröffnete in meinem Wohnbezirk Spandau das „FAIRKAUFHAUS“ in einem 400 qm großen Ladenraum seine Pforten. Die Idee wurde von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen und Professionellen zusammen entwickelt. Im Konzept wurde Zugänglichkeit für alle gleich mitgedacht – in Zeiten der UN-Konvention zwar gesetzlich geregelt, jedoch noch immer nicht selbstverständlich! Die psychosozialen Träger GINKO Berlin gGmbH und DIE BRÜCKE Berlin gGmbH setzten die Idee im Rahmen der Eingliederungshilfe um. D.h. ca. 45 Betroffene gewinnen Sinn, Bestätigung und Kompetenzerfahrung und be- kommen in individuell vereinbarten Beschäftigungszeiten 1,30 Euro/ Std. im Zuverdienst. Je nach Wunsch und Fähigkeit kann sortiert, kassiert, verkauft, repariert oder in Lagerhaltung und Wohnungsauflösung gearbeitet werden. Umsichtige MitarbeiterInnen begleiten die Arbeitswilligen. Als ich mich für diesen Artikel in den Laden begab, war ich wieder freudig überrascht. Der Absatz an der Tür beträgt nur 7 cm, zwei Holzbretter erleichtern noch den Ein„tritt“ für RollifahrerInnen. Der Eingangsbereich mit Kasse ist großzügig ausgelegt, Bücher und Hüte fallen ins Auge. Bei Kinderkleidung und Schuhen hängen Tafeln mit Größenangaben im Großdruck. Im Verkaufssegment für Kleidung lassen sich alle Ständer auf Rädern gut wegrollen! Die Umkleidekabinen rechts hinten sind extra geräumig – 1,30 m breit x 1 m tief. Die Spiegel hängen 70 cm tief („normal Hohe“ sehen auch noch etwas...). Im dritten Raumsegment sind Geschirr und Möbel zu finden, auch von hinten kann um die Möbel herumgerollt werden. Ein Sportino Stepper für 20 Euro lacht mich an. Ein gehbehinderter junger Mann fragt hilfsbereit, ob ich etwas brauche, und lässt mich in der Not das Tö nutzen – nicht berollbar, aber wer aufstehen kann, kann gut heranrollen. Ist halt eben doch nicht Karstadt. Was auch ganz und gar nicht Karstadt ist, ist, dass es hier eine FAIRKAUFCARD gibt. Nach Vorlage eines Einkommensnachweises bekommen sozial bedürftige Menschen 30 % Preisnachlass. Das ist nicht anzeige wenig, wenn z.B. jener Sportino Stepper erstanden werden möchte. Diese institutionalisierte Rücksicht auf die Lebensumstände von Benachteiligten wird häufig nachgefragt, bereits an die 2000 Mal! Es ist ein erstaunliches Gefühl an diesem Tage, dass ich Stücke aus meiner eigenen Spende an verschiedenen Stellen wiederfinde. Die Spendenabholung war vor zehn Tagen. Oh, meinen gelben Gymnastikball jetzt für 5 Euro... ob ich den wiederkaufen sollte?? Heike Oldenburg Soziales Juli/August 2010 BBZ Das Camphill-Dorf Alt-Schönow ist „Ausgewählter Ort 2010“ Mehr vom Leben Frauen und Männer mit Behinderung erzählen W ir möchten Sie auf ein Buch aufmerksam machen, das im Mai diesen Jahres erschienen ist: Mehr vom Leben. Frauen und Männer mit Behinderung erzählen… Es enthält Geschichten aus dem Alltag, über Frausein/Mannsein, über Liebe und Lust, Alltag und Wohnen und vieles mehr. Ich schaff das - trotzdem! So lauten die Reaktionen behinderter Frauen und Männer auf die Frage, wie sie ihren Körper und ihr Leben wahrnehmen. „Mehr vom Leben“, herausgegeben von Julia Fischer, Anne Ott und Fabian Schwarz, versammelt Erzählungen, die von behinderten Menschen zu dem Schreibwettbewerb „Männer sind anders - Frauen auch“ eingesandt wurden, den der Bundesverband der körper- und mehrfach behinderten Menschen bvkm gemeinsam mit der Aktion Mensch ausgeschrieben hatte. Diese Geschichten sind ganz anders geraten, als man vielleicht erwartet hätte: Die Autorinnen und Autoren dieser Geschichten erzählen von Problemen, Erfolgen und Zielen, wie sie auch so genannte ,normale’ Leute kennen: Auch sie wollten zunächst, wie alle anderen Kinder, eine Schule besuchen, danach eine Ausbildung machen, arbeiten und schließlich einen Partner finden. Ein bisschen stur muss man schon sein, um sich als behinderter Mensch gegen die Vorurteile der Mitmenschen durchzusetzen. Aber die Mühen lohnen sich, denn am Ende führen viele von ihnen ein (fast) normales Leben. Ihre Geschichten berichten davon: berührend, mit Witz und voller Stolz auf das Erreichte. Dieses Buch bietet die Gelegenheit, Menschen, die von vielen als ,anders’ wahrgenommen werden, als Menschen wie du und ich kennen zu lernen. Das wird vielen von ihnen Mut und Zuversicht geben und den anderen, die sich als ,normal’ verstehen, den Blick öffnen und den Horizont ihrer Wahrnehmung weiten. Ein wichtiges Buch für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen, aber auch für Betreuende in sozialen Einrichtungen, Zivildienstleistende und jeden, der wissen will, wie es für die ist, die ,anders’ zu sein scheinen, mit sich und uns klar zu kommen. q Mehr Informationen zum Buch und dem Verlag finden Sie hier: http://www.balance-verlag.de BALANCE erfahrungen Bonn, 1. Aufl. 0 Verlag: BALANCE buch + medien ISBN 978-3-86739-056-9 192 Seiten, 14,95 Euro / 25,50 sFr Ist behindertengerechter Wohnraum noch bezahlbar? A ufgrund meiner starken Sehbehinderung zähle ich heute zu den Blinden. Als Mehrfachbehinderte hatte ich mich im Jahr 2003 entschlossen, meine mir bekannte Wohnumgebung zu verlassen, um in eine behindertengerechte Wohnung umzuziehen. Ich wollte so lange wie möglich mobil bleiben. Ich fand eine bezahlbare Wohnung, die für Behinderte gebaut worden war und die Möglichkeit bot, eine Pflegestation in Anspruch zu nehmen, welche im Haus ihr Büro hat. In der näheren Umgebung gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten, sind meine Ärzte, ein Park, den ich fußläufig erreichen kann und eine gute Verkehrsanbindung. In dieser Wohnung wollte ich alt werden. Zum Zeitpunkt des Umzugs konnte ich noch teilweise Konturen der Wohnung und der Umgebung sehen und mir einprägen, so dass ich heute noch viele Dinge ohne fremde Hilfe erledigen kann. Ich kenne meinen Selbstbedienungsladen, weiß wo die Post ist, weiß welcher Bus an welcher Haltestelle abfährt. Ich fühle mich dadurch als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft! Nun habe ich erfahren, dass die Förderung im Sozialen Wohnungsbau kom- I nitiative „Deutschland – Land der Ideen“ und Deutsche Bank zeichnen Verein für den Aufbau einer Dorfgemeinschaft für Menschen mit Behinderung aus Am Samstag, dem 12. Juni, präsentierte sich das Camphill-Dorf AltSchönow im Rahmen seines alljährlichen Hoffestes als „Ausgewählter Ort“. Im Camphill-Dorf Alt-Schönow wohnen und arbeiten pflegebedürftige Erwachsene mit Behinderungen gemeinsam mit ihren Betreuern in familiärer Umgebung. Die Gemeinschaft bietet Menschen mit Handicap über das betreute Wohnen hinaus ein geregeltes Beschäftigungsverhältnis und die Möglichkeit, sich selbständig geistig zu entwickeln. Die Besucher des Festes erhielten bei geführten Rundgängen durch die Wohn- und Arbeitsgebäude, bei Gedichtvorträgen und Musikaufführungen einen Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der Bewohner. Der Staatssekretär für Soziales in der Berliner Senatsverwaltung Rainer-Maria Fritsch hielt um 14:45 Uhr eine Festrede. Die Auszeichnung nahmen Christian Schmock, Geschäftsführer, und plett wegfallen wird, auch eine mögliche Anschlussfinanzierung nicht mehr finanziert wird. Meine jetzige Nettokaltmiete beträgt nach der letzten Mieterhöhung 5,98 Euro/m2. Diese könnte ohne Förderung auf eine Nettokaltmiete von 18,41 Euro/ m2 steigen. Diesen hohen Mietpreis kann ich nun als EU Rentnerin nicht mehr bezahlen. Was bedeutet das aber für mich? Muss ich noch einmal in eine mir fremde Wohnung und Wohngegend umziehen oder hilft mir das Amt, dass ich weiter in der jetzigen behindertengerechten Wohnung leben kann? Werde ich ohne Verschulden auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sein? Verliere ich durch einen Umzug meine Selbständig- Walter Krück, Gründer des Camphill-Dorfes Alt-Schönow, von Dietmar Wischnewski, Deutsche Bank, entgegen. Die Einrichtung ist damit Teil der größten Veranstaltungsreihe Deutschlands „365 Orte im Land der Ideen“. Im Anschluss an die Preisverleihung fand für alle Interessierten eine Führung durch das Dorf statt. Deutschland ist das Land der Ideen. 2010 treten im nunmehr fünften Jahr des Wettbewerbs 365 „Ausgewählte Orte“ diesen Beweis an. Mit innovativen Ideen, visionärem Denken und kreativer Leidenschaft gestalten sie vielerorts und an jedem Tag die Zukunft unseres Landes. Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember präsentiert jeder „Ausgewählte Ort“ sich und seine Idee mit einer Veranstaltung der Öffentlichkeit. „365 Orte im Land der Ideen“ ist ein Projekt der Standortinitiative „Deutschland - Land der Ideen“, das in Kooperation mit der Deutschen Bank realisiert wird. Mehr Informationen zu allen Preisträgern finden Sie unter www.land-der-ideen.de. Hannelore Heinze, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Camphill-Dorf Alt-Schönow q Camphill Alt-Schönow e.V. / GmbH Alt-Schönow 5 14165 Berlin Tel.: 030 / 845 718 - 90 Fax 030 / 845 718 - 99 verwaltung@camphill -alt-schoenow.de www.camphill-alt-schoenow.de keit, meine Mobilität? Werde ich dadurch verstärkt auf andere Leute angewiesen sein? Fragen die mir bis heute keiner beantwortet hat. Ich möchte mit diesem Artikel die Grundlage für eine Diskussion anstoßen, ein Thema, was sicherlich viele Behinderte beschäftigt. Ich möchte erreichen, dass wir nicht in andere Wohnungen umziehen müssen, in Wohngegenden, die wir nicht kennen, die am Rande der Stadt (der Gesellschaft) liegen, was unsere Selbständigkeit stark einschränken würde. Denn unsere Selbständigkeit und die sozialen Kontakte sind notwendig. Leserbrief von Frau Mach BBZ Juli/August 2010 Soziales Fachtagung „… inklusive Leidenschaft. Lesben, Schwule, transgeschlechtliche Menschen mit Behinderung“ D am 21. und 22. September 2010 im Konferenzzentrum der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung und der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung laden zu dieser Tagung ein. L esben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (L S B T I) mit Behinderung erleben häufig Benachteiligungen, Unverständnis und Ausgrenzung. In den LSBTI-Communities erfahren sie Diskriminierung wegen der sichtbaren oder nicht-sichtbaren Behinderung, in den Behindertenszenen auf Grund der sexuellen Identität. Sie haben q Veranstalter/innen: • Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung • Der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung •RuT – Rad und Tat e.V. Offene Initiative lesbischer Frauen • Schwulenberatung Berlin gGmbH • Heinrich-Böll-Stiftung. einen Anspruch auf Gleichbehandlung und volle gesellschaftliche Teilhabe, doch die Realität sieht häufig anders aus. Ziel der Tagung ist es, ihre spezifischen Lebenssituationen in den Blick zu nehmen und Schritte zur Veränderung aufzuzeigen. Die Tagung soll informieren, sensibilisieren, Erfahrungsaustausch und Vernetzung ermöglichen. Eingeladen sind Fachkräfte der Behindertenhilfe, Vertreter/innen der L S B T I- Communities und der Selbsthilfestrukturen sowie alle Interessierten. Teilnahme kostenfrei, Imbiss gegen Bezahlung Die Räume sind barrierefrei zugänglich Übersetzung in die Gebärdensprache und Induktionsschleife nach Anmeldung q Kontakt und Information: Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung LADS 3, Oranienstr. 106, 10969 Berlin Programm: www.berlin.de/lads Anmeldung: [email protected] Kontakt: [email protected] Tel. 030-9028-1876 anzeige D er 10. Berliner Freiwilligentag am 18. September 2010 findet mit Unterstützung der Hauptstadtkampagne be berlin statt. „In deren Mittelpunkt stehen die Berlinerinnen und Berliner mit ihren Geschichten, wie sie im Kleinen und Großen Berlin verändert haben. Auch der Berliner Freiwilligentag hinterlässt seit neun Jahren bleibende Eindrücke im Kiez, auf den Straßen und vor allem in den Herzen und Köpfen“, sagt Initiatorin Carola Schaaf-Derichs, Geschäftsführerin der Landesfreiwilligenagentur Berlin: „Ohne freiwilliges Engagement ist das Zusammenleben in unserer Stadt nicht denkbar. Wir freuen uns sehr, dass der Berliner Freiwilligentag in Kooperation mit der Hauptstadtkampagne be Berlin mit dem eigenen Slogan sei freiwillig, sei aktiv, sei berlin als Botschafter des positiven Zusammenwirkens sein Anliegen noch stärker verbreiten kann“. Im Jahr 2001 kam die Idee des Day of Caring aus New York nach Berlin. Eine Erfolgsgeschichte für die Hauptstadt begann, die sich bundesweit immer mehr herumspricht. Dem Berliner Beispiel folgen mittlerweile mehr als 100 Städte und Kommunen in Deutschland. Am Berliner Freiwilligentag können Interessierte sich freiwillig, kurzzeitig und unverbindlich für einen guten Zweck engagieren. Projekte, Vereine und Initiativen bieten dafür berlinweit vielfältige Mit-Mach-Aktionen in zehn Kategorien an, wie für kräftige Arme und grüne Daumen, für den sauberen Anblick oder für den Notfall. Momentan läuft die Anmeldung der Mit-MachAktionen im Internet unter www.berliner-freiwilligentag.de. Organisationen können dort auch Informationen für die Gestaltung einer Mit-Mach-Aktion abrufen. q Weitere Informationen unter: www.berliner-freiwilligentag.de Pressestelle, Landesfreiwilligenagentur Berlin, „Treffpunkt Hilfsbereitschaft“ Soziales 10 Juli/August 2010 BBZ Das möchte ich auch haben Jakobsweg in Brandenburg D Seminar am Donnerstag, 26.08.10, 17:00-19:00 Uhr im Nachbarschaftshaus ORANGERIE, SchulzeBoysen-Straße 38, 10365 Berlin V iele Pilger sind im Mittelalter den Weg von Berlin nach Bad Wilsnack gegangen, um am Ende ihrer Pilgerreise Santiago de Compostela zu erreichen. Unter diesen Pilgern war ein hoher Anteil behinderter Menschen. Auf Initiative von Birgit Monteiro, Ansprechpartnerin für Menschen mit Behinderung der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus Berlin, möchten wir mit Ihnen in einem Seminar beraten, unter welchen Bedingungen behinderte Menschen ein Teilstück dieses Weges von Berlin nach Bad Wilsnack im September dieses Jahres mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen können. Herr Mentele wird deshalb besonders Wegbeschaffenheit, Unterkunft und gastronomische Versorgung vor Ort recherchieren und Ihnen im Seminar am 26.08.10 seine Ergebnisse vorstellen. Herzlich dazu eingeladen sind Menschen mit und ohne Behinderung! Gast der Veranstaltung: Birgit Monteiro, MdA q Kontakt: Bernd Mentele, Projektleiter Bürgertreff, Tel.: 55 48 96 35, [email protected], www.kiezspinne.de „Dürfen Dein Freund und Du zusammen baden gehen?“ „Selbstverständlich“ sollte die Antwort lauten. Aber können Menschen aus betreuten Wohneinrichtungen diese Frage tatsächlich mit selbstverständlich beantworten? NUEVA, kurz für NutzerInnen evaluieren, ist seit 2008 auch in Berlin in aller Munde. Im Dezember 2009 startete das europäische Projekt zur Verbreitung von Nueva in Europa – UNIQ. An dem Projekt beteiligt sind seit Dezember 2008 neun Länder - es endet im August 2010. Der Erfolg dieses Tests ist jetzt im neuen Wohn-Teilhabe-Gesetz des Berliner Senats spürbar – künftig müssen von Anbietern alle 2 Jahre Nutzerbefragungen durchgeführt werden – möglichst durch ausgebildete Nutzer EvaluatorInnen. Und da hätten wir auch schon das Geheimnis von Nueva – Peers (also GleichGestellte) befragen Peers (GleichGestellte). Befragt werden Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen in Wohnangeboten oder Werkstätten für Behinderte. In Berlin nahmen an diesem Projekt neun Einrichtungen teil, darunter auch eine Werkstatt für Behinderte. Nicht nur nach der Struktur der Einrichtung, sondern nach der gefühlten (Lebens)Qualität wurden insgesamt etwa 450 NutzerInnen befragt. In einem Vorab-Test wurden die Befragungen von Nueva EvaluatorInnen aus Österreich durchgeführt. Fachkräfte der teilnehmenden Einrichtungen, etwa die Albert Schweitzer Stiftung und die Nordberliner Werkgemeinschaft, NutzerInnen und das NuevaTeam bereiteten sich in Workshops gemeinsam auf die Evaluation = Überprüfung ob das Ziel erreicht ist, vor und stellten sicher, dass der Fragebogen den Berliner Gegebenheiten angepasst wurde. Zwar sind die konkret formulierten Kriterien standardisiert (darfst Du Dich beschweren?, darfst Du den Tagesablauf mitbestimmen?), dennoch sollte der Fragebogen jeweils angepasst werden. Es wird persönlich in den Einrichtungen befragt und das Feedback ist authentischer. Die Fragen (100 Stück) sind einfach formuliert und mit Bildern unterlegt und helfen so, durch Erfahrungen des Alltags zu antworten. Durch die Befragung durch Peers entsteht eine soziale Nähe. Vorbereitet auf ihre herausfordernde und verantwortungsvolle Aufgabe werden die EvaluatorInnen während eines 2-jährigen intensiven Trainings und Praktika. Etwa, um sensibilisiert zu werden, dass es Unterschiede gibt Europaprojekt: Gegen Jugendarbeitslosigkeit mit „IdA“ „Integration durch Austausch“ (IdA) ist ein vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördertes Qualifizierungsprojekt, das das Potsdamer Berufsbildungswerk im Oberlinhaus gGmbH in Kooperation mit der Dienststelle für Personen mit Behinderungen im belgischen St. Vith seit Oktober 2009 durchführt. Mit dieser innovativen Maßnahme sollen die Beschäftigungschancen von arbeitslosen jungen Erwachsenen mit Behinderung auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt durch das Erlernen der französischen Sprache und dem Erwerb interkultureller Kenntnisse und Erfahrungen und einem ersten Auslandsaufenthalt erhöht werden. Die Maßnahme ist für arbeitslose Jugendliche mit Behinderung aus dem SGB-II-Bereich bestimmt, für die es sich trotz abgeschlossener Ausbildung als schwierig erwiesen hat, den Übergang in das Erwerbsleben zu schaffen, also die „zweite Schwelle“ zu überwinden. Bis zum Abschluss des Projektes im April 2012 können insgesamt 100 junge Menschen teilnehmen. Für die aktuell erste Praktikumsphase (7. Juni bis 30. Juli 2010) haben wir den Berufswünschen der sieben Teilnehmer/-innen entsprechend Praktikumsplätze in und um St. Vith gefunden. Sie absolvieren ihre Praktika u. a. in Druckereien, einem Seniorenzentrum, einer Gemeindeverwaltung und einem Sozialhilfezentrum. Das Projekt IdA ist dreistufig aufgebaut: Zunächst werden die Teilnehmenden in einem vierwöchigen Kurs in Potsdam vorbereitet. Die Inhalte sind Kompetenzaktivierung mit Spracherwerb, Motivationstraining und Teamfindung, zwischen den Wünschen der EvaluatorInnen und den Befragten, wenn diese bspw. eine stärkere Behinderung haben. Mit viel Schwung haben sich der Paritätische Wohlfahrtsverband und einige seiner Mitglieder dem Thema Nutzerevaluation gewidmet – heute ist der Paritäter maßgeblicher UNIQ-Partner. Dabei testen Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen aus Deutschland die Nueva-Instrumente selbst und werden dabei von Nueva unterstützt. Nueva ist ein „Kind“ des österreichischen Vereins atempo (zurück zum Anfangstempo) und wurde zur Gleichstellung von Menschen entwickelt und in einem internationalem Netzwerk weiterentwickelt. Nutzbar werden die Ergebnisse durch einen Online-Katalog, der einen Vergleich ermöglicht. Das bedeutet für die Träger neue Blickwinkel und die Verpflichtung zum Umdenken. Anders als oft erwartet, setzt die Berliner Verwaltung auf Dauerhaftigkeit von Nueva und ist überzeugt, dass gute Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung dadurch entstehen werden. Begeistert von diesem Projekt, in dem MIT Menschen mit Behinderung zusammengearbeitet wird, ist auch die Politik und stellt doch die Frage: „Warum brauchen wir ein extra Projekt für etwas, das eigentlich völlig normal sein sollte?“. Franziska Littwin Training zur interkulturellen Kompetenz sowie der Vermittlung spezieller Informationen zum Gastland. Acht Wochen dauert die zweite Phase, der Einsatz in Belgien. Im Mittelpunkt steht dabei die Fachpraxis, die über Praktika in Unternehmen vor Ort vermittelt wird. Ziel ist die bedarfsgerechte fachliche Qualifizierung der Teilnehmer unter den Bedingungen des Gastlandes. Nach dem Auslandsaufenthalt erfahren die Jugendlichen eine Nachbegleitung, bei der aktive Vermittlungshilfen angeboten werden. Dies schließt Probearbeit und die begleitende Akquise von Arbeitsstellen genauso ein wie die Überarbeitung und Aktualisierung der Bewerbungsunterlagen auf der Basis der gewonnenen Auslandserfahrungen. q Weitere Infos unter: www.esf.de/portal/ generator/770/programm Birgit Fischer Referentin Unternehmenskommunikation Berufsbildungswerk im Oberlinhaus gGmbH M o b i l i tät BBZ Juli/August 2010 11 Zu hohe Einstiegsebenen auf den Haltestelleninseln zur Straßenbahn Anschreiben an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Sehr geehrte Frau Senatorin Junge-Reyer, auf Grund häufiger Klagen und Beanstandungen von Rollstuhlfahrern, dass sie wegen zu hoher Einstiegsebenen auf den Haltestelleninseln nicht mit der Straßenbahn fahren können, ludt die Behindertenbeauftragte von Treptow-Köpenick, Frau Gabriele Rühling, bereits im Dezember 2009 zu einer Aussprache ein. Anwesend war u.a. Herr Döge, Leiter Straßenbahn, und Frau Albrecht, Beauftragte für behinderte Fahrgäste der BVG. Der Berliner Behindertenverband „Für Selbstbestimmung und Würde“ e.V. (BBV) wird im Beirat durch Frau Dr. Waltraud Wölfel vertreten. Sie war es auch, die wissen wollte, warum es auf so vielen der vor kurzem rekonstruierten Haltestelleninseln nicht möglich sei, die Hubplattform wegen der zu hohen Einstiegsebene auszufahren. Der Rollstuhlfahrer soll dann bei abgesenkter Hubplattform über einen – oft breiten – Spalt auf die Haltestelleninsel hinüberschnellen. Das ist bei kleineren Vorderrädern sehr gefährlich; Frau Dr. Wölfel beispielsweise blieb bei ihren Fahrten mit der M 17 und M 27 bereits öfter mit ihren Vorderrädern im Spalt hängen. Dieses ist kein Einzelfall. Zu einer plausiblen Antwort gedrängt, erläuterte Herr Döge allen Ernstes die physikalischen Gesetze, denen die Straßenbahn unterliegt. Nämlich, dass sie kurz n a c h der Wartung und mit wenigen Fahrgästen besetzt, höher liegt als v o r der Wartung und voll besetzt. Diese Antwort hielt er für ausreichend. Warum aber beim Neubau der Hal- testellen dieser Höhenunterschied nicht berücksichtigt wurde, wissen wir immer noch nicht. Da, wie oben erwähnt, unfallträchtige Situationen entstehen können, möchten wir um Bescheid bitten, bis wann eine Beseitigung dieser Fehlkonstruktionen vorgenommen wird. Wir bieten für die entsprechende Planung die sachkundige Beratung durch einen rollstuhlfahrenden ÖPNV-Nutzer an; Beispielsweise durch Frau Dr. Wölfel. Falls erforderlich, reichen wir eine Liste der Haltestellen, die beanstandet werden, gern nach. Mit freundlichen Grüßen Ilja Seifert, BBV e.V., Vorstandsvorsitzender Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an den Berliner Behindertenverband e.V. Bahnsteighöhen bei der Straßenbahn Sehr geehrter Herr Dr. Seifert, vielen Dank für Ihr Schreiben an Frau Senatorin Junge-Reyer. Sie hat mich gebeten, Ihnen zu antworten. Der Senat fördert die Barrierefreiheit „im Bereich der BVG“ in vielfältiger Weise: • Der Senat finanziert der BVG die Anschaffung neuer, barrierefreier Straßenbahnen vom Typ Flexity Berlin. Derzeit sind vier Vorserienfahrzeuge ausgeliefert. Die Serienlieferung soll im 2. Quartal 2011 beginnen. Bis zum Jahr 2017 soll der Fahrzeugpark der Berliner Straßenbahn vollständig auf barrierefreie Niederflurbahnen umgestellt werden. • Die sogenannte Nord-Süd-Tangente wird mit Mitteln des Landes Berlins grundinstandgesetzt und erhält durchgängig barrierefreie Haltestellen. • Die aufgrund von Minderleistungen der S-Bahn in den Jahren 2008 und 2009 einbehaltenen Bestellentgelte des Landes Berlin kommen zu 100% dem Berliner Nahverkehr zugute. So sind allein für den barrierefreien Ausbau des ÖPNV ca. 12 Mio. Euro vorgesehen. Die Anlagen und Fahrzeuge bei der Straßenbahn der BVG sind so aufeinander abgestimmt, dass sie allen technischen und rechtlichen Anforderungen genügen und den Fahrgästen ein fast stufenloser Einstieg ermöglicht wird. Anfang der neunziger Jahre hatten sich die BVG und der Senat entschlossen, mit dem Kauf von Niederflurfahrzeugen auch ein Niederflursystem für die Straßenbahn einzuführen. Dieses Niederflursystem beinhaltet abgestimmte Maße für Fahrzeuge und Haltestellenhöhen. Mit diesen abgestimmten Parametern ist es möglich, den Fahrgästen unter den gegebenen technischen Randbedingungen eine fast stufenlose Einstiegsmöglichkeit zu geben. Da bauliche Anlagen und rollende Systeme Toleranzen unterliegen, muss aus Sicherheitsgründen immer die ungünstigste Kombination von Toleranzen berücksichtigt werden. Damit wird sichergestellt, dass es zu keinen Berührungen zwischen einfahrenden Fahrzeugen und der Bahnsteigkante kommt und der Fahrzeugeinstieg immer so hoch liegt, dass die Türen sich immer ein- wandfrei öffnen lassen. Unter Berücksichtigung dieser Spielräume, die von der Technischen Aufsichtsbehörde genehmigt wurden, ergeben sich notwendige minimale horizontale und vertikale Spaltmaße, die nicht vermieden werden können. Eine flächendeckende Verbesserung ist dann möglich, wenn die Tests mit einer neuen Rampenkonstruktion erfolgreich beendet werden und sowohl die vorhandenen Niederflurwagen des Typs GT6 als auch die neuen FLEXITY Wagen mit der neuen Rampe ausgestattet werden. Mit dieser besonderen Klapprampe kann der horizontale und vertikale Spalt lückenlos geschlossen werden. Bei Bedarf können Sie sich mit der Beauftragten der BVG für Fahrgäste mit Behinderungen, Frau Christine Albrecht, in Verbindung setzen. Sie kennt auch die speziellen Anforderungen von Frau Dr. Wölfel aus persönlichen Gesprächen und kann individuell auf sie eingehen. Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag Dr. Kunst Die Zukunft des Erfolgsmodells der vbb „Bus- und Bahnbegleitservice für in ihrer Mobilität eingeschränkte Fahrgäste“ weiterhin ungewiss D ie Zitterpartie nicht nur für die 60 Mitarbeiter, sondern auch für die vielen mobilitätseingeschränkte Nutzer, des „Busund Bahnbegleitser vices“ des VBB geht weiter. Nach wie vor ist die Weiterförderung dieses Projektes bisher des öf fentlichen Beschäftigungssektors ungewiss. In einer der letzten Sitzungen des Abgeordnetenhauses in Berlin gab es zu dieser Thematik eine Anfrage einer Abgeordneten der Linksfraktion an Frau Senatorin Carola Bluhm (Senatsver waltung für Integration, Arbeit und Soziales). Ob die weitere Finanzierung des Erfolgsmodells Bus- und Bahnbegleitser vice für die mobilitätseingeschränkte Fahrgäste im Zusammenhang mit dem möglichen Wegfall von ÖBS-Stellen gef ährdet ist. Unter anderem beantwortete Frau Senatorin die Anfrage damit, dass es positive Signale für eine Weiterförderung der Beschäftigten gibt. 80 Stellen sind beantragt worden. Möglicher weise ist es auch noch einmal darauf zurückzuführen, dass im Mai Staatssekretärin Liebig die Jobcenter noch einmal persönlich angeschrieben und auf die Bedeutung dieses ÖBS-Projekts hingewiesen hat. Das hört sich doch hof fnungsvoll für die Weiterführung dieses wichtigen Projektes an. Ansonsten würden, wenn dieser wichtige Service wegfällt, Menschen die auf assistierende Begleitung angewiesen, sind, insbesondere auch diejenigen, die keine Sonderfahrdienst-Berechtigung haben, an Lebensqualität verlieren. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn sich die politisch Verantwortlichen in unserer Stadt diesbezüglich doch stärker für unsere Interessen einsetzen würden. Das Redaktionsteam Reisen 12 A usflüge auf den kleinen Flüssen und Seen in Deutschland haben ihren besonderen Reiz: Man ist direkt in der Natur, erlebt ihre Schönheiten hautnah und sieht doch fast alle paar Meter wieder etwas Neues. Wir haben uns deshalb gedacht, wir sollten Ihnen einmal einige Möglichkeiten zusammenstellen, bei denen auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen mit einem Boot oder einem Floss die Natur auf Flüssen und Seen erleben können. Diese Ausstellung sollte man unbedingt besuchen! q Porz.-Sammlung Stiftung Ernst Schneider Zum Untergeschoss Treppen www.schloesser.bayern.de Tel. 089/3158720 Im Land BRANDENBURG q Internet: http://www.odertours.com/ E-Mail: [email protected] Tel. 0176 25 26 01 83 „Brandenburg Kanu“ Ansprechpartner: Wilfried Wendel Internet: http://www.havellandreisen.de auf ’barrierefreie Angebote, gehen E-Mail: [email protected] Tel. 03381 21 21 99 Arnimfreunde Angebot einer Floßfahrt auf dem Finowkanal. Die Anlegestellen und auch die Schippelschute sind für Rollstuhlfahrer geeignet. q Ansprechpartner: Martin Schippel Internet: http://www.mst-touristikfloesserei. de/link_7.htm E-Mail: [email protected] Tel. 03335 30 203 Fax: 03335 32 53 71 Fährmannsverein „Flottes Rudel“ im Spreewald, welcher auch über einen Kahn verfügt, der auch für Fahrgäste mit Rollstuhl zugänglich ist. q Internet: http://www.flottes-rudel.de/ E-Mail: [email protected] Tel. 03546 26 26 oder 03546 82 69 Fax: 03546 26 26 oder 03546 82 69 ... dies ist nur eine kleine Auswahl der Angebote zu Wasser, mehr finden Sie unter: http://www.barrierefreier-tourismus.info der Extra-Ausgabe des Informationsbriefes von Barrierefreier Tourismus Info (BTI) - Infoportal für Reisende mit Servicebedarf BBZ Meißener Porzellan-Sammlung Naturerlebnisse mit Floß und Kanu „Oder–Tours“ Floßfahrten mit Naturerlebnis auf dem Freienwalder Landgraben und der Alten Oder. „Oder-Tours“ setzt auf ein barrierefreies Gesamtkonzept. Das gesamte Camp, die sanitären Einrichtungen und das Fahrgastfloß (allerdings nicht die Toilette, das ist technisch nicht möglich) sind barrierefrei gestaltet. Auch Kajaktouren für Rollstuhlnutzer sind möglich. Juli/August 2010 „Meißener Porzellan des 18. Jh. In Schloß Lustheim“ Stiftung Ernst Schneider im Schloss Lustheim D as Schloss Lustheim in Oberschleißheim birgt die weltberühmte und umfangreiche Sammlung früher Meißener Porzellane mit über 2000 Exponaten. Ausgehend vom Böttgersteinzeug, der Erfindung des Europäischen Porzellans und dem chinesischen Einfluss sind Joachim Kaendlers Figuren, Tierplastiken, Tafelaufsätze, Elefantenleuchter und Vasen sowie Terrinen und Teile aus dem Schwanenservice des Grafen Brühl, gemalte Chinoserien von Johann Gottfried Hörold, Unterglasurblaue-, Indianische- und KakiemonDekore auf Service-Teilen zu sehen. Im Katalog-Buch „Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts in Schloß Lustheim“ (C.H. Beck Verlag/Museumsshop) sind die Exponate mit Hintergrundinfos zu finden. Meissner Porzellan Memo D ie Motive dieses Memo-Spiels stammen aus der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und zeigen bekannte Dekore, wie das berühmte blauweiße Zwiebelmuster, Chinoiserien, Blumenmalereien etc. auf Vasen, Tellern und Dosen sowie wunderschöne Figuren. Die 72 Spielkarten sind farbig und sehr stabil. Liebhaber des Meißener Porzellans werden an diesem Gedächtnisspiel ihre Freude haben. q Meissner Porzellan Memo, E.A. Seemann Verlag, EAN 4260044150055 Wernigerode im Harz – lohnende „bunte Stadt“! A ufgrund des zuvor zugesandten Stadtplanes gerieten wir beim Versuch, uns die Pension zu „er-gehen“, auf einen Stieg, der in Feldweg und steiler Treppe mündete. Immerhin grölte ganz Wernigerode um uns herum, als das erste Tor im Spiel „Deutschland – Australien“ fiel. Die Pension für Blinde am Ort nennt sich Brockenblick. Der Brocken ist vom Haupthaus aus zu sehen. Wäre es vielleicht bei der Zielgruppe taktvoller gewesen, einen Namen wie Brockenfühl oder Brockennah zu wählen? Die Pension ist zum Teil berollbar, das 150 m entfernte Gartenhaus, in dem wir unsere Zimmer hatten, nicht. Der Service war sehr zuvorkommend, ausnehmend freundlich. Unser erster Eindruck: Die Stadt wird wirklich zu recht „bunte Stadt“ (H. Heine) genannt! Neben dem schönen Rathaus entdeckten wir das 1 qm 2 große Metallmodell der Stadt für die Finger der Blinden. Sehr störend fand ich die normalen Läden (Rossmann etc.) in den wundervoll restaurierten Häusern. Es ist eben eine normal belebte und bewohnte Stadt, keine Märchenstadt. Am nächsten Morgen eilten wir zur Brockenbahn, in Betrieb von 1899-1961 und dann wieder ab 1991. Der Brocken war fast 30 Jahre gesperrt, weder durfte er in Wetterberichten (Messstation seit 1838) noch in Kreuzworträtseln auftauchen! Spioniert wurde von hier aus bis Holland, gekontert von Wurmberg und Bocksberg Richtung Osten. Das herrliche, alte Dampfross begeistert sofort – tuff-tuff! Ein Fahrer und ein Kohleschipper treiben das Gefährt auf 1000 mm Spurbreite mit im Jahr 1,1 Millionen Fahrgästen in anderthalb Stunden den Berg hinauf. Zugängliche Haltepunkte mit Rampen der DB sind der Startpunkt (234 m), Drei Annen Hohne (540 m) sowie auf Meißener Porzellan-Sonderausstellung in Bamberg I m barocken Alten Rathaus in Bamberg werden über 100 Glanzstücke aus der Sammlung Ludwig anlässlich des 300. Geburtstags der Porzellanmanufaktur Meißen präsentiert. Vom frühen Schaffen der Meißener Manufakturisten sind Raritäten zu sehen: Figuren, Tierplastiken, Tischbrunnen, Tafelaufsätze, Vasen und Schachspiele. Die Vielfalt der Dekore spiegelt den chinesischen Einfluss. Im Katalog-Buch „Goldchinesen und indianische Blumen“ (Imhof Verlag, ISBN 978-3-86568-549-0) werden auf 320 Seiten mit 300 Farbfotos die einzigartigen Exponate der Ausstellung sowie die Fayencen der Sammlung Ludwig in Bamberg detailliert vorgestellt. Diese Sonderausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen! © Gabriele Becker q 15.5. – 17.10. 2010 Führungen, Begleitprogramm Treppen zum Untergeschoss www.bamberg.de/museum Tel. 0951/871871 dem Brocken (1125 m). Enthinderte fahren umsonst, das B gilt ebenfalls. Wir passierten Schiercke (685 m), wo heute an Walpurgis die Hexen feiern. Hebammen zu verteufeln, hatte wirtschaftliche Gründe – nach der Pest (ab 1347, Bevölkerungsrückgang z.T. bis 60%!) wurden Arbeiter und Soldaten gebraucht! Der Nadelwald ist nicht nur heile, aber die Aussicht dafür umwerfend! Von düsterer Atmosphäre war nichts zu spüren, auch scharfe Winde und Wetterumschwünge nicht. Der Juni hat die meisten Sonnentage, wir hatten weite Sicht am Mittag – für uns dann doch noch ein ergiebiger Brockenblick. Heike Oldenburg q Harz-Elbe-Express (HEX) ab Magdeburg (1 Std.) nach www. wernigerode.de; Bus 2 vom Bhf., Aura-Pension Brockenblick, Amelungsweg 8, 38855 Wernigerode, Tel.: 03943-26210, www.bfwsa.de/ind-aura. htm ; Harzer Schmalspur Bahnen: www.hsb-wr.de Reisen BBZ Juli/August 2010 13 Erste Auszeichnung von Berliner Unternehmen mit dem Qualitätssiegel „ServiceQualität Deutschland“ Von links nach rechts: Horst Meier, Staatssekretär Dr. Heuer, Susan Gebauer, Josepfine Bard, Jürgen Loch (alle Stern und Kreisschiffahrt) und Rolf Schrader (DSFT) Foto: von DSFT P remiere für 27 Berliner Firmen: Staatssekretär Dr. Jens-Peter Heuer von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen und Rolf Schrader, Geschäftsführer des Deutschen Seminars für Tourismus (DSFT) Berlin e.V., zeichneten die ersten Betriebe aus den Bereichen Hotellerie, Gastronomie, Stadtführung, Fahrgastschifffahrt, Reisemittler, Unternehmensberatung und Handwerk mit dem begehrten Gütesiegel „ServiceQualität Deutschland“ aus. Den Betrieben und ihren Qualitäts-Coaches wurden die Zertifikate bei strahlendem Sonnenschein auf der MS Poseidon der Stern und Kreisschiffahrt GmbH im Treptower Hafen überreicht. Staatssekretär Dr. Heuer hob dabei hervor, dass die Verbesserung der Servicequalität in den Unternehmen ein wichtiger Schritt zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Stadt Berlin ist. Notwendig dafür sei, dass der Qualitätsgedanke von jedem Mitarbeiter gelebt werden muss. Heuer begrüßt den branchenübergreifenden Ansatz und das einheitliche Qualitätszeichen für ganz Deutschland. Für die Stern und Kreisschiffahrt GmbH nahmen die beiden Geschäftsführer Jürgen Loch und Horst Meier mit ihren Qualitäts-Coaches die Auszeichnungen entgegen. Jürgen Loch freute sich über das verliehene Gütesiegel: Er sei sicher, dass die gute Marktposition der Stern und Kreisschiffahrt durch kontinuierliche Qualitätssteigerung noch weiter ausgebaut werden kann. Besonders die Auszubildenden, die alle Betriebsbereiche durchlaufen, werden bei dem Unternehmen von Anfang an in den Qualitätsmanagementprozess integriert. Die bisher meisten Betriebe kommen aus der Hotellerie und Gastronomie. So wurden die die DorintHotels Adlershof und Airport-Hotel Berlin Tegel, das Hotel Brandies, das Mercure Berlin Mitte, das Hotel relexa Stuttgarter Hof, das mitArtHotel, das Novotel Berlin-Mitte und das Restaurant Shi-Mai ausgezeichnet. Die Liste aller zertifizierten Betriebe steht im Internet unter servicequalitaet-berlin. de. Deutschlandweit zählt die Initiative mittlerweile 2.466 zertifizierte Betriebe und 15.350 Coaches. Sie alle tragen das Qualitätssiegel „Q“ und signalisieren den Kunden damit: Hier erwartet Sie besonders guter Service. In Berlin wurden bisher 240 Coaches ausgebildet. Zentrale Koordinierungs- und Schulungsstelle für Berlin und Hamburg ist das Deutsche Seminar für Tourismus (DSFT) Berlin e.V., die zentrale Weiterbildungseinrichtung der Tourismusbranche. Kooperationspartner in Berlin sind die Berlin-Tourismus Marketing GmbH, der DEHOGA Berlin, die IHK Berlin und der Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V. q Weiter Informationen finden Sie unter www.dsft-berlin.de oder www. servicequalitaet-berlin.de Simone Mihlan Seminarkonzeption und -organisation, ServiceQualität Berlin Deutsches Seminar für Tourismus (DSFT) Berlin e.V. Tempelhofer Ufer 23/24 10963 Berlin Tel.: +49 (0)30/ 23 55 19 16 Fax: +49 (0)30/ 23 55 19 25 anzeige Weg weis ende Wun s ch e r f üllung Seminar in Sachen Wegsuche: Dr. Vera Buschmann (2.v.l.) und Dirk Tegetmeier (4.v.l.) erklären Schritt für Schritt wie‘s funktioniert. Foto: Joachim Donath n Ein Seminar machte nicht nur Spandauer Senioren fit für die BVG-fahrinfo Wie komme ich am einfachsten von meiner Wohnung zu meinem Wochenmarkt und bequem wieder zurück? Eine Frage, die sich Fahrgäste der BVG am heimischen Computer leicht selbst beantworten können. Im Internet gibt’s auf den BVG-Seiten ‚Fahrinfo’; Start und Ziel eingeben und die gewünschte Abfahrts- und Ankunftszeit – im Handumdrehen ist der Weg berechnet und kann abgelesen und ausgedruckt werden, auch barrierefrei, wenn’s sein soll. Aber nicht jeder Fahrgast, der die Fahrinfo nutzen möchte, kommt mit der so genannten Navigation am Bildschirm zurecht. Immer wieder taucht der Wunsch ungeübter Computer-Nutzer auf, im persönlichen Gespräch über alle Möglichkeiten und Raffinessen der Fahrinfo ausführlich informiert zu werden. Zusammen mit den Volkshochschulen der einzelnen Berliner Bezirke bieten nun Spezialisten der BVG zweistündige Seminare an, in denen man lernen und üben kann, wie man die elektronische Fahrplanauskunft optimal nutzt. So z.B. in Spandau, wo in der beschaulichen Kirchgasse alle PC-Übungsplät- ze der Volkshochschule von lernbegierigen Kunden der BVG besetzt waren. Dr. Vera Buschmann ging nach einer kurzen Einführung das Thema anhand praktischer Beispiele und fern aller grauen Theorie äußerst anschaulich an: eigene Erfahrungen mit dem Medium flossen da ebenso ein, wie eine Handvoll kleiner sympathischer Geschichten aus der Welt des Berliner Nahverkehrs. Mit tatkräftiger und sachkundiger Unterstützung von Fahrinfo-Fachmann Dirk Tegetmeier konnten die Seminarteilnehmer Schritt für Schritt mitgehen und Wege-Beispiele als Muster erarbeiten. Alle waren mit lebhaftem Interesse bei der Sache. Wie Regina B., die sich gewünscht hatte, selber zu entdecken, welches jeweils der beste Weg zu den Treffpunkten ihrer Wandergruppe ist. Und auch barrierefreie Wege zu finden, wenn sie mit ihrem kleinen Enkelkind im Kinderwagen unterwegs ist. Zufrieden, nicht mehr im dicken Fahrplanbuch blättern zu müssen, ging sie nach mehr als zwei Stunden lebhaften Nahverkehrstrainings heim. Die nächsten Seminare zu diesem Thema finden in der Volkshochschule Friedrichshain–Kreuzberg am 2.Juli, am 24. September in Tempelhof-Schöneberg und am 1. Oktober in Treptow-Köpenick statt. Auskünfte dazu und zu weiteren Terminen gibt die BVG über die Service-Nummer (030)19449. Informationen zur barrierefreien Fahrt mit der BVG erhalten Sie hier: BVG Call Center 030/19 44 9 Internet www.BVG.de Aufzugsstörungen der U-Bahn Tel. 030/256 22096 14 Reisen Juli/August 2010 BBZ Noch einmal mit dem eigenen VW-Bus 32.300 km durch die USA und Kanada Ein Reisebericht von Bärbel Reichelt - Teil 3 L ängst waren inzwischen 2 Mitreisende hinzugekommen, eine gute Bekannte im Rolli und ihre Begleitung, ich war nicht mehr alleine. Nun benötigten wir Behinderten-Zimmer in Motels mit 2 Doppelbetten, die es in den preiswerten Ketten nur selten gab. Andererseits hatten wir aber auch nun die Möglichkeit, besser im Internet danach suchen und sie finden zu können, denn die beiden Mitreisenden hatten ein Notebook dabei. Alle Motels der großen Ketten müssen barrierefreie Zimmer anbieten, was sie auch fast immer tun. Oft legten wir erst am Nachmittag fest, wo wir abends übernachten wollten. Immer fanden wir ein stufenlos anrollbares Bettchen mit einem gut nutzbaren Bad. Wir teilten die Unterkunftskosten von uns Dreien durch zwei, der Begleitung sollten keine Kosten entstehen. Besonders hilfreich erwies sich die Begleitperson, als mein VW-Bus die einzige ernste Panne der ganzen Reise hatte: Die Glühkerzen waren abgenutzt und das Fahrzeug sprang nicht an! Wir befanden uns am nördlichsten Punkt der gesamten Reiseroute, sehr einsam gelegen, nahe eines IndianerReservats, in dem wir einem Powwow, einem Indianer-Treffen mit Tänzen, Gesängen, Marktständen u.a. der a n z e i g e First Nation (wie sich die Nachkommen der Ureinwohner heute nennen) beiwohnen wollten. Ich hatte zwar Ersatzteile mitgenommen, (Keilriemen, Ölfilter u.a.) aber keine Glühkerzen! Die Mitar-beiter der Werkstatt, zu der ich mit meinem Wagen geschleppt wurde, sahen in den Motorraum wie Hühner in einen Fernseher! Einen deutschen VW-Bus und sein Innenleben kannten sie nicht! So rief ich in Deutschland meine Werkstatt per Handy an, der Helfer ging mit dem Telefon zum Motorraum und zeigte den Mitarbeitern, wo die Glühkerzen überhaupt sind in diesem Fahrzeug. Nun setzte bei ihnen der Aha-Effekt ein und uns wurde ein Starterspray mitgegeben, mit dem Robby, der Begleiter, allmorgendlich den Bus zum Laufen brachte, während ich startete. So erreichten wir das Powwow nun doch noch und die Mühe hatte sich gelohnt: Es war sehr, sehr schön und interessant und unvergesslich für uns alle. Und so konnten wir die Reise fortsetzen, bis in Montana endlich die Glühkerzen von einer Werkstatt für Importfahr-zeuge ausgewechselt werden konnten...! Auf dem Weg dorthin, in North Dakota, kamen wir nun endlich in die Prärie! In die unendliche Weite, in die fast nur mit gelb-braunem Gras bewachsene Steppe, hügelig und kaum besiedelt. Sowohl die Ureinwohner dieses Landes, über Alaska von Russland eingewanderte Nomaden, später Indianer genannt, vom Stamm der Sioux, als auch ihre Lebensgrundlage, der Büffel, wurden vor nicht mal 150 Jahren gleichermaßen brutal von den einwandernden Weißen fast ausgerottet. Bill Cody, genannt Buffalo Bill, wurde berühmt, weil er innerhalb weniger Monate über 5.000 Büffel abgeschossen hat! Nach ihm wurde die Stadt Cody benannt. Heute wird das weite Land als Weide für Rinder genutzt, aber im Theodor Roosevelt Nationalpark gibt es inzwischen wieder größere Büffelherden, die von uns aus nächster Nähe bewundert werden konnten. Wir erreichten den Yellowstone Nationalpark, den ältesten und größten aller Nationalparks, vom Nord-Osten her und eroberten ihn an 3 Tagen, an denen wir uns gerade mal einen guten Überblick verschaffen konnten: Es brodelt und zischt, es stinkt und blubbert im südwestlichen Teil des Parks, der berühmte Wasserfall in den wirklich gelben Felsen, die dem Nationalpark seinen Namen gaben, liegt im Osten. Dort sind die Berge über 3000 m hoch und bilden eine grandiose, beeindruckende Landschaft. Leider versagte der Geysir Old Faithful, als wir auf seinen stündlichen Ausbruch warteten, und zeigte sich gerade mal nicht in voller Höhe von über 100 m. Auch hier gibt es heute wieder große Bisonherden, die uns oft neben den gut ausgebauten Straßen des Nationalparks begegneten. Überall rollten wir auf Holzstegen an dampfenden Schlammlöchern oder Schwefelseen mit abgestorbenen, bizarren Baumfragmenten problemlos entlang. Wir waren nicht behindert. Es war egal, ob man läuft oder rollt... - Auch außerhalb des Yellowstone NP, um ihn herum, war es wunderschön und sehr interessant. Historische WesternStädtchen, grandiose Gebirgslandschaften, Goldgräber-Orte, der durch ein Erdbeben entstandene See und Wälder, in denen alle Bäume abgestorben waren und neues Grün von unten aufwärts strebte, sahen wir. Unser Weg führte uns nach Süden, durch den Teton Nationalpark. Schöner Urlaub für Alle! D er eingetragene Verein „fortschritte“ bietet das ganze Jahr über Ferienfahrten für Groß und Klein mit qualifizierter Betreuung an. Fortschritte e.V. besteht seit 1985 und widmet sich der Förderung von körperlich und geistig behinderten Menschen. Derzeit werden vom Verein ganzjährig Ferienfahrten und niedrigschwellige Freizeitangebote am Wochenende geleistet. Zukünftig sollen für ambulantbetreutes Wohnen und Einzelfallhilfe weitere Kapazitäten des Vereins mobilisiert werden. Fortschritte e.V. hat noch freie Fahrtplätze zu vergeben! Für Jugendliche ab 12 Jahren, Erwachsene und Paare mit Behinderung: D Herbstfahrt – vom 09.Oktober bis 23.Oktober 2010 nach Cuxhaven in Niedersachsen D Integrative Ferienfahrten für Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche bis 18 Jahre: D Sommerfahrt-4- vom 31.Juli bis 21.August 2010 nach Everinghausen bei Bremen q Für eine Anmeldung und/ oder Fragen wenden sie sich bitte an: Frau Sibylle Orlt Telefon: 030/ 688 37 660 Weichselstraße 24 a, • 10247 Berlin Telefax: 030/ 688 37 658 E-Mail: [email protected] www.fortschritte-berlin.de Aktuell BBZ Juli/August 2010 15 Behindertengerecht ist menschengerecht 15. Weltkongress von Inclusion International vom 16. - 19. Juni 2010 in Berlin 2500 Teilnehmer aus 74 Nationen fordern rasche und globale Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention „Behindertengerecht ist menschengerecht.“ Auf diese einfache Formel brachte Robert Antretter, Bundesvorsitzender der Lebenshilfe, das für viele in Deutschland noch unbekannte Wort „Inklusion“. Auf dem 15. Weltkongress von Inclusion International mit dem Titel „Inklusion – Rechte werden Wirklichkeit“ haben 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 74 Ländern diesen Begriff mit Leben erfüllt. Fast 1000 Menschen mit geistiger Behinderung – sogenannte Selbstvertreter – waren mit dabei. Es ging um den Abbau von Barrieren – in der Umwelt und im Umgang miteinander. Wenn jeder behinderte Mensch von Anfang an dazugehörte, ob in der Schule, am Arbeitsplatz, im Verein oder als Nachbar, wäre das Ziel der Inklusion erreicht. „Wir können, wenn wir uns für ein Leben ohne Hindernisse einsetzen, viel für alle unsere Mitmenschen tun“, so Robert Antretter in seinem Schlusswort vor dem Kongress. „Die abgesenkte Bordsteinkante dient der jungen Mutter mit dem Kinderwagen genauso wie dem gehetzten Manager, der mit seinem Trolley den ICE erreichen will. Integrative Wohnmodelle können beispielgebend sein für uns alle, die wir älter werden.“ Auch eine verständliche Sprache helfe nicht nur geistig behinderten Menschen, sich leichter zu orien- tieren. In Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, haben die Menschen mit Behinderung eine Verbündete. Als Gastrednerin bei der Eröffnung des Weltkongresses am Mittwoch legte sie ein deutliches Bekenntnis für die Inklusion ab: „Ich f inde, alle Kinder müssen in eine Schule gehen.“ Nicht allein der Unterrichtsstoff sei wichtig, sondern auch das, „was die Kinder voneinander lernen“. Im Auftrag der Bundesregierung lud sie alle auf die Reise zur Inklusion ein. Die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen, die Deutschland als eine der ersten Nationen ratif iziert hat, ist ein wichtiger Motor auf dem Weg zu einer Gesellschaft ohne Barrieren. In einer Video-Botschaft versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel einen nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Konvention, an dem behinderte Menschen und Verbände wie die Lebenshilfe beteiligt werden sollen. Lebenshilfe-Bundesvorsitzender Robert Antretter ist sich sicher: „Unser Kongress hat ein starkes Signal zur raschen und globalen Umsetzung der Behindertenrechtskonvention gegeben.“ Der 15. Weltkongress von Inclusion International wurde gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Europäische Kommission, die AKTION MENSCH, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft CUR ACON und VW Nutzfahrzeuge. Mehr Informationen, Filme und Bilder zum Weltkongress f inden Sie in unserem Kongress-Tagebuch unter www.lebenshilfe.de und www.inclusion2010.de. Erstmals ein Deutscher an der Spitze von Inclusion International Klaus Lachwitz von der Bundesvereinigung Lebenshilfe will die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention vorantreiben M it dem 63-jährigen Klaus Lachwitz aus Rauischholzhausen bei Marburg steht erstmals ein Deutscher an der Spitze von Inclusion International. Die Organisation setzt sich seit 50 Jahren überall auf der Welt für die Rechte von Menschen mit geistiger Behinderung ein. Sie hat ihren Sitz in London und vertritt mehr als 200 Mitgliedsverbände in 115 Ländern. Die Generalversammlung im Berliner Estrel Convention Center hat Klaus Lachwitz, den Bundesgeschäftsführer und Justitiar der Bundesvereinigung Lebenshilfe, einstimmig zum Nachfolger von Diane Richler gewählt. Die Kanadierin kandidierte turnusgemäß nicht mehr für das Präsidentenamt. Die Nordamerikanerin und der Hesse beendeten am 19.06. gemeinsam den 15. Weltkongress von Inclusion International mit 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 74 Nationen. Vier Tage lang stand in Berlin die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt. Klaus Lachwitz will in seiner Amtszeit die globale Umsetzung des internationalen Abkommens vorantreiben. Der Jurist hat selbst daran mitgearbeitet und sieht in der UNKonvention eine wahre Schatztruhe, um das Ziel einer inklusiven Gesellschaft ohne Barrieren zu erreichen: „Mit diesem wertvollen Dokument werden Menschen mit Behinderung weltweit wahrgenommen – und es hat uns Zugang zu den Vereinten Nationen verschafft.“ Klaus Lachwitz ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seit 29 Jahren macht sich der gebürtige Hesse erfolgreich für die Rechte geistig behinderter Menschen und derer Angehörigen stark. Die Kollegen bescheinigen ihm die besondere Fähigkeit zur verständlichen Darstellung komplexer juristischer Sachverhalte und einen Hang zum Querdenken mit Blick über den Tellerrand. Er selbst sagt über sich: „Meine Triebfeder sind Menschen mit Behinderung. Die Verbindung von Praxisarbeit und Fachlichkeit hat mich immer gereizt.“ In Deutschland hat der LebenshilfeMann in den zurückliegenden Jahrzehnten viel bewegt. Er gehört zu den kraftvollen Motoren für mehr Teilhabe von behinderten Menschen. Oft war es Klaus Lachwitz mit seiner juristischen Abteilung, der den Politikern im Bundestag den richtigen Weg für ihre Gesetze wies. An der Einführung des Benachteiligungsverbots behinderter Menschen im Grundgesetz war maßgeblich die Lebenshilfe beteiligt. Die Lebenshilfe mit deutschlandweit 135.000 Mitgliedern versteht sich als Selbsthilfevereinigung geistig behinderter Menschen und ihrer Angehörigen, als Fachorganisation sowie als Trägerverband für 3200 Einrichtungen und Dienste. Dort engagieren sich rund 60.000 hauptamtliche und etwa 15.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die „Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e. V.“ ist 1958 in Deutschland von betroffenen Eltern und Fachleuten im hessischen Marburg gegründet worden. Unter ihrem Dach sind 527 Orts- und Kreisvereinigungen sowie 16 Landesverbände zusammengeschlossen. Peer Brocke, Pressestelle, Bundesvereinigung Lebenshilfe 16 Aktuell Juli/August 2010 BBZ Visionen & Taten von Dr. Ilja Seifert L ethargie lähmt das Land. Wie Mehltau befällt sie alles Lebendige. Scheinbar widerstandslos überspringt sie Staatengrenzen und soziale Schichten. Sie tarnt sich mit geschäftiger Betriebsamkeit. Sie erstickt jede wirkliche Tat. Die westliche Welt – und auch der von uns überschaubare Teil davon – steckt in der tiefsten und breitesten Krise seit Jahrzehnten. Jede TalkShow, die nicht ausschließlich rumblödelt, beschwört die Apokalypse herauf. Auch im Bundestag klingen solche Töne an. Zumindest den Kollaps. Des Finanzsystems. Des Euro. Aller sozialer Sicherungssysteme. Das ängstigt besonders all diejenigen, die auf gesellschaftliche Solidarität angewiesen sind, die auf ihr Funktionieren vertrauen (müssen). Und was tun zu viele der „Promis“, die da talken? Wenn sie Banker sind, versprechen sie höhere Renditen. Wenn sie Berufstalker sind, versprechen sie immer neue Shows, Events & Partys. Wenn sie Regierungspolitiker sind, versprechen sie – gar nichts oder alles. Und alle sagen, daß ihr Nichts-Tun – bzw. ihr wildgewordenes Auf-der-StelleTreten – alternativlos sei. Die wenigsten dieser Sendungen & Debatten dienen noch der Information, kaum eine vermittelt noch wissensbasierte Meinung. Sie gerieren sich immer mehr als bloße Unterhaltung. Ihr Zweck ist Selbstinszenierung. Sie bekämpfen den Mehltau nicht. Sie sehen ihn nicht einmal. Kein Wunder, denn: Sie sind der Mehltau. Sie sind die personifizierte Lethargie. Talk-Shows: die personifizierte Lethargie Sie sind saturiert, träge und einfallslos. Und täuschen uns, das staunende Publikum, durch Lautstärke, Kraftmeierei und immer neue Varianten ihrer längst abgedudelten Melodien. Nur keine neue Idee! Nur keine Vision! Nur keine Veränderung! Denn das würde ja einiges kosten – z.B. den eigenen Status als „Promi“. Dabei täte Veränderung so Not. Dabei bräuchten wir nichts dringender als neue Ideen. Dabei fehlt uns nichts mehr als eine weittragende Vision, für die einzusetzen sich lohnt. Steht also die Frage: Gibt es vielleicht nichts Visionäres? Sind wir womöglich dem Schicksal unausweichlich ausgeliefert? Bleibt uns wirklich nichts anderes, als sehenden Auges auf falschen Wegen weiterzutraben? Kurz vor dem Abgrund talkend & pfeifend auch die letzten Schritte zu gehen? Und es steht die Frage: Gibt es keine Kraft, die umsteuern könnte? Kann wirklich niemand etwas tun? Fehlt es uns, der Menschheit, an Kompetenz? An geistiger, sozialer, ökonomischer, an menschlicher Kompetenz. Oder fehlt es an Kompetenten? Woher sollen die Akteure von Veränderungen kommen? Wer sollen diese Akteure sein? Gibt es in dieser interessendurchsetzenden Gesellschaft überhaupt Kräfte, die klassen-, schichten, alters-, religions- und/oder ethnienübergreifende Aspekte in den Vordergrund politischen Handelns stellen können? Menschen mit Behinderungen: Akteure von Veränderung Dieser Artikel erscheint in einer Behindertenzeitung. Ist das der Ort, an dem diese Kompetenzen zu suchen, solche Kompetenten zu finden sind? Übernehme ich mich nicht, wenn ich hier grundlegende Menschheitsprobleme diskutiere? Ich meine: Nein. Denn ich weiß, daß es kaum etwas praktischeres gibt als eine gute Theorie. Und da Behinderungen weder vor dem sozialen Status noch vor der weltanschaulichen Orientierung noch vor der ethnischen Herkunft noch vor dem Alter noch vor anderen Merkmalen großer gesellschaftlicher Gruppen Halt machen, meine ich auch, daß hier wirklich humanistisches Handeln im Interessen der Gesamtgesellschaft nahe liegt. Solange es an anderen Visionen fehlt, halte ich mich an die, die ich kenne. Und ich meine, mit der UNBehindertenrechtskonvention halten wir ein Dokument in der Hand, daß die (scheinbare) Leere zu füllen geeignet ist. Ich verlange also gar nicht unbedingt, daß etwas völlig Neues erfunden werden muß. Mir ist daran gelegen, vorhandene Ressourcen zu nutzen. In diesem Falle eine internationale Vereinbarung. Eine Konkretisierung der Allgemeinen Menschenrechte, in der ich ein Nutzen-für-alleKonzept sehe. An dieser Stelle gebe ich – im Widerspruch zum gerade Gesagten – gern zu, daß die BERLINER BEHINDERTENZEITUNG (BBZ), in der ich diese Überlegungen veröffentliche, nur bedingt das geeignete Medium ist: Es eignet sich zur Selbstverstän- Impressionen des 15. Weltkongresses von Inclusion International vom 16. - 19. Juni 2010 in Berlin Fotos von Herrn Siegurd Seifert, freier Journalist digung der unmittelbar Betroffenen, die mit der Behindertenrechtskonvention – und der dahinterstehenden Vision vom Segen der Vielfältigkeit – zuerst gemeint sind: Wir Frauen und Männer, Kinder, Jugendliche und Alte, die mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen in aller Öffentlichkeit leben. Wir gestalten unser Da-Sein, unser DazugehörigSein, unser So-Sein immer selbstbewußter. Manchmal müssen & werden wir provozieren. Manchmal müssen & werden wir Kompromisse eingehen. Manchmal müssen & werden wir uns streiten. Untereinander und mit allen anderen. Aber immer unterbreiten wir auch Vorschläge. Immer bringen wir unsere spezifischen Erfahrungen ein. Immer müssen/können/werden wir unsere Kompetenzen erweitern. Die sozialen und die theoretischen, die des Alltags und die der Veränderung. Behindert-Sein: eines von vielen Merkmalen Unser Behindert-Sein ist kein erstrebenswerter Zustand. Es ist aber auch kein Grund zum Lamentieren. Unser Behindert-Sein ist eines von vielen Merkmalen unserer Individualität. Und es ist einer der Gründe, warum wir ein etwas größeres Maß an sozialer Kompetenz anzusammeln haben als Leute, die viel seltener auf fremde Hilfe angewiesen sind. Das macht uns beileibe nicht zu „besseren Menschen“. Aber es macht uns ein bißchen erfahrener. Gegen das Behindert-Werden haben wir gelernt, uns zu wehren. Wir haben gelernt, Barrieren nicht als gottgegeben hinzunehmen. Wir Aktuell BBZ Juli/August 2010 17 Visionen & Taten von Dr. Ilja Seifert haben gelernt, sie zu erkennen, ihre Hinderlichkeit zu benennen und ihre Beseitigung anzuregen. Barrieren aller Art. Bauliche und kommunikative. Nicht zuletzt Barrieren in den Köpfen. Und das Wunderbare daran ist, daß sich zeigt, Barrierenbeseitigung ist vorteilhaft auch für diejenigen, die sich gar nicht als behindert betrachten. Inzwischen reift durchaus die Erkenntnis, daß Barrierenvermeidung erst recht geeignet ist, allen Menschen das Leben angenehmer zu gestalten. Ist das nicht toll? Das Menschenbild der Behindertenrechtskonvention von 2006 geht davon aus, daß Behinderungen kein medizinisches Problem sind. Wir müssen nicht ständig behandelt, nicht „repariert“ werden. Die Behinderungen sind Teil unserer Individualität. Sie beeinflussen unsere Persönlichkeit. Behinderungen sind auch kein Problem, das vorwiegend im Sozialamt gelöst werden könnte. Sie sollen unsere Persönlichkeit nicht beherrschen. Behinderungen sind Menschenrechtsfragen. Es geht darum, alle Facetten unserer Persönlichkeit frei entfalten zu können. Wer möchte das nicht? Hier stößt die Veröffentlichung in der BBZ an eine harte Grenze: Eigentlich müßten gerade diejenigen von der visionären Kraft einer Ethik der Vielfalt überzeugt werden, die mit dieser Selbsthilfe-Zeitung nicht erreicht werden. Doch, wer weiß? Vielleicht findet die Vielfalts-Ethik auf listige Weise Wege zu ihnen? Mag sein, daß hier nur ein winziges Visiönchen mitschwingt. List ist eine der Stärken von „Schwachen“. Nie die Hoffnung aufgeben! Es geht eben nicht um „Sonder“-Interessen von „Behinderten“. Was also könnte an einer UN-Konvention so visionär sein, daß sie geeignet wäre, der um sich greifenden Lethargie zu begegnen? Wie sollten wir mit einem Konzept, das auf den ersten Blick „nur“ Menschen mit Behinderungen umfassende Teilhabe ermöglichen will/soll, den Mehltau hinwegfegen, der Land & Leute lähmt? Was haben wir der nichtssagenden Geschwätzigkeit, in der „Haltungsnoten“ wichtiger als Inhalte sind, entgegenzusetzen? Wessen Interessen werden dort eigentlich vertreten? Wie läßt sich tatenlose Geschäftigkeit überwinden, in der Selbstdarstellung vor Problemlösung steht? Wie sollen wir, die strukturell zu den „Schwächsten der Gesellschaft“ zählen, den neunmalklugen Medienprofis wirkungsvoll Paroli bieten? Strukturelle Schwäche: ein Vorzug Vielleicht können wir unsere „Schwäche“ ja auch in einen Vorzug wandeln? Vielleicht sind wir, eben weil wir häufiger auf fremde Hilfe angewiesen sind, ein bißchen stärker davor gefeit, uns zu überschätzen? Vielleicht bringt uns der Zwang, eng mit anderen Menschen – Assistentinnen und Assistenten – zu kooperieren, das zusätzliche Quentchen an sozialer Kompetenz, das ausreicht, gruppenegoistische Ziele zugunsten gesamtgesellschaftlichen Handelns zu überwinden? Denn es geht um Taten. Um gesellschaftliches Tun. Gerede allein bringt niemanden voran. Die aktuellen Krisen zeigen die Grenzen des kapitalistischen Verwertungssystems auf. Aber sie überwinden sie (noch) nicht. Die Konvention kann weitgehend innerhalb des bestehenden Systems umgesetzt werden. Sie ist in Deutschland seit fast anderthalb Jahren Gesetz. Getan wurde bisher so gut wie nichts. Dabei ist ihre Grundphilosophie dem Würde-Konzept des Grundgesetzes sehr verwandt. Es geht darum, auch Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen – seien sie körperlicher, psychischer, geistiger oder von der Art der Sinnesbeeinträchtigung bzw. chronischer oder erblicher Erkrankungen – jederzeit die volle Teilhabe am Gemeinschaftsleben zu ermöglichen. Das setzt umfassende Persönlichkeitsentfaltung voraus. Man sollte also meinen, daß alle gesetzgeberische Kraft – und auch die publizistische Begleitung – auf eine rasche Umsetzung ausgerichtet wäre. Zumal die Staaten mit ihrem Beitritt zur Konvention anerkennen, daß nicht die Menschen mit Beeinträchtigungen sich der Umwelt anzupassen haben, sondern umgekehrt die Regierungen sich verpflichten, Bedingungen zu schaffen, die eben diese „volle Teilhabe“ ermöglichen. Was „volle Teilhabe“ ist, bestimmen wir selbst. Das dürfen wir nicht diesen „Promis“ überlassen. Taten werden gebraucht. Keine Ausflüchte. Ein Umsetzungsplan kann hilfreich sein. Er muß kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen umreißen, Verantwortlichkeiten festlegen sowie Ressourcen bereitstellen. Die Erarbeitung eines solchen Plans darf aber nicht zur Verzögerung von Sofortmaßnahmen mißbraucht werden. Eine solche wäre die umfassende Bekanntmachung der Konvention, ihrer Inhalte & Ziele sowie der ihr zu Grunde liegenden Nutzen-für-alle-Strategie. Stattdessen „überlegte“ die Regierung erst einmal ein Jahr lang, ob ein solches Umsetzungskonzept überhaupt gebraucht würde. Diese Verzögerungstaktik ist Ausdruck der Lethargie, die uns lähmt. Anstatt die Betroffenen – sie machen immerhin rund ein Zehntel der Bevölkerung aus – durch verantwortungsloses Geschwätz zu ängstigen, sollten lieber ihre Fähigkeiten aktiviert werden. Gemeinsam können wir den Mehltau beseitigen. Das hülfe allen. Und da wir, die Menschen mit Behinderungen und/ oder chronischen Erkrankungen, die wir stärker auf fremde Hilfe, auf Solidarität, auf Assistenz angewiesen sind, uns nicht zu den „Rettern der Menschheit“ aufschwingen, uns nicht zur „Elite“ erklären, könnte gerade unsere Erfahrung, unser Expertenwissen in eigener Sache, unsere soziale Kompetenz eine der entscheidenden Triebkräfte sein, um die (Sinn)Krise zu überwinden. Wir haben große Erfahrung, verschiedene Fähigkeiten zu bündeln. Wir leben tagtäglich damit, (zwischenmenschliche) Konflikte zu entschärfen. Wer auf fremde Hilfe angewiesen ist, muß mit seinen Helfern auch in Krisensituationen auskommen. Wir verfügen über Kompetenzen, die allerorten dringend gebraucht werden. Nutzt sie! Aktuell 18 Juli/August 2010 BBZ „Visionen & Taten“ von Ilja Seifert Leserbrief von Frau Angstmann-Koch aus Tübingen zum vorab auf der Homepage des BBV veröffentlichten Essay A ls ich Ilja Seiferts Essay „Visionen & Taten“ zum ersten Mal las, wurde mir erst nach einigem Nachdenken klar, weshalb er meinen Widerspruch provoziert, obwohl ich dem Autor in vielem Recht gebe. Es fängt mit der Beschreibung der aktuellen Lage an. Ich bezweifle, dass Mehltau und Lethargie unser Land lähmen. Im Gegenteil: Die zerstörerischen Kräfte, die den Sozialstaat ärmer machen und immer mehr gemeinsam erwirtschaftete, der Allgemeinheit zustehende und so dringend benötigte Mittel in die Taschen einiger weniger scheffeln - sie sind ausgesprochen agil und absolut nicht lethargisch. Ich bezweifle auch, dass diesen Kräften die Visionen fehlen. Sie haben das klare Bild eines „schlanken Staats“ vor Augen, der Spitzenverdiener und Vermögende begünstigt und Arme gerade noch vor dem Verhungern oder Erfrieren rettet. Ihnen schwebt eine Gesellschaft vor, in der die Reichen den Schwachen nach Gutdünken Almosen zustecken, damit sie Ruhe geben. Ohnmacht befällt allenfalls unsere demokratisch gewählten Abgeordneten, die sich den Finanzmärkten hilflos ausgesetzt fühlen; und sie befällt die Schwachen, die keinen Weg finden, sich gegen die beschriebenen Untaten zu wehren. Dazu benötigten sie in der Tat eine Vision, die Vorstellung einer besseren und gerechteren Welt. Ich stimme dem Autor zu, dass die UN-Behindertenrechtskonvention den Weg weisen könnte. Sie ist ein wunderbares Dokument. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte betont, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten sind. Die UN-Behindertenrechtskonvention hat einen ande- ren Ansatz. Sie bekräftigt nicht nur, dass die jedem Einzelnen zustehenden Rechte selbstverständlich auch für Menschen mit Behinderungen gelten. Sondern sie richtet den Blick auf die Gesellschaft. Es ist ihre Aufgabe und es liegt in ihrer Verantwortung, die Voraussetzungen für Teilhabe und freie Entfaltung zu schaffen. Die UN-Konvention rückt die Zusammengehörigkeit aller in den Vordergrund, mögen sie noch so verschieden sein. Hinter ihr steht die „Vision vom Segen der Vielfältigkeit“, schreibt Ilja Seifert – und schrieb früher einmal an anderer Stelle: „In der Konvention waltet das Prinzip des Dazugehörens.“ Diese Vision bereichert nicht nur Menschen mit Behinderungen. Sondern auch Arme, Alte, Eingewanderte, Schwache oder Starke – alle, die sich eine menschliche und solidarische Gesellschaft Gleichberechtiger Impressionen des 15. Weltkongresses von Inclusion International vom 16. - 19. Juni 2010 in Berlin Fotos von Herrn Siegurd Seifert, freier Journalist statt immer tieferer Spaltung wünschen. Hier ist ein weiterer Punkt, der meinen Widerspruchsgeist weckt. Ob Menschen mit Behinderungen über jenes „zusätzliche Quentchen mehr an Sozialkompetenz“ verfügen, das Gruppen-Egoismus überwinden hilft, mag dahingestellt bleiben. Klar ist aber, dass nicht nur sie aufgerufen sind, die UN-Konvention in die Tat umzusetzen. Sondern alle, die für diese zugegebenermaßen idealistisch klingende Vision einer solidarischen und gerechten Gesellschaft kämpfen wollen, die eine solche Gesellschaft ersehnen. Alle! Auch hier darf es keine Ausgrenzung geben. BBZ Juli/August 2010 S p o rt Berlin-Brandenburger LeichtathletInnen schlugen sich achtbar 19 Erfolgreich beim Bundesfinale in Nordrhein-Westfalen SchülerInnen aus Berlin und Potsdam belegten Platz 1 und 2 400 BehindertensportlerInnen aus 27 Nationen bei der IDM in Bottrop am Start Oscar Pistorius aus Südafrika war zweifelsohne der Star der Internationalen Leichtathletikmeisterschaften 2010 in Bottropp. Fotos: DBSV D Von Uwe Gieche ie Top-Stars der Behindertenleichtathletikszene gaben sich bei den Internationalen Meisterschaften vergangenen Monat im Bottroper Jahnstadion die Klinke in die Hand. Allen voran das Aushängeschild aus Südafrika, Oscar Pistorius, überzeugte mit seinen Starts. Die Berliner und Brandenburger AthletInnen kehrten mit beachtlichen Ergebnissen von den Meisterschaften zurück, die sich erstmals in dieser Saison der internationalen Spitze stellten. Bei den Frauen konnte die Berliner PSCAthletin Katrin Müller Rottgardt über die 100m und 200m jeweils mit der Bronzemedaille in die Hauptstadt zurückkehren. Bei den Frauen-Rollis über die gleiche Distanz stellte die Cottbusserin Yvonne Sehmisch ihre Ausnahmestellung unter Beweis. Mit 18,37sec über die 100 bzw. 33,41sec. Über die 200m siegte sie überlegen und errang den Internationalen Meistertitel. Über die 5000m errang überraschend Helga Liedke vom Berliner BSV die Bronzemedaille, die wie ein Sieg gefeiert wurde. In den technischen Disziplinen waren Martina Wilanzeige ling von Stahl Brandenburg und die heute 57-jährige Marianne Buggenhagen auf dem Medaillienpodest natürlich auszumachen. Die 50-jährige Havelstädterin gewann den Rollstuhldiskuswettbewerb überlegen mit fast sieben Metern Vorsprung. Sie schleuderte das 600G-Gerät 23.32m weit. Ihre Medailiensammlung vervollständigte die Paralympiasiegern von 2008 mit einem zweiten Platz im Kugelstoßen. Im Rollispeerwurf konnte die spastisch gelähmte Francis Herrmann (LAC Cottbus) den Vizetitel mit 19.09m erringen. Die Grande Dame der Behindertenleichtathletik, Marianne Buggenhagen, krönte ihre Wettkampfteilnahme mit dem Bronzeplatz. Im Kugelstoßen belegte sie den undankbaren vierten Rang. Ihre Sportsfreundin aus Brandenburg belegte hier Platz 2. Gleichen Rank konnte auch die LAC-Athletin im Rollidiskus erreichen. Über die 200m und 400m bei den Männern ließ der Südafrikaner mit den beiden Beinprothesen nichts anbrennen. Er ist das Maß aller Dinge in diesen Disziplinen. In überragender Manier siegte er mit 22.26sec über die 200m und die Uhren über die Stadionrunde blieben bei 47.76sec stehen. Beide Zeiten sind gegenwärtig der europäischen Spitze meilenweit voraus. Über die 200m konnte Matthias Schröder vom PSC in 23.34 sec den 3. Rang belegen. „Mit der Zeit bin ich nicht ganz unzufrieden, wenn man bedenkt, dass ich schon seit Monaten an einer Verletzung laboriere“, so der Berliner nach dem Wettkampf. So sah es auch PSC-Vizepräsident Dr. Ralf Otto, der auch 14 Jahre lang Teamchef der deutschen Leichtathleten war: „Matthias hat noch Trainingsrückstände. Wichtig war es dennoch, sich mit der internationalen Spitze zu messen. Es ist ja im Prinzip der einzige internationale Vergleich in diesem Jahr. Bis zu WM Anfang nächsten Jahres in Neuseeland ist also noch ein wenig Zeit“. Klubkamerad Thomas Ulbricht, aktueller Europameister im 5-Kampf, belegte hier Rang vier und verpasste im Weitsprung mit 6.28m nur knapp das Treppchen. Bei den Senioren M50 und M70 trugen sich auch Berliner Athleten in die Siegerund Platziertenlisten ein. Jorde Marx, Allgemeiner Sport-Verein Berlin (ASVB) war mit 17,25sec über die 100m nicht zu bezwingen. In der Altersklasse M70 konnte Helmut Böhm (ASVB) im Standweitsprung mit 1.69m einen beachtlichen 5.Rang erzielen. Obwohl die Meisterschaften von den Offiziellen als tolle Veranstaltung bezeichnet wurden, gab es auch hinsichtlich der Leistungsentwicklung kritische Töne. „Ich sehe zurzeit wenig Tendenzen für eine Vorwärtsentwicklung. Es wird nicht einfacher werden, gerade im Nachwuchsbereich muss mehr passieren. Und die finanzielle Unterstützung muss auch besser werden“, so Dr. Ralf Otto. Zudem wunderte sich nicht nur Otto, sondern auch die TeilnehmerInnen, dass es weder am Samstag noch am Sonntag einen Stadionsprecher und eine Anzeigentafel gab. Mehr als dürftig! Das siegreiche Team der SchwimmerInnen aus Lichtenberg bei dem 1. Bundesfinale: „Jugend trainiert für Paralympics“. Foto: DBS D Von Uwe Gieche as erste Bundesfinale „Jugend trainiert für Paralympics“ im nordrhein-westfälischen KamenKaiserau vom 8. bis 10. Juni 2010 war für die Berliner und Brandenburger TeilnehmerInnen äußerst erfolgreich. Sieben TeammitgliederInnen konnten aus der Potsdamer Oberlinschule und der Friedrich Wilhelmvon-Steuben Gesamtschule in der Leichtathletik hinter der siegreichen LVR-Förderschule aus Mönchengladbach den zweiten Platz erringen. Im Schwimmen setzte sich das Berliner Wettkampfteam von der Carl-von Linnè-Schule aus Lichtenberg durch und entführte den Titel in die Hauptstadt. Damit konnten die Berliner ihrer Favoritenrolle gerecht werden. Insgesamt nahmen in den Disziplinen Leichtathletik, Schwimmen, Tischtennis und Rollstuhl-Basketball 160 Mädchen und Jungen aus neun Bundesländern teil und ermittelten die Titelträger. DBS-Präsident Julius Beuchler unterstrich abschließend die Bedeutung dieser Veranstaltung: „Wir müssen neue Wege in der Nachwuchsförderung im Schulsport an den Förderschulen beschreiten. Die Wettkämpfe haben gezeigt, wozu diese TeilnehmerInnenfähig sind. Es war eine gelungene Möglichkeit, sich zu präsentieren“. S p o rt 20 Juli/August 2010 BBZ Ein Festival der Schwimmweltrekorde in Berlin 5 SchwimmerInnen vom PSC für WM in Holland nominiert Daniela Schulte vom PSC ist für die WM in Holland nominiert worden. E Von Uwe Gieche ine Schwimmgala der besonderen Art fand jüngst bei den 24. Internationalen Behindertenschwimmmeisterschaften in Berlin statt. 41 Weltrekorde und zig nationale Bestzeiten sowie die erforderlichen Qualifikationsnormen für die im August 2010 in Holland stattfindenden Weltmeisterschaften waren die außergewöhnliche Ausbeute im schnellen Wasser zu Berlin. 5 AthletenInnen vom PSC Berlin gehören zu dem 23-köpfigen Team, das die deutschen Farben bei der WM in Holland vertreten wird. Insgesamt nahmen an den dreitägigen Meisterschaften 614 AthletenInnen aus 41 Nationen der Welt teil. Damit konnte der Teilnehmerrekord aus dem Vorjahr bedeutend überboten werden. Bei den Paralympics in Peking 2008 waren gar nur 580 SportlerInnen am Start. Über diese großartige Resonanz freute sich auch Dr. Ralf Otto, PSC-Präsident des gastgebenden Ausrichters: „Die Leistungen waren überragend und verdienen hohe Anerkennung. Unser über 100köpfiges ehrenamtliches Team hat in zwei Schichten für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Über die Nominierung unserer 5 PSC-SchwimmerInnen für die Weltmeisterschaften in den Niederlanden bin ich natürlich sehr glücklich“. Glücklich über sein Abschneiden bei diesem Wettkampf war auch der 19-jährige Daniel Stephan vom Paralympischen SportClub Berlin (PSC). Das Schwimmnachwuchstalent zeigte über die 400m Lagen, dass er Ein halbes Leben lang am Beckenrad als Kampfrichterin 80-jährige Erika Roßdorf ist die Seele bei der IDM S Von Uwe Gieche ie ist immerhin 80 Jahre alt und dennoch jung. Erika Roßdorf, geboren in Leipzig und seit 56 Jahren Berlinerin, gehört zu den 38 WettkampfrichterInnen der 24. Internationalen Deutschen Behindertenschwimmmeisterschaften in Berlin. Zu diesem ehrenamtlichen Engagement ist sie über ihre Tochter gekommen, die damals ihre Mutter bat, bei einem Schwimmwettkampf auszuhelfen. Geschwommen ist sie nur zum Freizeitvergnügen, Handball war ihr eigentliches a n z e i g e Erika Roßmann beendet in diesem Jahr nach 40 Jahren Einsatz ihre Wettkampfrichtertätigkeit. Metier. Sie hat Freude und Spaß an dieser Freizeittätigkeit. Ihr Engagement ist auch nach dem Wechsel von Leipzig in der Internationalen Spitze mithalten kann. Seine aufgestellte Bestzeit von 5:45:69 Min. überzeugte auch den Bundestrainer, der ihn für die WM in Holland nominierte. Der gebürtige Göttinger und heutige Sportgymnasiast ist 10mal in der Woche im Wasser anzutreffen und kann sich einen anderen Sport als Schwimmen nicht mehr vorstellen: „Schwimmen ist meine absolute Leidenschaft. Ich habe noch viel vor“, bekennt der Neuberliner. Die WM-Nominierung hat auch die sehbehinderte Daniela Schulte vom gleichen Berliner Club erhalten. Bei ihren Starts ging es zu allererst um eine Leistungsbestimmung. Sie hatte in diesem Jahr mit mehreren Erkrankungen zu kämpfen. Auch in Berlin ging sie noch nicht voll genesen an den Start. Aber die erfahrene PSC-Athletin sucht ihre Chance, die sie mit einem 4. Platz über die 100m Rücken auch wahrnahm. „Ich bin auf einem guten Weg“, so ihr Kommentar nach dem Wettkampf. Unter den 187 deutschen TeilnehmerInnen überragte einmal mehr Kirsten Bruhn aus Neumünster. Auf ihr Konto gingen allein drei Weltre- korde. Sie wird wohl für die deutsche Schwimmequipe eine sichere Medailienkandidatin bei der WM sein. Zu den Überraschungen der Meisterschaften zählte auch der 27-jährige Christoph Burkhard vom TV Rottweil. Er stellte zwei neue Weltbestmarken über die 100 und 200m Brust auf.“Ich habe hart trainiert und fühlte mich in blendender Verfassung“, so sein Kommentar zu den Ergebnissen. Auch er zählt zu den heißen Medailienkandidaten in Holland. Auch aus Berliner Sicht war der Nachwuchs erfolgreich. Der erst 10-jährige Malte Braunschweig vom BSV Medizin Marzahn konnte über die 50m Freistil den Titel eines Internationalen Deutschen Meisters der D-Jugend erringen. Die Vorbereitungen für die 25. Ausgabe der IDM im Schwimmen in der Europa-und Schwimmhalle an der Landsberger Allee in Berlin vom 28.04.-01.05.2011 haben bereits begonnen. Sechs Wochen später, 03.07.10.07.2011, finden an gleicher Stelle die Europameisterschaften statt. nach Berlin gefragt. Die studierte Elektroingenieeurin fasst das Wettkampfrichterfieber. Sie absolviert die erforderlichen Lehrgänge und fortan ist sie an den Schwimmbecken fast wöchentlich anzutreffen. Mit der Stoppuhr in der Hand hat sie schon manch Athleten(in) der nationalen und internationalen Schwimmszene erlebt. „Es ist ein wunderbares Gefühl, zu wissen, dass man gebraucht wird“, so die heute 80-Jährige. Noch lebhaft in Erinnerung sind die Ländervergleiche mit den Top-AthletenInnen aus Übersee. Auch bei den Internationalen Games der BehindertenschwimmerInnen in der Euro-und Sprunghalle ist die Seele der WettkampfrichterInnen anzutreffen. Bereits das fünfte Mal wirkt sie hier mit und überprüft akribisch, ob die Athleten auch den ordnungsgemäßen Anschlagwechsel vollzogen haben. Eine Aufgabe, die nach Ansicht der Wettkampfrichterin oftmals unterschätzt wird. „Hier wird letztendlich auch darüber entschieden, ob eine Disqualifikation erfolgt oder nicht“, unterstreicht entschlossen die Berlinerin. Bei ihren Einsätzen lief alles ordnungsgemäß ab. Ihre 40jährige Wettkamprichtertätigkeit wird sie allerdings mit einem weinenden und lachenden Auge zum Jahresende an den berühmten Nagel hängen. „Jetzt sollen die Jüngeren ran. Ich habe sicherlich auch ein wenig mehr Ruhe verdient“, so Erika Roßmann. Recht hat sie!!! 030 325 984 680 AKTIV FÜR IHRE MOBILITÄT Scheveninger Str. 20-22, 12359 Berlin, [email protected] , www.reha.com S p o rt BBZ Juli/August 2010 Berlin erlebte fantastische Sportdemonstration im Blindenfußball Fußballer demonstrierten eindrucksvolles Können Bundessportminister Thomas de Maizière probierte sich selbst als „Blinder“ beim Schuss aufs Tor. Foto: U. Gieche B Von Uwe Gieche linde Fußballer haben jüngst am Fuße des Reichstages eindrucksvoll ihr Können demonstriert und der breiten Öffentlichkeit Einblicke in diese Sportart vermittelt. Ziel dieses Sportevents war nach Meinung des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert jene zu ermuntern, die sehgeschwächt oder erblindet sind, auch sich selbst auszuprobieren. Einen Tag des Blindenfußballes erlebt man nicht alle Tage. Vor allem nicht zu Füßen des geschichtsträchtigen Reichstages, an dem wieder hunderte Besucher mehrere Stunden auf den Einlass warteten. So auch Familie Dagmar und Rainer Stubbe aus Regensburg. Beide sind auf Berlin-Trip und wollen natürlich auch jene Einrichtung unter die Lupe nehmen, wo die Mitglieder des Deutschen Bundestages wichtige Entscheidungen treffen. Ihr Warten wird an diesem Tag durch ein Sportevent der besonderen Art verkürzt. Sie erleben den Tag des Blindenfußballs. Schnell werden sie neugierig und überzeugen sich, was die Polit- und Sportbehindertenprominenz organisiert haben. Nicht nur die Aufmerksamkeit der Regensburger findet die Veranstaltung, sondern auch vieler weiterer ZuschauerInnen. Allem voran gilt natürlich die Aufmerksamkeit den Akteuren. So dem 36-jährigen Exnationalspieler Bayran Dogan aus Gelsenkirchen. Er und weitere Akteure aus den aktuellen Bundesligavereinen demonstrieren anschaulich ihr Können. Alle Spieler müssen sich auf ihr Gehör verlassen. Eingebaute Rasseln im Ball signalisieren den Spielern, wo sich der Ball gerade befindet. Der angreifende Spieler muss sich immer mit dem aus dem Spanischen stammende „Voy“ (Ich komme) bemerkbar machen, um Verletzungen und Zusammenpralls vorzubeugen. Vier Feldspieler und ein sehender Torsteher sowie Guide dirigieren die Kicker auf dem 20x40 großen Feld. Auch der 34-jährige Michael Löffler vom FC St` Pauli ist seit 4 Jahren dabei und durfte bereits für die DFB- Elf das Nationaltrikot tragen. Der von Geburt an Erblindete konnte sich endlich seine Fußballleidenschaft zu eigen machen und dem runden Leder nachjagen. „Es macht großen Spaß. Zuerst war ich auch skeptisch, ob das funktioniert. Aber Mut und Wille haben mich eines Besseren belehrt“, so der Hamburger und ermutigt Sehgeschwächte oder Erblindete auch den ersten Schritt zu tun. Beim Probetraining faszinieren die Kicker die Zuschauer und greifen in ihre fußballerische Trickkiste. Auch der aktuelle Torschützenkönig der 1. Blindenfußballbundesliga Ali Alican aus Marburg demonstriert fußballerische Leckerbissen mit dem Ball. Darüber ist auch Ex-FIFA-Referee Walter Eschweiler erstaunt: “Was die Jungs leisten, ist großartig. Der Sepp-Herberger-Stiftung sei wirklich gedankt, dass sie diese Sportart unterstützen“. So wie Eschweiler geht es auch den Regensburger Gästen. Beide waren von dieser Veranstaltung beeindruckt, was auch ein wichtiges Ziel an diesem Tag nach Auffassung von Bundessportminister Thomas de Maiziére darstellte. „Der Blindenfußball ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und hat es verdient einer breiten Öffentlichkeit präsentiert zu werden“. BAK gewinnt Berliner Landespokal BFC-Mopp stürmt nach Abpfiff auf die Spielfläche Der Berliner BAK gewann den Berliner Landespokal und konnte sich dadurch für die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal qualifizieren. Hier hat Fortuna den Weddingern ein attraktives Los verschafft. Sie treffen auf den Bundesligisten von FSV Mainz 05. Der BAK rechnet mit 5.000 ZuschauerInnen. Der Spieltermin liegt zwischen dem 13.und 16.08.2010. Foto: Uwe Gieche V Von Uwe Gieche erkehrte Berliner Fußballpokalwelt. Der haushohe Favorit im Berliner Pokalendspiel BFC Dynamo unterliegt im Friedrich-Ludwig JahnStadion vor 3.000 Zuschauern dem Kontrahenten von BAK Ankaraspor mit 0:1. Damit vergeigten die Hohenschönhausener ihre letzte Chance, doch noch den finanziell angeschlagenen Verein aus der Misere zu holen. BFC-Mopp stürmte nach Spielende den Innenraum und ließ seinen Aggression freien Lauf. Nur dank des umsichtigen Verhaltens von BFC-Kapitän Nico Thomaschewski, den Ordnern sowie der Polizeibereitschaft war es zu verdanken, dass die Schäden in Grenzen gehalten wurden. Obwohl der BFC während der 1. Halbzeit und bis zu besagtem Tor in der 76. Minute feldüberlegen war, gelang es den Berlinern nicht diese drückende Überlegenheit in Tore umzumünzen. Ein Konter des BAK sorgte durch Can Akgün für die Spielendscheidung und dem Ko des BFC. Bis dato hatte auch der Lankwitzer Schiri Sebastian Schmickartz keine Mühe das Spiel zu leiten. Erst als aus dem BFC-Block Feuerwerkskörper gezündet wurden, unterbrach er wenige Minuten vor Spielende für mehr als vier Minuten die Begegnung. Als jedoch mit dem Abpfiff die Niederlage des BFC besiegelt war, stürmten blitzartig Chaoten das Spielfeld. Selbst die Ordner waren von dieser Aktion völlig überrascht und suchten das Weite wie die jubelnden BAKAkteure, Trainer und Betreuer. Auch Rollifahrer Rainer M. aus Prenzlauer Berg, der am Spielfeldrand das Spiel verfolgte: „Ich sagte nur zu meinem Begleiter weg hier, der es erhörte und mich außerhalb des Stadions beförderte“. Nicht nur bei ihm sorgten diese Szenen für blankes Entsetzen und ständiges Kopfschütteln, sondern auch bei den Berliner Fußballfunktionären und neutralen Zuschauern. Die Polizei nahm bei den Ausschreitungen fünf Personen fest und ermittelt in 15 Strafverfahren gegen neun Chaoten. Das Strafmaß für den BFC Dynamo wird noch durch den Berliner Fußballverband festgelegt. 21 Berliner Fußballverband lobt Integrationspreis 2010 aus Chefin des Berliner Behindertensportverbandes Jurymitglied D Von Uwe Gieche er Berliner Fußballverband hat den Integrationspreis 2010 ausgelobt. „Der Berliner FußballVerband fasst den Begriff Integration bewusst weit und meint hier alle gesellschaftlichen Gruppen, denen der Sport durch die gemeinsame Begegnung helfen kann, sich in der Gesellschaft zu etablieren und zurechtzufinden. Genau dies soll auch im BFV-Integrationspreis zum Ausdruck gebracht werden“, heißt es in der amtlichen Mitteilung Nr. 45/10 vom 04.06.10 auf der Internetseite des BFV. Bewerben können sich sowohl alle Mitgliedsvereine des BFV als auch Projekte und Einzelpersonen, die dem Ziel der Integration in vielfältiger Art und Weise gerecht werden. Es geht um die Beispielwirkung von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Ethik, Religion oder Konfession. Behindertensportvereine oder Projekt- und Selbsthilfegruppen sollten sich rege an dieser Ausschreibung beteiligen, denn dem Sieger winken immerhin 4.000 Euro, dem Zweitplatzierten 2.000 Euro und dem Dritten noch 1.000 Euro. In der hochkarätig besetzten Jury wirkt auch Berlins Behindertensportchefin Kirsten Fussan mit. q Einsendeschluss ist Mittwoch, 31. August 2010. Für Rückfragen und alle erforderlichen Formalitäten steht Norman Wiechert Tel. 030 / 89 69 94 35 oder per mail: [email protected] vom Berliner Fußballverband zur Verfügung. S ta dt g e s p r äc h 22 Juli/August 2010 BBZ 60 Jahre und kein bisschen ... - das bunte Kaleidoskop der Phantasie Gala 60 Jahre PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Berlin m 10. Juni feierte der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Berlin sein 60jähriges Bestehen mit einer Gala im Tipi am Kanzleramt. Rund 100 Künstlerinnen und Künstler aus den Sozial- und Jugendprojekten des PARITÄTISCHEN boten eine einmalige Bühnenshow dar. Die Werkstatt der alten Talente eröffnete mit dem Drumcircle 50 plus, es folgten die Breakdancer der Samuels Crew, die jungen Musikanten „Wir Kinder vom Kleistpark“, die bunte Jonglagegruppe „Mallos und Ruth“ vom UFA-Zirkus, die Trapezkünstlerinnen vom Juxirkus. Gangway Beatz war mit zwei Jugendlichen aus Marzahn und den in der Szene sehr bekannten Rappern Amewu und Chefket dabei. Die Rock on Wheels -Rollitänzer und das Theater RambaZamba mit Ausschnitten aus ihrer Weiberrevue schlossen die Show ab. Sie alle zeigten, wie es in der sozialen Arbeit mit Hilfe der Kunst gelingt, Grenzen zu überwinden, außergewöhnliche Leistungen zu erreichen und Lebenslust zu gewinnen! Über 850 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung und aus der freien Wohlfahrtspflege hatten sich angemeldet. Das Interesse war überwältigend! Sozialsenatorin Carola Bluhm sprach für das Land Berlin. Vier Persönlichkeiten, die mit ihrem Engagement den Verband maßgeblich geprägt haben, wurden gewürdigt und kamen in einer Talkrunde zu Wort: Georg Zinner, Mitglied des Vorstands seit 31 Jahren, Prof. Dr. Hans-Jochen Brauns, ehemaliger Geschäftsführer des Ver- bandes von 1986 bis 2003, ChristaMaria Blankenburg, ehemalige Vorsitzende des Verbandes von 1994 bis 2003 und Dr. Eberhard Löhnert, Verbandsmitarbeiter seit 19 Jahren und Leiter der Bezirksgeschäftsstelle. Moderiert wurde die Gala von Harald Pignatelli. Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Berlin ist mit seinen 660 Mitgliedsorganisationen der größte Wohlfahrtsverband in Berlin. Unter seinem Dach sind rund 4000 Einrichtungen und Projekte mit 49.000 Hauptamtlichen und 39.000 Ehrenamtlichen. Der Verband ist seit seiner Neugründung nach dem Krieg im Jahr 1950 stets gewachsen und hat in den ersten 50 Jahren in jeder Dekade seine Mitgliederzahl verdoppeln können. Ein Ende des Wachstums ist immer noch nicht erkennbar. Durch die Beiträge seiner Mitglieder ist der Verband heute unabhängig vom Staat. Dem Verband ist es durch gute Serviceangebote und eine starke Stimme gegenüber Politik und Verwaltung gelungen, dass sich große Einrichtungen der Gesundheits- und Sozialversorgung, Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen ebenso vertreten fühlen wie kleinere Organisationen, die sich der Selbsthilfe und dem Gedanken der Selbstorganisation verpflichtet fühlen. Mit seiner weltanschaulichen Neutralität, seiner humanistischen Ausrichtung und seinen Grundsätzen der Offenheit, Toleranz und Vielfalt bietet Mitten unter uns den, die über ihre Praxiserfahrungen berichteten. Der soziale Dienst Lotse würde seine Hilfeleistung für diesen Personenkreis gern erhöhen und auch der Senat hat diese Notwendigkeit bereits erkannt. Eine Hilfe könnte darin bestehen, dass die Jugendhilfe (Wohn)Einrichtungen mehr Zeit gibt, zu entscheiden, ob eine geistige oder psychische Behinderung vorliegt. Eine oft mangelnde Ich-Stärke und fehlende Tagesstruktur macht Menschen mit psychischen sozialen Störungen anfällig für kriminelle Kontakte. Angebote, die oft zu hochschwellig und nicht individuell genug sind, vermitteln jedoch nicht die nötige Perspektive. Durch die Einstufung als geistig Behinderter kommt es erst recht zu einer Identitätsstörung. Jedoch ist auch der Umgang für Einzelfallhelfer ungewohnt – sie erkennen, dass dieser Personenkreis völlig andere Ansprüche stellt und nicht in starre Schemen gesteckt werden kann. Mit dem Wohnverbund Pistoriusstraße, der REHA e. V. und dem PROWO e. V. waren auch Dienstleister aus dem Bereich Wohnen geladen. Auch hier wurde deutlich, dass es zwar auf flexible und gemixte, personenzentrierte und nicht gruppenbezogene Angebote ankommt, aber nicht alles „Althergebrachte“ schlecht ist. Wichtig sind Kontinuität und der Aufbau von Beziehungen für die Schulung sozialer Kompetenz. Durch Zuverdienst oder die Arbeit in der Werkstatt wird Wertschätzung und Kontinuität erfahren und das Gefühl einer sinnvollen Arbeit und keiner bloßen Beschäftigung nachzugehen vermittelt. Auf großes Interesse dürfte der Vortrag von Herrn Rechtsanwalt Ziegler gestoßen sein. Musste er doch zugeben, dass für ihn als Rechtsanwalt das Regelwerk der Eingliederungshilfe ebenfalls undurchsichtig ist. Dennoch zeigte er Möglichkeiten auf, die unternommen werden können beim Ausbleiben der Strahlend und glänzend aufgelegt: PARITÄTISCHE Gala-Gäste unter der Zirkuskuppel. Foto: PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Berlin A I hren diesjährigen Fachtag, in Kooperation mit der Senatsverwaltung Arbeit, Soziales und Integration sowie Lotse Berlin, widmete die Lebenshilfe Menschen mit besonderem psychosozialem Unterstützungsbedarf. Damit sind Menschen gemeint, die nicht mehr nur eine Lern- oder leichte geistige Behinderung aufweisen, sondern individuelle unterschiedliche Kombinationen aus Depression, Obdachlosigkeit, Antriebslosigkeit, Suchtproblemen, Persönliche Störungen u.v.m. Bedarfsgerechte Unterstützung gibt es kaum. Um der Frage nachzugehen, wie Sozialamt und Dienstleister der Sozialhilfe ihre Unterstützung organisieren und gestalten, damit sie dem Personenkreis wirksam und nachhaltig gerecht werden können, waren Referenten aus unterschiedlichen Einrichtungen gela- der Verband vielfältigsten Initiativen und Projekten ein Dach. Das PARITÄTISCHE Prinzip bedeutet, dass alle Mitglieder gleich viel gelten und unabhängig von ihrer Größe nur eine Stimme im Verband haben. Der PARITÄTISCHE hatte nach der Wende einen großen Anteil am Aufbau freier Träger im Ostteil der Stadt und an der Herstellung gleicher Lebensverhältnisse in Ost und West. Er war an vielen sozialpolitischen Weichenstellungen maßgeblich beteiligt - zum Beispiel an der Rettung der Polikliniken vor der Abwicklung, an der Enthospitalisierung von 2.000 chronisch psychisch kranken Menschen, an der Verbesserung der frühkindlichen und schulischen Bildung, der Aufstockung des Kita-Personals im vergangenen Jahr und an der berlinweiten Verortung von Stadtteilzentren und ihrem Ausbau als Rückgrat der Sozialversorgung und zur Stärkung des Bürgerengagements in Berlin. Menschenzugewandte und leistungsstarke soziale Dienste aufzubauen und weiterzuentwickeln, das ist das Markenzeichen des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes Berlin. Ein Grund zur Freude und zum Feiern. Leistungen - weil sich keiner zuständig fühlt. Unbewegt von solchen Querelen arbeitet die Treberhilfe Mitte. Junge Erwachsene, oft wohnungslos infoge von sozialer Überforderung, werden hier rund um die Uhr aufgenommen und von Fachpersonal betreut. Meist erfolgt innerhalb von vier Wochen eine Weitervermittlung in andere Einrichtungen. Schließlich bekräftigte das Abschlusspodium, bestehend aus Vertretern des Senats und verschiedener Träger, dass bereits vorhandene Angebote besser genutzt und Standards eingerichtet werden müssten. Überdies fehlt die Möglichkeit, Leistungen zusammenzubinden oder zu kombinieren – etwa in Form des trägerübergreifenden Persönlichen Budgets. Stattdessen wird nach Kassenlage entschieden und nicht nach Bedürftigkeit. Die Gewährung notwendiger Leistungen ist aber Menschenrecht!!! Elfi Witten Ref. Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Berlin Franziska Littwin K u lt u r BBZ Juli/August 2010 23 Ist Existenz therapierbar?! Foto von Peter Ehrentraut aus dem Stück „Bergauf - im falschen Film“ „Von Anfang an war es das Anliegen der Lebenshilfe, dass Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft dazugehören. Wir freuen uns, dass Thikwa das Thema Inklusion für uns künstlerisch umgesetzt hat.“ Diese anerkennenden Worte stammen von Ulrich Arndt, dem Vorsitzenden der Lebenshilfe Berlin. Inklusion nicht nur künstlerisch umgesetzt im Stück „Bergauf – im falschen Film“, geschrieben für das 50-jährige Jubiläum der Lebenshilfe, sondern auch vorgelebt. Bereits seit 1990 arbeiten künstlerisch ausgebildete Menschen mit Behinderung und nicht behinderte Künstler im Theater Thikwa zusammen. Der nächste Schritt folgte 1995 – Theater Thikwa gründete mit der Theater-Werkstatt Thikwa die bundesweit erste Ausbildungs- und Arbeitsstelle. In ihr können Menschen, die als geistig- und lernbehindert gelten, die darstellenden und bildenden Künste zum Beruf wählen. Anerkannt als Werkstatt für Behinderte, wird die Theater-Werkstatt gemeinsam von der Nordberliner Werkgemeinschaft gGmbh und dem Theater Thikwa e. V. betrieben. Von 12 auf 20 Beschäftigte derzeit gewachsen sollen es nach dem geplanten Umzug im Herbst in größere Räume sogar 40 Beschäftigte werden. Anders als in der werkstatttypischen Arbeitserprobung findet hier die Beschäftigung über die 2 Jahre hinaus statt. Was wäre ein Theater ohne Schauspieler, die sich im Laufe der Zeit eine Qualität erarbeitet haben?! Eine kleine „Auslese“ wird schon betrieben: Ist ausbaufähiges Potenzial vorhanden? Ist der-/diejenige wirklich bereit sein/ ihr Können der Kunst zu widmen? Einige verlassen das Theater allerdings, da ihnen die Arbeit doch zu anstrengend ist, und wieder andere stehen auf der Warteliste. Eine Ausbildung- und Arbeitsstelle bedeutet auch „Unterricht“ haben. Da den aufgeführten Stücken oft eine literarische Vorlage zu Grunde liegt, findet „Geschichtsunterricht“ statt: Wie lebten die Menschen in dieser Zeit, welche Kleidung trugen sie und anderes. Dies ist wichtig um die bildnerische Arbeit und das Verständnis F40 -Spielpl an Juli/August 10 Wenn nicht anders angegeben, beginnen die Vorstellungen um 20 Uhr. D Juli | 1. um 20 Uhr, 2.+3. um 18 Uhr, 4. um 20 Uhr, 6.+7. um 18 Uhr, 8.+9. um 20 Uhr, 10. um 18 Uhr | Lovepuke | ENGLISH THEATRE BERLIN D Juli | 2.-4. | Kleine Form: Ophelia in der Schachtel | THEATER THIKWA D Juli | 9. um 20 Uhr, 10. um 16 Uhr | Max und Moritz | THEATER THIKWA D Juli | 15.+16., 21.-24. | Bergauf - im falschen Film | THEATER THIKWA D Juli | 16.-18. | Let’s Talk About Sex | ENGLISH THEATRE BERLIN D August | 5. | Dengaku Mai/Tanz im Reisfeld | THEATER THIKWA q F40 - English Theatre Berlin + Theater Thikwa (barrierefrei) Fidicinstraße 40 • 10965 Berlin-Kreuzberg • www.thikwa.de Tickets: 030-69 50 50 922 oder [email protected] Eintrittspreise: 14,- / ermäßigt 8,- / 3-Euro-Kulturticket (Berlinpass) / Gruppen ab 10 Personen zahlen pro Karte 1 Euro weniger / Studio: 12,-/7,- www.etberlin.de Tickets: 030-691 12 11 (Information Eintrittspreise) oder [email protected] des literarischen Stoffes zu verbessern. Dennoch gilt: durch Improvisation entsteht das Endprojekt. Konkret bedeutet das: das Stück ist eine Erarbeitung des Stoffes, in die die Wünsche und Gedanken sowie die persönlichen Eigenarten und Fähigkeiten der Darsteller einfließen. Nicht ungewöhnlich ist es daher, dass ein Stück 6 bis 9 Monate braucht, bis es bühnenreif ist. Zum Konzept der Werkstatt gehört es auch, den Transfer zwischen den unterschiedlichen künstlerischen Bereichen zu erreichen. Bei der grafischen Darstellung des Stoffes entscheidet jeder nach seinen Kenntnissen und Fähigkeiten, die Wahl des Materials – ob er/sie mit Ton, Holz oder Gips arbeitet – erfolgt entsprechend der jeweiligen Themensetzung. Dieser Austausch unterschiedlicher Ansätze spiegelt sich im intensiven Ausdruck der Darsteller wider. In eine Theater-„Ausbildung“ gehört auch die Schulung der Körperwahrnehmung – die scheinbare Weigerung, die gelähmte Seite einzusetzen, ist doch nur eine Unkenntnis des Schauspielers beispielsweise. Alles fließt ineinander ... Menschen mit Behinderung sind auch nur Menschen, und deshalb kommt manchmal auch Neid auf – nicht immer kann jeder mitspielen und dann bei Gastauftritten mitreisen. Dieses trübt aber nicht störend die Stimmung unter den Darstellern. Abhängig von den Starallüren der nicht behinderten Schauspieler finden die Vorproben allein oder zusammen statt. Viele Profis sprechen anschließend von einer intensiven Arbeit, einer Bereicherung, einem sich gegenseitig Befruchten oder einer Horizonterweiterung. Sturm gelaufen werden soll demanzeige nächst gegen die IHK und deren starre Vorschriften auf dem Weg zur Zertifizierung der Ausbildung – das Ziel wird erreicht, nur auf anderen Wegen. Dass Schauspieler des Ensembles von Film und Fernsehen oder anderen Theatern „ausgeliehen“ werden, ist längst ein offenes Geheimnis. Enden möchte ich daher mit einer Zuschauerstimme: „Außergewöhnlich. Außergewöhnlich schön. So muss Theater sein: Hautnah. Unter die Haut gehen. Grenzen aufzeigen und überwinden. Konfrontation mit dem eigenen Selbst. Spielfreude. Ohne Künstliches so viel Kunst!“ Franziska Littwin Bergauf – im falschen Film ein szenischer Bilderbogen aus Wünschen, Träumen, Erfahrungen und biografischem Material, wird erneut im F40 aufgeführt. q Theater Thikwa und Lebenshilfe Berlin e.V. D D BERGAUF - IM FALSCHEN FILM Do 15. Juli, Fr 16. Juli und Mi 21. bis Sa 24. Juli 2010 um 20 Uhr Ticketpreise: 14 / ermäßigt 8 Euro / 3-Euro-Kulturticket (Berlin-Pass) / Gruppenrabatt ab 10 Personen F40 - Theater in den Mühlenhaupthöfen Fidicinstraße 40 10965 Berlin Kartenvorbestellung: 030-69 50 50 922 oder [email protected] www.thikwa.de K u lt u r 24 Juli/August 2010 BBZ Ein Mann, der mit den Fingern sieht G eerat Vermeij ist ein erfolgreicher Wissenschaftler - und er ist blind. Die Welt erschließt sich ihm mit anderen Sinnen. Geboren wurde er im September 1946 in der niederländischen Provinz Groningen. Seit seiner Geburt litt er an einer besonderen Form des Grünen Stars, konnte infolgedessen nur schemenhaft sehen und hatte immer wieder Schmerzen. Nur eine Operation konnte verhindern, dass das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sie aber bedeutete, er war damals noch nicht einmal vier Jahre alt, den endgültigen Verlust des Augenlichts. Seinen neunten Geburtstag feierte Geerat Vermeij „irgendwo auf dem Atlantik“; seine Familie war damals auf dem Weg in die USA. Da gelang ihm später gegen viele Widerstände die Aufnahme an die Princeton-Universität. „Damals war ich dort vermutlich der einzige blinde Student“, erinnert er sich. Heute ist Geerat Vermeij verheiratet, Vater einer Tochter und Professor an der Universität von Kalifornien in Davis, wo er Evolutionsbiologie und Paläontologie lehrt. Seit seiner Kindheit galt sein besonderes Interesse Muschelschalen und Schneckengehäusen: Im Jahre 1956 hatte eine Lehrerin einmal ein paar Muscheln mit in seine Klasse gebracht; mit seinen Händen spürte der damals zehnjährige Geerat zum ersten Mal makellose Wölbungen, Spiralen, Zapfen, scharf ziselierte Grate, ebenmäßige Rippen, feinste Schuppenornamente und anderes. Warum, wunderte sich der Junge, wirken die Muscheln vom Nordsee-Strand so unfertig, und die aus tropischen Meeren so marmor- glatt, so vollkommen? Damit erwachte offenbar seine wissenschaftliche Neugier, die seinen weiteren Lebensweg bestimmt hat. Ökologie eines Lebensraumes, so lernte er, spiegelt sich in Form und Funktion seiner Bewohner wider. Ob Schalenbewohner in ihren Bau viel oder wenig investieren, hängt offenbar nicht nur von biochemischen Bedingungen ab, sondern auch von der blanken Not: Warum, hatte sich Geerat Vermeij schon lange gefragt, haben Muscheln und Schnecken in tropischen Gewässern dickere Schalen als ihre Verwandten in kühleren Regionen? Zum einen hat dieser Unterschied, so erklärt Vermeij, mit der Temperatur der Meere zu tun, in denen die Tiere leben. Im Wasser der gemäßigten Zonen läuft die Bildung von Kalziumkarbonat, dem Baustoff der Schalen, träger ab als in den Tropen. Der hartnäckig weiterfragende For- scher fand aber noch eine weitere Antwort: An den durchsonnten Küsten des Indischen Ozeans und des Pazifiks wimmelt es von Feinden, die mit raffinierten Strategien und modernsten Einstichwerkzeugen ausgestattet sind und genau die Schwachpunkte im Bau ihrer Beute auskundschaften. So brauchen die Muscheln dort unbedingt dickwandige Häuser aus härtestem Kalk, empfehlen sich auch zusätzliche Rippen, um die Schalen stabiler zu machen, und Bollwerke aus vorragenden Spießen, um die Räuber auf Abstand zu halten. Und eines Tages entdeckte er, mit den Fingerspitzen tastend, so etwas wie Narben auf den Kalkpanzern der Weichtiere, der Mollusken . „Erst als ich nicht mehr wie ein Sammler dachte, der nur makellose Exemplare schätzt, bin ich plötzlich draufgekommen“, gesteht er ein. So entdeckte er ein von Meer zu Meer variierendes, aber doch überall geltendes Muster: Räuber bestimmen das Leben aller anderen Tiere, was zur Folge hat, dass alle möglichen Beutetiere mit so etwas wie modernster Feindabwehr ausgestattet sind. „Wenn Einbrecher die Evolution vorantreiben, der die tropischen Mollusken immer wehrhaftere Häuser verdanken, dann müssen abgeschmetterte Angriffe an Flickstellen in der Schale abzulesen sein – wie in einer Autobiographie.“ Räuber scheinen das Leben aller anderen Tiere zu bestimmen. Mollusken (Weichtiere), die sich dieser vernichtenden Selektion nicht anpassen können, sterben entweder aus oder werden verdrängt, müssen als ökologische Flüchtlinge in kühlere, weniger riskante Ozeane umsiedeln. Ohne ein einziges dieser Schalentiere oder deren Behausungen und Panzer je gesehen zu haben, scheint der Evolutionsbiologe Geerat Vermeij tastend etwas entdeckt zu haben, was alle seine Kollegen übersehen haben: Umbauten im harten Gehäuse der Weichtiere interpretiert er als Beweise für eine vor rund 250 Millionen Jahren begonnene Eskalation; für so etwas wie ein Wettrüsten zwischen Räubern und Beutetieren in den Meeren, im Verlaufe dessen die Schalentiere immer neue Rüstungen konstruiert hätten, um ihr zartes Fleisch gegen den bedrohlichen Kraftzuwachs der Scheren und Kiefer ihrer zahlreichen Angreifer zu verteidigen. Vermeij erforschte Strände in aller Welt, am Roten Meer und am Pazifik, auf Hawaii, in Chile und Australien. „Ich möchte die Natur in ihrer Vielfalt verstehen“, so ist in seiner Autobiographie zu lesen. Doch musste er als Blinder für sein Recht auf Risiko offenbar hartnäckig kämpfen, für die Genehmigung überhaupt im Feld zu forschen und dabei realen Gefahren ausgesetzt zu sein, etwa in krokodilverseuchten Mangrovensümpfen, unter brüchigen Klippen oder in unberechenbarer Brandung. Doch nur wenn er sich denselben Bedingungen aussetzt, unter denen seine Mollusken leben, sich verteidigen, überleben, sterben, nur durch Erfahrungen aus erster Hand, so Geerat Vermeij, kann er als Forscher überhaupt verstehen, wie die Kräfte der Evolution wirken. R. S. Reges Zuhörerinteresse bei Lesungen K laus Feldmann (Foto), Exnachrichtensprecher der aktuellen Kamera in der ehemaligen DDR, gehörte zu den insgesamt fünf Autoren, die während der zuschauerträchtigen (N)Ostalgie-Ausstellung in einem Berliner EinkaufsCenter in Lichtenberg im vergangenen Monat zu Wort kamen. Feldmann eröffnete Anfang Juni die Lesebühne. Vor rund 40 interessierten ZuhörerInnen, darunter viele RollifahrerInnen, las er aus seinem im Verlag Neues Leben erschienenen Buch: „Das waren die Nachrichten –Erinnerungen“ und erhielt Applaus auf offener Szene. Auch Sportreporterlegende Heinz Florian Oertel war während der 14-tägigen Veranstaltung live anzutreffen. Er las aus seinem Werk „Pfui Teufel“, wo er die 40 Jahre Teilung der beiden deutschen Staaten in seiner eigenen Sportreportersprache ref lektierte. „Häppchen“ alias Helga Piur, die als Zahnarzthelferin in der gleichnamigen ehemaligen DDRFernsehserie zu Ruhm kam, las aus ihrer Autobiografie „Ein Häppchen von mir“ und begeisterte die Anwesenden. Den Schlusspunkt der mehrtägigen Autorenlesung setzte Jürgen Mladeck. Er stellte seinen Bilder- und Geschichtenband unter dem Titel: „Unser Tierpark-Buch“, den BesucherInnen vor. Text/Foto: Uwe Gieche BBZ Juli/August 2010 K u lt u r 25 Der Frieden – Ein Fest Internationales Open-Air-Theaterfestival mit dem polnischen Straßentheater „der 8. Tag“ (Teatr Osmego Dnia), der israelischen Theatergruppe „Wings“ (Kenafayim) und allen Schauspielern und Künstlern von RambaZamba und der Sonnenuhr Ateliers D Premiere: 1. September 2010 Weitere Aufführungen: 2. und 3. September 2010 Uhrzeiten werden rechtzeitig bekanntgegeben Hof I der Kulturbrauerei Prenzlauer Berg INTERNATIONALES THEATERFESTIVAL – JUBILÄUM 20 Jahre RambaZamba, 20 Jahre SONNENUHR D ie vielfach gewürdigte Kunstwerkstatt Sonnenuhr e.V. mit ihrem renommierten Theater RambaZamba feiert das 20-jährige Bestehen. Eine Utopie scheint Wirklichkeit geworden. Künstler/innen, die im bundesdeutschen Alltag immer noch unter dem Aspekt des Defizits (NichtKönnens) gesehen werden, haben es geschafft, mit ihrem Theaterspiel, ihrer Kunst der Bilder und Skulpturen und ihrem wunderbaren Zirkus die Öffentlichkeit in ganz Deutschland und vielen Staaten Europas zu berühren und zu begeistern. Die Medien, Funk und Fernsehen nahmen erst erstaunt, dann begeistert zur Kenntnis, was für eine neue und aufregende Kunst hier entstand. Wir feiern und greifen dazu ein antikes Stück und einen Menschheitswunsch auf: Den Frieden. Mit allen Schauspielern des Theaters RambaZamba, den bildenden Künstlern der Sonnenuhr, der integrativen Theatergruppe „Wings“ aus Tel Aviv und dem polnischen Straßentheater „Der 8. Tag“ wird die antike Komödie „Der Frieden“ von Aristophanes als Open-Air-Spektakel erarbeitet, einstudiert und gemeinsam zur Premiere gebracht. Mit dem polnischen Straßentheater „Osmego Dnia - Der achte Tag“ kommt ein Stück berühmte Theatergeschichte nach Berlin. Gegründet 1964, wird das Ensemble von Theaterkritikern auch als „Die Rolling Stones des Theaters“ bezeichnet. Mit ihren Ronald Searle im Wilhelm-BuschMuseum in Hannover Z u Pfingsten 2010 haben wir den WilMin. Über eine breite Kutschenauffahrt helm Busch (1832-1908) in seinem geht es zur Kasse im Shop im Parterre Museum besucht. des elegant-klassiZwei Stunden mit zistischen Wallmodem IC Berlin – Handenschlösschens, um nover, dort im Hbf. 1780 erbaut. Vorne direkt vom Gleis hinrechts ist ein Lift in unter auf die Niki-dedas komplett barrieSaint-Phalle-Promerefreie, zweistöckige nade, sieben Min. zur Haus eingebaut. Es U-Bahn-Haltestelle laufen immer mehKröpcke. Mit der “Sonderlieferung, 1980. - Gesehen in der rere Ausstellungen Stadtbahnlinie 4 und Austellung zu Searle´s 90. Geb. im W.nebeneinander. 5 (nach Garbsen und Busch-Museum in 2010” Ronald Searle mit Stöcken – Fragen! Schwer zu finden!) seinem englischen Humor mit feinem, bis Haltestelle „Schneiderberg/ Wilh.genauem Strich passt gut ins Haus. Zu Busch-Museum“. Der Fußweg zum Mudessen 90. Geburtstag wird ein Überseum durch den Georgengarten nach blick über sein Gesamtwerk gezeigt. vorne links dauert ebenfalls nur zehn Das Museum besitzt den Großteil des öffentlichen Inszenierungen, neuen Stilmitteln und der Widerbelebung des Gedankens vom Theater als Protestform wurde „Der achte Tag“ stilbildend für Theater im öffentlichen Raum und Quelle der Inspiration für Theaterkollegen weltweit. Das integrative Theater „Kenafayim - wings“ aus Israel trägt seinen Namen als Auftrag. „Wings“ aus dem Englischen bedeutet Flügel. „Mit Flügeln kann man Fliegen und Höhen erreichen, die weit über den vorstellbaren Grenzen liegen“. Dies zu demonstrieren ist das Ziel der Gruppe, die mit ihren Auftritten in Israel bereits für Aufsehen sorgte. Kenafayim wird das Festival durch ihre ureigene Interpretation der antiken Vorlage von Aristophanes bereichern. Mit im Gepäck haben die israelischen Künstler aber auch den einen Wunsch… nach Frieden. Werkes, entstanden in einem bewegten Leben als Karikaturist und Reportagezeichner, mit mehrjähriger Kriegsgefangenschaft in Asien, Prozessbegleitung, vielen Reisen und zwei Ehefrauen (nacheinander) prall gefüllt. Searle lebt heute in Südfrankreich. Den Lebenslauf am Anfang erzähle ich dem blinden Partner genau, wir huschen dann nur durch. Der Inhalt vieler Zeichnungen ist heute an einem Tag, wo ich mit der Liebe unterwegs bin, zu hart für mich, zu bitter auf den Punkt. Gegen Ende mag ich eher stehen bleiben, wo Tierbilder aus späteren Schaffensphasen ungefährlicher für die gute Stimmung sind. Nachdem wir im Shop noch eine Karte für eine Nichte ausgesucht haben, genießen wir einen abschließenden Kaffee im Palaisgarten hinter dem Haus. Hier findet donnerstags ab 18h in diesem Sommer die zweite „Sommerakademie Herrenhau- Das Stück von Aristophanes beginnt jedoch mit dem Krieg, der schon so lange andauert, dass die Götter ausgewandert sind und nur noch der Krieg die Welt verwaltet. Mit dem Witz des Olivenbauern gelingt es Trygajos, den Krieg zu überlisten und den Frieden zu retten. Wer ihm hilft, wer durch Zank und Eigennutz nichts erreicht, wer das größte Interesse am Krieg hat, das wird - von Aristophanes angeregt von den Sonnenuhr-Narren und ihren Partnern mit Geschichten und Metaphern, Masken und Verwandlungen neu erzählt. Der Krieg ist vorbei, die Oliven sind reif…seien wir gespannt. Dr. Gisela Höhne, Festivalleitung gefördert durch die q Theater RambaZamba Abteilung Öffentlichkeitsarbeit Herr Golo Kohl 030 / 44 13 906 0157 / 7809 7495 [email protected] Schönhauser Allee 36 – 39 10435 Berlin sen“ mit Vorträgen statt (Eintritt frei). Dem Namensherrn ist momentan nur ein kleiner Raum gewidmet, in dem seine starke Verbundenheit mit der Natur mit unbekannten Zeichnungen wie „Kuh im Wasser, um 1872“ aufgezeigt wird. Sein Werk ist zudem häufig ausgeliehen und auf Reisen. Hier gibt es Briefe auf Kassette zu hören für den Liebsten, die Führung sonntags um 11.30h wäre gut für ihn gewesen. Heike Oldenburg q Wilhelm-Busch-Museum/ Deutsches Museum für Karikatur und kritische Grafik, Georgengarten, 30167 Hannover, Tel.: 0511-169 999 11, offen: Di- bis So-: 11–18 Uhr, Eintritt (erm.): 2,50 Euro, sekretariat@wilhelm-busch -museum.de, www.wilhelm-busch-museum.de K u lt u r / L i t e r at u r 26 Juli/August 2010 BBZ Neuerscheinung: Marianne Buggenhagen bekennt in der Autobiographie: „Behindert wird man gemacht, Leistung, Lebensmut, Leidenschaft sind keine Exklusiveigenschaften Nichtbehinderter“ Marianne Buggenhagen signiert gerade das Buch, das eine LeserIn gewinnen kann. Foto: U. Gieche Von Uwe Gieche Beweis gestellt. Die 57-jährige, ver- D ie Grande Dame der Behindertenleichtathtletik, Marianne Buggenhagen, glänzte und glänzt nicht nur in den Sportstadien dieser Welt. Sie glänzt auch außerhalb. Und den Nachweis hat die neunfache Paralympiasiegerin, 18- fache Weltmeisterin, fünffache Europameisterin und mehr als 130-fache nationale Meisterin in der Leichtathletik mit der jüngst erschienenen Autobiographie unter dem Titel: „Schweres Schicksal? Leichtatheletin!“ eindrucksvoll unter heiratete gebürtige Ueckermünderin plaudert nicht aus dem Nähkästchen, schwelgt auch nicht in Erinnerungen, sondern beschreibt lebensnah, realistisch und aus der Sicht einer mobilitätseingeschränkten Bürgerin dieses Landes die Ereignisse und spart auch nicht mit Kritik an vorhandenen Missständen. Sie steht zweifelsohne im Rampenlicht der Öffentlichkeit und daher hat ihr Wort Gewicht, wie in dem lesenswerten Buch zum Ausdruck kommt. Marianne Buggenhagen spart fast keinen Abschnitt ihres bislang 57jährigen Lebens aus. Sie gewährt den LeserInnen Einblicke in ihr ganz persönliches Leben, was ihr nach eigenen Aussagen ein persönliches Bedürfnis ist. Sie bleibt aber bei Feststellungen nicht stehen, sondern schärft mit ihren Ansichten den Blick für die Zukunft. Eine Erkenntnis, die sie mehrfach am eigenen Leib erfahren hat. Ganz besonders in jenem immer wieder beschriebenen Schicksalsjahr 1972, wo sie einen scheinbar belanglosen Bandscheibenvorfall erlitt. In der Folge geht sie durch die Hölle, weil unzählige medizinische Behandlungen und Therapien zu keinem positiven Ergebnis führten. Wenige Monate später sieht sie sich mit der Frage konfrontiert, dass sie zukünftig auf einen Rollstuhl bis ans Lebensende angewiesen sein soll. Eine Vorstellung, die der „Bohnenstange“, wie sie als damalige Volleyballspielerin ihrer Größe wegen liebevoll genannt wurde, nicht in ihren Kopf gehen wollte. Später wehrt sie sich vehement gegen die Vorstellung, dass sie an einem Rollstuhl gefesselt wird. „Dieser Ausdruck beinhaltet eine Diskrepanz zwischen der Vorstellung derer, die ihn benutzen, und meiner Lebenswirklichkeit“, so entschlossen Marianne Buggenhaben. Über Nacht muss sie ein völlig neues Leben organisieren. Sie sieht keine Zukunft und beschließt als Krankenschwesterazubi mittels Schlaftabletten Ostern 1973 ihremLeben ein Ende zu bereiten. Bei der Vorbereitung dieser Handlung vergisst sie aber zu bedenken, dass im Tiefschlaf Schnarchgeräuche entstehen. Auch bei ihr treten diese auf. Die Nachtwache hört dieses Geräusch, und sie wird somit ins Leben zurückgeholt. Auch die anschließende Prozedur lässt Buggenhagen den LeserIn wissen. Geschlossene Psychiatrie. Sie beschreibt auch hier ihre Sicht und Erlebnisse, die ein Teil ihres eigenen Lebens waren. Auch wenn sie diesen Abschnitt nicht gerade zu den Höhepunkten zählt, bekennt sie sich dazu. Höhen und Tiefen gehören nun einmal zum Leben dazu. Eher zu den Tiefen zählte sie auch das Verhalten einer Kommission, die darüber entscheiden musste, ob sie und ihr Ehemann Jörg den Antrag auf ein Adoptivkind bewilligt bekommen würden. Nach Jahren glücklicher Ehe zwischen ihr und Jörg wächst der Kinderwunsch. Infolge gesundheitlicher Einschränkungen bei Mariannes Nieren weitere Buchtipps auf S. 27 > Barrierearmes Gärtnern auf Balkon, Terrasse und im Garten Hilfreiche Gartenbücher M enschen mit Behinderungen erfreuen sich an wachsenden Blumen und Pflanzen und möchten auch selbst gärtnern. Gärten sind sogar Therapiemittel. Pflanzen können Wohnräume entgiften. Kakteen und Sukkulenten vertragen längere Zeiten ohne Pflege und blühen trotzdem. Frische Kräuter, Obst und Gemüse aus eigenem Anbau sind gesund. Durch entsprechende Planung, Gestaltung und Hilfsmittel werden Barrieren vermieden. Auf Rollern stehende Kübelpflanzen lassen sich leichter bewegen. Hochbeete, Haltegriffe und im Boden vergrabene Bewässerungssysteme sind hilfreich. Es gibt eine Fülle von Gartenbüchern, einige thematisieren barri- erearmes Gärtnern, andere gehen darauf mit Tipps ein. Diese Bücher sind fachkundig, gut verständlich und durchgehend bebildert: D Garten und Therapie (Ulmer Verlag, ISBN 978-3-8001-4443-3) informiert über ganzheitliche, nachhaltige und fast barrierefreie Gärten mit Therapiefunktion für Menschen mit Bewegungs- und Sinneseinschränkungen. Planung, Anlage und Erprobtes zur therapeutischen Nutzung wie Gehschule und Sinneswelten wird erläutert. Deutlich wird, wie Handeln und Wirken, Geist und Seele, Spüren und Wahrnehmen zusammenhängen. D Gartentherapie (Schulz-Kirchner, ISBN 978-3-8248-0528-0) stellt Gärtnern als Aktivierung, Ergo- und Arbeitstherapie für Men- schen mit Behinderungen vor. Die Angebote für eingeschränkte Mobilität und Belastbarkeit, neurologische und psychische Erkrankungen sind praxisnah. D Gärten für Menschen mit Demenz (Ulmer/978-3-8001-5848-5) geht anhand von Beispielen auf Planung, Kosten und Abbau von Gefahrenquellen für Themengärten ein. Zu Pflanzenverwendung hinsichtlich Sinneserfahrung und Orientierung, Gartenpflege und Barrierefreiheit gibt es nützliche Infos. D Gärten für Senioren (Ulmer/978-3-8001-5967-3) zeigt praxisnah Möglichkeiten unter Beibehaltung des Bewährten zur Anpassung, Neu- und Umgestaltung. Pflanzen, Tisch- und Hochbeete und seniorengerechte Gartengeräte werden vorgestellt. Es gibt Tipps zur Körperschonung. K u lt u r / L i t e r at u r BBZ Juli/August 2010 27 „Behindert wird man gemacht, Leistung, Lebensmut, Leidenschaft sind keine Exklusiveigenschaften Nichtbehinderter“ beschließen sie das Risiko eines eigenen Kindes auszuschließen und sich um ein Adoptivkind zu kümmern. Bei der „Anhörung“ 1988 hatte das Sechsergremium bereits, ohne sich mit den Rahmenbedingungen und deren Umstände zu befassen, das Urteil gefällt. Zwei querschnittsgelähmte Personen im Rollstuhl können nicht dazu geeignet sein, einem Kind Liebe, Geborgenheit und volle Aufmerksamkeit zu schenken. „Sie sitzen beide im Rollstuhl. Wir suchen für Kinder aber die bestmöglichen Familien. Da kommen Sie wohl doch nicht in Frage, oder?, lautete die niederschmetternde Begründung zur Ablehnung. Beide fühlten sich wie vor ein Gericht gezerrt, angeklagt zu sein, ohne dass sie für ihre Behinderung etwas konnten. Hier war Intoleranz, Gleichgültigkeit, Feigheit und Furcht zu erkennen. Jene Eigenschaften, die die Autorin mehrmals im Leben antraf. Und dennoch gibt sie nie auf, weil sie am Leben hängt und sie aus der Situation, in der sie sich befindet, versucht das Beste zu machen. Deshalb schaffte sie auch den Führerschein, um ihre Mobilität zu sichern. Jene Aktivität, die nach Mariannes Auffassung eine grundlegende Lebensfrage darstellt. Ohne Mobilität versinke man ins Niemandsland, wird von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fast ausgeschlossen. Auch hier musste sie neu lernen, auch wenn es beschwerlich war. Denn das Fahrzeug muss behindertengerecht umgebaut sein. Vor allem der Rolli muss sicher verstaut werden. Und bei jenem Kraftakt lässt sie auch den Leser wissen, dass sie durch Ungeschicktheit sich selbst mit Das Hochbeet (pala/ 978-3-89566-261-4) erklärt, wie man bequem im Sitzen oder Stehen gärtnern kann. Zu Gestaltung, Bau- und Füllmaterial, Nutz- und Zierpflanzen ist vieles nachzulesen. D Topf- und Kübelpflanzen (Kosmos/ 978-3-440-12189-4) stellt Pflanzenkombinationen für Balkon und Terrasse fürs ganze Jahr vor. Auf Gefäße, Pflege, Schädlinge und Krankheiten wird detailliert eingegangen. Die 100 Pflanzenporträts und 30 Tipps für Umweltbewusste sind hilfreich. D Zauberhafte Gemüsegärten auf Balkon und Terrasse (Christian/978-3-88472-970-0) gibt Anleitungen zum biologischen Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern in Töpfen. D den Knien das Nasenbein brach. Eine Episode, worüber sie heute herzhaft lachen kann. Sie lacht nicht, aber mit dem nötigen Respekt und eigenen Erfahrungen spricht sie auch das Thema Sexualität an. Ein immer noch vorhandenes Tabu in der gesamten Gesellschaft. Daher spricht sie offen und ohne zwischen den Zeilen lesen zu können, um zu erahnen, was man eigentlich damit meinen könnte, dieses Problem an. Es ist eben eine andere Art von Liebe, meint die Autorin. Es gehe nicht nur um den reinen Geschlechtsakt, sondern um Gemeinsamkeiten, Ansichten und Austausch von Gedanken. Diese Art haben beide in ihrer über 30-jährigen Ehe in vollen Zügen ausleben können. „Ich möchte nicht eine Sekunde dieser Erfahrung mit Jörg missen“, unterstreicht Marianne Buggenhagen. Selbstredend erfährt natürlich der/die LeserIn, wie es dazu gekommen ist. Zu den Lebensabschnitten der erfolgreicheren Art gehören zweifelsohne ihre sportlichen. Sie lässt der/die LesernInnen teilhaben an den Erfolgen, wie sie sich fühlte auf dem obersten Treppchen zu sein und den Klängen der Nationalhymne zu lauschen. Auch hier hebt die heute in Bernau Lebende nicht ab, eher bescheiden beschreibt sie die Erfolge, die sich nicht nur national sehen lassen können. Marianne Buggenhagen kann immer auf Vergleiche zurückblicken. Sie verteufelt eben nicht ihre eher spatischen Möglichkeiten in der damaligen DDR. Auch hier musste erst mal gewonnen werden. Wenn auch unter anderen Vorzeichen, denn ihr damaliger Rolli war kein High-Tech-Gefährt. Eine interessante Episode sollte ein Wettkampf im „goldenen Westen“ sein, den sie bei einem Besuch bei Bekannten absolvierte. Ihre Leistungen ließen aufhorchen, nur musste sie aufpassen, dass sie nicht plötzlich ins Rampenlicht der bundesdeutschen Öffentlichkeit geriet. Dem Begehren des ZDF ein Interview zu geben, wich sie bestimmend aus. Es durfte ja keiner aus dem anderen Teil des Landes mitbekommen, dass sie ja eigentlich „illegal“ an diesem Wettkampf teilnimmt. „Das hätte das Aus meiner sportlichen Laufbahn bedeutet“, erinnert sich Buggenhagen. Marianne Buggenhagen beschreibt im späteren sportlichen Abschnitt ihre Position und untermauert ihre nie müde werdende Haltung: „Ich will mich einbringen, ich selbst sein“. Dieses haben auch die deutschen Sportjournalisten anerkannt. Erstmalig in der langen Geschichte zur Wahl des Sportlers wird einer Behindertensportlerin 1994 diese hohe Ehre zuteil. Damit setzt Buggenhagen auch ein Zeichen, diesen Menschen generell mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu schenken. Dreieinhalb Jahrzehnte Behindertsein haben der Ausnahmeathletin langsam Schritt für Schritt das Kämpfen beigebracht. Sie weiß, wovon sie spricht und redet, hier in diesem Buch kann man es nachempfinden. Ein Buch, das Behinderten und Nichtbehinderten zu empfehlen ist, weil das größte Hindernis immer noch Berühungsängste darstellen. Wer es liest, wird Marianne Buggenhagens Ansicht beipflichten: „Berühung und Angst schließen sich aus“. Sie bemüht sich in dieser Autobiographie all jenen die Angst von dem „Anders sein“ zu nehmen. Daher demonstriert sie uneingeschränkte Offenheit, was ihr außerordentlich gut gelungen ist. Auch dank des Coautors Klaus Weise, der sie schon jahrelang begleitet. Kräutergarten (Kosmos/978-3-44012189-4) geht auf Anbau, Pflege und Vermehrung würziger Küchen- und traditioneller Heilkräuter in Gärten und Töpfen ein. Trocknen, Einfrieren und Verwenden wird erläutert. D Biogarten (Kosmos/978-3-12192-4) stellt das Ökosystem Garten mit Pflanzen, Gießen, Vermehren, Pflegen, Pflanzenschutz und Nährstoffkunde vor. Die Auf-einen-BlickSeiten erläutern Fakten zu wichtigen Themen. Wesentliches zum biologischen Gärtnern ist schnell nachzulesen. D Gartenpraxis (DK/978-3-8310-1624-2) beantwortet in zwölf Kapiteln die 300 häufigsten Fragen zu Grundlagen, Pflanzung, Pflege und Techniken. Auf Kübelpflanzen und Kultur ohne Chemie sowie spezielle Pflanzenprobleme wird eingegangen. D Kakteen und Sukkulenten (BLV/978-3-8354-0513-4) gibt einen guten Überblick über Pflege und Vermehrung. Die schönsten Pflanzen werden im Porträtteil ausführlich vorgestellt. D Prima Klima mit Pflanzen (Ulmer/978-3-8001-5991-8) zeigt, wie die Raumluft von Schadstoffen durch Pflanzen befreit wird, und gibt Tipps zu Standort, Pflege und Vermehrung. D Essbare Wildpflanzen Europas (Kosmos/978-3-440-11935-8) gibt Tipps zum Sammeln und Anwenden sowie 170 Rezepte. 1500 Wildpflanzen von A—Z werden detailliert vorgestellt. Nach der Planung werden Saatgut, Pflanzen und Geräte benötigt. Auch an passende Arbeitskleidung sollte man denken. Handschuhe schützen vor Verletzungen und Krankheiten. Schuhe sollten rutschfest und stabil sein. Kleidung dient auch der Sicherheit, gepolsterte Knieschützer sind hilfreich. Tipp: Überprüfung des TetanusImpfschutzes nicht vergessen! Wechselnde Tätigkeiten entlasten Körperteile! Gartengeräte speziell für Menschen mit Behinderung gibt es kaum. Beim Einkauf ist auf leicht gängiges Gerät mit ergonomischem Griff, längenverstellbarem Stiel, wenig Gewicht, guter und sicherer Verarbeitung zu achten. D q Die Autobiographie Marianne Buggenhagen „Schweres Schicksal?Leichtathletin!“ ist in der Eulenspiegel Verlagsgruppe Neues Leben erschienen. 256 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Das Buch kostet 19.95 Euro. ISBN 978-3-355-01774-9. Gewinnspiel Die Autorin hat exklusiv anlässlich des 20. Geburtstages der Berliner Behindertenzeitung im Jahre 2010 ein Buch mit persönlicher Widmung (siehe Faksimile) zur Verlosung zur Verfügung gestellt. Wer es gewinnen möchte, muss folgende Frage beantworten: Wie oft wurde Marianne Buggenhagen bislang Paralympiasiegern? a) 6x ; b) 9x oder c) 10x. Die richtige Antwort bitte auf eine Postkarte (nur Postkarte) an: Berliner Behindertenzeitung c/o BBV Kennwort: Marianne Buggenhagen Jägerstr. 63D, 10117 Berlin Einsendeschluß ist der 31.07. 2010 Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen. Viel Spaß und Erfolg beim Gärtnern! © Gabriele Becker Termine 28 W ir sind zwei Menschen in den Dreißigern, die gern kochen und sich mit anderen austauschen. Ich, Christian, reise gern mit meinem E-Rolli und mit Assistenz durch die ganze Welt und koche mich gern um sie herum. Vorzugsweise probiere ich die kulinarischen Genüsse der asiatischen und orientalischen Küche aus. Ich, Sascha, radle mit meinem Dreirad oder paddle lieber im Berliner Umland, koche gern die regionale Küche und ab und zu mal italienisch. Wir möchten Euch einladen das mit uns gemeinsam zu tun und dabei viel Spaß zu haben. Vielleicht entdecken wir dabei auch neue Fähigkeiten und Talente. Wir treffen uns alle zwei Wochen, montags von 17 Uhr bis 20 Uhr in den Räumen des BZSL - Berliner Zentrum für Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen, in der Prenzlauer Allee 36, Zugang über die Frankoniahöfe. Gleich gegenüber liegt die Haltestelle „Marienburger Straße“ der Tram M2 (barrierefrei). Genauere Wegbeschreibungen und Fotos findet Ihr unter „Kontakt & Anfahrt“ auf www.BZSL.de . Viele Köche verderben den Brei? – Bei uns nicht! Einladung zu „Jung und Hungrig“ ins BZSL Unsere Räume sind barrierefrei. Dank einer Spende der Veolia-Stiftung konnten wir unseren Küchenbereich so umgestalten, dass jetzt zum Beispiel zwei Köche oder Köchinnen im Rollstuhl und, wenn nötig, ein Assistent gleichzeitig am unterfahrbaren Herd kochen, braten oder daneben Gemüse schnippeln können. Gleich neben der Küche haben wir einen größeren Raum, in dem wir´s uns gemütlich machen können: essen, reden, Bilder oder Filme gucken – und natürlich einander zuhören. Es gibt kein festes Programm, wer kommt, kann vorschlagen und mitbestimmen, was wir dann tun. Unsere Menüvorschläge für die nächsten Treffen: D 5. Juli: Ratatouille – sommerlich leicht, bekömmlich, „6. SOMMER-FAMILIENTHEATER-REIHE 2010“ Pippi Langstrumpf AUF DER FREILICHTBÜHNE AN DER ZITADELLE SPANDAU – PRÄSENTIERT VON ZITTY (MEDIENPARTNER) 90 Minuten großer Spaß mit roten Zöpfen auf echtem Pferd inkl. Pause R ote Zöpfe, Sommersprossen jeder kennt Pippi Langstrumpf, und jeder weiß, dass sie auf strenge Autoritäten und sinnlose Ordnung im Leben ganz wunderbar verzichten kann. Schließlich lautet ihr Motto: a n z e i g e „Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt!“ Deshalb werden auch so gegensätzliche Personen wie landstreichende Diebe und rechtschaffene Polizisten mühelos in die Schranken gewiesen, selbst die sittenstrenge Frau Prysselius! Gemeinsam mit Thomas und Annika erlebt Pippi, was Sachensucher finden. Ob Wunschsterne tatsächlich Wünsche erfüllen? D D mit frischem Gemüse. Wer hat eine „süße Idee“ für einen passenden Nachtisch? 19. Juli: Chinesische Gemüsepfanne – individuell gewürzt. Dazu würden vielleicht „Glückskekse“ oder „Scherzkekse“ passen. Hat jemand ein Rezept dafür? Dann weihen wir damit unseren Backofen ein. 2. August: Es ist rund, mal flach, mal zusammengerollt, und man kennt es unter vielen Namen - Eierkuchen, Pfannkuchen, Crepes, Palatschinken. Okay, wir haben zwei Pfannen, und zwei verschiedene Teige müssten wir hinkriegen (einen süß, einen salzig oder neutral). Wer hat Ideen für Füllungen, Beilagen oder Dipps? Juli/August 2010 sehen, was sich bis dahin findet. Irgendeine Idee? Für das, was wir gemeinsam kochen und kreieren, bitten wir Euch um einen kleinen Unkostenbeitrag von 2 Euro. q Bei Fragen und Interesse meldet Euch bitte im BZSL bei Christian Huge 44 05 44 24 oder Sascha Lucke 44 05 44 25 oder per Mail an [email protected] Wir freuen uns auf Euch. Es wäre schön, wenn ihr Euch spätestens bis zum Donnerstag vor dem Treffen anmeldet, damit wir besser planen können. Auch wenn ihr Euch spontan entschließt, seid Ihr herzlich willkommen. Christian Huge & Sascha Lucke, BZSL e.V. Nach einer Sommerpause, am 6. September: Hefeklöße mit … mal Oder machen das Spunks? Und ist ein Kaffeekränzchen geeignet, gute Erziehung zu beweisen? Als nach einem echten Piratensäbelkampf schließlich eine Seeräuberseereise ansteht, muss sich Pippi entscheiden: bleibt sie oder geht sie? Und Pippi zeigt allen, „(...) dass man Macht haben kann, ohne sie zu missbrauchen.” (Astrid Lindgren). q Tickethotline 030 – 627 059 26 und www.berliner-kindertheater.de Kinder/ALG II/Studenten/ Behinderte 8,- // Erwachsene 10,// Schul- u. Kitagruppen (2 Begleiter frei) 6,Freilichtbühne an der Zitadelle Spandau, Am Juliusturm, 13599 Berlin a n z e i g e BBZ D TERMINE: So, 04.07. So, 11.07. Mi, 14.07. So, 18.07. Mi, 21.07. So, 25.07. Mi, 28.07. So, 01.08. Mi, 04.08. So, 08.08. Mi, 11.08. So, 15.08. Mi, 18.08. So, 22.08. So, 29.08. 16 h 16 h Ferien 15.30 h 16 h 15.30 h 16 h 10.30 h / 15.30 h 11 h / 16 h 10.30 h / 15.30 h 11 h / 16 h 10.30 h / 15.30 h 16 h 15.30 h 16 h Ferienende 16 h Termine BBZ Juli/August 2010 Veranstaltungen der Villa Donnersmarck Juli/August 2010 Immer mittwochs n Leute kennen lernen, Freunde finden: Ab 14.00Uhr ist Spielzeit, ob modern auf der Wii-Konsole oder klassisch mit Karten und Co. Eintritt frei. D Mittwochs, 10.00 bis 17.00 Uhr D n „Griechisches Sommerfest“ D Ein Stückchen Griechenland in Zehlendorf entdecken: Livemusik, Sirtaki tanzen, Tavli spielen, das Orakel von Delphi, die Infopolis uvm. Feiern Sie mit uns! Freitag, 02. Juli 2010, 15.00 – 19.00 Uhr, Eintritt frei n Jeder kann schreiben D Kreatives Schreiben ohne Erfolgszwang durch spielerischen Umgang mit Sprache. Samstag, 10. Juli 2010, 10.00 - 17.00 Uhr, Teilnahmegebühr: 20,- Euro n „Alles rollt“ – Eine Tour entlang des Mauerweges Der aktive Sommerausflug für alle Zwei- und Vierradbesitzer: Gemütlich gemeinsam dem ehemaligen Verlauf der Berliner Mauer folgen. D Samstag, 10. Juli 2010, 10.00– 18.00 Uhr, Kosten 30,- Euro inklusive. Picknick & Transport n Grillnachmittag Köstliches vom Grill und gute Laune. Mit Begrüßungscocktail und Musik. D Mittwoch, 14. Juli 2010, 14.00 – 17.00 Uhr; Eintritt 8,00 Euro n Jour Fixe – Die aktuelle Talkrunde zu behindertenpolitische Themen „Mission Inklusion – Berlins neuer Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung“ Berliner mit Behinderung haben eine neue Stimme: Im Februar 2010 hat Dr. Jürgen Schneider offiziell sein Amt als Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung angetreten. Damit hat er nach zehn Jahren Martin Marquard abgelöst, der diese Querschnittsposition durch sein Wirken maßgeblich geprägt hat. Viel hat sich während seiner Zeit für Menschen bewegt, die in Berlin mit einer Behinderung leben. Mit dem Wechsel stellt sich für viele Betroffene nun die Frage, wie sich der Weg zu Inklusion und Teilhabe in Zukunft gestalten wird. Bürger-Begegnungs-Zentrum LIBEZEM Juli/August2010 jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat (1.7., 15.7., 5.8. und 19.08.) 14.30 Uhr n Kiezkino im LIBEZEM Für den Filmfreund ausgewählt Den Film erfragen Sie bitte im LIBEZEM! Eintritt Frei! D jeden 3. Donnerstag im Monat (15.07. und 19.08) 18.00 Uhr – 20.00 Uhr Hertha Rolli´s Berlin - Treffen des offiziellen Fanclubs von Hertha BSC D jeden 3. Mittwoch im Monat (14.07. und 18.08) n Allgemeine Sozialberatung mit der Sozialarbeiterin Marina Kwasnik, zu Problemen mit Familie, Arbeit, Arbeitslosigkeit, sozialen und sonstigen Notfällen des Lebens. Die Beratung ist kostenfrei! D jeden 3. Freitag im Monat (16.07, und 20.08.) 17.00 Uhr – 21.00 Uhr n Preisskat ein Abend mit Spielspass und tollen Preisen Einsatz 5,00 Euro D Freitag, 02.07. 14.00 Uhr n Oberschöneweide „Vom Kabelwerk zur Denkfabrik“ Teil 1 Ein Multimediavortrag von und mit Michael Voigtländer vom Büro für Industriekultur Kostenbeitrag 1,50 Euro D Freitag, 09.07. 14.00 Uhr n Märchen aus 1001 Nacht Kommen Sie mit in die Phantastische Welt des Märchens Frau Ingeborg Bartsch erzählt unbekannte Märchen musikalisch untermalt.KB 1,50 Euro D Freitag, 23.07, 14.00 Uhr n Der Zitherspieler Leonhard Krämer spielt Lieder aus allen Genres nach Ihren Wünschen. Mitsingen oder Summen erwünscht KB 1,50 Euro D Mittwoch, 28.07. 09.00 Uhr n Das besondere Frühstück Wie und was frühstückt man in Finnland - Einblicke in die Kultur eines fernen Landes. KB 2,50 Euro D Freitag, 30.07. 14.00 Uhr n Oberschöneweide „Vom Kabelwerk zur Denkfabrik“ Teil 2 Ein Multimediavortrag von und mit Michael Voigtländer vom Büro für Industriekultur KB 1,50 Euro D Freitag, 06.08. 14.00 Uhr n Aufgepicktes von Kästner, Tucholsky, Zille, Heinz Erhardt und vielen anderen... Freuen Sie sich auf eine gute Stunde netter Unterhaltung mit Horst Schillhahn D Wer ist „der Neue“, der an der Spree künftig für gleichwertige Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen sorgen will? Wo sieht er seine Arbeitsschwerpunkte und Handlungsspielräume in Zeiten klammer Haushaltskassen, des demografischen Wandels und der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung? Nach den ersten 100 Tagen im Amt diskutiert Dr. Schneider beim Jour fixe mit Podiumsgästen über seine Agenda für ein inklusives Berlin und stellt sich den Fragen des Publikum. D Mittwoch, 14. Juli 2010, 18.00 bis 20.00 Uhr, Eintritt frei n Grillnachmittag Köstliches vom Grill und gute Laune. Mit Begrüßungscocktail und Musik. D Freitag, 20. August 2010, 14.00 – 17.00 Uhr; Eintritt 8,00 Euro q Schädestraße 9-13 14165 Berlin-Zehlendorf Tel. 030/ 847 187 0 Fax: 030/ 847 187 23 [email protected] www.fdst.de D Freitag, 13.08. 14.00 Uhr n Zille in seinem Milieu Das Zimmertheater Karlshorst präsentiert Tommy und Marry in einer kabarettistischen Show KB 2,00 Euro D Mittwoch, 25.08. 09.00 Uhr n Das besondere Frühstück Wie und was frühstückt man in Luxemburg - Einblicke in die Kultur eines fernen Landes. KB 2,50 Euro D Donnerstag, 26.08. 15.00 Uhr – 19.00 Uhr n Energieberatung im LIBEZEM „Berliner Energiecheck“ Beratung durch das Lichtenberger Klimabüro für jedermann und kostenfrei. D Freitag, 27.08. 14.00 Uhr n Das längste Denkmal „Die Stalinallee“ Ein Multimediavortrag von und mit Michael Voigtländer vom Büro für Industriekultur KB 1,50 Euro q Bürger-Begegnungs Zentrum LIBEZEM Soziokulturelles Zentrum Friedrichsfelde-Nord in der Beschäftigungswerk – Arbeit für Berlin GmbH Rhinstraße 9, 10315 Berlin Tel.: 030/52 29 20-0 Fax: 030/52 29 20-20 E-Mail: libezem@ beschaeftigungswerk.de 29 T V-Maga zin 07/2010 31.07.2010 02.08.2010 07.08.2010 13.08.2010 17.08.2010 11:05 Uhr MDR 09:15 Uhr MDR 10:45 Uhr RBB 11:30 Uhr 3sat 06:00 Uhr 3sat Selbstbestimmte Wege… Y oga für Gehörlose! Mit Sprache und Gebärden arbeitet Betty Schätzchen, führt hörende und hörgeschädigte Menschen gleichermaßen in die Kunst der indischen Entspannungstechnik ein. Hauptberuflich tut sie das, in der eigenen Praxis. Betty Schätzchen hat den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und geschafft, sich spezialisieren können – trotz oder wegen der eigenen Schwerhörigkeit… Erziehung mit Handicap! Daniela Richter hat ihre Kinder nie im Kinderwagen ausgefahren, sie lagen oder saßen auf dem Schoß der Mama, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Jeder Spielplatzbesuch, jedes Toben zuhause, das gemeinsame Backen oder Basteln – alles ein Risiko. Wenn sich ein Kind verletzt, wie kann man reagieren, ist Hilfe in der Nähe? Dennoch, Daniele Richter ist Mutter, das wollte sie immer sein und so geht sie ihren besonderen Weg… Gedanken steuern Maschinen! An der TU Berlin arbeitet eine Forschungsgruppe genau daran, dies praktisch umzusetzen. So könnten künftig vielleicht schwerstgelähmte Patienten einzig durch ihr Denken Computer bedienen, wieder kommunizieren und selbstbestimmter leben. Wie das genau funktioniert, welche Schaltstelle zwischen Hirn und Maschine muss – „selbstbestimmt!“ hat den Wissenschaftlern über die Schulter geschaut und erklärt das System: BCI - Brain-Computer Interface. Diese und andere Geschichten von Selbstbestimmung und –gestaltung im Juli. Im August „selbstbestimmt!“ Die Sommerreportagen n Guildo Horn sucht das Glück D 07.08.2010 / 11:05 Uhr, keine WD n Kleine Helden 14.08.2010 / 11:05 Uhr, WD 16.08.2010 / 09:15 Uhr n Anders Sehen in Norwegen – Ein Berliner Fotograf überwindet Grenzen D 21.08.2010 / 11:05 Uhr, WD 23.08.2010 / 09:15 Uhr n Im Dunklen – Kevin muss sich entscheiden D 04.09.2010 / 11:05 Uhr, Keine WD n Zurück ins Leben - Diagnose Querschnittlähmung (WD 2008) D 11.09.2010 / 11:05 Uhr, WD 13.09.2010 / 09:15 Uhr D Durch die Sendung führt Mathes Dues. T e r m i n e & Ve r a n s ta lt u n g e n 30 Juli/August 2010 Netzwerk behinderter Frauen Berlin e.V. n Info-Café q Netzwerk behinderter Frauen Berlin e.V., Leinestr. 51 • 12049 Berlin Tel.: 030/ 617 09 167/ -8 Fax : 030/ 617 09 167 E-Mail: [email protected] www.netzwerk-behinderter-frauenberlin.de Alle Veranstaltungen finden im Netzwerk statt – Ausnahmen werden angekündigt. Rechtzeitige Anmeldung ist für alle Veranstaltungen erforderlich. n Selbsthilfegruppe für Frauen mit D Multipler Sklerose Bärbel Schweitzer, Psychologin und selbst MS-betroffen, begleitet die Gruppe. Mi. 4.8., 16.30-19.00 Uhr Bei Interesse bitte vorab anrufen. Fr. 9.7.+13.8., 16.00-18.00 Uhr Kosten: 2,-Euro Anmeldeschluss: Mittwoch davor n Kostenlose Rechtsberatung zu allen Fragen rund um die Behinderung bietet Rechtsanwältin Tanja Ruperti. (nur nach vorheriger Terminvereinbarung unter Tel. 617 09-167/-168). D Mi. 21.7.+18.8., 17.00–19.00 Uhr n Gesprächskreis für Frauen mit Lernschwierigkeiten Leitung: Angelika Kruschat, Monika Schwendt D Do. 8.7.+22.7, 12.8.+26.8., 18.30-20.00 Uhr n Selbsthilfegruppe für Frauen mit psychischen Gesundheitsproblemen Wir sind eine Gruppe für Frauen mit psychischen Gesundheitsproblemen. Wir treffen uns zum Erfahrungsaustausch, zur gegenseitigen D neben den selbstkreierten Songs auch bekannte Ohrwürmer, die respektvoll aber zweckdienlich umgearbeitet wurden. q Theater Charlottchen, Droysenstr. 1 / 10629 Berlin, Tel.: 030 / 324 47 17, Fax: 030 / 32 70 22 31 Eintrittspreise: Abendprogramm: 11 Euro /ermäßigt: 8,50 Euro (Hekticket: 5,50 Euro) Kindertheater: (Erwachsene & Kinder): 5 Euro A bend programm Plückhahn & Vogel : „Dschingis & sein Kahn“ Am Fr. 27.08. um 20.30 Uhr Songs aus der Knautschzone Streng nach der Devise, dass das, was verkehrt ist, nicht völlig falsch sein kann, treffen Plückhahn & Vogel mit ihrem aktuellen Programm „Dschingis und sein Kahn“ wie immer ohne Navi ins Schwarze. Da alles mit allem zu tun hat, passt die Erfolgsstory vom gestrandeten Dschingis genau so in den Rahmen wie das Dilemma um eine fehlgeschlagene Kontaktanzeige und natürlich kommt auch die mafiotische Komponente nicht zu kurz.. Man erhält Tipps für den souveränen Umgang mit Bildungslücken, gewinnt neueste Erkenntnisse über Ausspracheregeln und erfährt sogar ,wie es zugeht, wenn sich dunkle Mächte aus purer Schusseligkeit den Falschen als Opfer aussuchen. Die stets artgerecht präsentierte Kollektion von Plückhahn & Vogel enthält KINDertheater Mobile Märchenbühne : „Die kleine Meerjungfrau“ (ab 4 J.) Am Sa. 10.07. um 15.30 Weit draußen auf dem Meer, wo kein Land mehr zu sehen ist, wohnt das Meervolk. Die Meerjungfrauen tummeln sich den lieben langen Tag zwischen Algen & Korallenriffen. Die jüngste Tochter des Meerkönigs aber hat große Sehnsucht nach den Menschen. Aus Liebe zu einem Prinzen ist sie bereit, einen teuflischen Pakt mit der Meerhexe einzugehen ... Theater Mobil : „Hans, mein Igel“ ( 3-8 J. ) Am So. 11.07. um 11.30 & 15.30 Uhr Hans mein Igel reitet in die Welt. Er freut sich an der Sonne und am Himmelszelt. Gockel hier, Gockel da, zaubern kann er wunderbar. Ein Puppenspiel frei nach Grimm Pünktchen Theater : „Die kleine Nixe & der Wassergeist“ (ab 3 J.) Am Sa. 17.07. um 15.30 und So. 18.07. um 11.30 & 15.30 Uhr Die kleine Nixe und ihr Vater, der Wassergeist, leben im großen Fluss zwischen Fischen, Krebsen und Fröschen. Aber manchmal ist es ein bisschen langweilig und die kleine Nixe lugt heimlich aus dem Wasser. Da gibt es Lebewesen, die können Ermutigung und Unterstützung, zum Lachen und Heulen über seelische Beulen… und sind offen für neue Frauen. Bei Interesse bitte im Netzwerk melden. D Mi. 28.7.+25.8., 18.00-20.00 Uhr n „Frida Kahlo-Retrospektive“ Ausstellungsbesuch im Martin-Gropius-Bau D Termin: Montag, 12. Juli 2010, 17.00 bis 20.00 Uhr Begleiterin: Ort: Martin-Gropius-Bau, Niederkirchner Str. 7, 10963 Berlin Treffpunkt: rollstuhlgerechter Eingang links vom Haupteingang Teilnehmerinnen: Frauen mit und ohne Behinderungen Eintritt: 10 Euro (erm. 8 Euro) Anmeldeschluss: Mittwoch, 7. Juli 2010 n Der inneren Stimme auf der Spur - Workshop fliegen und ganz wunderbar singen. Und dann ist da noch der kleine Mensch. Er kann laufen, und wie! Jeden Morgen holt er Wasser aus dem Fluß. Eines Tages fragt ihn die Nixe. Sie erfährt, dass der Brunnen ausgetrocknet ist. Der böse Wassergeist hat einen Stein vor die Quelle gelegt... Die kleine Nixe beschließt, den Menschen zu helfen und... verliebt sich! D BBZ Oft tun wir Dinge, die uns nicht gut tun – wider besseres Wissen! Danach ärgern wir uns, sind deprimiert, nehmen uns vor, beim nächsten Mal auf unsere innere Stimme zu hören … Aber gerade als behinderte Frauen hatten wir in unserem Leben gute Gründe, dies zu verlernen. Dieser Workshop bietet die Möglichkeit, sich dem starken und tragfähigen inneren Wissen zuzuwenden, ihm Raum zu geben. Wir nutzen eine Phantasiereise, kreativen Ausdruck und den Austausch in der Gruppe. Referentin: Tanja Leschzensky, Diplom-Sozialpädagogin, Heilpraktikerin (Psychotherapie), Gestalttherapeutin Termin: Samstag, 28. August 2010, 12.00 bis 18.00 Uhr Teilnehmerinnen: Frauen mit Behinderungen/chronischen Erkrankungen Teilnahmebeitrag: 8 Euro (Vereinsfrauen 4 Euro) Anmeldeschluss: Mittwoch, 25. August 2010 q RuT – Rad und Tat Offene Initiative Lesbischer Frauen e.V. Schillerpromenade 1 12049 Berlin - Neukölln Fon/Fax 030/621 47 53 [email protected] www.lesbischeinitiativerut.de www.rut-radundtat.de Theater Vagabunt : „Der kleine Rabe – Alles meins!“ (ab 3 J.) Am Sa. 21.08. um 15.30 und So. 22.08. um 11.30 & 15.30 Uhr Da hält er sich doch tatsächlich für das Schlauste aller Tiere - dieser nette kleine Rabe - und das nur, weil er alle Tricks kennt, wie man seinen Freunden die Spielsachen abschwatzt. Mit Jammern, Schmeicheln, Betteln, Miesmachen kriegt er einfach alles, was er will - aber ist er wirklich soo schlau? Pünktchen Theater : „ Das Feuerzeug“ ( ab 4 J.) Am Sa. 28.08. um 15.30 und So. 29.08. um 11.30 & 15.30 Uhr Es wird die Geschichte vom Soldaten erzählt, der vom König aus dem Krieg entlassen, ohne Geld, aber fröhlich, auf der Landstraße einer Hexe begegnet. Sie bittet ihn, ein vergessenes Feuerzeug aus einem hohlen Baum heraufzuholen. Der Soldat mag der Alten die Bitte nicht abschlagen und steigt in den Baum hinab. Was nun aber das Feuerzeug in dieser Geschichte weiter für eine Rolle spielt, wird nicht verraten. RuT – Termine für Juni 2010 Doppelkopfspielen jeden Donnerstag, 18.30 Uhr: D Infocafé jeden Freitag, 17-19 Uhr: 02.07., 16.07., 09.07., Thema: Historische Frauengestalten 23.07., Spielenachmittag 30.07., Eisbecher gestalten und essen 06.08., 13.08., 20.08., 27.08. n Sprechende Hände treffen sich. Gehörlose und hörende Frauen gebärden in Café-Atmosphäre: D Samstag, 17 Uhr: 03.07. und 07.08. n Angeleitete Sucht-Selbsthilfegruppe für betroffene Lesben und Angehörige D jeden 1. und 3. Montag im Monat, 19-20.30 Uhr: 2.8., 16.8. Bitte anmelden im RuT unter (030)6214753 n Radtour Schloss Meseberg (Route ca. 35 km) D Sonntag, 15. August. Bitte anmelden im RuT unter (030)6214753 bis 12.8. n Wanderung im Grunewald (Gehzeit ca. 2,5 – 3 Std., rollitaugliche Wege) D Sonntag, 22. August. Bitte anmelden im RuT unter (030)6214753 bis 20.8. n Lesbenfrühstück: Sonntag, 11-14 Uhr 18.07. und 29.08. D D i e s & Da s BBZ Juli/August 2010 I M P R E S S U M Berliner Behinderten-Zeitung BBZ Herausgeber: Berliner Behindertenverband e.V. Jägerstraße 63 D; 10117 Berlin Anschrift der Redaktion: c/o BBV e.V., Jägerstr. 63 D, 10117 Berlin-Mitte, Tel.: 030/ 2 04 38 47 Fax: 030/ 20 45 00 67 Verantw. Redakteurin (V.i.S.d.P.): Sandy Krohn Redaktion: [email protected] [email protected] Sport-Redaktion: Uwe Gieche, [email protected] Tel.: 0177/2942 922 Abonnentenanfragen: Kathleen Schmidt Tel.: 030/447 65 95 [email protected] Anzeigenaufträge: Franziska Littwin [email protected] [email protected] Satz und Layout: ©ANA TOMIA gfx, Thilo Jiptner • 030/ 61 40 21 23 Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck, www.berliner-zeitungsdruck.de Die Berliner Behindertenzeitung erscheint monatlich, mindestens 10 x im Jahr. Der Jahresabopreis beträgt 15,- EUR. Für Mitglieder des BBV ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Zeichnungen und Fotos wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Artikel zu kürzen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Abdruck von Beiträgen (mit Quellenangabe) ist erwünscht. Belegexemplare bitte an die Redaktion schicken. ER SUCHT SIE 31 Aufreger Leserbrief „Ein frühlings-fröhliches Hallo an alle hübschen Damen! Ich suche eine nette Freundin, egal welchen Alters, die mit mir beim Spazieren oder ins Kino gehen eine schöne Zeit verbringen möchte. Ich bin ein sehr freundlicher und lustiger Mann in den Sechzigern, der gerne genießt und viel lacht. Wenn Du meine Leidenschaft für Tiere, besonders die Eisbären Berlin, teilst, sollten wir uns unbedingt bald bei einem gemütlichen Plausch kennen lernen! Auch würde es mich sehr freuen, wenn die nette Anruferin vom 9.Juni sich mit mir zu einem Kaffee treffen würde! Ich freu mich auf Dich! 030-96 24 95 27 GESUCHT – politisch Interessierte für Polit-Talk W ir wollen mal sehen, ob sich nicht andere Leute (mit Behinderung) finden, die Lust haben, an einer Gesprächsrunde zur Behindertenpolitik (und anderen für alle interessanten Fragen) teilzunehmen. Wer Interesse hat, kann Dienstags um 14 Uhr zu unserem Treffen in die Räume vom BBV, Jägerstraße 63D, 10117 Berlin kommen. Termine sind am 20.07. und 17.08.2010. Wir würden uns freuen. Befreiung von der Hundesteuer Ich brauche dringendst eine Aufklärung über einen speziellen Umstand und ich hoffe, dass Sie oder vielleicht andere Leser mir helfen könnten: Ich habe einen GdB von 90%, Kennzeichen aG, B und T. Ich fahre E-Rollstuhl und habe Pflegestufe I. Ich habe 2 Hunde und muss für beide Hundesteuer bezahlen. Nach Auskunft der Finanzamtes wird eine Befreiung für einen Hund nur erteilt bei den Kennzeichen Bl, Gehörlos oder H. Nun kenne ich verschiedene Leute mit den gleichen Kennzeichen wie ich, die eine Befreiung von der Hundesteuer für einen Hund haben und beim gleichen Finanzamt sind. Eine Person davon war mit mir persönlich da und es wurde von Seiten der Sachbearbeiterin im Finanzamt irgendwie „rumgeeiert“. Im Augendblick sieht es so aus, als sei ich die Einzige, die hundesteuerpflichtig ist. Hat jemand vielleicht genauere Kenntnis, was da rechtens ist? Für jede Hilfe wäre ich sehr, sehr dankbar. q Meine e-mail-adresse ist: [email protected] Herzliche Grüße Regina Röwer-Njie BBV e.V. / BBZ Redaktion Zugestellte Behindertentoilette I ch betreue und pflege meine Mama rund um die Uhr. Mir ist jetzt seit einiger Zeit aufgefallen, wenn ich beim Ausflug eine Behindertentoilette aufsuchen muss, dass meistens diese schwer zugänglich ist. Obwohl es meistens in den Gaststätten eine extra Behindertentoilette gibt, wird diese meist als Abstellraum genutzt. Sie wird zugestellt mit z.B. alten Farbeimern und Leitern, die den Haltegriff zum Festhalten blockieren, außerdem alte Stühle, die übereinander gestapelt wurden, Fahrräder usw. Kann man dagegen etwas unternehmen? Ich bin der Meinung, wenn sich so etwas angeschafft wird, was ich sehr gut finde, sollte man diese auch als Behindertentoilette lassen, da man solche Dinge in einer normalen Toilette auch nicht vorfindet. Einweihung des neuen Zentrums der Rheuma-Liga Samstag, den 4. September 2010, 11.00 - 17.00 Uhr heißt es: Erleben Sie Therapie, Beratung und Selbsthilfe unter einem Dach! Die Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V. feiert die Eröffnung des neuen Zentrums für ganz Berlin und alle Menschen mit Rheuma in Berlin am Mariendorfer Damm 161 a. Sie lädt herzlich zum Besuch der neuen Räumlichkeiten mit Informationen rund um die Angebote des Vereins ein. Mitglieder, Interessierte und Gäste sind herzlich willkommen! D Berliner Behindertenverband e.V. Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin Sie erreichen den BBV unter der Telefon-Nr.: 2 04 38 47, Fax: 20 45 00 67. Das Büro ist mittwochs von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Andere Besuchszeiten nach telf. Vereinbarung. Konto-Nummer des BBV: 7083705005, BLZ: 10090000 Berliner Volksbank eG Werden Sie Mitglied im BBV! Auflage dieser Ausgabe: 10.000 Ich möchte die Berliner Behindertenzeitung abonnieren (Bitte ankreuzen!) Adressen & Sprechzeiten Berliner Behindertenzeitung c/o BBV Jägerstr. 63 D • 10117 Berlin Tel.: 030/2 04 38 47 Fax: 030/20 45 00 67 Homepage im Internet: www.berliner-behindertenzeitung.de E-Mail: [email protected] Homepage des BBV e.V.: www.bbv-ev.de E-Mail: [email protected] Geschäftsstelle des Beschäftigungswerkes des BBV e.V. Bizetstraße 51-55 • 13088 Berlin Tel.: 030/9 24 00 50, Fax: 92 40 05 24 Abonnement für 15 EURO im Jahr Förderabonnement für 25 EUR/Jahr oder 50 EUR/Jahr oder Solidar-Abo für ALG II-Empfänger-, Kleinrentner-, StudentInnen Name/Vorname des Abonnenten . . . . . . . EUR/Jahr auf Anfrage möglich Straße/Hausnummer Die Berliner Behindertenzeitung erscheint 10x im Jahr. Konto-Nummer: 7083705021 BLZ: 10090000 Berliner Volksbank eG PLZ/Wohnort Datum/Unterschrift des Abonnenten Senden Sie bitte dieses Formular an die Redaktion der BBZ, c/o BBV, Jägerstr. 63 D, 10117 Berlin Abo-Abschluss ist nur schriftlich möglich! Sie können auch ein Abonnement der Berliner Behindertenzeitung für ein Jahr verschenken. Geschenk-Abo für Name/Vorname Straße/Hausnummer PLZ/Ort O rt e 32 unterwegs Juli/August 2010 BBZ Zeitreise ins nicht ganz so dunkle Mittelalter – Das Museumsdorf Düppel Ein Projekt von Albatros gGmbH von Sven Przibilla Foto: Sven Przibilla D rei Löffel Hexenpulver (Trockeneis), dann eine Maus, einen Regenwurm oder eine kleine Ratte (Marshmallows) dazu und darauf ein großer Schluck blaues Hexenwasser (Limonade), fertig ist die brodelnde Hexenbrause. Die Augen des kleinen Jungen werden riesig groß, als er sein Geld der „Barhexe“ gibt und den rauchenden Becher vom Tisch nimmt. Zweifelnd saugt er am Strohhalm - die Hexenbrause ist ihm nicht ganz geheuer – dann schaut er seine Mutter ernst an und beginnt breit zu grinsen. „Schmeckt lecker“, sagt er begeistert einen neuen Schluck nehmend. Ob es diese Hexenbrause im Mittelalter wirklich gab, sei dahingestellt. Doch alles andere, was der Besucher auf dem 16 ha großen Gelände des „Museumsdorfs Düppel“ sehen und auch anfassen kann, gab es damals im 12. Jahrhundert wirklich. So die Bauernhäuser, originalgetreue Nachbauten von vor über 800 Jahren, welche sich um den Dorfplatz gruppieren. Sie sind einfach, aus Holz oder Lehm, mit fest gestampftem Sandboden, dunkel und mit Schilf oder Stroh gedeckt. Davor arbeiten die Bauern in ihren mittelalterlichen Gewändern. Sie setzen den Sud für das Bier an, räuchern Würste, kämmen Wolle oder spinnen Garn. Andere flechten Körbe oder stellen aus der selbst gesponnenen Wolle Gürtel her, welche die Besucher kaufen können. Amüsiert spielen Kinder Murmeln oder eine Art Halma mit bunten Wallnüssen. Auch der erwachsene Besucher kann das eine oder andere ausprobieren. Wie zum Beispiel Mehl mahlen mit einer einfachen Steinmühle. In dem Mahlstein steckt ein starker Ast und das Korn wird in die Vertiefung in der Mitte des Steins gebracht. Dann geht es los: immer schön gleichmäßig drehen. Die ersten Minuten Mehl mahlen machen noch sicherlich Spaß, doch mit der Zeit werden die Arme schwerer und schwerer. Schnell wird dem Anfängermüller bewusst, dass es nicht einfach war, damals sein tägliches Brot herzustellen. Das „Museumsdorf Düppel“ ist der ideale Ort für einen Familienausflug während der Ferien. Aber bitte beachten Sie die Öffnungszeiten (siehe rosa Kasten). Begonnen hat alles 1940, als zufällig auf dem Gelände mittelalterliche Siedlungsreste gefunden wurden. 1968 fand man bei neuen Grabungen Spuren eines Dorfes. Sie datierten aus dem Jahre 1200. Nach den Ausgrabungen wurde die Idee geboren, die Siedlung zu rekonstruieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um zu zeigen, wie das mittelalterliche Leben wirklich war. Der „Förderkreis Museumsdorf Düppel“ betreibt heute das Freilichtmuseum in Zusammenarbeit mit dem Berliner Stadtmuseum. Ihre Arbeit hat sich gelohnt. Heute, 40 Jahre später, gilt das „Museumsdorf Düppel“ als ein international anerkanntes Zentrum für experimentelle Archäologie. Mein Tipp: Schauen Sie mal auf die Internetseite des Museumsdorfes (www.dueppel.de). Dort gibt es jede Menge Informationen rund um die Geschichte des Museumsdorfes und einen interessanten Überblick über alle Sonderveranstaltungen der Saison 2010, die bis zum 10. Oktober geht. So zum Beispiel kann man am 25. Juli erleben, wie Honig damals vor 800 Jahren gewonnen wurde. Sie können auch mitmachen. Ganz spannend ist sicherlich auch das Kinderfest am 5. September, Eintritt 4 Euro, inklusive Pizza und Getränk. Ach ja, und grüßen Sie Knut von mir. Nein, nicht den Eisbär. Knut ist ein rückgezüchtetes Düppeler Weideschwein, das sich dort sauwohl fühlt. Ich habe gehört, er wird im September wieder mal Vater. Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei ihrer Zeitreise ins nicht immer ganz so dunkle Mittelalter. q Museumsdorf Düppel e.V. - Freilichtmuseum Clauertstraße 11 14163 Berlin (Steglitz-Zehlendorf ) Telefon: 030 / 802 66 71 Fax: 030 / 802 66 99 www.dueppel.de [email protected] Öffnungszeiten in der Saison: Vom 27. März – 10. Oktober 2010 Do nachm. 15 – 19 Uhr So und Feiertage 10 – 18 Uhr Eintritt: 2 Euro, ermäßigt 1 Euro Kinder u. Jugendliche bis 18 J. frei Sonderführungen möglich, vorher anmelden Veranstaltungstipp: So 11 Uhr: Führung durch das Dorf So 14 Uhr: Vortrag der AG „Teerschwele“ 9. + 10. Okt. 2010 Erntedankfest Anfahrt: Bus: Linie 115, Haltestelle: Ludwigsfelder Straße Entfernung ca. 470 m Linie 118, Haltestelle: Clauertstraße Entfernung ca. 350 m Zugang zum Freilichtmuseum: Eingangstor, Breite 350 cm Sandwege für Rollstuhlfahrer bedingt geeignet Rekonstruierte Häuser für Rollstuhlfahrer schwer zugänglich Sanitär/WC allgemein Damen- u. Herren-WC vorhanden Mobidat D Informationsdienst Albatros gGmbH zur Barrierefreiheit öffentlich zugänglicher Gebäude in Berlin, Langhansstraße 64, 13086 Berlin, (Mo - Fr: 9 - 16 Uhr) Tel.: 030/ 74 77 71 15, Fax: 030/ 74 77 71 20, www.mobidat.net, [email protected] Postvertriebsstück A 11 803 anzeige Berliner Behindertenverband e.V., Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin Berliner Behindertenverband e.V.: – Ihre Interessenvertretung in Berlin! –