Ausgabe Juli/August 2010 - Berliner Behindertenzeitung

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Ausgabe Juli/August 2010 - Berliner Behindertenzeitung
Ausgabe Juli/August 2010
21. Jahrgang 2010
Postvertriebsstück A 11 803
Berliner Behinderten-Zeitung
ehemals BERLIN KONKRET
Herausgeber: Berliner Behindertenverband e.V. „Für Selbstbestimmung und Würde“
BBZ
www.berliner-behindertenzeitung.de
Jahres-Abonnement: 15 EURO • Einzelpreis: 1,50 EURO
Sensationelle Erkenntnis des Deutschen Schwimmverbandes:
Liebe Leserinnen
und Leser der BBZ
Behinderte SchwimmerInnen leisten mehr als
Nichtbehinderte
I
n den Monaten Juli und August
erscheint wie jedes Jahr unsere
Doppel-Ausgabe für die Sommermonate. Sicherlich können wir mit
ihr auch an heißen und bewegten
Sommertagen für unsere Leser
eine interessante Lektüre bieten.
Die nächste Ausgabe der BBZ wird
Anfang September erscheinen.
Wir bitten wieder mal die Redaktionstermine zu beachten und wünschen Ihnen, Euch eine schöne,
bunte, erlebnisreiche Zeit.
Ihre BBZ-Redaktion
Aus dem Inhalt
n
n
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n
n
Interview mit dem Bundesbehindertenbeauftragten
Hubert Hüppe
Seite 2
Zahnärzte im Einsatz für
Pflege- und Hilfsbedürftige
Seite 6
Seminar Jakobsweg
in Brandenburg
Seite 10
Mobilität: Einstiegshöhen
bei der TRAM
Seite 11
15. Weltkongress von
Inclusion International
in Berlin
Seite 15-18
Essay „Visionen & Taten“ Seite 16-17
Ein Festival der Schwimmweltrekorde in Berlin
Seite 20
Ein Mann der mit den
Fingern sieht
Seite 24
Kultur und Termine
Seite 24 - 30
q Die BBZ-Ausgabe September 2010
erscheint am:
02.09.2010
Redaktionsschluss: 19.08.2010
q Der BBV
im Internet: www.bbv-ev.de
E-Mail: [email protected]
Endlich: Leistungen von BehindertensportlerInnen werden nun auch von hohen DSV-Funktionären gewürdigt. Das
hat nicht nur das hoffnungsvolle Schwimmnachwuchstalent Daniel Schäfer (Foto) vom Paralympischen SportClub
Berlin verdient, sondern auch alle anderen nationalen HochleistungssportlerInnen sowie der zahlreiche Nachwuchs.
Foto: Uwe Gieche
D
ie Erkenntnisse des Deutschen Schwimmverbandes
über die Leistungen der behinderten SchwimmerInnen nehmen sensationelle Züge an. Am
Rande der 24. Internationalen
Deutschen
Schwimmmeisterschaften (IDM) in Berlin ist eine
neue
Kooperationsvereinbarung zwischen dem Deutschen
Schwimmverband (DSV) und
dem Deutschen Behinderten
Sportverband (DBSV) unter-
zeichnet worden. Für den DSV
unterzeichnete u.a. auch Tjark
Schroeder,
DSV-Vorsitzender
der Fachsparte Schwimmen, das
Dokument. Jener Spitzenfunktionär, der die Leistungen seiner
nichtbehinderten AthletenInnen
genau einschätzen und beurteilen kann. Was er anlässlich dieser Unterzeichnung zum Besten
gab, lässt die SportlerInnen aus
beiden Bereichen aufhorchen
und hat offensichtlich die Öf-
fentlichkeit noch gar nicht richtig
wahrgenommen. „Seitdem ich
die Gelegenheit hatte, die Nationalmannschaft 2009 und 2010
beim Ostertrainingslager in der
Türkei zu beobachten, schätze
ich die Leistungen der Schwimmer sehr und noch höher ein als
die der Nichtbehinderten“, so
Schroeder nach der Unterzeichnung.
Von Uwe Gieche
Aktuell
Juli/August 2010
BBZ
Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen fordert:
„Behinderte und Nichtbehinderte
müssen zusammenkommen“
Hüppe wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für Behindertenpolitik als Querschnittsthema
H
ubert Hüppe ist im Dezember des
Vorjahres als neuer Beauftragter
der Bundesregierung für die Belange
behinderter Menschen berufen worden.
Das 53-jährige CDU-Mitglied war zuvor
mehr als sieben Jahre der behindertenpolitische Sprecher der Unionsfraktion
im Deutschen Bundestag. Hüppe hat
sich schon sehr früh mit den Fragen der
Behindertenpolitik beschäftigt. Sein Vater war Schwerbehindertenobmann. Er
selbst setzte sich mit dieser Problematik
in der Fürsorgestelle in Lünen intensiv
auseinander.
Hüppe hatte bei seiner Amtseinführung zum Ausdruck gebracht, dass er vor
allem einen Schwerpunkt in seiner zukünftigen Tätigkeit in den Gesprächen
mit Betroffenen und Nichtbehinderten
sehe. Er will die Menschen mitnehmen
und mit ihnen gemeinsam die ohnehin
oftmals komplizierten Vorgänge und
Abläufe in der globalisierten Welt diskutieren und erörtern. Ein Vorhaben,
das Hüppe im Gespräch mit BBZ-Redakteur Uwe Gieche versucht, näher zu
beschreiben.
Frage: Herr Hüppe. Bitte skizzieren Sie
kurz Ihre wichtigen Lebensstationen bis
zur Gegenwart.
Antwort: Gerne. Ich bin 53 Jahre alt,
verheiratet und feierte in diesem Jahr
meine Silberhochzeit. Ich bin stolzer
Familienvater von drei Kindern, darunter ein 19-jähriges Zwillingspaar. In
Lünen/Westfalen bin ich aufgewachsen, dort auch zur Schule gegangen
und habe in der Stadtverwaltung eine
Ausbildung für den nichttechnischen
Bereich absolviert und später den Diplomverwaltungswirt erworben. Mein
Elternhaus hat mich christlich-sozial
erzogen. Ich bin daher schon früh -mit
12 Jahren- bei der Schülerunion aktiv
gewesen und wurde mit 17 CDU-Mitglied. Bevor ich mit 34 Jahren in den
Bundestag gewählt wurde, war ich
Oberstadtinspektor in Lünen. In meiner knapp bemessenen Freizeit gehört
meine ganze Aufmerksamkeit der Familie, ich interessiere mich sehr für
Eishockey, spiele gerne Beachvolleyball, fahre Fahrrad, man zählt auf mich
in der Bundestagsfußballauswahl als
rechter Verteidiger und ich spiele Skat.
Meine Berliner Skatrunde möchte ich
nicht missen.
Frage: Sie haben beim Jahresempfang zu
Beginn dieses Jahres mitgeteilt, dass Sie vor
allem Gespräche mit den Menschen führen
wollen. Wie sieht nun die erste Bilanz aus
und was waren die Hauptthemen?
Hubert Hüppe Foto: U. Gieche
Antwort: Themen gab es naturgemäß
viele. Ich habe erstens gemerkt, dass
man nur dann vernünftige Entscheidungen treffen kann, wenn man die,
die es betrifft, einbezieht. Will sagen,
dass man nicht denken sollte, man
weiß es alles. Das ist der falsche Ansatz. Zweitens bin ich in meiner Auffassung bestärkt worden, dass die Grundsatzproblematik steht, dass Menschen
ohne Behinderung nie gelernt haben
mit Menschen mit Behinderung umzugehen. Stichwort inklusiv. Das ist
für mich die Grundvoraussetzung für
diesen selbstverständlichen Umgang.
Ich habe mich jüngst selbst bei einem
Besuch einer Kindereinrichtung in
Westfalen davon überzeugen können.
Hier gibt es keinen Sonderkindergarten mehr. Allerdings sind auch Probleme sichtbar geworden. Die behinderten Kinder besuchen kostenlos
die Einrichtung und werden auch mit
dem Fahrdienst gebracht und wieder
abgeholt. Und die Eltern der nichtbehinderten Kinder werden finanziell
beteiligt. Bei den sozial schwächeren
Erwachsenen, kann es schon zu Spannungen führen. Hier denke ich, muss
sich die Gesellschaft neu aufstellen
und Lösungen angehen. Hier bin ich
auch nicht mehr bereit zu diskutieren.
Hier muss nun gehandelt werden. Wir
müssen jetzt ein gemeinsames Aufwachsen in Kindergärten und Schulen
umsetzen, um die heutigen Probleme
abzubauen. Hier werde ich auch verstärkt die Mitglieder des Bundestages
einbeziehen. Sie müssen selbst erleben, was zu verändern ist.
Frage: Stichwort UN-Konvention über
die Rechte der Menschen mit Behinderungen und der Aktionsplan der Bun-
desregierung zur Umsetzung in Deutschland. Wo stehen wir und wo müssen
deutliche Akzente gesetzt werden?
Antwort: Teilhabe in der Gesellschaft
ist auch davon abhängig, inwieweit man
selbst in der Lage ist, seine wirtschaftliche Existenz zu sichern. Zudem ist es
auch für das Selbstwertgefühl der Betroffenen sehr wichtig. Und hier ist für
mich die Frage der beruflichen Reha
der Kardinalpunkt. Da geht es vor
allem um die Frage, wie Leistungen,
die derzeit häufig nur in Einrichtungen
wie Werkstätten erbracht werden,
auch außerhalb der Werkstatt stattfinden können, etwa mithilfe des Persönlichen Budgets. Wir brauchen zudem
auch differenzierteres Vorgehen für
unterschiedliche Behinderungsarten.
Statt neue Programme auf den Weg zu
bringen, die gibt es genug, sollte man
eher auf Nachhaltigkeit setzen. Ich
denke da beispielsweise an langfristige
Zuschüsse für Arbeitgeber. Hier sollten
nicht Kleinstbeträge angesetzt werden,
sondern höhere Eingliederungszuschüsse. Es geht um Wirtschaftlichkeit,
die Betroffenen sollten langfristig an
das Unternehmen gebunden werden.
Hier brauche ich auch das Engagement
aus der Wirtschaft.
Hier schließt sich meine nächste Frage
an: Die Bundeskanzlerin hat jüngst in
Bielefeld die Wirtschaft aufgefordert,
mehr Arbeitsplätze für behinderte Menschen zur Verfügung zu stellen. Eine
Steilvorlage für Sie? Wo werden Sie ansetzen, um Fortschritte zu erzielen?
Antwort: Es ist natürlich hilfreich,
wenn die Bundeskanzlerin diese Problematik benennt. Wir müssen die Aktivposten in der Wirtschaft belohnen.
In der Automobilindustrie beispielsweise liegt die geforderte Eingliede-
rungsquote über dem Durchschnitt.
Zudem organisiert die Branche auch
ein intelligentes betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM). Hier arbeiten alle Beteiligten eng zusammen
und suchen nach konstruktiven Lösungen. Vor allem der Prävention wird
hier große Aufmerksamkeit geschenkt.
Wichtig ist: Beide Seiten profitieren
davon.
Zudem könnte man ja auch mal darüber nachdenken, ob man für kleinere
Unternehmen unter 20 Personen, die
laut SGB IX gar keine Beschäftigten
mit Behinderungen anstellen müssen
und es trotzdem tun, bestimmte steuerliche Anreize schafft.
Frage: Berlin nimmt für sich in Anspruch, was die Barrierefreiheit betrifft,
im Vergleich zu anderen Großstädten
eine Vorreiterolle zu spielen. Wo sehen
Sie noch Defizite und wie kann generell
der Prozess befördert werden?
Antwort. In der Tat ist in Berlin viel auf
den Weg gebracht worden. Aber das
Ende der Fahnenstange ist auch hier
noch längst nicht erreicht. Vor allem
bei der U-Bahn sind noch große Reserven vorhanden. Mir geht es aber um
generelle Lösungen. Daher habe ich
auch die Verkehrsminister der Länder
gebeten, diese Frage demnächst bei
einer der Beratungen auf die Tagesordnung zu setzen.
Hier wurde Zustimmung signalisiert. Wir müssen auch Verbesserungen nicht nur für Betroffenen in
den Großstädten sorgen, sondern auch
in kleinen und mittelgroßen Städten.
Hier schwebt mir immer Münster vor.
Für Rollibenutzer ist die eigenständige Zu-und Abfahrt vom Bahnhof gar
nicht möglich. Also das Problem Barrierefreiheit bietet eine große Bandbreite und darf nicht nur auf den Öffentlichen Personen-und Nahverkehr
reduziert werden. Hier müssen auch
barrierefreies Bauen und Wohnen einbezogen werden. Barrierefreiheit ist
Zukunftsinvestition und muss stärker
in der Gesellschaft beachtet werden.
Letzte Frage: Wenn Sie zwei Wünsche
frei hätten, wie sehen diese aus?
Antwort: Mehr Zeit für die Familie und
dass Politik für Menschen mit Behinderungen als Querschnittsthema noch
breiter wahrgenommen wird.
Herr Hüppe, herzlichen Dank für das
Gespräch.
Das Interview führte U. Gieche
Aktuell
BBZ Juli/August 2010
Besuch des MÜRITZEUMs
in Waren an der Müritz
A
m 1.6.2010 fand der diesjährige
Tagesausflug der Lichtenberger
Gruppe des Berliner Behindertenverbandes statt.
Unser Ziel war das MÜRITZEUM
in Waren an der Müritz. Dorthin sind
wir mit dem neuen behindertengerechten Reisebus der Firma BVB.NET
gefahren.
Im MÜRITZEUM angekommen,
welches wegen schlechtem Wetter sehr
gut besucht war, begann unsere Führung. Diese war, durch den Museumsführer, der die Entstehung der Landschaft von Mecklenburg-Vorpommern
derart lebendig, verständlich und interessant erklärte, dass die 1 1/2 Stunde
wie im Fluge verging.
Durch seine gute Führung wurde
unsere Gruppe ständig durch andere
Besucher des Museums größer.
Gleich hinter dem Eingangsbereich
bekommt man ein riesiges Aquarium
zu Gesicht. Auch im Untergeschoss,
wo ein Fahrstuhl hinführt, sind mehrere Aquarien mit den unterschiedlichsten Fischarten der Region zu sehen.
Der Service im MÜRITZEUM
ist sehr gut, da man mit dem Tagesticket das Gebäude verlassen und
später wieder betreten kann. Auch ist
direkt im Komplex ein Restaurant, in
dem es gutes Essen gibt. Das gesamte
MÜRITZEUM ist behindertengerecht
und verfügt über behindertengerechte
Toiletten.
Nach der Führung war Freizeit angesagt und jeder konnte demzufolge für
Einladung zur
ordentlichen
Mitgliederversammlung 2010
des Berliner Behindertenverbandes
„Für Selbstbestimmung und Würde“ e.V. (BBV)
Der BBV-Vorstand lädt Sie/Euch hiermit
ganz herzlich zu unserer diesjährigen Mitgliederversammlung ein:
Zeit: Sonnabend, 10. Juli 2010, 11:00 bis 15:00 Uhr
Ort: Holzmarktstraße 15 - 17 (BVG-Gebäude)
10179 Berlin-Mitte
(Aufzug für Rollstuhlbenutzer/innen vorhanden)
Tagesordnung:
1. Bericht des Vorstands und der Kassenprüfer
2. Diskussion der Berichte
3. Aktuelles Thema (ggf. Einführung durch Referenten)
4. Verschiedens
Unter Verschiedenes würden wir gern u.a. über den
Essay „Visionen & Taten“ von Ilja Seifert diskutieren
und über die Wohnsituation in Berlin sprechen.
Wir freuen uns über Euer zahlreiches Erscheinen.
BBV – Vorstand
sich entscheiden, was er, bei dem relativ
schlechten Wetter unternimmt.
Um 16.00 Uhr traten wir die Rückfahrt an. Wir müssen sagen, dass alle
von dem Reisebus begeistert waren.
Wie von unseren Rollstuhlfahrern
gesagt, wurde die Hebebühne des Reisebusses der Firma BVB.NET gut angenommen und gelobt. Sie hatten darauf
ein sicheres und festes Standgefühl.
Herr Obermann, unser Reisebusfahrer, erzählte uns auf der Fahrt einiges
Wissenswertes.
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Dieser Tag hat allen gut gefallen und
so freuen wir uns schon auf die nächste
Tagesfahrt der Lichtenberger Gruppe
im nächsten Jahr.
Pr/He
q Busunternehmen:
BVB.NET
Ansprechpartner:
Hr. Lars von der Burg
Tel.: 683 89 148
Fax: 683 89 150
www.bvb.net
G E S U N DH E IT
Kursrichtung für die
nächsten Jahre
verabschiedet:
Mehr Mitglieder, mehr Unabhängigkeit – Selbsthilfe
rheumakranker Menschen für die Zukunft stark machen
„Rheuma kann jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht
oder Herkunft – die rheumatischen
Krankheiten stellen die RheumaLiga mit ihren Hilfsangeboten
immer wieder vor neue Herausforderungen“, erklärte Dr. Helmut
Sörensen, Präsident der Deutschen
Rheuma-Liga Berlin e.V., bei der
Vorstellung des Strategiepapiers
des Vereins. Der Kurs in Richtung
Zukunft für die nächsten fünf bis
zehn Jahre fand bei der Mitgliederversammlung der Deutschen
Rheuma-Liga Berlin e.V. am vergangenen Samstag, dem 7. Juni 2010,
breite Zustimmung. „Wenn wir die
Bedürfnisse der Betroffenen und
ihrer Angehörigen heute und in den
nächsten Jahren sehen, stellen sich
uns als Selbsthilfeorganisation zwei
Kernaufgaben: Um weiter ein starker Fürsprecher und Ansprechpartner für rheumakranke Menschen
zu sein und um unsere Angebote
für die Betroffenen fortführen und
weiterentwickeln zu können, wollen
wir neue Mitglieder gewinnen und
das Fundraising – das Einwerben
von Spenden und Förderern – verstärken.“
Wesentlich sei, mehr als bislang
jüngere Menschen im Alter zwischen 35 und 50 und Betroffene
mit Migrationshintergrund mit den
Hilfsangeboten der Rheuma-Liga
zu erreichen. Beide Gruppen, führte
der Präsident der Berliner RheumaLiga aus, hätten aufgrund ihrer Leanzeige
benssituation mit besonderen Anforderungen zu tun, ihre chronische
Krankheit und die Krankheitsbewältigung mit dem ,ganz normalen‘ Alltag in Einklang zu bringen.
Um hierbei umfassend zu helfen,
Schritte zu erleichtern und Kompetenzen zu bündeln, stehe der Aufund Ausbau eines Therapie-, Beratungs- und Selbsthilfezentrums
ganz oben auf der Agenda. Dr. Sörensen: „Neben den wohnortnahen
Beratungs- und Bewegungsmöglichkeiten in den Bezirken in den
Rheuma-Liga-Treffpunkten
sind
wir so in der Lage, die Angebote der
Rheuma-Liga Berlin zentral unter
einem Dach anbieten zu können
und damit die erste Adresse für die
über 150.000 rheumakranken Menschen in der Hauptstadt zu sein.“
Gesellschaftliches
Verständnis
und flexiblere Bedingungen, beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt,
zu bewirken, sei daher sowohl eine
Notwendigkeit im Sinne der zukünftigen
Integrationsmöglichkeiten für rheumakranke Menschen
als auch erklärtes Strategieziel des
Vereins: „Mit einer Imagekampagne ,Rheuma‘ will die Rheuma-Liga
auf klären, Aufmerksamkeit schaffen und zur Früherkennung und Solidarität aufrufen“, so Dr. Sörensen
abschließend.
Susanne Rossbach,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V.
Juli/August 2010
BBZ
Damit Rheumaforschung
Zukunft hat:
Preis der Stiftung Wolfgang Schulze 2010 für Forschungsarbeit über
SAPHO-Syndrom vergeben
Unterstützung für Forschungsvorhaben über Sjögren-Syndrom
A
m Sonnabend, dem 5. Juni 2010,
fand im Rahmen der Berliner
Stiftungswoche in den Allianz Treptowers zum achten Mal die Preisverleihung der Stiftung Wolfgang Schulze in Berlin statt. Stiftung Wolfgang
Schulze wird verwaltet durch die
Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V.
Das Preisgeld in Höhe von zehntausend Euro erhielten dieses Jahr
Priv.-Doz. Dr. med. Annette Wagner,
Medizinische Hochschule Hannover,
und Dr. med. Gunter Aßmann, Universitätsklinikum des Saarlandes, für
ihre gemeinsame Forschungsarbeit
„Antibiotikatherapie beim SAPHOSyndrom“. Dabei handelt es sich um
eine seltene Erkrankung aus dem
Formenkreis der rheumatischen Erkrankungen mit einem Altersgipfel
bei jungen Männern und Frauen. Es
wurden sieben weitere Forschungsarbeiten eingereicht. Aufgrund der
begrenzten Stiftungsmittel konnte in
diesem Jahr nur eine Forschungsarbeit prämiert werden.
Dipl. Psych. Gisela Westhoff,
Deutsches
Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), konnte die
mehrköpfige Fachjury mit Vertretern
aus Rheumatologie und Stiftungsvorstand von ihrem Forschungsvorhaben über das Sjögren-Syndrom
überzeugen: Die Arbeit an „Verlauf
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und Prognose des primären SjögrenSyndroms“ wird von der Stiftung unterstützt. Es wurden weitere sieben
Forschungsvorhaben eingereicht.
Alle ausgezeichneten Forscher
haben bei der Preisverleihung ihre
Arbeiten persönlich präsentiert.
Musikalisch wurde die Verleihung
von Jungstudierenden am JuliusStern-Institut der Universität der
Künste Berlin begleitet.
Ziel der im Jahr 2002 ins Leben
gerufenen Stiftung Wolfgang Schulze ist, die Forschung auf dem Gebiet
entzündlicher und autoimmuner
rheumatischer Erkrankungen finanziell zu unterstützen. Das erfolgt
durch die Auslobung von Preisen bis
zu fünfzigtausend Euro pro Jahr. Die
Forschungsergebnisse in- und ausländischer Forscher müssen neuesten
Datums, erstmalig zur Veröffentlichung gelangt und noch nicht von anderer Seite gefördert worden sein.
Mehr Informationen rund um die
Preisverleihung, die Preisträger und
die Stiftung finden Sie unter www.
rheuma-liga-berlin.de/Rheuma-Forschung.
Susanne Rossbach,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V.
Schwerpunkt Teil 19
BBZ Juli/August 2010
„Schnelles Essen“ oder lieber lang- 113. Deutscher
sames, schlingen oder schlemmen? Ärztetag in
Dresden
S
chon seit langer Zeit gibt es auf
Bahnhöfen und Märkten, in Häfen
und an Wegen so etwas wie Schnellimbisse, gibt es dort fliegende Händler und
Stände, wo Hungrigen und Durstigen
Speisen und Getränke zum sofortigen
Verzehr oder zum Mitnehmen verkauft
werden. Im 19. Jahrhundert eröffneten
aus Russland heimgekehrte Soldaten
aus dem napoleonischen Heer in Frankreich neue Schnellrestaurants mit dem
Namen Bistro (russ. bystro = schnell).
In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts
entstand in den USA der Begriff Fastfood (engl. fast = schnell, food = Essen),
der sich anschließend auch in Europa
und auf der ganzen Welt verbreitete.
Fastfood, auf Deutsch Schnellimbiss, wird selten in der herkömmlichen
Gastronomie, häufiger an Theken oder
im Straßenverkauf, teilweise auch per
Lieferservice angeboten. Die Speisen
werden einerseits schnell zubereitet,
andererseits oft auch schnell verzehrt,
manchmal auf Wegen, im Gehen oder
Stehen. Typische Fastfood-Gerichte
sind hierzulande Brat- oder Currywürste, Hot Dogs, Hamburger, Pommes
Frites, Döner Kebab, Falafel und
andere.
Kritiker bemängeln, dass die verbreiteten Fastfood-Produkte meist von nur
geringem ernährungsphysiologischem
Wert seien, dass bei zu häufigem Verzehr von ihnen Fehlernährungssymptome, insbesondere Übergewicht entstehen können. Denn oft haben Fastanzeige
food-Speisen einen sehr hohen Fettanteil und sind stark salzig oder süß. Außerdem fehlen bei Fastfood-Gerichten
allzu oft Gemüse und Obst, damit viele
wichtige Nährstoffe. Kritisiert wird an
der Fastfood-Esskultur auch, dass die
Nahrung nicht in Ruhe aufgenommen
und entsprechend gründlich gekaut
wird. Dieses gründliche, lange Kauen
ist schon ein wesentlicher Teil der Verdauung, da dabei der Speisebrei auch
mit Speichel und den wichtigen Verdauungsenzymen angereichert wird.
So kann häufiger Fastfood-Genuss eine
Ursache für gesundheitliche Probleme
sein, z. B. für Übergewicht, Diabetes
Typ 2, Stoffwechselprobleme, höhere
Belastung der Leber oder der Nieren
oder Allergien durch Nahrungsmittelzusätze wie Konservierungsmittel.
Slow Food (engl. slow = langsam;
food = Essen) bezeichnet eine in der
Mitte der 80er Jahre in Italien entstandene Gegenbewegung zum Fastfood.
Die Gründung von Slow Food fand
1986 anlässlich der Eröffnung einer
McDonalds-Filiale an der Spanischen
Treppe, einer Sehenswürdigkeit in Rom
statt: Italienische Köche kochten dort
Spaghetti, um damit die regionale Küchentradition symbolisch darzustellen
und so gegen die Verbreitung des Fastfood zu protestieren.
Dabei ging es und geht es den Anhängern von Slow Food um ein genussvolles, bewusstes und regionales Essen.
Slow Food versteht sich zum einen als
Lobby für den Geschmack, aber auch
als Lobby für regional angepassten und
ökologischen Anbau, für den Erhalt der
so genannten Biodiversität, der Vielfalt von Arten und Ökosystemen, und
als Lobby der kulinarischen Kulturen.
Slow Food steht, so lässt es sich zusammenfassen, für Produkte mit authentischem, also echtem, originalem,
ungefälschtem Charakter (regional und
saisonal), die auf traditionelle oder ursprüngliche Weise hergestellt und genossen werden. Lebensmittel, die nach
Slow-Food-Kriterien angebaut, produziert, verkauft oder verzehrt werden,
sollen regionale Wirtschaftskreisläufe
stärken und Menschen wieder mit Auge,
Ohr, Mund und Händen an ihre Region
binden. Das Symbol von Slow Food ist
die Weinbergschnecke als Symbol der
Langsamkeit.
Ihre Kritiker werfen der Bewegung
elitäres Verhalten vor, argumentieren
damit, dass industriell erzeugte Lebensmittel billiger sind und somit eher
für den Massenkonsum zur Verfügung
stehen.
Eine gedanklich nahe Bewegung
zu Slow Food ist Slow Kids. Das Informationsportal beschäftigt sich mit
allen Themen, die mit Geschmackserziehung, Schulgärten, gesunder Jugendernährung, Kochen und Kindern
zu tun haben, und fördert den Dialog
zwischen Eltern, Schulen, Behörden,
Köchen, Landwirten und dem Nahrungsmittelhandel.
R. S.
q Literatur:
Eric Schlosser,
Fast Food Gesellschaft. 2003
Carlo Petrini,
Slow Food. Genießen mit Verstand.
2003
Wolf Schönmehl/Sigrid Krekel,
Schlau kochen. Ein EntdeckerKochbuch für neugierige Kinder
und Erwachsene. 2009
UN-Behindertenrechtskonvention konsequent umsetzen
D
ie Delegierten des 113. Deutschen Ärztetags haben im
Mai die konsequente Umsetzung
der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland gefordert. Es
müsse sichergestellt werden, dass
Menschen mit Behinderungen eine
bedarfsgerechte medizinische Versorgung zur Verfügung steht. Der
Ärztetag wies aber auch darauf hin,
dass dies nicht allein von Ärzten
gewährleistet werden könne: „Der
erhöhte Aufwand muss durch organisatorische und strukturelle Anpassungen im Gesundheitswesen
entsprechend f lankiert werden.“
Aus diesem Grund sei das Vorhaben der Bundesregierung zu begrüßen, einen Aktionsplan erarbeiten
und sich mit den am Umsetzungsprozess beteiligten Organisationen
und Institutionen austauschen zu
wollen. Damit eine bedarfsgerechte
medizinische
Versorgung
für
Menschen mit Behinderungen in
Deutschland tatsächlich umgesetzt
werden kann, „müssen konkrete
Vorschläge realisierbarer Maßnahmen aufgezeigt werden“, heißt es
in dem Ärztetagsbeschluss. Diese
sollten sich an den in der Stellungnahme zur UN-Konvention der
Zentralen Ethikkommission bei der
Bundesärztekammer (BÄK) hervorgehobenen Bereichen orientieren.
Vor allem in der Aus-, Fort- und
Weiterbildung von Ärzten sollten
das Thema behandelt, Anreize für
eine behindertengerechte Ausstattung von Praxen und Klinken sowie
assistive Technologien und eine
spezifische Versorgungsforschung
gefördert werden. Deshalb will die
Bundesärztekammer ein Positionspapier „Medizinische Behandlung
und Betreuung von Menschen mit
Behinderung“ erarbeiten.
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bei Ulrike Boppel
Inkontinenzfachberaterin, Sexualpädagogin
Anmeldungen für Einzelberatungen unter
blisse, Tel.: 8 47 18 70
Gesundheit
W
enn auch nicht Alter gleichzusetzen ist mit Pflegebedürftigkeit müssen/sollten wir uns dennoch fragen: „Wie wollen wir gepflegt
werden?“ Bedenkt man, dass Viele
zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt werden und dass die Familien
jedoch immer kleiner werden, ist diese Frage schwer zu beantworten.
Da jeder einen Anspruch auf würdevolle Pflegebedürftigkeit, müssen/
sollten rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die die
Pflege zu Hause und die Ausbildung
zur Fachkraft attraktiver machen.
Dazu würde ein Mindestlohn für
Fachkräfte genauso gehören wie die
angestrebte Familien Pflegezeit. Die
Stärkung des Ehrenamtes ist ebenso
wichtig, denn oft bedarf es nur Kleinigkeiten, um zu entlasten.
Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass das Thema Pflege gesellschaftlich anerkannt wird und nicht
länger ein Randthema bleibt – Pflegebedürftigkeit gehört zum Leben
dazu. Denkbar wären bspw. ein regelmäßiger Austausch zwischen Schulklassen und Altenheimen zur früh-
Heute oder morgen
Die Prognose ist erschreckend – der Anteil älterer
Menschen in der Bevölkerung steigt stetig.
zeitigen Sensibilisierung!
Genauso wichtig ist eine umfassende Aufklärung zur Verminderung
einer eventuellen Pflegebedürftigkeit
– 2/3 der Schlaganfallpatienten sind
ständig auf Pflege angewiesen, oft
sogar 24 Stunden täglich.
Angst vor Pflegebedürftigkeit ist
auch immer Angst vor dem Verlust
der Würde und Selbstbestimmung.
Dem versucht seit 5 Jahren die
Charta der Rechte für hilfe- und pflegebedürftige Menschen entgegen zu
wirken. Hierin werden bestehende
Rechte und Ansprüche festgehalten
– etwa das Recht auf Selbstbestimmung, Privatheit, Information und
Beratung, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und Sterbebegleitung.
Die Position hilfe- und pflegebedürftiger Menschen als VerbraucherIn
wird mit gestärkt, denn die Charta
bietet einen Maßstab zur Beurteilung
der Qualität angebotener Hilfe- und
Pflegeleistungen. Pflegeeinrichtungen
oder ambulante Dienste dagegen,
können sich an ihr messen. Ebenfalls
gibt die Pflege-Charta fortwährend
Impulse für die öffentliche Diskussion um die Gestaltung würdevoller
Hilfe und Pflege.
Nicht nur in Deutschland, auch in
anderen europäischen Ländern wurde
die Charta übernommen.
Obwohl bereits Bestandteil vieler
Heimgesetze, wird sie dennoch
zu wenig „gelebt“. Da Pflegekräfte
hauptsächlich diejenigen sind, die
die Pflege-Charta umsetzen, gibt es
mancherorts Einrichtungen, in denen
durch“Selbstversuche“ das eigene
Verhalten gegenüber hilfe- und pflegebedürftigen Menschen kritisch beobachtet wird.
Dem geht voraus, dass die Politik
ebenso wie die Einrichtungen, be-
Juli/August 2010
BBZ
reits ihre Konzepte nach der Charta
ausrichten. Die Pflege-Charta ist ein
Schritt aus der bisherigen Struktur
der Pflege und muss unabhängig sein
von Kosten!
Noch immer empfiehlt es sich,
rechtzeitig vorzusorgen, denn die
Charta ist kein Muss – das heißt, eine
gesetzliche Verpflichtung für ALLE
Einrichtungen gibt es nicht.
Um bei der Suche nach einer entsprechenden Einrichtung zu helfen,
bedarf es mehr wohnortnaher Leitstellen. Helfend wäre auch die Vergabe von Pflegenoten und diese aufgelistet in einem Verzeichnis von Heimen
und ambulanten Diensten, die bereits
nach der Charta arbeiten.
q Nähere Information:
Servicestelle Pflege-Carta
Im Deutschen Zentrum
für Altersfragen
Manfred-von-Richthofen-Str. 2
12101 Berlin
Tel.: 030/26 07 40-90
[email protected],
www.pflege-charta.de
Franziska Littwin
Zahnärzte setzen sich für Pflegebedürftige und
Menschen mit Behinderungen ein
KZBV und BZÄK stellen Reformkonzept für bessere zahnärztliche Versorgung vor
P
flegebedürftige und Menschen mit
Behinderungen sollen zukünftig
Anspruch auf besondere präventive
zahnmedizinische Leistungen ihrer
Krankenkasse haben, wenn sie zur
täglichen Mundhygiene nicht ausreichend in der Lage sind. Da viele Patienten aufgrund ihrer geistigen oder
körperlichen Einschränkungen nicht
in die Zahnarztpraxis kommen können, soll außerdem die aufsuchende
Betreuung durch den Zahnarzt gefördert werden.
So lauten die zentralen Forderungen eines Versorgungskonzeptes
mit dem Titel „Mundgesund trotz
Handicap und hohem Alter“, das die
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KBZV) und die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) gemeinsam
mit Wissenschaftlern der Deutschen
Gesellschaft für Alterszahnheilkunde (DGAZ) und der Arbeitsgemeinschaft für zahnärztliche Behindertenbehandlung im Bundesverband
Deutscher Oralchirurgen (BDO) entwickelt haben.
Mit dem Konzept, das heute in
Berlin der Presse, der Politik und der
allgemeinen Öffentlichkeit vorgestellt
wurde, sollen endlich grundlegende
Defizite in der zahnmedizinischen
Versorgung körperlich und kognitiv
eingeschränkter Menschen angegangen werden. Dazu sagte der stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes
der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer: „Die
zahnmedizinische Versorgung in der
GKV ist darauf abgestimmt, dass Versicherte zur Vorsorge selbst die Zähne
putzen und zur Behandlung eine
Zahnarztpraxis aufsuchen können.
Viele ältere, pflegebedürftige Patienten und Menschen mit schweren
Behinderungen sind aber dazu nicht
in der Lage. Die Anzahl der Menschen, die auf besondere zahnärztliche Hilfe angewiesenen sind, steigt
von Jahr zu Jahr. Diese Patienten
können und wollen wir nicht alleine
lassen. Zur Umsetzung unseres Versorgungskonzeptes benötigen wir die
Hilfe des Gesetzgebers.“
Der Vizepräsident der BZÄK, Dr.
Dietmar Oesterreich, warnte vor den
zunehmend wachsenden Problemen in der zahnmedizinischen Versorgung der betroffenen Gruppen:
„Bisher haben wir über karitative
Organisationen und ehrenamtliches
Engagement zahnärztlicher Kollegen
versucht, die Versorgungsdefizite aufzufangen. Aber das ist schwierig bis
unmöglich. Wir haben etwa 600.000
Menschen mit Behinderungen und
gut zwei Millionen Pflegebedürftige,
für die eine aufwendige zahnmedizinische Betreuung notwendig ist. Und
die Zahl wird angesichts der demografischen Entwicklung noch sehr
viel weiter steigen. Deswegen brauchen wir endlich eine strukturelle
Lösung.“
Prof. Andreas Schulte, leitender Oberarzt an der Poliklinik für
Zahnerhaltung in Heidelberg und
Co-Autor des Versorgungskonzeptes,
wies auf die besonderen zahnmedizinischen Herausforderungen hin,
die sich bei der Betreuung von Menschen mit Behinderung oder in Pflege
ergeben: „Die Mundgesundheit der
Betroffenen ist insgesamt wesentlich
schlechter als im Bevölkerungsdurchschnitt. Die Behandlung erfordert oft
einen hohen Kommunikations- und
Versorgungsaufwand oder ist nur
unter Vollnarkose möglich. Gerade
im Pflegebereich treffen wir auf spezifische, altersbedingte Krankheitsbilder.
Parodontalerkrankungen,
Karies an freiliegenden Zahnwurzeln oder Probleme, die aus allgemeinmedizinischen Erkrankungen
sowie einem verringerten Speichelfluss resultieren, sind sehr häufig. Sie
machen eine kontinuierliche Betreuung unerlässlich.“
Pressemitteilung der
Bundeszahnärztekammer
Soziales
BBZ Juli/August 2010
„Man kann dann nicht mehr
so ungezwungen irgendwo hingehen.“
J
a, sie denkt, dass sich Behinderung und Armut schon irgendwie
verbinden lassen, sich selbst würde sie aber nicht unbedingt als arm
bezeichnen, sie sei nur ein bisschen
mittelloser als Nicht-Behinderte. Für
diese seien aber die Chancen, eine
Arbeit zu bekommen, minimal größer, und sie würden auch den Stempel „behindert“ nicht aufgedrückt
bekommen.
Man brauche einfach manchmal
ein Erfolgserlebnis; für sie wäre es
eins, wenn sie die Chance bekäme,
auch einen Nicht-Vollzeit-Job anzunehmen, zum Beispiel 4 bis 6 Stunden am Tag zu arbeiten. Selbst einen
300-Euro-Job würde sie annehmen:
„Dass mal einer feststellt, Mann, die
kann ja, die will ja, das anerkenne
ich.“
So etwas wie Armut komme ihr
näher, wenn es zum Beispiel darum
geht, eventuell mal in Urlaub zu
fahren: „Man kann als behinderte
Frau, als Rollstuhlfahrerin einfach
nicht überall hin. Wenn man dann
mal was gefunden hat, was als behindertengerecht ausgewiesen ist,
muss man ganz schön tief in die
Tasche greifen.“ Und dass ihr Geld
fehlt, merke sie auch, wenn sie wie
immer im Abstand von vierzehn
Tagen zu einer Kosmetikerin gehen
muss. Denn selbst kann sie ihre Fußund Fingernägel nicht schneiden,
so muss sie dafür immer wieder 30
Euro auf den Tisch legen, auch wenn
sie die für etwas anderes dringend
bräuchte.
Sie erlebt sich zwar nicht gerade
als arm, aber es beunruhigt sie
schon, dass eigentlich alles immer
teurer und teurer wird, während ihre
Bezüge, ihre Einnahmen nicht wesentlich erhöht werden: „Man kann
dann nicht mehr so ungezwungen irgendwo hingehen, letztendlich, denn
das Geld wird einem ja monatlich gegeben, das bisschen, und dann muss
man halt gucken, dass es reicht.“
Am meisten macht sie sich Sorgen,
dass jetzt in ihrem Haushalt auf
einmal etwas kaputt gehen könnte:
„Manchmal guck’ ich den Kühlschrank an und bete, dass er noch
stehen bleibt. Es war damals halt
günstiger, ihn im An- und Verkauf
zu besorgen.“ Und auch etwas anderes macht ihr Sorgen: „Ich hab’
große Angst, dass mein acht Jahre
alter Laptop die Hufe hochreißt, ich
brauch’ den einfach. Dann hätt’ ich
ein gewaltiges Problem.“
„Zum Glück“ ist ihr Gesundheitszustand stabil, doch jedes Mal, wenn
sie einen Arztbesuch machen muss,
ärgert sie sich über die Praxisgebühr.
Jetzt in der Sommerzeit braucht sie
nur ein paar Allergie-Medikamente,
und die „reißen kein großes Loch in
den Geldbeutel.“ Aber zum Augenarzt zu gehen, traut sie sich schon
gar nicht mehr: „Wenn der sagen
würde, ich hab’ jetzt ’ne andere Dioptrie-Stärke (die Maßeinheit Dioptrie kennzeichnet die Brechkraft von
Linsen bzw. Brillengläsern), wenn
ich also eine neue Brille bräuchte,
….“
Am meisten fehle ihr, so sagt sie,
etwas wie Urlaub. Für einen großen
Lebensmitteleinkauf einmal pro
Woche reiche das Geld. Weil dabei
aber eine Begleitung durch den Pflegedienst nötig ist, muss sie in einem
nahe gelegenen, nicht so preisgünstigen Supermarkt einkaufen gehen,
dort kauft sie dann einfach nicht
das Allerteuerste. Aber auch grö-
ßere Sachen wie ein Konzertbesuch
fehlen ihr; deshalb versucht sie, Geld
zur Seite zu legen: „Damit man sich
wenigstens einmal im Jahr was Größeres leisten kann.“
Ja, sie hat schon das Gefühl, dass
ihre Behinderung zu ihrer zunehmenden Verarmung beiträgt: „Weil
ich mir durchaus denke, wenn die
Behinderung nicht so da wäre, meine
Einschränkung nicht ganz so groß
wäre, hätte ich bessere Chancen,
Arbeit zu bekommen.“
Aber sie würde nicht sagen, dass
ihre Behinderung sie Geld kostet:
„Es gibt ja Ermäßigungen, Freikarten, Vergünstigungen. Wenn ich die
normalen Kosten hätte, dann sähe es
allerdings anders aus.“
Ob ihr ihre soziale Sicherheit genügend geschützt erscheint, damit habe
sie sich noch nicht so viel auseinander gesetzt. Wenn’s gar kein Hartz
IV mehr gäbe, dann ja, dann würde
ihr wohl nur die Berentung bleiben,
eine andere Chance hätte sie dann
nicht mehr.
R. S.
WIR kaufen ein –
Second Hand FAIR im Rollstuhl
I
n
Second-Hand-Läden
findet
mensch viele, gut erhaltene Gebrauchtwaren für erheblich weniger
Knete als bei Karstadt und Konsorten. Zudem gibt es öfters vom Stil her
Altmodischeres, als was eben gerade
dieses Jahr „in“ ist. Deshalb mochte
ich solche Läden schon immer.
Vor drei Jahren eröffnete in meinem
Wohnbezirk Spandau das „FAIRKAUFHAUS“ in einem 400 qm
großen Ladenraum seine Pforten. Die
Idee wurde von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen und
Professionellen zusammen entwickelt.
Im Konzept wurde Zugänglichkeit
für alle gleich mitgedacht – in Zeiten
der UN-Konvention zwar gesetzlich
geregelt, jedoch noch immer nicht
selbstverständlich! Die psychosozialen Träger GINKO Berlin gGmbH
und DIE BRÜCKE Berlin gGmbH
setzten die Idee im Rahmen der Eingliederungshilfe um. D.h. ca. 45 Betroffene gewinnen Sinn, Bestätigung
und Kompetenzerfahrung und be-
kommen in individuell vereinbarten
Beschäftigungszeiten 1,30 Euro/ Std.
im Zuverdienst. Je nach Wunsch und
Fähigkeit kann sortiert, kassiert, verkauft, repariert oder in Lagerhaltung
und Wohnungsauflösung gearbeitet
werden. Umsichtige MitarbeiterInnen
begleiten die Arbeitswilligen.
Als ich mich für diesen Artikel in
den Laden begab, war ich wieder freudig überrascht. Der Absatz an der Tür
beträgt nur 7 cm, zwei Holzbretter erleichtern noch den Ein„tritt“ für RollifahrerInnen. Der Eingangsbereich mit
Kasse ist großzügig ausgelegt, Bücher
und Hüte fallen ins Auge. Bei Kinderkleidung und Schuhen hängen Tafeln
mit Größenangaben im Großdruck. Im
Verkaufssegment für Kleidung lassen
sich alle Ständer auf Rädern gut wegrollen! Die Umkleidekabinen rechts
hinten sind extra geräumig – 1,30 m
breit x 1 m tief. Die Spiegel hängen 70
cm tief („normal Hohe“ sehen auch
noch etwas...). Im dritten Raumsegment sind Geschirr und Möbel zu
finden, auch von hinten kann um die
Möbel herumgerollt werden. Ein Sportino Stepper für 20 Euro lacht mich an.
Ein gehbehinderter junger Mann fragt
hilfsbereit, ob ich etwas brauche, und
lässt mich in der Not das Tö nutzen
– nicht berollbar, aber wer aufstehen
kann, kann gut heranrollen. Ist halt
eben doch nicht Karstadt.
Was auch ganz und gar nicht Karstadt ist, ist, dass es hier eine FAIRKAUFCARD gibt. Nach Vorlage
eines Einkommensnachweises bekommen sozial bedürftige Menschen
30 % Preisnachlass. Das ist nicht
anzeige
wenig, wenn z.B. jener Sportino Stepper erstanden werden möchte. Diese
institutionalisierte Rücksicht auf die
Lebensumstände von Benachteiligten
wird häufig nachgefragt, bereits an die
2000 Mal!
Es ist ein erstaunliches Gefühl
an diesem Tage, dass ich Stücke aus
meiner eigenen Spende an verschiedenen Stellen wiederfinde. Die Spendenabholung war vor zehn Tagen. Oh,
meinen gelben Gymnastikball jetzt
für 5 Euro... ob ich den wiederkaufen
sollte??
Heike Oldenburg
Soziales
Juli/August 2010
BBZ
Das Camphill-Dorf Alt-Schönow
ist „Ausgewählter Ort 2010“
Mehr vom Leben
Frauen und Männer mit Behinderung erzählen
W
ir möchten Sie auf ein Buch aufmerksam machen, das im Mai
diesen Jahres erschienen ist: Mehr vom
Leben. Frauen und Männer mit Behinderung erzählen…
Es enthält Geschichten aus dem
Alltag, über Frausein/Mannsein, über
Liebe und Lust, Alltag und Wohnen
und vieles mehr.
Ich schaff das - trotzdem!
So lauten die Reaktionen behinderter
Frauen und Männer auf die Frage, wie
sie ihren Körper und ihr Leben wahrnehmen. „Mehr vom Leben“, herausgegeben von Julia Fischer, Anne Ott und
Fabian Schwarz, versammelt Erzählungen, die von behinderten Menschen
zu dem Schreibwettbewerb „Männer
sind anders - Frauen auch“ eingesandt
wurden, den der Bundesverband der
körper- und mehrfach behinderten Menschen bvkm gemeinsam mit der Aktion
Mensch ausgeschrieben hatte.
Diese Geschichten sind ganz anders
geraten, als man vielleicht erwartet hätte:
Die Autorinnen und Autoren dieser
Geschichten erzählen von Problemen,
Erfolgen und Zielen, wie sie auch so genannte ,normale’ Leute kennen: Auch
sie wollten zunächst, wie alle anderen
Kinder, eine Schule besuchen, danach
eine Ausbildung machen, arbeiten und
schließlich einen Partner finden.
Ein bisschen stur muss man schon
sein, um sich als behinderter Mensch
gegen die Vorurteile der Mitmenschen
durchzusetzen. Aber die Mühen lohnen
sich, denn am Ende führen viele von
ihnen ein (fast) normales Leben. Ihre
Geschichten berichten davon: berührend, mit Witz und voller Stolz auf das
Erreichte.
Dieses Buch bietet die Gelegenheit,
Menschen, die von vielen als ,anders’
wahrgenommen werden, als Menschen
wie du und ich kennen zu lernen. Das
wird vielen von ihnen Mut und Zuversicht geben und den anderen, die sich
als ,normal’ verstehen, den Blick öffnen
und den Horizont ihrer Wahrnehmung
weiten.
Ein wichtiges Buch für Menschen mit
Behinderung und ihre Angehörigen,
aber auch für Betreuende in sozialen
Einrichtungen, Zivildienstleistende und
jeden, der wissen will, wie es für die ist,
die ,anders’ zu sein scheinen, mit sich
und uns klar zu kommen.
q Mehr Informationen zum Buch
und dem Verlag finden Sie hier:
http://www.balance-verlag.de
BALANCE erfahrungen
Bonn, 1. Aufl. 0
Verlag: BALANCE buch + medien
ISBN 978-3-86739-056-9
192 Seiten, 14,95 Euro / 25,50 sFr
Ist behindertengerechter
Wohnraum noch bezahlbar?
A
ufgrund meiner starken Sehbehinderung zähle ich heute zu den
Blinden. Als Mehrfachbehinderte hatte ich mich im Jahr 2003 entschlossen,
meine mir bekannte Wohnumgebung
zu verlassen, um in eine behindertengerechte Wohnung umzuziehen. Ich wollte
so lange wie möglich mobil bleiben. Ich
fand eine bezahlbare Wohnung, die für
Behinderte gebaut worden war und die
Möglichkeit bot, eine Pflegestation in
Anspruch zu nehmen, welche im Haus
ihr Büro hat. In der näheren Umgebung
gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten, sind
meine Ärzte, ein Park, den ich fußläufig
erreichen kann und eine gute Verkehrsanbindung. In dieser Wohnung wollte ich
alt werden.
Zum Zeitpunkt des Umzugs konnte
ich noch teilweise Konturen der Wohnung und der Umgebung sehen und mir
einprägen, so dass ich heute noch viele
Dinge ohne fremde Hilfe erledigen kann.
Ich kenne meinen Selbstbedienungsladen, weiß wo die Post ist, weiß welcher
Bus an welcher Haltestelle abfährt. Ich
fühle mich dadurch als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft!
Nun habe ich erfahren, dass die Förderung im Sozialen Wohnungsbau kom-
I
nitiative „Deutschland – Land der
Ideen“ und Deutsche Bank zeichnen Verein für den Aufbau einer
Dorfgemeinschaft für Menschen mit
Behinderung aus
Am Samstag, dem 12. Juni, präsentierte sich das Camphill-Dorf AltSchönow im Rahmen seines alljährlichen Hoffestes als „Ausgewählter
Ort“. Im Camphill-Dorf Alt-Schönow
wohnen und arbeiten pflegebedürftige Erwachsene mit Behinderungen
gemeinsam mit ihren Betreuern in
familiärer Umgebung. Die Gemeinschaft bietet Menschen mit Handicap
über das betreute Wohnen hinaus ein
geregeltes Beschäftigungsverhältnis
und die Möglichkeit, sich selbständig
geistig zu entwickeln. Die Besucher
des Festes erhielten bei geführten
Rundgängen durch die Wohn- und
Arbeitsgebäude, bei Gedichtvorträgen und Musikaufführungen einen
Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt der Bewohner. Der Staatssekretär für Soziales in der Berliner Senatsverwaltung Rainer-Maria Fritsch
hielt um 14:45 Uhr eine Festrede.
Die Auszeichnung nahmen Christian Schmock, Geschäftsführer, und
plett wegfallen wird, auch eine mögliche
Anschlussfinanzierung nicht mehr finanziert wird.
Meine jetzige Nettokaltmiete beträgt
nach der letzten Mieterhöhung 5,98
Euro/m2. Diese könnte ohne Förderung
auf eine Nettokaltmiete von 18,41 Euro/
m2 steigen. Diesen hohen Mietpreis kann
ich nun als EU Rentnerin nicht mehr bezahlen.
Was bedeutet das aber für mich?
Muss ich noch einmal in eine mir
fremde Wohnung und Wohngegend
umziehen oder hilft mir das Amt, dass
ich weiter in der jetzigen behindertengerechten Wohnung leben kann? Werde ich
ohne Verschulden auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sein? Verliere ich
durch einen Umzug meine Selbständig-
Walter Krück, Gründer des Camphill-Dorfes Alt-Schönow, von Dietmar Wischnewski, Deutsche Bank,
entgegen. Die Einrichtung ist damit
Teil der größten Veranstaltungsreihe
Deutschlands „365 Orte im Land der
Ideen“.
Im Anschluss an die Preisverleihung fand für alle Interessierten eine
Führung durch das Dorf statt.
Deutschland ist das Land der Ideen.
2010 treten im nunmehr fünften Jahr
des Wettbewerbs 365 „Ausgewählte
Orte“ diesen Beweis an. Mit innovativen Ideen, visionärem Denken und
kreativer Leidenschaft gestalten sie
vielerorts und an jedem Tag die Zukunft unseres Landes. Vom 1. Januar
bis zum 31. Dezember präsentiert
jeder „Ausgewählte Ort“ sich und
seine Idee mit einer Veranstaltung
der Öffentlichkeit.
„365 Orte im Land der Ideen“ ist
ein Projekt der Standortinitiative
„Deutschland - Land der Ideen“, das
in Kooperation mit der Deutschen
Bank realisiert wird. Mehr Informationen zu allen Preisträgern finden Sie
unter www.land-der-ideen.de.
Hannelore Heinze,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Camphill-Dorf Alt-Schönow
q Camphill Alt-Schönow e.V. / GmbH
Alt-Schönow 5
14165 Berlin
Tel.: 030 / 845 718 - 90
Fax 030 / 845 718 - 99
verwaltung@camphill
-alt-schoenow.de
www.camphill-alt-schoenow.de
keit, meine Mobilität? Werde ich dadurch
verstärkt auf andere Leute angewiesen
sein?
Fragen die mir bis heute keiner
beantwortet hat.
Ich möchte mit diesem Artikel die
Grundlage für eine Diskussion anstoßen,
ein Thema, was sicherlich viele Behinderte beschäftigt. Ich möchte erreichen, dass
wir nicht in andere Wohnungen umziehen müssen, in Wohngegenden, die wir
nicht kennen, die am Rande der Stadt (der
Gesellschaft) liegen, was unsere Selbständigkeit stark einschränken würde. Denn
unsere Selbständigkeit und die sozialen
Kontakte sind notwendig.
Leserbrief von Frau Mach
BBZ Juli/August 2010
Soziales
Fachtagung „… inklusive Leidenschaft.
Lesben, Schwule, transgeschlechtliche
Menschen mit Behinderung“
D
am 21. und 22. September 2010
im Konferenzzentrum der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr.
8, 10117 Berlin
Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Landesstelle für Gleichbehandlung
– gegen Diskriminierung und der
Landesbeauftragte für Menschen
mit Behinderung laden zu dieser
Tagung ein.
L
esben, Schwule, Bisexuelle,
trans- und intergeschlechtliche
Menschen (L S B T I) mit Behinderung erleben häufig Benachteiligungen, Unverständnis und
Ausgrenzung. In den LSBTI-Communities erfahren sie Diskriminierung wegen der sichtbaren oder
nicht-sichtbaren Behinderung, in
den Behindertenszenen auf Grund
der sexuellen Identität. Sie haben
q Veranstalter/innen:
• Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Landesstelle für Gleichbehandlung
– gegen Diskriminierung
• Der Landesbeauftragte für
Menschen mit Behinderung
•RuT – Rad und Tat e.V. Offene
Initiative lesbischer Frauen
• Schwulenberatung Berlin
gGmbH
• Heinrich-Böll-Stiftung.
einen Anspruch auf Gleichbehandlung und volle gesellschaftliche
Teilhabe, doch die Realität sieht
häufig anders aus. Ziel der Tagung
ist es, ihre spezifischen Lebenssituationen in den Blick zu nehmen
und Schritte zur Veränderung aufzuzeigen.
Die Tagung soll informieren, sensibilisieren, Erfahrungsaustausch
und Vernetzung ermöglichen.
Eingeladen sind Fachkräfte der
Behindertenhilfe, Vertreter/innen
der L S B T I- Communities und der
Selbsthilfestrukturen sowie alle Interessierten.
Teilnahme kostenfrei, Imbiss gegen
Bezahlung
Die Räume sind barrierefrei zugänglich
Übersetzung in die Gebärdensprache und Induktionsschleife nach
Anmeldung
q Kontakt und Information:
Senatsverwaltung für Integration,
Arbeit und Soziales
Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung
LADS 3, Oranienstr. 106,
10969 Berlin
Programm: www.berlin.de/lads
Anmeldung: [email protected]
Kontakt: [email protected]
Tel. 030-9028-1876
anzeige
D
er 10. Berliner Freiwilligentag
am 18. September 2010 findet mit
Unterstützung der Hauptstadtkampagne be berlin statt. „In deren Mittelpunkt stehen die Berlinerinnen und
Berliner mit ihren Geschichten, wie sie
im Kleinen und Großen Berlin verändert haben. Auch der Berliner Freiwilligentag hinterlässt seit neun Jahren
bleibende Eindrücke im Kiez, auf den
Straßen und vor allem in den Herzen
und Köpfen“, sagt Initiatorin Carola
Schaaf-Derichs,
Geschäftsführerin
der Landesfreiwilligenagentur Berlin:
„Ohne freiwilliges Engagement ist das
Zusammenleben in unserer Stadt nicht
denkbar. Wir freuen uns sehr, dass der
Berliner Freiwilligentag in Kooperation
mit der Hauptstadtkampagne be Berlin
mit dem eigenen Slogan sei freiwillig,
sei aktiv, sei berlin als Botschafter des
positiven Zusammenwirkens sein Anliegen noch stärker verbreiten kann“.
Im Jahr 2001 kam die Idee des Day of
Caring aus New York nach Berlin. Eine
Erfolgsgeschichte für die Hauptstadt
begann, die sich bundesweit immer
mehr herumspricht. Dem Berliner Beispiel folgen mittlerweile mehr als 100
Städte und Kommunen in Deutschland.
Am Berliner Freiwilligentag können
Interessierte sich freiwillig, kurzzeitig und unverbindlich für einen guten
Zweck engagieren. Projekte, Vereine
und Initiativen bieten dafür berlinweit
vielfältige Mit-Mach-Aktionen in zehn
Kategorien an, wie für kräftige Arme
und grüne Daumen, für den sauberen
Anblick oder für den Notfall. Momentan läuft die Anmeldung der Mit-MachAktionen im Internet unter www.berliner-freiwilligentag.de. Organisationen
können dort auch Informationen für
die Gestaltung einer Mit-Mach-Aktion
abrufen.
q Weitere Informationen unter:
www.berliner-freiwilligentag.de
Pressestelle,
Landesfreiwilligenagentur Berlin,
„Treffpunkt Hilfsbereitschaft“
Soziales
10
Juli/August 2010
BBZ
Das möchte ich auch haben
Jakobsweg in
Brandenburg
D
Seminar am Donnerstag, 26.08.10,
17:00-19:00 Uhr im Nachbarschaftshaus ORANGERIE, SchulzeBoysen-Straße 38, 10365 Berlin
V
iele Pilger sind im Mittelalter
den Weg von Berlin nach Bad
Wilsnack gegangen, um am Ende ihrer Pilgerreise Santiago de Compostela zu erreichen.
Unter diesen Pilgern war ein hoher
Anteil behinderter Menschen.
Auf Initiative von Birgit Monteiro, Ansprechpartnerin für Menschen
mit Behinderung der SPD-Fraktion
im Abgeordnetenhaus Berlin, möchten wir mit Ihnen in einem Seminar
beraten, unter welchen Bedingungen
behinderte Menschen ein Teilstück
dieses Weges von Berlin nach Bad
Wilsnack im September dieses Jahres
mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen können.
Herr Mentele wird deshalb besonders Wegbeschaffenheit, Unterkunft
und gastronomische Versorgung vor
Ort recherchieren und Ihnen im Seminar am 26.08.10 seine Ergebnisse
vorstellen.
Herzlich dazu eingeladen sind
Menschen mit und ohne Behinderung!
Gast der Veranstaltung:
Birgit Monteiro, MdA
q Kontakt:
Bernd Mentele,
Projektleiter Bürgertreff,
Tel.: 55 48 96 35,
[email protected],
www.kiezspinne.de
„Dürfen Dein Freund und Du
zusammen baden gehen?“
„Selbstverständlich“ sollte die Antwort lauten. Aber können Menschen
aus betreuten Wohneinrichtungen
diese Frage tatsächlich mit selbstverständlich beantworten?
NUEVA, kurz für NutzerInnen evaluieren, ist seit 2008 auch in Berlin in
aller Munde. Im Dezember 2009 startete das europäische Projekt zur Verbreitung von Nueva in Europa – UNIQ.
An dem Projekt beteiligt sind seit Dezember 2008 neun Länder - es endet im
August 2010.
Der Erfolg dieses Tests ist jetzt im
neuen Wohn-Teilhabe-Gesetz des Berliner Senats spürbar – künftig müssen
von Anbietern alle 2 Jahre Nutzerbefragungen durchgeführt werden – möglichst durch ausgebildete Nutzer EvaluatorInnen.
Und da hätten wir auch schon
das Geheimnis von Nueva – Peers
(also GleichGestellte) befragen Peers
(GleichGestellte). Befragt werden
Menschen mit Lernschwierigkeiten
und Behinderungen in Wohnangeboten oder Werkstätten für Behinderte.
In Berlin nahmen an diesem Projekt
neun Einrichtungen teil, darunter
auch eine Werkstatt für Behinderte.
Nicht nur nach der Struktur der Einrichtung, sondern nach der gefühlten
(Lebens)Qualität wurden insgesamt
etwa 450 NutzerInnen befragt.
In einem Vorab-Test wurden die Befragungen von Nueva EvaluatorInnen
aus Österreich durchgeführt. Fachkräfte der teilnehmenden Einrichtungen,
etwa die Albert Schweitzer Stiftung
und die Nordberliner Werkgemeinschaft, NutzerInnen und das NuevaTeam bereiteten sich in Workshops
gemeinsam auf die Evaluation = Überprüfung ob das Ziel erreicht ist, vor und
stellten sicher, dass der Fragebogen
den Berliner Gegebenheiten angepasst
wurde. Zwar sind die konkret formulierten Kriterien standardisiert (darfst
Du Dich beschweren?, darfst Du den
Tagesablauf mitbestimmen?), dennoch
sollte der Fragebogen jeweils angepasst werden. Es wird persönlich in den
Einrichtungen befragt und das Feedback ist authentischer. Die Fragen (100
Stück) sind einfach formuliert und mit
Bildern unterlegt und helfen so, durch
Erfahrungen des Alltags zu antworten.
Durch die Befragung durch Peers entsteht eine soziale Nähe.
Vorbereitet auf ihre herausfordernde
und verantwortungsvolle Aufgabe
werden die EvaluatorInnen während
eines 2-jährigen intensiven Trainings
und Praktika. Etwa, um sensibilisiert
zu werden, dass es Unterschiede gibt
Europaprojekt:
Gegen Jugendarbeitslosigkeit mit „IdA“
„Integration durch Austausch“ (IdA)
ist ein vom Europäischen Sozialfonds
(ESF) gefördertes Qualifizierungsprojekt, das das Potsdamer Berufsbildungswerk im Oberlinhaus gGmbH in Kooperation mit der Dienststelle für Personen
mit Behinderungen im belgischen St.
Vith seit Oktober 2009 durchführt. Mit
dieser innovativen Maßnahme sollen
die Beschäftigungschancen von arbeitslosen jungen Erwachsenen mit
Behinderung auf ihrem Weg in den
Arbeitsmarkt durch das Erlernen der
französischen Sprache und dem Erwerb
interkultureller Kenntnisse und Erfahrungen und einem ersten Auslandsaufenthalt erhöht werden. Die Maßnahme
ist für arbeitslose Jugendliche mit Behinderung aus dem SGB-II-Bereich bestimmt, für die es sich trotz abgeschlossener Ausbildung als schwierig erwiesen
hat, den Übergang in das Erwerbsleben
zu schaffen, also die „zweite Schwelle“
zu überwinden. Bis zum Abschluss des
Projektes im April 2012 können insgesamt 100 junge Menschen teilnehmen.
Für die aktuell erste Praktikumsphase
(7. Juni bis 30. Juli 2010) haben wir den
Berufswünschen der sieben Teilnehmer/-innen entsprechend Praktikumsplätze in und um St. Vith gefunden. Sie
absolvieren ihre Praktika u. a. in Druckereien, einem Seniorenzentrum, einer
Gemeindeverwaltung und einem Sozialhilfezentrum.
Das Projekt IdA ist dreistufig aufgebaut:
Zunächst werden die Teilnehmenden
in einem vierwöchigen Kurs in Potsdam vorbereitet. Die Inhalte sind Kompetenzaktivierung mit Spracherwerb,
Motivationstraining und Teamfindung,
zwischen den Wünschen der EvaluatorInnen und den Befragten, wenn
diese bspw. eine stärkere Behinderung
haben.
Mit viel Schwung haben sich der
Paritätische Wohlfahrtsverband und
einige seiner Mitglieder dem Thema
Nutzerevaluation gewidmet – heute ist
der Paritäter maßgeblicher UNIQ-Partner. Dabei testen Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderungen
aus Deutschland die Nueva-Instrumente selbst und werden dabei von Nueva
unterstützt.
Nueva ist ein „Kind“ des österreichischen Vereins atempo (zurück zum
Anfangstempo) und wurde zur Gleichstellung von Menschen entwickelt und
in einem internationalem Netzwerk
weiterentwickelt.
Nutzbar werden die Ergebnisse
durch einen Online-Katalog, der einen
Vergleich ermöglicht. Das bedeutet für
die Träger neue Blickwinkel und die
Verpflichtung zum Umdenken.
Anders als oft erwartet, setzt die Berliner Verwaltung auf Dauerhaftigkeit
von Nueva und ist überzeugt, dass gute
Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung dadurch entstehen werden.
Begeistert von diesem Projekt, in
dem MIT Menschen mit Behinderung
zusammengearbeitet wird, ist auch
die Politik und stellt doch die Frage:
„Warum brauchen wir ein extra Projekt
für etwas, das eigentlich völlig normal
sein sollte?“.
Franziska Littwin
Training zur interkulturellen Kompetenz sowie der Vermittlung spezieller
Informationen zum Gastland.
Acht Wochen dauert die zweite Phase,
der Einsatz in Belgien. Im Mittelpunkt
steht dabei die Fachpraxis, die über
Praktika in Unternehmen vor Ort vermittelt wird. Ziel ist die bedarfsgerechte
fachliche Qualifizierung der Teilnehmer
unter den Bedingungen des Gastlandes.
Nach dem Auslandsaufenthalt erfahren die Jugendlichen eine Nachbegleitung, bei der aktive Vermittlungshilfen
angeboten werden. Dies schließt Probearbeit und die begleitende Akquise
von Arbeitsstellen genauso ein wie die
Überarbeitung und Aktualisierung der
Bewerbungsunterlagen auf der Basis der
gewonnenen Auslandserfahrungen.
q Weitere Infos unter:
www.esf.de/portal/
generator/770/programm
Birgit Fischer
Referentin Unternehmenskommunikation
Berufsbildungswerk im Oberlinhaus gGmbH
M o b i l i tät
BBZ Juli/August 2010
11
Zu hohe Einstiegsebenen auf den
Haltestelleninseln zur Straßenbahn
Anschreiben an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Sehr geehrte Frau Senatorin
Junge-Reyer,
auf Grund häufiger Klagen und Beanstandungen von Rollstuhlfahrern,
dass sie wegen zu hoher Einstiegsebenen auf den Haltestelleninseln nicht
mit der Straßenbahn fahren können,
ludt die Behindertenbeauftragte von
Treptow-Köpenick, Frau Gabriele
Rühling, bereits im Dezember 2009
zu einer Aussprache ein. Anwesend
war u.a. Herr Döge, Leiter Straßenbahn, und Frau Albrecht, Beauftragte
für behinderte Fahrgäste der BVG.
Der Berliner Behindertenverband
„Für Selbstbestimmung und Würde“
e.V. (BBV) wird im Beirat durch Frau
Dr. Waltraud Wölfel vertreten. Sie war
es auch, die wissen wollte, warum es
auf so vielen der vor kurzem rekonstruierten Haltestelleninseln nicht
möglich sei, die Hubplattform wegen
der zu hohen Einstiegsebene auszufahren. Der Rollstuhlfahrer soll dann
bei abgesenkter Hubplattform über
einen – oft breiten – Spalt auf die Haltestelleninsel hinüberschnellen. Das
ist bei kleineren Vorderrädern sehr
gefährlich; Frau Dr. Wölfel beispielsweise blieb bei ihren Fahrten mit der
M 17 und M 27 bereits öfter mit ihren
Vorderrädern im Spalt hängen. Dieses
ist kein Einzelfall.
Zu einer plausiblen Antwort gedrängt, erläuterte Herr Döge allen
Ernstes die physikalischen Gesetze,
denen die Straßenbahn unterliegt.
Nämlich, dass sie kurz n a c h der
Wartung und mit wenigen Fahrgästen
besetzt, höher liegt als v o r der Wartung und voll besetzt. Diese Antwort
hielt er für ausreichend.
Warum aber beim Neubau der Hal-
testellen dieser Höhenunterschied
nicht berücksichtigt wurde, wissen
wir immer noch nicht. Da, wie oben
erwähnt, unfallträchtige Situationen
entstehen können, möchten wir um
Bescheid bitten, bis wann eine Beseitigung dieser Fehlkonstruktionen
vorgenommen wird.
Wir bieten für die entsprechende
Planung die sachkundige Beratung
durch
einen
rollstuhlfahrenden
ÖPNV-Nutzer an; Beispielsweise
durch Frau Dr. Wölfel.
Falls erforderlich, reichen wir eine
Liste der Haltestellen, die beanstandet werden, gern nach.
Mit freundlichen Grüßen
Ilja Seifert,
BBV e.V.,
Vorstandsvorsitzender
Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an den Berliner Behindertenverband e.V.
Bahnsteighöhen bei der Straßenbahn
Sehr geehrter Herr Dr. Seifert,
vielen Dank für Ihr Schreiben an
Frau Senatorin Junge-Reyer. Sie hat
mich gebeten, Ihnen zu antworten.
Der Senat fördert die Barrierefreiheit
„im Bereich der BVG“ in vielfältiger
Weise:
• Der Senat finanziert der BVG die Anschaffung neuer, barrierefreier Straßenbahnen vom Typ Flexity Berlin.
Derzeit sind vier Vorserienfahrzeuge
ausgeliefert. Die Serienlieferung soll
im 2. Quartal 2011 beginnen. Bis
zum Jahr 2017 soll der Fahrzeugpark
der Berliner Straßenbahn vollständig
auf barrierefreie Niederflurbahnen
umgestellt werden.
• Die sogenannte Nord-Süd-Tangente
wird mit Mitteln des Landes Berlins
grundinstandgesetzt und erhält
durchgängig barrierefreie Haltestellen.
• Die aufgrund von Minderleistungen
der S-Bahn in den Jahren 2008 und
2009 einbehaltenen Bestellentgelte
des Landes Berlin kommen zu 100%
dem Berliner Nahverkehr zugute.
So sind allein für den barrierefreien
Ausbau des ÖPNV ca. 12 Mio. Euro
vorgesehen.
Die Anlagen und Fahrzeuge bei
der Straßenbahn der BVG sind so
aufeinander abgestimmt, dass sie
allen technischen und rechtlichen
Anforderungen genügen und den
Fahrgästen ein fast stufenloser Einstieg ermöglicht wird.
Anfang der neunziger Jahre
hatten sich die BVG und der Senat
entschlossen, mit dem Kauf von
Niederflurfahrzeugen auch ein Niederflursystem für die Straßenbahn
einzuführen. Dieses Niederflursystem beinhaltet abgestimmte Maße
für Fahrzeuge und Haltestellenhöhen. Mit diesen abgestimmten Parametern ist es möglich, den Fahrgästen unter den gegebenen technischen Randbedingungen eine fast
stufenlose Einstiegsmöglichkeit zu
geben. Da bauliche Anlagen und
rollende Systeme Toleranzen unterliegen, muss aus Sicherheitsgründen
immer die ungünstigste Kombination von Toleranzen berücksichtigt
werden. Damit wird sichergestellt,
dass es zu keinen Berührungen
zwischen einfahrenden Fahrzeugen
und der Bahnsteigkante kommt und
der Fahrzeugeinstieg immer so hoch
liegt, dass die Türen sich immer ein-
wandfrei öffnen lassen. Unter Berücksichtigung dieser Spielräume,
die von der Technischen Aufsichtsbehörde genehmigt wurden, ergeben sich notwendige minimale horizontale und vertikale Spaltmaße, die
nicht vermieden werden können.
Eine flächendeckende Verbesserung ist dann möglich, wenn die
Tests mit einer neuen Rampenkonstruktion erfolgreich beendet werden
und sowohl die vorhandenen Niederflurwagen des Typs GT6 als auch
die neuen FLEXITY Wagen mit der
neuen Rampe ausgestattet werden.
Mit dieser besonderen Klapprampe
kann der horizontale und vertikale
Spalt lückenlos geschlossen werden.
Bei Bedarf können Sie sich mit der
Beauftragten der BVG für Fahrgäste
mit Behinderungen, Frau Christine
Albrecht, in Verbindung setzen. Sie
kennt auch die speziellen Anforderungen von Frau Dr. Wölfel aus persönlichen Gesprächen und kann individuell auf sie eingehen.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag Dr. Kunst
Die Zukunft des
Erfolgsmodells der
vbb „Bus- und Bahnbegleitservice für in
ihrer Mobilität eingeschränkte Fahrgäste“
weiterhin ungewiss
D
ie Zitterpartie nicht nur für
die 60 Mitarbeiter, sondern
auch für die vielen mobilitätseingeschränkte Nutzer, des „Busund Bahnbegleitser vices“ des
VBB geht weiter.
Nach wie vor ist die Weiterförderung dieses Projektes bisher
des öf fentlichen Beschäftigungssektors ungewiss.
In einer der letzten Sitzungen
des
Abgeordnetenhauses
in
Berlin gab es zu dieser Thematik
eine Anfrage einer Abgeordneten
der Linksfraktion an Frau Senatorin Carola Bluhm (Senatsver waltung für Integration, Arbeit und
Soziales).
Ob die weitere Finanzierung
des Erfolgsmodells Bus- und
Bahnbegleitser vice für die mobilitätseingeschränkte Fahrgäste
im Zusammenhang mit dem möglichen Wegfall von ÖBS-Stellen
gef ährdet ist.
Unter
anderem
beantwortete Frau Senatorin die Anfrage
damit, dass es positive Signale
für eine Weiterförderung der Beschäftigten gibt. 80 Stellen sind
beantragt worden. Möglicher weise ist es auch noch einmal darauf
zurückzuführen, dass im Mai
Staatssekretärin Liebig die Jobcenter noch einmal persönlich
angeschrieben und auf die Bedeutung dieses ÖBS-Projekts hingewiesen hat.
Das hört sich doch hof fnungsvoll für die Weiterführung dieses
wichtigen Projektes an.
Ansonsten würden, wenn dieser
wichtige Service wegfällt, Menschen
die auf assistierende Begleitung angewiesen, sind, insbesondere auch
diejenigen, die keine Sonderfahrdienst-Berechtigung haben, an Lebensqualität verlieren.
Es wäre sehr zu begrüßen, wenn
sich die politisch Verantwortlichen
in unserer Stadt diesbezüglich doch
stärker für unsere Interessen einsetzen würden.
Das Redaktionsteam
Reisen
12
A
usflüge auf den kleinen Flüssen
und Seen in Deutschland haben
ihren besonderen Reiz: Man ist direkt in
der Natur, erlebt ihre Schönheiten hautnah und sieht doch fast alle paar Meter
wieder etwas Neues. Wir haben uns deshalb gedacht, wir sollten Ihnen einmal
einige Möglichkeiten zusammenstellen,
bei denen auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen mit einem Boot oder
einem Floss die Natur auf Flüssen und
Seen erleben können.
Diese Ausstellung sollte man unbedingt besuchen!
q Porz.-Sammlung
Stiftung Ernst Schneider
Zum Untergeschoss Treppen
www.schloesser.bayern.de
Tel. 089/3158720
Im Land BRANDENBURG
q Internet:
http://www.odertours.com/
E-Mail: [email protected]
Tel. 0176 25 26 01 83
„Brandenburg Kanu“
Ansprechpartner: Wilfried Wendel
Internet:
http://www.havellandreisen.de
auf ’barrierefreie Angebote, gehen
E-Mail: [email protected]
Tel. 03381 21 21 99
Arnimfreunde
Angebot einer Floßfahrt auf dem Finowkanal. Die Anlegestellen und auch
die Schippelschute sind für Rollstuhlfahrer geeignet.
q Ansprechpartner: Martin Schippel
Internet:
http://www.mst-touristikfloesserei.
de/link_7.htm
E-Mail:
[email protected]
Tel. 03335 30 203
Fax: 03335 32 53 71
Fährmannsverein „Flottes Rudel“
im Spreewald, welcher auch über einen
Kahn verfügt, der auch für Fahrgäste mit
Rollstuhl zugänglich ist.
q Internet:
http://www.flottes-rudel.de/
E-Mail:
[email protected]
Tel. 03546 26 26 oder 03546 82 69
Fax: 03546 26 26 oder 03546 82 69
... dies ist nur eine kleine Auswahl der
Angebote zu Wasser, mehr finden Sie
unter: http://www.barrierefreier-tourismus.info der Extra-Ausgabe des Informationsbriefes von Barrierefreier
Tourismus Info (BTI) - Infoportal für
Reisende mit Servicebedarf
BBZ
Meißener Porzellan-Sammlung
Naturerlebnisse mit Floß
und Kanu
„Oder–Tours“
Floßfahrten mit Naturerlebnis auf dem
Freienwalder Landgraben und der Alten
Oder. „Oder-Tours“ setzt auf ein barrierefreies Gesamtkonzept. Das gesamte
Camp, die sanitären Einrichtungen und
das Fahrgastfloß (allerdings nicht die
Toilette, das ist technisch nicht möglich)
sind barrierefrei gestaltet. Auch Kajaktouren für Rollstuhlnutzer sind möglich.
Juli/August 2010
„Meißener Porzellan des 18. Jh. In Schloß
Lustheim“
Stiftung Ernst Schneider
im Schloss Lustheim
D
as Schloss Lustheim in Oberschleißheim birgt die weltberühmte und umfangreiche Sammlung
früher Meißener Porzellane mit über
2000 Exponaten.
Ausgehend vom Böttgersteinzeug,
der Erfindung des Europäischen Porzellans und dem chinesischen Einfluss
sind Joachim Kaendlers Figuren, Tierplastiken, Tafelaufsätze, Elefantenleuchter und Vasen sowie Terrinen und
Teile aus dem Schwanenservice des
Grafen Brühl, gemalte Chinoserien von
Johann Gottfried Hörold, Unterglasurblaue-, Indianische- und KakiemonDekore auf Service-Teilen zu sehen.
Im Katalog-Buch „Meißener Porzellan des 18. Jahrhunderts in Schloß
Lustheim“ (C.H. Beck Verlag/Museumsshop) sind die Exponate mit Hintergrundinfos zu finden.
Meissner Porzellan Memo
D
ie Motive dieses Memo-Spiels
stammen aus der Porzellansammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und zeigen bekannte
Dekore, wie das berühmte blauweiße
Zwiebelmuster, Chinoiserien, Blumenmalereien etc. auf Vasen, Tellern und
Dosen sowie wunderschöne Figuren.
Die 72 Spielkarten sind farbig und
sehr stabil.
Liebhaber des Meißener Porzellans
werden an diesem Gedächtnisspiel ihre
Freude haben.
q Meissner Porzellan Memo,
E.A. Seemann Verlag,
EAN 4260044150055
Wernigerode im Harz –
lohnende „bunte Stadt“!
A
ufgrund des zuvor zugesandten
Stadtplanes gerieten wir beim
Versuch, uns die Pension zu „er-gehen“, auf einen Stieg, der in Feldweg
und steiler Treppe mündete. Immerhin grölte ganz Wernigerode um uns
herum, als das erste Tor im Spiel
„Deutschland – Australien“ fiel.
Die Pension für Blinde am Ort
nennt sich Brockenblick. Der Brocken
ist vom Haupthaus aus zu sehen. Wäre
es vielleicht bei der Zielgruppe taktvoller gewesen, einen Namen wie Brockenfühl oder Brockennah zu wählen?
Die Pension ist zum Teil berollbar, das
150 m entfernte Gartenhaus, in dem
wir unsere Zimmer hatten, nicht. Der
Service war sehr zuvorkommend, ausnehmend freundlich.
Unser erster Eindruck: Die Stadt
wird wirklich zu recht „bunte Stadt“
(H. Heine) genannt! Neben dem schönen Rathaus entdeckten wir das 1 qm 2
große Metallmodell der Stadt für die
Finger der Blinden. Sehr störend fand
ich die normalen Läden (Rossmann
etc.) in den wundervoll restaurierten
Häusern. Es ist eben eine normal belebte und bewohnte Stadt, keine Märchenstadt.
Am nächsten Morgen eilten wir zur
Brockenbahn, in Betrieb von 1899-1961
und dann wieder ab 1991. Der Brocken
war fast 30 Jahre gesperrt, weder durfte
er in Wetterberichten (Messstation seit
1838) noch in Kreuzworträtseln auftauchen! Spioniert wurde von hier aus
bis Holland, gekontert von Wurmberg
und Bocksberg Richtung Osten.
Das herrliche, alte Dampfross begeistert sofort – tuff-tuff! Ein Fahrer
und ein Kohleschipper treiben das
Gefährt auf 1000 mm Spurbreite mit
im Jahr 1,1 Millionen Fahrgästen in
anderthalb Stunden den Berg hinauf.
Zugängliche Haltepunkte mit Rampen
der DB sind der Startpunkt (234 m),
Drei Annen Hohne (540 m) sowie auf
Meißener Porzellan-Sonderausstellung in Bamberg
I
m barocken Alten
Rathaus in Bamberg werden über
100 Glanzstücke aus
der Sammlung Ludwig anlässlich des
300. Geburtstags der
Porzellanmanufaktur Meißen präsentiert.
Vom frühen Schaffen der Meißener
Manufakturisten sind Raritäten zu
sehen: Figuren, Tierplastiken, Tischbrunnen, Tafelaufsätze, Vasen und
Schachspiele. Die Vielfalt der Dekore
spiegelt den chinesischen Einfluss.
Im Katalog-Buch „Goldchinesen
und indianische Blumen“ (Imhof
Verlag, ISBN 978-3-86568-549-0)
werden auf 320 Seiten mit 300 Farbfotos die einzigartigen Exponate der
Ausstellung sowie die Fayencen der
Sammlung Ludwig in Bamberg detailliert vorgestellt.
Diese Sonderausstellung sollte man
sich nicht entgehen lassen!
© Gabriele Becker
q 15.5. – 17.10. 2010
Führungen, Begleitprogramm
Treppen zum Untergeschoss
www.bamberg.de/museum
Tel. 0951/871871
dem Brocken (1125 m). Enthinderte
fahren umsonst, das B gilt ebenfalls.
Wir passierten Schiercke (685 m), wo
heute an Walpurgis die Hexen feiern.
Hebammen zu verteufeln, hatte wirtschaftliche Gründe – nach der Pest (ab
1347, Bevölkerungsrückgang z.T. bis
60%!) wurden Arbeiter und Soldaten
gebraucht! Der Nadelwald ist nicht nur
heile, aber die Aussicht dafür umwerfend! Von düsterer Atmosphäre war
nichts zu spüren, auch scharfe Winde
und Wetterumschwünge nicht. Der
Juni hat die meisten Sonnentage, wir
hatten weite Sicht am Mittag – für uns
dann doch noch ein ergiebiger Brockenblick.
Heike Oldenburg
q Harz-Elbe-Express (HEX)
ab Magdeburg (1 Std.) nach www.
wernigerode.de; Bus 2 vom Bhf.,
Aura-Pension Brockenblick,
Amelungsweg 8,
38855 Wernigerode,
Tel.: 03943-26210,
www.bfwsa.de/ind-aura.
htm ; Harzer Schmalspur
Bahnen: www.hsb-wr.de
Reisen
BBZ Juli/August 2010
13
Erste Auszeichnung von Berliner Unternehmen mit dem Qualitätssiegel
„ServiceQualität Deutschland“
Von links nach rechts: Horst Meier, Staatssekretär Dr. Heuer, Susan Gebauer, Josepfine Bard,
Jürgen Loch (alle Stern und Kreisschiffahrt) und Rolf Schrader (DSFT) Foto: von DSFT
P
remiere für 27 Berliner Firmen:
Staatssekretär Dr. Jens-Peter Heuer von der Berliner Senatsverwaltung
für Wirtschaft, Technologie und Frauen und Rolf Schrader, Geschäftsführer
des Deutschen Seminars für Tourismus (DSFT) Berlin e.V., zeichneten die
ersten Betriebe aus den Bereichen Hotellerie, Gastronomie, Stadtführung,
Fahrgastschifffahrt, Reisemittler, Unternehmensberatung und Handwerk
mit dem begehrten Gütesiegel „ServiceQualität Deutschland“ aus.
Den Betrieben und ihren Qualitäts-Coaches wurden die Zertifikate
bei strahlendem Sonnenschein auf
der MS Poseidon der Stern und Kreisschiffahrt GmbH im Treptower Hafen
überreicht. Staatssekretär Dr. Heuer
hob dabei hervor, dass die Verbesserung der Servicequalität in den Unternehmen ein wichtiger Schritt zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der
Stadt Berlin ist. Notwendig dafür sei,
dass der Qualitätsgedanke von jedem
Mitarbeiter gelebt werden muss. Heuer
begrüßt den branchenübergreifenden
Ansatz und das einheitliche Qualitätszeichen für ganz Deutschland.
Für die Stern und Kreisschiffahrt
GmbH nahmen die beiden Geschäftsführer Jürgen Loch und Horst Meier
mit ihren Qualitäts-Coaches die Auszeichnungen entgegen. Jürgen Loch
freute sich über das verliehene Gütesiegel: Er sei sicher, dass die gute Marktposition der Stern und Kreisschiffahrt
durch kontinuierliche Qualitätssteigerung noch weiter ausgebaut werden
kann. Besonders die Auszubildenden,
die alle Betriebsbereiche durchlaufen,
werden bei dem Unternehmen von
Anfang an in den Qualitätsmanagementprozess integriert.
Die bisher meisten Betriebe
kommen aus der Hotellerie und Gastronomie. So wurden die die DorintHotels Adlershof und Airport-Hotel
Berlin Tegel, das Hotel Brandies, das
Mercure Berlin Mitte, das Hotel relexa
Stuttgarter Hof, das mitArtHotel, das
Novotel Berlin-Mitte und das Restaurant Shi-Mai ausgezeichnet. Die Liste
aller zertifizierten Betriebe steht im
Internet unter servicequalitaet-berlin.
de.
Deutschlandweit zählt die Initiative mittlerweile 2.466 zertifizierte Betriebe und 15.350 Coaches. Sie alle
tragen das Qualitätssiegel „Q“ und signalisieren den Kunden damit: Hier
erwartet Sie besonders guter Service.
In Berlin wurden bisher 240 Coaches
ausgebildet.
Zentrale Koordinierungs- und Schulungsstelle für Berlin und Hamburg ist
das Deutsche Seminar für Tourismus
(DSFT) Berlin e.V., die zentrale Weiterbildungseinrichtung der Tourismusbranche. Kooperationspartner in
Berlin sind die Berlin-Tourismus Marketing GmbH, der DEHOGA Berlin,
die IHK Berlin und der Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V.
q Weiter Informationen
finden Sie unter
www.dsft-berlin.de oder www.
servicequalitaet-berlin.de
Simone Mihlan
Seminarkonzeption und -organisation, ServiceQualität Berlin
Deutsches Seminar für Tourismus
(DSFT) Berlin e.V.
Tempelhofer Ufer 23/24
10963 Berlin
Tel.: +49 (0)30/ 23 55 19 16
Fax: +49 (0)30/ 23 55 19 25
anzeige
Weg weis ende Wun s ch e r f üllung
Seminar in Sachen Wegsuche: Dr.
Vera Buschmann (2.v.l.) und Dirk
Tegetmeier (4.v.l.) erklären Schritt
für Schritt wie‘s funktioniert.
Foto: Joachim Donath
n Ein Seminar machte nicht nur Spandauer
Senioren fit für die BVG-fahrinfo
Wie komme ich am einfachsten von meiner Wohnung zu meinem Wochenmarkt
und bequem wieder zurück? Eine Frage, die sich Fahrgäste der BVG am heimischen Computer leicht selbst beantworten können. Im Internet gibt’s auf
den BVG-Seiten ‚Fahrinfo’; Start und Ziel eingeben und die gewünschte Abfahrts- und Ankunftszeit – im Handumdrehen ist der Weg berechnet und kann
abgelesen und ausgedruckt werden, auch barrierefrei, wenn’s sein soll.
Aber nicht jeder Fahrgast, der die Fahrinfo nutzen möchte, kommt mit der
so genannten Navigation am Bildschirm zurecht. Immer wieder taucht der
Wunsch ungeübter Computer-Nutzer auf, im persönlichen Gespräch über alle
Möglichkeiten und Raffinessen der Fahrinfo ausführlich informiert zu werden.
Zusammen mit den Volkshochschulen der einzelnen Berliner Bezirke bieten
nun Spezialisten der BVG zweistündige Seminare an, in denen man lernen und
üben kann, wie man die elektronische Fahrplanauskunft optimal nutzt.
So z.B. in Spandau, wo in der beschaulichen Kirchgasse alle PC-Übungsplät-
ze der Volkshochschule von lernbegierigen Kunden der BVG besetzt waren.
Dr. Vera Buschmann ging nach einer kurzen Einführung das Thema anhand
praktischer Beispiele und fern aller grauen Theorie äußerst anschaulich an:
eigene Erfahrungen mit dem Medium flossen da ebenso ein, wie eine Handvoll
kleiner sympathischer Geschichten aus der Welt des Berliner Nahverkehrs.
Mit tatkräftiger und sachkundiger Unterstützung von Fahrinfo-Fachmann Dirk
Tegetmeier konnten die Seminarteilnehmer Schritt für Schritt mitgehen und
Wege-Beispiele als Muster erarbeiten. Alle waren mit lebhaftem Interesse
bei der Sache. Wie Regina B., die sich gewünscht hatte, selber zu entdecken,
welches jeweils der beste Weg zu den Treffpunkten ihrer Wandergruppe ist.
Und auch barrierefreie Wege zu finden, wenn sie mit ihrem kleinen Enkelkind
im Kinderwagen unterwegs ist. Zufrieden, nicht mehr im dicken Fahrplanbuch
blättern zu müssen, ging sie nach mehr als zwei Stunden lebhaften Nahverkehrstrainings heim.
Die nächsten Seminare zu diesem Thema finden in der Volkshochschule Friedrichshain–Kreuzberg am 2.Juli, am 24. September in Tempelhof-Schöneberg
und am 1. Oktober in Treptow-Köpenick statt.
Auskünfte dazu und zu weiteren Terminen gibt die BVG über die
Service-Nummer (030)19449.
Informationen zur barrierefreien Fahrt mit der BVG erhalten Sie hier:
BVG Call Center 030/19 44 9
Internet www.BVG.de
Aufzugsstörungen der U-Bahn Tel. 030/256 22096
14
Reisen
Juli/August 2010
BBZ
Noch einmal mit dem eigenen VW-Bus 32.300 km
durch die USA und Kanada
Ein Reisebericht von Bärbel Reichelt - Teil 3
L
ängst waren inzwischen 2 Mitreisende hinzugekommen, eine gute
Bekannte im Rolli und ihre Begleitung, ich war nicht mehr alleine. Nun
benötigten wir Behinderten-Zimmer
in Motels mit 2 Doppelbetten, die es
in den preiswerten Ketten nur selten
gab. Andererseits hatten wir aber auch
nun die Möglichkeit, besser im Internet danach suchen und sie finden zu
können, denn die beiden Mitreisenden hatten ein Notebook dabei. Alle
Motels der großen Ketten müssen
barrierefreie Zimmer anbieten, was
sie auch fast immer tun. Oft legten
wir erst am Nachmittag fest, wo wir
abends übernachten wollten. Immer
fanden wir ein stufenlos anrollbares
Bettchen mit einem gut nutzbaren
Bad. Wir teilten die Unterkunftskosten von uns Dreien durch zwei, der
Begleitung sollten keine Kosten entstehen.
Besonders hilfreich erwies sich die
Begleitperson, als mein VW-Bus die
einzige ernste Panne der ganzen Reise
hatte: Die Glühkerzen waren abgenutzt und das Fahrzeug sprang nicht
an! Wir befanden uns am nördlichsten
Punkt der gesamten Reiseroute, sehr
einsam gelegen, nahe eines IndianerReservats, in dem wir einem Powwow,
einem Indianer-Treffen mit Tänzen,
Gesängen, Marktständen u.a. der
a n z e i g e
First Nation (wie sich die Nachkommen der Ureinwohner heute nennen)
beiwohnen wollten. Ich hatte zwar Ersatzteile mitgenommen, (Keilriemen,
Ölfilter u.a.) aber keine Glühkerzen!
Die Mitar-beiter der Werkstatt, zu der
ich mit meinem Wagen geschleppt
wurde, sahen in den Motorraum wie
Hühner in einen Fernseher! Einen
deutschen VW-Bus und sein Innenleben kannten sie nicht! So rief ich
in Deutschland meine Werkstatt per
Handy an, der Helfer ging mit dem
Telefon zum Motorraum und zeigte
den Mitarbeitern, wo die Glühkerzen
überhaupt sind in diesem Fahrzeug.
Nun setzte bei ihnen der Aha-Effekt
ein und uns wurde ein Starterspray
mitgegeben, mit dem Robby, der Begleiter, allmorgendlich den Bus zum
Laufen brachte, während ich startete.
So erreichten wir
das Powwow nun
doch noch und die
Mühe hatte sich gelohnt: Es war sehr,
sehr schön und interessant und unvergesslich für uns alle.
Und so konnten wir
die Reise fortsetzen,
bis in Montana endlich die Glühkerzen
von einer Werkstatt
für Importfahr-zeuge ausgewechselt
werden konnten...!
Auf dem Weg dorthin, in North
Dakota, kamen wir nun endlich in
die Prärie! In die unendliche Weite,
in die fast nur mit gelb-braunem
Gras bewachsene Steppe, hügelig und
kaum besiedelt. Sowohl die Ureinwohner dieses Landes, über Alaska
von Russland eingewanderte Nomaden, später Indianer genannt, vom
Stamm der Sioux, als auch ihre Lebensgrundlage, der Büffel, wurden
vor nicht mal 150 Jahren gleichermaßen brutal von den einwandernden
Weißen fast ausgerottet. Bill Cody,
genannt Buffalo Bill, wurde berühmt,
weil er innerhalb weniger Monate
über 5.000 Büffel abgeschossen hat!
Nach ihm wurde die Stadt Cody benannt. Heute wird das weite Land
als Weide für Rinder genutzt, aber
im Theodor Roosevelt Nationalpark
gibt es inzwischen wieder größere
Büffelherden, die von uns aus nächster Nähe bewundert werden konnten.
Wir erreichten den Yellowstone Nationalpark, den ältesten und größten
aller Nationalparks, vom Nord-Osten
her und eroberten ihn an 3 Tagen, an
denen wir uns gerade mal einen guten
Überblick verschaffen konnten: Es
brodelt und zischt, es stinkt und blubbert im südwestlichen Teil des Parks,
der berühmte Wasserfall in den wirklich gelben Felsen, die dem Nationalpark seinen Namen gaben, liegt im
Osten. Dort sind die Berge über 3000
m hoch und bilden eine grandiose,
beeindruckende Landschaft. Leider
versagte der Geysir Old Faithful, als
wir auf seinen stündlichen Ausbruch
warteten, und zeigte sich gerade mal
nicht in voller Höhe von über 100 m.
Auch hier gibt es heute wieder große
Bisonherden, die uns oft neben den
gut ausgebauten Straßen des Nationalparks begegneten. Überall rollten
wir auf Holzstegen an dampfenden
Schlammlöchern oder Schwefelseen
mit abgestorbenen, bizarren Baumfragmenten problemlos entlang. Wir
waren nicht behindert. Es war egal,
ob man läuft oder rollt... - Auch außerhalb des Yellowstone NP, um ihn
herum, war es wunderschön und sehr
interessant. Historische WesternStädtchen, grandiose Gebirgslandschaften, Goldgräber-Orte, der durch
ein Erdbeben entstandene See und
Wälder, in denen alle Bäume abgestorben waren und neues Grün von
unten aufwärts strebte, sahen wir.
Unser Weg führte uns nach Süden,
durch den Teton Nationalpark.
Schöner Urlaub für
Alle!
D
er eingetragene Verein „fortschritte“
bietet das ganze Jahr über Ferienfahrten für Groß und Klein mit qualifizierter Betreuung an.
Fortschritte e.V. besteht seit 1985 und
widmet sich der Förderung von körperlich
und geistig behinderten Menschen. Derzeit werden vom Verein ganzjährig Ferienfahrten und niedrigschwellige Freizeitangebote am Wochenende geleistet. Zukünftig sollen für ambulant­betreutes Wohnen
und Einzelfallhilfe weitere Kapazitäten des
Vereins mobilisiert werden.
Fortschritte e.V. hat noch freie Fahrtplätze zu vergeben! Für Jugendliche ab 12
Jahren, Erwachsene und Paare mit Behinderung:
D Herbstfahrt – vom 09.Oktober bis
23.Oktober 2010 nach Cuxhaven in
Niedersachsen
D Integrative Ferienfahrten für Kinder
ab 6 Jahren und Jugendliche bis 18
Jahre:
D Sommerfahrt-4- vom 31.Juli bis
21.August 2010 nach Everinghausen bei Bremen
q Für eine Anmeldung und/ oder
Fragen wenden sie sich bitte an:
Frau Sibylle Orlt
Telefon: 030/ 688 37 660
Weichselstraße 24 a, • 10247 Berlin
Telefax: 030/ 688 37 658
E-Mail:
[email protected]
www.fortschritte-berlin.de
Aktuell
BBZ Juli/August 2010
15
Behindertengerecht ist menschengerecht
15. Weltkongress von Inclusion International vom 16. - 19. Juni 2010 in Berlin
2500 Teilnehmer aus 74 Nationen
fordern rasche und globale Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention
„Behindertengerecht ist menschengerecht.“ Auf diese einfache
Formel brachte Robert Antretter,
Bundesvorsitzender der Lebenshilfe, das für viele in Deutschland
noch unbekannte Wort „Inklusion“. Auf dem 15. Weltkongress
von Inclusion International mit
dem Titel „Inklusion – Rechte
werden Wirklichkeit“ haben 2500
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
aus 74 Ländern diesen Begriff mit
Leben erfüllt. Fast 1000 Menschen
mit geistiger Behinderung – sogenannte Selbstvertreter – waren mit
dabei. Es ging um den Abbau von
Barrieren – in der Umwelt und im
Umgang miteinander. Wenn jeder
behinderte Mensch von Anfang an
dazugehörte, ob in der Schule, am
Arbeitsplatz, im Verein oder als
Nachbar, wäre das Ziel der Inklusion erreicht.
„Wir können, wenn wir uns für
ein Leben ohne Hindernisse einsetzen, viel für alle unsere Mitmenschen tun“, so Robert Antretter in seinem Schlusswort vor dem
Kongress. „Die abgesenkte Bordsteinkante dient der jungen Mutter
mit dem Kinderwagen genauso
wie dem gehetzten Manager, der
mit seinem Trolley den ICE erreichen will. Integrative Wohnmodelle können beispielgebend sein
für uns alle, die wir älter werden.“
Auch eine verständliche Sprache
helfe nicht nur geistig behinderten
Menschen, sich leichter zu orien-
tieren.
In Ursula von der Leyen, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, haben die Menschen mit
Behinderung eine Verbündete. Als
Gastrednerin bei der Eröffnung
des Weltkongresses am Mittwoch
legte sie ein deutliches Bekenntnis
für die Inklusion ab: „Ich f inde,
alle Kinder müssen in eine Schule
gehen.“ Nicht allein der Unterrichtsstoff sei wichtig, sondern
auch das, „was die Kinder voneinander lernen“. Im Auftrag der Bundesregierung lud sie alle auf die
Reise zur Inklusion ein.
Die UN-Konvention über die
Rechte behinderter Menschen, die
Deutschland als eine der ersten
Nationen ratif iziert hat, ist ein
wichtiger Motor auf dem Weg zu
einer Gesellschaft ohne Barrieren.
In einer Video-Botschaft versprach
Bundeskanzlerin Angela Merkel
einen nationalen Aktionsplan zur
Umsetzung der UN-Konvention,
an dem behinderte Menschen und
Verbände wie die Lebenshilfe beteiligt werden sollen.
Lebenshilfe-Bundesvorsitzender
Robert Antretter ist sich sicher:
„Unser Kongress hat ein starkes
Signal zur raschen und globalen Umsetzung der Behindertenrechtskonvention gegeben.“
Der 15. Weltkongress von Inclusion International wurde gefördert
durch das Bundesministerium für
Arbeit und Soziales, das Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend, die Europäische Kommission, die AKTION
MENSCH, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft CUR ACON und
VW Nutzfahrzeuge.
Mehr Informationen, Filme und
Bilder zum Weltkongress f inden
Sie in unserem Kongress-Tagebuch unter
www.lebenshilfe.de
und www.inclusion2010.de.
Erstmals ein Deutscher an der Spitze von Inclusion International
Klaus Lachwitz von der Bundesvereinigung Lebenshilfe will die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention vorantreiben
M
it dem 63-jährigen Klaus Lachwitz aus Rauischholzhausen bei
Marburg steht erstmals ein Deutscher
an der Spitze von Inclusion International. Die Organisation setzt sich seit
50 Jahren überall auf der Welt für die
Rechte von Menschen mit geistiger
Behinderung ein. Sie hat ihren Sitz in
London und vertritt mehr als 200 Mitgliedsverbände in 115 Ländern.
Die Generalversammlung im Berliner Estrel Convention Center hat
Klaus Lachwitz, den Bundesgeschäftsführer und Justitiar der Bundesvereinigung Lebenshilfe, einstimmig
zum Nachfolger von Diane Richler
gewählt. Die Kanadierin kandidierte
turnusgemäß nicht mehr für das Präsidentenamt. Die Nordamerikanerin
und der Hesse beendeten am 19.06.
gemeinsam den 15. Weltkongress von
Inclusion International mit 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus
74 Nationen. Vier Tage lang stand in
Berlin die UN-Konvention über die
Rechte von Menschen mit Behinderung im Mittelpunkt.
Klaus Lachwitz will in seiner
Amtszeit die globale Umsetzung des
internationalen Abkommens vorantreiben. Der Jurist hat selbst daran
mitgearbeitet und sieht in der UNKonvention eine wahre Schatztruhe,
um das Ziel einer inklusiven Gesellschaft ohne Barrieren zu erreichen:
„Mit diesem wertvollen Dokument
werden Menschen mit Behinderung
weltweit wahrgenommen – und es hat
uns Zugang zu den Vereinten Nationen verschafft.“
Klaus Lachwitz ist verheiratet und
hat zwei erwachsene Kinder. Seit
29 Jahren macht sich der gebürtige
Hesse erfolgreich für die Rechte geistig behinderter Menschen und derer
Angehörigen stark. Die Kollegen bescheinigen ihm die besondere Fähigkeit zur verständlichen Darstellung
komplexer juristischer Sachverhalte
und einen Hang zum Querdenken
mit Blick über den Tellerrand. Er
selbst sagt über sich: „Meine Triebfeder sind Menschen mit Behinderung.
Die Verbindung von Praxisarbeit und
Fachlichkeit hat mich immer gereizt.“
In Deutschland hat der LebenshilfeMann in den zurückliegenden Jahrzehnten viel bewegt. Er gehört zu
den kraftvollen Motoren für mehr
Teilhabe von behinderten Menschen.
Oft war es Klaus Lachwitz mit seiner
juristischen Abteilung, der den Politikern im Bundestag den richtigen Weg
für ihre Gesetze wies. An der Einführung des Benachteiligungsverbots
behinderter Menschen im Grundgesetz war maßgeblich die Lebenshilfe
beteiligt.
Die Lebenshilfe mit deutschlandweit 135.000 Mitgliedern versteht sich
als Selbsthilfevereinigung geistig behinderter Menschen und ihrer Angehörigen, als Fachorganisation sowie
als Trägerverband für 3200 Einrichtungen und Dienste. Dort engagieren
sich rund 60.000 hauptamtliche und
etwa 15.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Die „Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e. V.“ ist 1958 in Deutschland
von betroffenen Eltern und Fachleuten im hessischen Marburg gegründet
worden. Unter ihrem Dach sind 527
Orts- und Kreisvereinigungen sowie
16 Landesverbände zusammengeschlossen.
Peer Brocke,
Pressestelle,
Bundesvereinigung Lebenshilfe
16
Aktuell
Juli/August 2010
BBZ
Visionen & Taten
von Dr. Ilja Seifert
L
ethargie lähmt das Land. Wie
Mehltau befällt sie alles Lebendige. Scheinbar widerstandslos
überspringt sie Staatengrenzen und
soziale Schichten. Sie tarnt sich mit
geschäftiger Betriebsamkeit. Sie erstickt jede wirkliche Tat.
Die westliche Welt – und auch der
von uns überschaubare Teil davon –
steckt in der tiefsten und breitesten
Krise seit Jahrzehnten. Jede TalkShow, die nicht ausschließlich rumblödelt, beschwört die Apokalypse
herauf. Auch im Bundestag klingen solche Töne an. Zumindest den
Kollaps. Des Finanzsystems. Des
Euro. Aller sozialer Sicherungssysteme.
Das ängstigt besonders all diejenigen, die auf gesellschaftliche
Solidarität angewiesen sind, die
auf ihr Funktionieren vertrauen
(müssen).
Und was tun zu viele der „Promis“,
die da talken? Wenn sie Banker
sind, versprechen sie höhere Renditen. Wenn sie Berufstalker sind,
versprechen sie immer neue Shows,
Events & Partys. Wenn sie Regierungspolitiker sind, versprechen
sie – gar nichts oder alles. Und alle
sagen, daß ihr Nichts-Tun – bzw.
ihr wildgewordenes Auf-der-StelleTreten – alternativlos sei. Die wenigsten dieser Sendungen & Debatten dienen noch der Information,
kaum eine vermittelt noch wissensbasierte Meinung. Sie gerieren sich
immer mehr als bloße Unterhaltung. Ihr Zweck ist Selbstinszenierung. Sie bekämpfen den Mehltau
nicht. Sie sehen ihn nicht einmal.
Kein Wunder, denn: Sie sind der
Mehltau. Sie sind die personifizierte Lethargie.
Talk-Shows: die
personifizierte Lethargie
Sie sind saturiert, träge und einfallslos. Und täuschen uns, das staunende Publikum, durch Lautstärke,
Kraftmeierei und immer neue Varianten ihrer längst abgedudelten Melodien. Nur keine neue Idee! Nur keine
Vision! Nur keine Veränderung! Denn
das würde ja einiges kosten – z.B. den
eigenen Status als „Promi“.
Dabei täte Veränderung so Not.
Dabei bräuchten wir nichts dringender
als neue Ideen. Dabei fehlt uns nichts
mehr als eine weittragende Vision,
für die einzusetzen sich lohnt.
Steht also die Frage: Gibt es vielleicht nichts Visionäres? Sind wir womöglich dem Schicksal unausweichlich ausgeliefert? Bleibt uns wirklich
nichts anderes, als sehenden Auges
auf falschen Wegen weiterzutraben?
Kurz vor dem Abgrund talkend &
pfeifend auch die letzten Schritte zu
gehen?
Und es steht die Frage: Gibt es
keine Kraft, die umsteuern könnte?
Kann wirklich niemand etwas tun?
Fehlt es uns, der Menschheit, an
Kompetenz? An geistiger, sozialer,
ökonomischer,
an
menschlicher
Kompetenz. Oder fehlt es an Kompetenten? Woher sollen die Akteure von
Veränderungen kommen? Wer sollen
diese Akteure sein? Gibt es in dieser
interessendurchsetzenden
Gesellschaft überhaupt Kräfte, die klassen-,
schichten, alters-, religions- und/oder
ethnienübergreifende Aspekte in den
Vordergrund politischen Handelns
stellen können?
Menschen mit
Behinderungen: Akteure
von Veränderung
Dieser Artikel erscheint in einer Behindertenzeitung. Ist das der Ort, an
dem diese Kompetenzen zu suchen,
solche Kompetenten zu finden sind?
Übernehme ich mich nicht, wenn
ich hier grundlegende Menschheitsprobleme diskutiere? Ich meine: Nein.
Denn ich weiß, daß es kaum etwas
praktischeres gibt als eine gute Theorie. Und da Behinderungen weder
vor dem sozialen Status noch vor der
weltanschaulichen Orientierung noch
vor der ethnischen Herkunft noch vor
dem Alter noch vor anderen Merkmalen großer gesellschaftlicher Gruppen
Halt machen, meine ich auch, daß
hier wirklich humanistisches Handeln im Interessen der Gesamtgesellschaft nahe liegt.
Solange es an anderen Visionen
fehlt, halte ich mich an die, die ich
kenne. Und ich meine, mit der UNBehindertenrechtskonvention halten
wir ein Dokument in der Hand, daß
die (scheinbare) Leere zu füllen geeignet ist. Ich verlange also gar nicht
unbedingt, daß etwas völlig Neues
erfunden werden muß. Mir ist daran
gelegen, vorhandene Ressourcen zu
nutzen. In diesem Falle eine internationale Vereinbarung. Eine Konkretisierung der Allgemeinen Menschenrechte, in der ich ein Nutzen-für-alleKonzept sehe.
An dieser Stelle gebe ich – im Widerspruch zum gerade Gesagten –
gern zu, daß die BERLINER BEHINDERTENZEITUNG (BBZ), in der ich
diese Überlegungen veröffentliche,
nur bedingt das geeignete Medium
ist: Es eignet sich zur Selbstverstän-
Impressionen des 15. Weltkongresses von Inclusion International vom 16. - 19. Juni 2010 in Berlin Fotos von Herrn Siegurd Seifert, freier Journalist
digung der unmittelbar Betroffenen,
die mit der Behindertenrechtskonvention – und der dahinterstehenden
Vision vom Segen der Vielfältigkeit
– zuerst gemeint sind: Wir Frauen
und Männer, Kinder, Jugendliche
und Alte, die mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen in aller
Öffentlichkeit leben. Wir gestalten
unser Da-Sein, unser DazugehörigSein, unser So-Sein immer selbstbewußter. Manchmal müssen & werden
wir provozieren. Manchmal müssen
& werden wir Kompromisse eingehen. Manchmal müssen & werden wir
uns streiten. Untereinander und mit
allen anderen.
Aber immer unterbreiten wir auch
Vorschläge. Immer bringen wir unsere
spezifischen Erfahrungen ein. Immer
müssen/können/werden wir unsere
Kompetenzen erweitern. Die sozialen
und die theoretischen, die des Alltags
und die der Veränderung.
Behindert-Sein: eines von
vielen Merkmalen
Unser Behindert-Sein ist kein erstrebenswerter Zustand. Es ist aber
auch kein Grund zum Lamentieren.
Unser Behindert-Sein ist eines von
vielen Merkmalen unserer Individualität. Und es ist einer der Gründe,
warum wir ein etwas größeres Maß
an sozialer Kompetenz anzusammeln
haben als Leute, die viel seltener auf
fremde Hilfe angewiesen sind. Das
macht uns beileibe nicht zu „besseren
Menschen“. Aber es macht uns ein
bißchen erfahrener.
Gegen
das
Behindert-Werden
haben wir gelernt, uns zu wehren.
Wir haben gelernt, Barrieren nicht
als gottgegeben hinzunehmen. Wir
Aktuell
BBZ Juli/August 2010
17
Visionen & Taten von Dr. Ilja Seifert
haben gelernt, sie zu erkennen, ihre
Hinderlichkeit zu benennen und ihre
Beseitigung anzuregen. Barrieren
aller Art. Bauliche und kommunikative. Nicht zuletzt Barrieren in den
Köpfen.
Und das Wunderbare daran ist,
daß sich zeigt, Barrierenbeseitigung ist vorteilhaft auch für diejenigen, die sich gar nicht als behindert betrachten. Inzwischen reift
durchaus die Erkenntnis, daß Barrierenvermeidung erst recht geeignet ist, allen Menschen das Leben
angenehmer zu gestalten. Ist das
nicht toll?
Das Menschenbild der Behindertenrechtskonvention von 2006
geht davon aus, daß Behinderungen
kein medizinisches Problem sind.
Wir müssen nicht ständig behandelt,
nicht „repariert“ werden. Die Behinderungen sind Teil unserer Individualität. Sie beeinflussen unsere Persönlichkeit. Behinderungen sind auch
kein Problem, das vorwiegend im
Sozialamt gelöst werden könnte. Sie
sollen unsere Persönlichkeit nicht beherrschen. Behinderungen sind Menschenrechtsfragen. Es geht darum,
alle Facetten unserer Persönlichkeit
frei entfalten zu können. Wer möchte
das nicht?
Hier stößt die Veröffentlichung in
der BBZ an eine harte Grenze: Eigentlich müßten gerade diejenigen
von der visionären Kraft einer Ethik
der Vielfalt überzeugt werden, die mit
dieser Selbsthilfe-Zeitung nicht erreicht werden. Doch, wer weiß? Vielleicht findet die Vielfalts-Ethik auf listige Weise Wege zu ihnen? Mag sein,
daß hier nur ein winziges Visiönchen
mitschwingt. List ist eine der Stärken
von „Schwachen“. Nie die Hoffnung
aufgeben! Es geht eben nicht um
„Sonder“-Interessen von „Behinderten“.
Was also könnte an einer UN-Konvention so visionär sein, daß sie geeignet wäre, der um sich greifenden
Lethargie zu begegnen? Wie sollten
wir mit einem Konzept, das auf den
ersten Blick „nur“ Menschen mit Behinderungen umfassende Teilhabe ermöglichen will/soll, den Mehltau hinwegfegen, der Land & Leute lähmt?
Was haben wir der nichtssagenden
Geschwätzigkeit, in der „Haltungsnoten“ wichtiger als Inhalte sind,
entgegenzusetzen? Wessen Interessen werden dort eigentlich vertreten?
Wie läßt sich tatenlose Geschäftigkeit
überwinden, in der Selbstdarstellung
vor Problemlösung steht? Wie sollen
wir, die strukturell zu den „Schwächsten der Gesellschaft“ zählen, den
neunmalklugen Medienprofis wirkungsvoll Paroli bieten?
Strukturelle Schwäche:
ein Vorzug
Vielleicht können wir unsere
„Schwäche“ ja auch in einen Vorzug
wandeln? Vielleicht sind wir, eben
weil wir häufiger auf fremde Hilfe
angewiesen sind, ein bißchen stärker
davor gefeit, uns zu überschätzen?
Vielleicht bringt uns der Zwang, eng
mit anderen Menschen – Assistentinnen und Assistenten – zu kooperieren, das zusätzliche Quentchen an
sozialer Kompetenz, das ausreicht,
gruppenegoistische Ziele zugunsten
gesamtgesellschaftlichen Handelns
zu überwinden?
Denn es geht um Taten. Um gesellschaftliches Tun. Gerede allein bringt
niemanden voran. Die aktuellen
Krisen zeigen die Grenzen des kapitalistischen Verwertungssystems auf.
Aber sie überwinden sie (noch) nicht.
Die Konvention kann weitgehend
innerhalb des bestehenden Systems
umgesetzt werden. Sie ist in Deutschland seit fast anderthalb Jahren
Gesetz. Getan wurde bisher so gut
wie nichts. Dabei ist ihre Grundphilosophie dem Würde-Konzept des
Grundgesetzes sehr verwandt. Es geht
darum, auch Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen – seien sie
körperlicher, psychischer, geistiger
oder von der Art der Sinnesbeeinträchtigung bzw. chronischer oder
erblicher Erkrankungen – jederzeit
die volle Teilhabe am Gemeinschaftsleben zu ermöglichen. Das setzt umfassende
Persönlichkeitsentfaltung
voraus. Man sollte also meinen, daß
alle gesetzgeberische Kraft – und
auch die publizistische Begleitung –
auf eine rasche Umsetzung ausgerichtet wäre. Zumal die Staaten mit ihrem
Beitritt zur Konvention anerkennen,
daß nicht die Menschen mit Beeinträchtigungen sich der Umwelt anzupassen haben, sondern umgekehrt die
Regierungen sich verpflichten, Bedingungen zu schaffen, die eben diese
„volle Teilhabe“ ermöglichen.
Was „volle Teilhabe“ ist,
bestimmen wir selbst. Das
dürfen wir nicht diesen
„Promis“ überlassen.
Taten werden gebraucht. Keine
Ausflüchte. Ein Umsetzungsplan
kann hilfreich sein. Er muß kurz-,
mittel- und langfristige Maßnahmen
umreißen, Verantwortlichkeiten festlegen sowie Ressourcen bereitstellen. Die Erarbeitung eines solchen
Plans darf aber nicht zur Verzögerung von Sofortmaßnahmen mißbraucht werden. Eine solche wäre die
umfassende Bekanntmachung der
Konvention, ihrer Inhalte & Ziele
sowie der ihr zu Grunde liegenden
Nutzen-für-alle-Strategie. Stattdessen „überlegte“ die Regierung erst
einmal ein Jahr lang, ob ein solches
Umsetzungskonzept überhaupt gebraucht würde. Diese Verzögerungstaktik ist Ausdruck der Lethargie,
die uns lähmt.
Anstatt die Betroffenen – sie
machen immerhin rund ein Zehntel der Bevölkerung aus – durch
verantwortungsloses Geschwätz zu
ängstigen, sollten lieber ihre Fähigkeiten aktiviert werden. Gemeinsam
können wir den Mehltau beseitigen. Das hülfe allen. Und da wir, die
Menschen mit Behinderungen und/
oder chronischen Erkrankungen,
die wir stärker auf fremde Hilfe, auf
Solidarität, auf Assistenz angewiesen sind, uns nicht zu den „Rettern
der Menschheit“ aufschwingen, uns
nicht zur „Elite“ erklären, könnte
gerade unsere Erfahrung, unser
Expertenwissen in eigener Sache,
unsere soziale Kompetenz eine der
entscheidenden Triebkräfte sein, um
die (Sinn)Krise zu überwinden. Wir
haben große Erfahrung, verschiedene Fähigkeiten zu bündeln. Wir
leben tagtäglich damit, (zwischenmenschliche) Konflikte zu entschärfen. Wer auf fremde Hilfe angewiesen ist, muß mit seinen Helfern auch
in Krisensituationen auskommen.
Wir verfügen über Kompetenzen,
die allerorten dringend gebraucht
werden. Nutzt sie!
Aktuell
18
Juli/August 2010
BBZ
„Visionen & Taten“ von Ilja Seifert
Leserbrief von Frau Angstmann-Koch aus Tübingen
zum vorab auf der Homepage des BBV veröffentlichten Essay
A
ls ich Ilja Seiferts Essay „Visionen & Taten“ zum ersten Mal
las, wurde mir erst nach einigem
Nachdenken klar, weshalb er meinen
Widerspruch provoziert, obwohl ich
dem Autor in vielem Recht gebe.
Es fängt mit der Beschreibung der
aktuellen Lage an. Ich bezweifle, dass
Mehltau und Lethargie unser Land
lähmen. Im Gegenteil: Die zerstörerischen Kräfte, die den Sozialstaat
ärmer machen und immer mehr gemeinsam erwirtschaftete, der Allgemeinheit zustehende und so dringend benötigte Mittel in die Taschen
einiger weniger scheffeln - sie sind
ausgesprochen agil und absolut nicht
lethargisch.
Ich bezweifle auch, dass diesen
Kräften die Visionen fehlen. Sie
haben das klare Bild eines „schlanken Staats“ vor Augen, der Spitzenverdiener und Vermögende begünstigt und Arme gerade noch vor dem
Verhungern oder Erfrieren rettet.
Ihnen schwebt eine Gesellschaft vor,
in der die Reichen den Schwachen
nach Gutdünken Almosen zustecken,
damit sie Ruhe geben.
Ohnmacht befällt allenfalls unsere
demokratisch gewählten Abgeordneten, die sich den Finanzmärkten
hilflos ausgesetzt fühlen; und sie befällt die Schwachen, die keinen Weg
finden, sich gegen die beschriebenen
Untaten zu wehren.
Dazu benötigten sie in der Tat eine
Vision, die Vorstellung einer besseren und gerechteren Welt. Ich stimme
dem Autor zu, dass die UN-Behindertenrechtskonvention den Weg weisen
könnte. Sie ist ein wunderbares Dokument.
Die Allgemeine Erklärung der
Menschenrechte betont, dass alle
Menschen frei und gleich an Würde
und Rechten sind. Die UN-Behindertenrechtskonvention hat einen ande-
ren Ansatz. Sie bekräftigt nicht nur,
dass die jedem Einzelnen zustehenden Rechte selbstverständlich auch
für Menschen mit Behinderungen
gelten. Sondern sie richtet den Blick
auf die Gesellschaft. Es ist ihre Aufgabe und es liegt in ihrer Verantwortung, die Voraussetzungen für Teilhabe und freie Entfaltung zu schaffen. Die UN-Konvention rückt die
Zusammengehörigkeit aller in den
Vordergrund, mögen sie noch so verschieden sein. Hinter ihr steht die
„Vision vom Segen der Vielfältigkeit“,
schreibt Ilja Seifert – und schrieb
früher einmal an anderer Stelle: „In
der Konvention waltet das Prinzip des
Dazugehörens.“
Diese Vision bereichert nicht nur
Menschen mit Behinderungen. Sondern auch Arme, Alte, Eingewanderte, Schwache oder Starke – alle,
die sich eine menschliche und solidarische Gesellschaft Gleichberechtiger
Impressionen des 15. Weltkongresses von Inclusion International vom 16. - 19. Juni 2010 in Berlin Fotos von Herrn Siegurd Seifert, freier Journalist
statt immer tieferer Spaltung wünschen.
Hier ist ein weiterer Punkt, der
meinen Widerspruchsgeist weckt. Ob
Menschen mit Behinderungen über
jenes „zusätzliche Quentchen mehr
an Sozialkompetenz“ verfügen, das
Gruppen-Egoismus überwinden hilft,
mag dahingestellt bleiben. Klar ist
aber, dass nicht nur sie aufgerufen
sind, die UN-Konvention in die Tat
umzusetzen. Sondern alle, die für
diese zugegebenermaßen idealistisch
klingende Vision einer solidarischen
und gerechten Gesellschaft kämpfen
wollen, die eine solche Gesellschaft
ersehnen. Alle! Auch hier darf es
keine Ausgrenzung geben.
BBZ Juli/August 2010
S p o rt
Berlin-Brandenburger
LeichtathletInnen schlugen sich achtbar
19
Erfolgreich beim Bundesfinale in Nordrhein-Westfalen
SchülerInnen aus Berlin und
Potsdam belegten Platz 1 und 2
400 BehindertensportlerInnen aus 27 Nationen bei der IDM in Bottrop am Start
Oscar Pistorius aus Südafrika war zweifelsohne der Star der Internationalen Leichtathletikmeisterschaften 2010 in Bottropp. Fotos: DBSV
D
Von Uwe Gieche
ie Top-Stars der Behindertenleichtathletikszene gaben sich bei den
Internationalen Meisterschaften vergangenen Monat im Bottroper Jahnstadion die
Klinke in die Hand. Allen voran das Aushängeschild aus Südafrika, Oscar Pistorius,
überzeugte mit seinen Starts. Die Berliner
und Brandenburger AthletInnen kehrten
mit beachtlichen Ergebnissen von den
Meisterschaften zurück, die sich erstmals
in dieser Saison der internationalen Spitze
stellten.
Bei den Frauen konnte die Berliner PSCAthletin Katrin Müller Rottgardt über die
100m und 200m jeweils mit der Bronzemedaille in die Hauptstadt zurückkehren. Bei
den Frauen-Rollis über die gleiche Distanz
stellte die Cottbusserin Yvonne Sehmisch
ihre Ausnahmestellung unter Beweis. Mit
18,37sec über die 100 bzw. 33,41sec. Über
die 200m siegte sie überlegen und errang
den Internationalen Meistertitel. Über die
5000m errang überraschend Helga Liedke
vom Berliner BSV die Bronzemedaille, die
wie ein Sieg gefeiert wurde. In den technischen Disziplinen waren Martina Wilanzeige
ling von Stahl Brandenburg und die heute
57-jährige Marianne Buggenhagen auf dem
Medaillienpodest natürlich auszumachen.
Die 50-jährige Havelstädterin gewann den
Rollstuhldiskuswettbewerb überlegen mit
fast sieben Metern Vorsprung. Sie schleuderte das 600G-Gerät 23.32m weit. Ihre
Medailiensammlung vervollständigte die
Paralympiasiegern von 2008 mit einem
zweiten Platz im Kugelstoßen. Im Rollispeerwurf konnte die spastisch gelähmte
Francis Herrmann (LAC Cottbus) den Vizetitel mit 19.09m erringen. Die Grande
Dame der Behindertenleichtathletik, Marianne Buggenhagen, krönte ihre Wettkampfteilnahme mit dem Bronzeplatz. Im
Kugelstoßen belegte sie den undankbaren
vierten Rang. Ihre Sportsfreundin aus
Brandenburg belegte hier Platz 2. Gleichen
Rank konnte auch die LAC-Athletin im
Rollidiskus erreichen.
Über die 200m und 400m bei den Männern ließ der Südafrikaner mit den beiden
Beinprothesen nichts anbrennen. Er ist das
Maß aller Dinge in diesen Disziplinen. In
überragender Manier siegte er mit 22.26sec
über die 200m und die Uhren über die Stadionrunde blieben bei 47.76sec stehen.
Beide Zeiten sind gegenwärtig der europäischen Spitze meilenweit voraus.
Über die 200m konnte Matthias Schröder vom PSC in 23.34 sec den 3. Rang belegen. „Mit der Zeit bin ich nicht ganz unzufrieden, wenn man bedenkt, dass ich schon
seit Monaten an einer Verletzung laboriere“, so der Berliner nach dem Wettkampf.
So sah es auch PSC-Vizepräsident Dr. Ralf
Otto, der auch 14 Jahre lang Teamchef der
deutschen Leichtathleten war: „Matthias
hat noch Trainingsrückstände. Wichtig war
es dennoch, sich mit der internationalen
Spitze zu messen. Es ist ja im Prinzip der
einzige internationale Vergleich in diesem
Jahr. Bis zu WM Anfang nächsten Jahres
in Neuseeland ist also noch ein wenig Zeit“.
Klubkamerad Thomas Ulbricht, aktueller
Europameister im 5-Kampf, belegte hier
Rang vier und verpasste im Weitsprung mit
6.28m nur knapp das Treppchen.
Bei den Senioren M50 und M70 trugen
sich auch Berliner Athleten in die Siegerund Platziertenlisten ein. Jorde Marx, Allgemeiner Sport-Verein Berlin (ASVB) war
mit 17,25sec über die 100m nicht zu bezwingen. In der Altersklasse M70 konnte
Helmut Böhm (ASVB)
im Standweitsprung mit 1.69m einen beachtlichen 5.Rang erzielen.
Obwohl die Meisterschaften von den
Offiziellen als tolle Veranstaltung bezeichnet wurden, gab es auch hinsichtlich der
Leistungsentwicklung kritische Töne. „Ich
sehe zurzeit wenig Tendenzen für eine
Vorwärtsentwicklung. Es wird nicht einfacher werden, gerade im Nachwuchsbereich muss mehr passieren. Und die
finanzielle Unterstützung muss auch
besser werden“, so Dr. Ralf Otto.
Zudem wunderte sich nicht nur
Otto, sondern auch die TeilnehmerInnen, dass es weder am Samstag
noch am Sonntag einen Stadionsprecher und eine Anzeigentafel gab.
Mehr als dürftig!
Das siegreiche Team der SchwimmerInnen
aus Lichtenberg bei dem 1. Bundesfinale:
„Jugend trainiert für Paralympics“.
Foto: DBS
D
Von Uwe Gieche
as erste Bundesfinale „Jugend
trainiert für Paralympics“ im
nordrhein-westfälischen
KamenKaiserau vom 8. bis 10. Juni 2010 war
für die Berliner und Brandenburger
TeilnehmerInnen äußerst erfolgreich. Sieben TeammitgliederInnen
konnten aus der Potsdamer Oberlinschule und der Friedrich Wilhelmvon-Steuben Gesamtschule in der
Leichtathletik hinter der siegreichen
LVR-Förderschule aus Mönchengladbach den zweiten Platz erringen. Im
Schwimmen setzte sich das Berliner
Wettkampfteam von der Carl-von
Linnè-Schule aus Lichtenberg durch
und entführte den Titel in die Hauptstadt. Damit konnten die Berliner
ihrer Favoritenrolle gerecht werden.
Insgesamt nahmen in den Disziplinen Leichtathletik, Schwimmen,
Tischtennis und Rollstuhl-Basketball
160 Mädchen und Jungen aus neun
Bundesländern teil und ermittelten
die Titelträger. DBS-Präsident Julius
Beuchler unterstrich abschließend
die Bedeutung dieser Veranstaltung:
„Wir müssen neue Wege in der Nachwuchsförderung im Schulsport an
den Förderschulen beschreiten. Die
Wettkämpfe haben gezeigt, wozu
diese TeilnehmerInnenfähig sind. Es
war eine gelungene Möglichkeit, sich
zu präsentieren“.
S p o rt
20
Juli/August 2010
BBZ
Ein Festival der Schwimmweltrekorde in Berlin
5 SchwimmerInnen vom PSC für WM in Holland nominiert
Daniela Schulte vom PSC ist für die WM in
Holland nominiert worden.
E
Von Uwe Gieche
ine Schwimmgala der besonderen
Art fand jüngst bei den 24. Internationalen
Behindertenschwimmmeisterschaften in Berlin statt.
41 Weltrekorde und zig nationale
Bestzeiten sowie die erforderlichen
Qualifikationsnormen für die im
August 2010 in Holland stattfindenden Weltmeisterschaften waren
die außergewöhnliche Ausbeute im
schnellen Wasser zu Berlin. 5 AthletenInnen vom PSC Berlin gehören zu
dem 23-köpfigen Team, das die deutschen Farben bei der WM in Holland
vertreten wird.
Insgesamt nahmen an den dreitägigen Meisterschaften 614 AthletenInnen aus 41 Nationen der Welt teil.
Damit konnte der Teilnehmerrekord
aus dem Vorjahr bedeutend überboten werden. Bei den Paralympics in
Peking 2008 waren gar nur 580 SportlerInnen am Start. Über diese großartige Resonanz freute sich auch Dr.
Ralf Otto, PSC-Präsident des gastgebenden Ausrichters: „Die Leistungen waren überragend und verdienen hohe Anerkennung. Unser über
100köpfiges ehrenamtliches Team hat
in zwei Schichten für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Über die Nominierung unserer 5 PSC-SchwimmerInnen für die Weltmeisterschaften
in den Niederlanden bin ich natürlich
sehr glücklich“.
Glücklich über sein Abschneiden
bei diesem Wettkampf war auch der
19-jährige Daniel Stephan vom Paralympischen SportClub Berlin (PSC).
Das
Schwimmnachwuchstalent
zeigte über die 400m Lagen, dass er
Ein halbes Leben lang am
Beckenrad als Kampfrichterin
80-jährige Erika Roßdorf ist die
Seele bei der IDM
S
Von Uwe Gieche
ie ist immerhin 80 Jahre alt und dennoch jung. Erika Roßdorf, geboren
in Leipzig und seit 56 Jahren Berlinerin,
gehört zu den 38 WettkampfrichterInnen
der 24. Internationalen Deutschen Behindertenschwimmmeisterschaften in
Berlin. Zu diesem ehrenamtlichen Engagement ist sie über ihre Tochter gekommen, die damals ihre Mutter bat, bei
einem Schwimmwettkampf auszuhelfen.
Geschwommen ist sie nur zum Freizeitvergnügen, Handball war ihr eigentliches
a n z e i g e
Erika Roßmann beendet in diesem Jahr nach 40
Jahren Einsatz ihre Wettkampfrichtertätigkeit.
Metier. Sie hat Freude und Spaß an dieser Freizeittätigkeit. Ihr Engagement
ist auch nach dem Wechsel von Leipzig
in der Internationalen Spitze mithalten kann. Seine aufgestellte Bestzeit
von 5:45:69 Min. überzeugte auch
den Bundestrainer, der ihn für die
WM in Holland nominierte. Der gebürtige Göttinger und heutige Sportgymnasiast ist 10mal in der Woche
im Wasser anzutreffen und kann sich
einen anderen Sport als Schwimmen
nicht mehr vorstellen: „Schwimmen
ist meine absolute Leidenschaft. Ich
habe noch viel vor“, bekennt der Neuberliner.
Die WM-Nominierung hat auch
die sehbehinderte Daniela Schulte
vom gleichen Berliner Club erhalten.
Bei ihren Starts ging es zu allererst
um eine Leistungsbestimmung. Sie
hatte in diesem Jahr mit mehreren
Erkrankungen zu kämpfen. Auch in
Berlin ging sie noch nicht voll genesen an den Start. Aber die erfahrene
PSC-Athletin sucht ihre Chance, die
sie mit einem 4. Platz über die 100m
Rücken auch wahrnahm. „Ich bin auf
einem guten Weg“, so ihr Kommentar
nach dem Wettkampf.
Unter den 187 deutschen TeilnehmerInnen überragte einmal mehr
Kirsten Bruhn aus Neumünster. Auf
ihr Konto gingen allein drei Weltre-
korde. Sie wird wohl für die deutsche
Schwimmequipe eine sichere Medailienkandidatin bei der WM sein.
Zu den Überraschungen der Meisterschaften zählte auch der 27-jährige
Christoph Burkhard vom TV Rottweil. Er stellte zwei neue Weltbestmarken über die 100 und 200m Brust
auf.“Ich habe hart trainiert und fühlte
mich in blendender Verfassung“, so
sein Kommentar zu den Ergebnissen.
Auch er zählt zu den heißen Medailienkandidaten in Holland.
Auch aus Berliner Sicht war der
Nachwuchs erfolgreich.
Der erst 10-jährige Malte Braunschweig vom BSV Medizin
Marzahn konnte über die 50m Freistil den Titel eines Internationalen
Deutschen Meisters der D-Jugend erringen.
Die Vorbereitungen für die 25.
Ausgabe der IDM im Schwimmen
in der Europa-und Schwimmhalle an
der Landsberger Allee in Berlin vom
28.04.-01.05.2011 haben bereits begonnen. Sechs Wochen später, 03.07.10.07.2011, finden an gleicher Stelle
die Europameisterschaften statt.
nach Berlin gefragt. Die studierte Elektroingenieeurin fasst das Wettkampfrichterfieber. Sie absolviert die erforderlichen
Lehrgänge und fortan ist sie an den
Schwimmbecken fast wöchentlich anzutreffen. Mit der Stoppuhr in der Hand hat
sie schon manch Athleten(in) der nationalen und internationalen Schwimmszene erlebt. „Es ist ein wunderbares Gefühl,
zu wissen, dass man gebraucht wird“, so
die heute 80-Jährige. Noch lebhaft in Erinnerung sind die Ländervergleiche mit
den Top-AthletenInnen aus Übersee.
Auch bei den Internationalen Games
der BehindertenschwimmerInnen in der
Euro-und Sprunghalle ist die Seele der
WettkampfrichterInnen anzutreffen. Bereits das fünfte Mal wirkt sie hier mit und
überprüft akribisch, ob die Athleten auch
den ordnungsgemäßen Anschlagwechsel
vollzogen haben. Eine Aufgabe, die nach
Ansicht der Wettkampfrichterin oftmals
unterschätzt wird. „Hier wird letztendlich auch darüber entschieden, ob eine
Disqualifikation erfolgt oder nicht“, unterstreicht entschlossen die Berlinerin.
Bei ihren Einsätzen lief alles ordnungsgemäß ab. Ihre 40jährige Wettkamprichtertätigkeit wird sie allerdings mit einem
weinenden und lachenden Auge zum
Jahresende an den berühmten Nagel
hängen.
„Jetzt sollen die Jüngeren ran. Ich
habe sicherlich auch ein wenig mehr
Ruhe verdient“, so Erika Roßmann.
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S p o rt
BBZ Juli/August 2010
Berlin erlebte fantastische Sportdemonstration im Blindenfußball
Fußballer demonstrierten eindrucksvolles Können
Bundessportminister Thomas de Maizière
probierte sich selbst als „Blinder“ beim
Schuss aufs Tor. Foto: U. Gieche
B
Von Uwe Gieche
linde Fußballer haben jüngst am
Fuße des Reichstages eindrucksvoll ihr Können demonstriert und der
breiten Öffentlichkeit Einblicke in diese
Sportart vermittelt. Ziel dieses Sportevents war nach Meinung des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert jene
zu ermuntern, die sehgeschwächt oder
erblindet sind, auch sich selbst auszuprobieren.
Einen Tag des Blindenfußballes erlebt
man nicht alle Tage. Vor allem nicht zu
Füßen des geschichtsträchtigen Reichstages, an dem wieder hunderte Besucher mehrere Stunden auf den Einlass
warteten. So auch Familie Dagmar und
Rainer Stubbe aus Regensburg. Beide
sind auf Berlin-Trip und wollen natürlich auch jene Einrichtung unter die
Lupe nehmen, wo die Mitglieder des
Deutschen Bundestages wichtige Entscheidungen treffen. Ihr Warten wird
an diesem Tag durch ein Sportevent der
besonderen Art verkürzt. Sie erleben
den Tag des Blindenfußballs. Schnell
werden sie neugierig und überzeugen
sich, was die Polit- und Sportbehindertenprominenz organisiert haben.
Nicht nur die Aufmerksamkeit der
Regensburger findet die Veranstaltung,
sondern auch vieler weiterer ZuschauerInnen. Allem voran gilt natürlich
die Aufmerksamkeit den Akteuren.
So dem 36-jährigen Exnationalspieler Bayran Dogan aus Gelsenkirchen.
Er und weitere Akteure aus den aktuellen Bundesligavereinen demonstrieren anschaulich ihr Können. Alle
Spieler müssen sich auf ihr Gehör verlassen. Eingebaute Rasseln im Ball signalisieren den Spielern, wo sich der
Ball gerade befindet. Der angreifende
Spieler muss sich immer mit dem aus
dem Spanischen stammende „Voy“
(Ich komme) bemerkbar machen, um
Verletzungen und Zusammenpralls
vorzubeugen. Vier Feldspieler und ein
sehender Torsteher sowie Guide dirigieren die Kicker auf dem 20x40 großen
Feld. Auch der 34-jährige Michael Löffler vom FC St` Pauli ist seit 4 Jahren
dabei und durfte bereits für die DFB-
Elf das Nationaltrikot tragen. Der von
Geburt an Erblindete konnte sich endlich seine Fußballleidenschaft zu eigen
machen und dem runden Leder nachjagen. „Es macht großen Spaß. Zuerst
war ich auch skeptisch, ob das funktioniert. Aber Mut und Wille haben mich
eines Besseren belehrt“, so der Hamburger und ermutigt Sehgeschwächte
oder Erblindete auch den ersten Schritt
zu tun. Beim Probetraining faszinieren
die Kicker die Zuschauer und greifen
in ihre fußballerische Trickkiste. Auch
der aktuelle Torschützenkönig der 1.
Blindenfußballbundesliga Ali Alican
aus Marburg demonstriert fußballerische Leckerbissen mit dem Ball. Darüber ist auch Ex-FIFA-Referee Walter
Eschweiler erstaunt: “Was die Jungs
leisten, ist großartig. Der Sepp-Herberger-Stiftung sei wirklich gedankt, dass
sie diese Sportart unterstützen“. So
wie Eschweiler geht es auch den Regensburger Gästen. Beide waren von
dieser Veranstaltung beeindruckt, was
auch ein wichtiges Ziel an diesem Tag
nach Auffassung von Bundessportminister Thomas de Maiziére darstellte.
„Der Blindenfußball ist in der Mitte
der Gesellschaft angekommen und hat
es verdient einer breiten Öffentlichkeit
präsentiert zu werden“.
BAK gewinnt Berliner Landespokal
BFC-Mopp stürmt nach Abpfiff auf die Spielfläche
Der Berliner BAK gewann den Berliner
Landespokal und konnte sich dadurch für
die 1. Hauptrunde im DFB-Pokal qualifizieren. Hier hat Fortuna den Weddingern
ein attraktives Los verschafft. Sie treffen auf
den Bundesligisten von FSV Mainz 05. Der
BAK rechnet mit 5.000 ZuschauerInnen.
Der Spieltermin liegt zwischen dem 13.und
16.08.2010. Foto: Uwe Gieche
V
Von Uwe Gieche
erkehrte Berliner Fußballpokalwelt. Der haushohe Favorit im
Berliner Pokalendspiel BFC Dynamo
unterliegt im Friedrich-Ludwig JahnStadion vor 3.000 Zuschauern dem
Kontrahenten von BAK Ankaraspor
mit 0:1. Damit vergeigten die Hohenschönhausener ihre letzte Chance,
doch noch den finanziell angeschlagenen Verein aus der Misere zu holen. BFC-Mopp stürmte nach Spielende den Innenraum und ließ seinen
Aggression freien Lauf. Nur dank des
umsichtigen Verhaltens von BFC-Kapitän Nico Thomaschewski, den Ordnern sowie der Polizeibereitschaft war
es zu verdanken, dass die Schäden in
Grenzen gehalten wurden.
Obwohl der BFC während der 1.
Halbzeit und bis zu besagtem Tor
in der 76. Minute feldüberlegen war,
gelang es den Berlinern nicht diese
drückende Überlegenheit in Tore
umzumünzen. Ein Konter des BAK
sorgte durch Can Akgün für die
Spielendscheidung und dem Ko des
BFC. Bis dato hatte auch der Lankwitzer Schiri Sebastian Schmickartz
keine Mühe das Spiel zu leiten. Erst
als aus dem BFC-Block Feuerwerkskörper gezündet wurden, unterbrach
er wenige Minuten vor Spielende für
mehr als vier Minuten die Begegnung.
Als jedoch mit dem Abpfiff die Niederlage des BFC besiegelt war, stürmten blitzartig Chaoten das Spielfeld.
Selbst die Ordner waren von dieser
Aktion völlig überrascht und suchten
das Weite wie die jubelnden BAKAkteure, Trainer und Betreuer. Auch
Rollifahrer Rainer M. aus Prenzlauer
Berg, der am Spielfeldrand das Spiel
verfolgte: „Ich sagte nur zu meinem
Begleiter weg hier, der es erhörte
und mich außerhalb des Stadions beförderte“. Nicht nur bei ihm sorgten
diese Szenen für blankes Entsetzen
und ständiges Kopfschütteln, sondern
auch bei den Berliner Fußballfunktionären und neutralen Zuschauern.
Die Polizei nahm bei den Ausschreitungen fünf Personen fest und
ermittelt in 15 Strafverfahren gegen
neun Chaoten.
Das Strafmaß für den BFC Dynamo
wird noch durch den Berliner Fußballverband festgelegt.
21
Berliner
Fußballverband
lobt Integrationspreis 2010
aus
Chefin des Berliner Behindertensportverbandes Jurymitglied
D
Von Uwe Gieche
er Berliner Fußballverband
hat den Integrationspreis 2010
ausgelobt. „Der Berliner FußballVerband fasst den Begriff Integration bewusst weit und meint hier alle
gesellschaftlichen Gruppen, denen
der Sport durch die gemeinsame
Begegnung helfen kann, sich in der
Gesellschaft zu etablieren und zurechtzufinden. Genau dies soll auch
im BFV-Integrationspreis zum Ausdruck gebracht werden“, heißt es in
der amtlichen Mitteilung Nr. 45/10
vom 04.06.10 auf der Internetseite des
BFV.
Bewerben können sich sowohl alle
Mitgliedsvereine des BFV als auch
Projekte und Einzelpersonen, die
dem Ziel der Integration in vielfältiger Art und Weise gerecht werden.
Es geht um die Beispielwirkung von
Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Ethik, Religion oder Konfession.
Behindertensportvereine oder Projekt- und Selbsthilfegruppen sollten
sich rege an dieser Ausschreibung
beteiligen, denn dem Sieger winken
immerhin 4.000 Euro, dem Zweitplatzierten 2.000 Euro und dem Dritten
noch 1.000 Euro.
In der hochkarätig besetzten Jury
wirkt auch Berlins Behindertensportchefin Kirsten Fussan mit.
q Einsendeschluss ist
Mittwoch, 31. August 2010.
Für Rückfragen und alle erforderlichen Formalitäten steht Norman
Wiechert Tel.
030 / 89 69 94 35 oder per mail:
[email protected]
vom Berliner Fußballverband
zur Verfügung.
S ta dt g e s p r äc h
22
Juli/August 2010
BBZ
60 Jahre und kein bisschen ...
- das bunte Kaleidoskop der Phantasie
Gala 60 Jahre PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Berlin
m 10. Juni feierte der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Berlin sein 60jähriges Bestehen mit einer
Gala im Tipi am Kanzleramt. Rund
100 Künstlerinnen und Künstler aus
den Sozial- und Jugendprojekten des
PARITÄTISCHEN boten eine einmalige Bühnenshow dar.
Die Werkstatt der alten Talente eröffnete mit dem Drumcircle 50 plus,
es folgten die Breakdancer der Samuels Crew, die jungen Musikanten „Wir
Kinder vom Kleistpark“, die bunte
Jonglagegruppe „Mallos und Ruth“
vom UFA-Zirkus, die Trapezkünstlerinnen vom Juxirkus. Gangway Beatz
war mit zwei Jugendlichen aus Marzahn und den in der Szene sehr bekannten Rappern Amewu und Chefket dabei. Die Rock on Wheels -Rollitänzer und das Theater RambaZamba
mit Ausschnitten aus ihrer Weiberrevue schlossen die Show ab. Sie alle
zeigten, wie es in der sozialen Arbeit
mit Hilfe der Kunst gelingt, Grenzen
zu überwinden, außergewöhnliche
Leistungen zu erreichen und Lebenslust zu gewinnen!
Über 850 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung und aus der
freien Wohlfahrtspflege hatten sich
angemeldet. Das Interesse war überwältigend!
Sozialsenatorin Carola Bluhm
sprach für das Land Berlin. Vier Persönlichkeiten, die mit ihrem Engagement den Verband maßgeblich geprägt
haben, wurden gewürdigt und kamen
in einer Talkrunde zu Wort: Georg
Zinner, Mitglied des Vorstands seit 31
Jahren, Prof. Dr. Hans-Jochen Brauns,
ehemaliger Geschäftsführer des Ver-
bandes von 1986 bis 2003, ChristaMaria Blankenburg, ehemalige Vorsitzende des Verbandes von 1994 bis 2003
und Dr. Eberhard Löhnert, Verbandsmitarbeiter seit 19 Jahren und Leiter
der Bezirksgeschäftsstelle. Moderiert
wurde die Gala von Harald Pignatelli.
Der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband Berlin ist mit seinen 660 Mitgliedsorganisationen der größte Wohlfahrtsverband in Berlin. Unter seinem
Dach sind rund 4000 Einrichtungen
und Projekte mit 49.000 Hauptamtlichen und 39.000 Ehrenamtlichen.
Der Verband ist seit seiner Neugründung nach dem Krieg im Jahr
1950 stets gewachsen und hat in den
ersten 50 Jahren in jeder Dekade seine
Mitgliederzahl verdoppeln können.
Ein Ende des Wachstums ist immer
noch nicht erkennbar. Durch die Beiträge seiner Mitglieder ist der Verband
heute unabhängig vom Staat.
Dem Verband ist es durch gute Serviceangebote und eine starke Stimme
gegenüber Politik und Verwaltung gelungen, dass sich große Einrichtungen
der Gesundheits- und Sozialversorgung, Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen ebenso vertreten fühlen
wie kleinere Organisationen, die sich
der Selbsthilfe und dem Gedanken der
Selbstorganisation verpflichtet fühlen.
Mit seiner weltanschaulichen Neutralität, seiner humanistischen Ausrichtung und seinen Grundsätzen der
Offenheit, Toleranz und Vielfalt bietet
Mitten unter
uns
den, die über ihre Praxiserfahrungen
berichteten.
Der soziale Dienst Lotse würde seine
Hilfeleistung für diesen Personenkreis
gern erhöhen und auch der Senat hat
diese Notwendigkeit bereits erkannt.
Eine Hilfe könnte darin bestehen, dass
die Jugendhilfe (Wohn)Einrichtungen
mehr Zeit gibt, zu entscheiden, ob eine
geistige oder psychische Behinderung
vorliegt.
Eine oft mangelnde Ich-Stärke und
fehlende Tagesstruktur macht Menschen mit psychischen sozialen Störungen anfällig für kriminelle Kontakte.
Angebote, die oft zu hochschwellig und
nicht individuell genug sind, vermitteln
jedoch nicht die nötige Perspektive.
Durch die Einstufung als geistig Behinderter kommt es erst recht zu einer
Identitätsstörung.
Jedoch ist auch der Umgang für Einzelfallhelfer ungewohnt – sie erkennen,
dass dieser Personenkreis völlig andere
Ansprüche stellt und nicht in starre
Schemen gesteckt werden kann.
Mit dem Wohnverbund Pistoriusstraße, der REHA e. V. und dem PROWO e.
V. waren auch Dienstleister aus dem Bereich Wohnen geladen. Auch hier wurde
deutlich, dass es zwar auf flexible und
gemixte, personenzentrierte und nicht
gruppenbezogene Angebote ankommt,
aber nicht alles „Althergebrachte“
schlecht ist.
Wichtig sind Kontinuität und der
Aufbau von Beziehungen für die Schulung sozialer Kompetenz.
Durch Zuverdienst oder die Arbeit in
der Werkstatt wird Wertschätzung und
Kontinuität erfahren und das Gefühl
einer sinnvollen Arbeit und keiner
bloßen Beschäftigung nachzugehen vermittelt.
Auf großes Interesse dürfte der Vortrag von Herrn Rechtsanwalt Ziegler
gestoßen sein. Musste er doch zugeben,
dass für ihn als Rechtsanwalt das Regelwerk der Eingliederungshilfe ebenfalls
undurchsichtig ist. Dennoch zeigte er
Möglichkeiten auf, die unternommen
werden können beim Ausbleiben der
Strahlend und glänzend aufgelegt: PARITÄTISCHE Gala-Gäste unter der Zirkuskuppel.
Foto: PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Berlin
A
I
hren diesjährigen Fachtag, in Kooperation mit der Senatsverwaltung
Arbeit, Soziales und Integration sowie
Lotse Berlin, widmete die Lebenshilfe
Menschen mit besonderem psychosozialem Unterstützungsbedarf.
Damit sind Menschen gemeint, die
nicht mehr nur eine Lern- oder leichte
geistige Behinderung aufweisen, sondern individuelle unterschiedliche Kombinationen aus Depression, Obdachlosigkeit, Antriebslosigkeit, Suchtproblemen, Persönliche Störungen u.v.m.
Bedarfsgerechte Unterstützung gibt es
kaum. Um der Frage nachzugehen, wie
Sozialamt und Dienstleister der Sozialhilfe ihre Unterstützung organisieren
und gestalten, damit sie dem Personenkreis wirksam und nachhaltig gerecht
werden können, waren Referenten aus
unterschiedlichen Einrichtungen gela-
der Verband vielfältigsten Initiativen
und Projekten ein Dach. Das PARITÄTISCHE Prinzip bedeutet, dass
alle Mitglieder gleich viel gelten und
unabhängig von ihrer Größe nur eine
Stimme im Verband haben.
Der PARITÄTISCHE hatte nach
der Wende einen großen Anteil am
Aufbau freier Träger im Ostteil der
Stadt und an der Herstellung gleicher
Lebensverhältnisse in Ost und West.
Er war an vielen sozialpolitischen Weichenstellungen maßgeblich beteiligt
- zum Beispiel an der Rettung der Polikliniken vor der Abwicklung, an der
Enthospitalisierung von 2.000 chronisch psychisch kranken Menschen,
an der Verbesserung der frühkindlichen und schulischen Bildung, der
Aufstockung des Kita-Personals im
vergangenen Jahr und an der berlinweiten Verortung von Stadtteilzentren
und ihrem Ausbau als Rückgrat der
Sozialversorgung und zur Stärkung
des Bürgerengagements in Berlin.
Menschenzugewandte und leistungsstarke soziale Dienste aufzubauen und weiterzuentwickeln, das
ist das Markenzeichen des PARITÄTISCHEN Wohlfahrtsverbandes
Berlin. Ein Grund zur Freude und
zum Feiern.
Leistungen - weil sich keiner zuständig
fühlt.
Unbewegt von solchen Querelen arbeitet die Treberhilfe Mitte. Junge Erwachsene, oft wohnungslos infoge von
sozialer Überforderung, werden hier
rund um die Uhr aufgenommen und
von Fachpersonal betreut. Meist erfolgt
innerhalb von vier Wochen eine Weitervermittlung in andere Einrichtungen.
Schließlich bekräftigte das Abschlusspodium, bestehend aus Vertretern des
Senats und verschiedener Träger, dass
bereits vorhandene Angebote besser genutzt und Standards eingerichtet werden
müssten.
Überdies fehlt die Möglichkeit, Leistungen zusammenzubinden oder zu
kombinieren – etwa in Form des trägerübergreifenden Persönlichen Budgets.
Stattdessen wird nach Kassenlage entschieden und nicht nach Bedürftigkeit.
Die Gewährung notwendiger Leistungen ist aber Menschenrecht!!!
Elfi Witten
Ref. Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin
PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband Berlin
Franziska Littwin
K u lt u r
BBZ Juli/August 2010
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Ist Existenz therapierbar?!
Foto von Peter Ehrentraut aus dem Stück „Bergauf - im falschen Film“
„Von Anfang an war es das Anliegen der Lebenshilfe, dass Menschen
mit Behinderung in unserer Gesellschaft dazugehören. Wir freuen uns,
dass Thikwa das Thema Inklusion
für uns künstlerisch umgesetzt hat.“
Diese anerkennenden Worte stammen von Ulrich Arndt, dem Vorsitzenden der Lebenshilfe Berlin.
Inklusion nicht nur künstlerisch
umgesetzt im Stück „Bergauf – im
falschen Film“, geschrieben für das
50-jährige Jubiläum der Lebenshilfe, sondern auch vorgelebt.
Bereits seit 1990 arbeiten künstlerisch ausgebildete Menschen mit
Behinderung und nicht behinderte Künstler im Theater Thikwa zusammen. Der nächste Schritt folgte
1995 – Theater Thikwa gründete mit
der Theater-Werkstatt Thikwa die
bundesweit erste Ausbildungs- und
Arbeitsstelle. In ihr können Menschen, die als geistig- und lernbehindert gelten, die darstellenden
und bildenden Künste zum Beruf
wählen.
Anerkannt als Werkstatt für Behinderte, wird die Theater-Werkstatt
gemeinsam von der Nordberliner
Werkgemeinschaft gGmbh und dem
Theater Thikwa e. V. betrieben.
Von 12 auf 20 Beschäftigte derzeit gewachsen sollen es nach dem
geplanten Umzug im Herbst in größere Räume sogar 40 Beschäftigte
werden.
Anders als in der werkstatttypischen Arbeitserprobung findet
hier die Beschäftigung über die 2
Jahre hinaus statt. Was wäre ein
Theater ohne Schauspieler, die sich
im Laufe der Zeit eine Qualität erarbeitet haben?! Eine kleine „Auslese“ wird schon betrieben: Ist ausbaufähiges Potenzial vorhanden? Ist
der-/diejenige wirklich bereit sein/
ihr Können der Kunst zu widmen?
Einige verlassen das Theater allerdings, da ihnen die Arbeit doch zu
anstrengend ist, und wieder andere
stehen auf der Warteliste.
Eine Ausbildung- und Arbeitsstelle bedeutet auch „Unterricht“ haben.
Da den aufgeführten Stücken oft
eine literarische Vorlage zu Grunde
liegt, findet „Geschichtsunterricht“
statt: Wie lebten die Menschen in
dieser Zeit, welche Kleidung trugen
sie und anderes.
Dies ist wichtig um die bildnerische Arbeit und das Verständnis
F40 -Spielpl an Juli/August 10
Wenn nicht anders angegeben, beginnen die Vorstellungen um 20 Uhr.
D Juli | 1. um 20 Uhr, 2.+3. um 18 Uhr, 4. um 20 Uhr, 6.+7. um 18 Uhr, 8.+9. um
20 Uhr, 10. um 18 Uhr | Lovepuke | ENGLISH THEATRE BERLIN
D Juli | 2.-4. | Kleine Form: Ophelia in der Schachtel | THEATER THIKWA
D Juli | 9. um 20 Uhr, 10. um 16 Uhr | Max und Moritz | THEATER THIKWA
D Juli | 15.+16., 21.-24. | Bergauf - im falschen Film | THEATER THIKWA
D Juli | 16.-18. | Let’s Talk About Sex | ENGLISH THEATRE BERLIN
D August | 5. | Dengaku Mai/Tanz im Reisfeld | THEATER THIKWA
q F40 - English Theatre Berlin + Theater Thikwa (barrierefrei)
Fidicinstraße 40 • 10965 Berlin-Kreuzberg • www.thikwa.de
Tickets: 030-69 50 50 922 oder [email protected]
Eintrittspreise: 14,- / ermäßigt 8,- / 3-Euro-Kulturticket (Berlinpass) / Gruppen ab 10 Personen zahlen pro Karte 1 Euro weniger
/ Studio: 12,-/7,- www.etberlin.de
Tickets: 030-691 12 11 (Information Eintrittspreise) oder [email protected]
des literarischen Stoffes zu verbessern. Dennoch gilt: durch Improvisation entsteht das Endprojekt.
Konkret bedeutet das: das Stück
ist eine Erarbeitung des Stoffes, in
die die Wünsche und Gedanken
sowie die persönlichen Eigenarten
und Fähigkeiten der Darsteller einfließen. Nicht ungewöhnlich ist es
daher, dass ein Stück 6 bis 9 Monate
braucht, bis es bühnenreif ist.
Zum Konzept der Werkstatt gehört
es auch, den Transfer zwischen den
unterschiedlichen
künstlerischen
Bereichen zu erreichen. Bei der grafischen Darstellung des Stoffes entscheidet jeder nach seinen Kenntnissen und Fähigkeiten, die Wahl
des Materials – ob er/sie mit Ton,
Holz oder Gips arbeitet – erfolgt
entsprechend der jeweiligen Themensetzung. Dieser Austausch unterschiedlicher Ansätze spiegelt sich
im intensiven Ausdruck der Darsteller wider.
In eine Theater-„Ausbildung“
gehört auch die Schulung der Körperwahrnehmung – die scheinbare
Weigerung, die gelähmte Seite einzusetzen, ist doch nur eine Unkenntnis des Schauspielers beispielsweise.
Alles fließt ineinander ...
Menschen mit Behinderung sind
auch nur Menschen, und deshalb
kommt manchmal auch Neid auf –
nicht immer kann jeder mitspielen
und dann bei Gastauftritten mitreisen. Dieses trübt aber nicht störend
die Stimmung unter den Darstellern.
Abhängig von den Starallüren
der nicht behinderten Schauspieler
finden die Vorproben allein oder zusammen statt. Viele Profis sprechen
anschließend von einer intensiven
Arbeit, einer Bereicherung, einem
sich gegenseitig Befruchten oder
einer Horizonterweiterung.
Sturm gelaufen werden soll demanzeige
nächst gegen die IHK und deren
starre Vorschriften auf dem Weg zur
Zertifizierung der Ausbildung – das
Ziel wird erreicht, nur auf anderen
Wegen.
Dass Schauspieler des Ensembles
von Film und Fernsehen oder anderen Theatern „ausgeliehen“ werden,
ist längst ein offenes Geheimnis.
Enden möchte ich daher mit einer
Zuschauerstimme: „Außergewöhnlich. Außergewöhnlich schön. So
muss Theater sein: Hautnah. Unter
die Haut gehen. Grenzen aufzeigen
und überwinden. Konfrontation mit
dem eigenen Selbst. Spielfreude.
Ohne Künstliches so viel Kunst!“
Franziska Littwin
Bergauf – im
falschen Film
ein szenischer Bilderbogen aus
Wünschen, Träumen, Erfahrungen und biografischem
Material, wird erneut im F40
aufgeführt.
q Theater Thikwa und
Lebenshilfe Berlin e.V.
D
D
BERGAUF - IM FALSCHEN FILM
Do 15. Juli, Fr 16. Juli und Mi 21.
bis Sa 24. Juli 2010 um 20 Uhr
Ticketpreise: 14 / ermäßigt 8 Euro /
3-Euro-Kulturticket (Berlin-Pass) /
Gruppenrabatt ab 10 Personen
F40 - Theater in den
Mühlenhaupthöfen
Fidicinstraße 40
10965 Berlin
Kartenvorbestellung:
030-69 50 50 922
oder [email protected]
www.thikwa.de
K u lt u r
24
Juli/August 2010
BBZ
Ein Mann, der mit den Fingern sieht
G
eerat Vermeij ist ein erfolgreicher Wissenschaftler - und er
ist blind. Die Welt erschließt sich ihm
mit anderen Sinnen. Geboren wurde
er im September 1946 in der niederländischen Provinz Groningen. Seit
seiner Geburt litt er an einer besonderen Form des Grünen Stars, konnte
infolgedessen nur schemenhaft sehen
und hatte immer wieder Schmerzen.
Nur eine Operation konnte verhindern, dass das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen wurde. Sie aber bedeutete, er war damals noch nicht einmal
vier Jahre alt, den endgültigen Verlust
des Augenlichts.
Seinen neunten Geburtstag feierte
Geerat Vermeij „irgendwo auf dem
Atlantik“; seine Familie war damals
auf dem Weg in die USA. Da gelang
ihm später gegen viele Widerstände
die Aufnahme an die Princeton-Universität. „Damals war ich dort vermutlich der einzige blinde Student“,
erinnert er sich.
Heute ist Geerat Vermeij verheiratet, Vater einer Tochter und Professor
an der Universität von Kalifornien in
Davis, wo er Evolutionsbiologie und
Paläontologie lehrt. Seit seiner Kindheit galt sein besonderes Interesse
Muschelschalen und Schneckengehäusen: Im Jahre 1956 hatte eine Lehrerin einmal ein paar Muscheln mit
in seine Klasse gebracht; mit seinen
Händen spürte der damals zehnjährige Geerat zum ersten Mal makellose Wölbungen, Spiralen, Zapfen,
scharf ziselierte Grate, ebenmäßige
Rippen, feinste Schuppenornamente
und anderes. Warum, wunderte sich
der Junge, wirken die Muscheln vom
Nordsee-Strand so unfertig, und die
aus tropischen Meeren so marmor-
glatt, so vollkommen? Damit erwachte offenbar seine wissenschaftliche
Neugier, die seinen weiteren Lebensweg bestimmt hat.
Ökologie eines Lebensraumes, so
lernte er, spiegelt sich in Form und
Funktion seiner Bewohner wider.
Ob Schalenbewohner in ihren Bau
viel oder wenig investieren, hängt offenbar nicht nur von biochemischen
Bedingungen ab, sondern auch von
der blanken Not: Warum, hatte sich
Geerat Vermeij schon lange gefragt,
haben Muscheln und Schnecken in
tropischen Gewässern dickere Schalen als ihre Verwandten in kühleren
Regionen?
Zum einen hat dieser Unterschied,
so erklärt Vermeij, mit der Temperatur der Meere zu tun, in denen die
Tiere leben. Im Wasser der gemäßigten Zonen läuft die Bildung von
Kalziumkarbonat, dem Baustoff der
Schalen, träger ab als in den Tropen.
Der hartnäckig weiterfragende For-
scher fand aber noch eine weitere Antwort: An den durchsonnten Küsten
des Indischen Ozeans und des Pazifiks wimmelt es von Feinden, die mit
raffinierten Strategien und modernsten Einstichwerkzeugen ausgestattet
sind und genau die Schwachpunkte
im Bau ihrer Beute auskundschaften.
So brauchen die Muscheln dort unbedingt dickwandige Häuser aus härtestem Kalk, empfehlen sich auch zusätzliche Rippen, um die Schalen stabiler zu machen, und Bollwerke aus
vorragenden Spießen, um die Räuber
auf Abstand zu halten.
Und eines Tages entdeckte er, mit
den Fingerspitzen tastend, so etwas
wie Narben auf den Kalkpanzern
der Weichtiere, der Mollusken . „Erst
als ich nicht mehr wie ein Sammler
dachte, der nur makellose Exemplare
schätzt, bin ich plötzlich draufgekommen“, gesteht er ein. So entdeckte er
ein von Meer zu Meer variierendes,
aber doch überall geltendes Muster:
Räuber bestimmen das Leben aller
anderen Tiere, was zur Folge hat,
dass alle möglichen Beutetiere mit
so etwas wie modernster Feindabwehr ausgestattet sind. „Wenn Einbrecher die Evolution vorantreiben,
der die tropischen Mollusken immer
wehrhaftere Häuser verdanken, dann
müssen abgeschmetterte Angriffe an
Flickstellen in der Schale abzulesen
sein – wie in einer Autobiographie.“
Räuber scheinen das Leben aller anderen Tiere zu bestimmen. Mollusken (Weichtiere), die sich dieser vernichtenden Selektion nicht anpassen
können, sterben entweder aus oder
werden verdrängt, müssen als ökologische Flüchtlinge in kühlere, weniger riskante Ozeane umsiedeln.
Ohne ein einziges dieser Schalentiere oder deren Behausungen und
Panzer je gesehen zu haben, scheint
der Evolutionsbiologe Geerat Vermeij
tastend etwas entdeckt zu haben, was
alle seine Kollegen übersehen haben:
Umbauten im harten Gehäuse der
Weichtiere interpretiert er als Beweise
für eine vor rund 250 Millionen Jahren
begonnene Eskalation; für so etwas
wie ein Wettrüsten zwischen Räubern und Beutetieren in den Meeren,
im Verlaufe dessen die Schalentiere
immer neue Rüstungen konstruiert
hätten, um ihr zartes Fleisch gegen
den bedrohlichen Kraftzuwachs der
Scheren und Kiefer ihrer zahlreichen
Angreifer zu verteidigen.
Vermeij erforschte Strände in aller
Welt, am Roten Meer und am Pazifik,
auf Hawaii, in Chile und Australien.
„Ich möchte die Natur in ihrer Vielfalt verstehen“, so ist in seiner Autobiographie zu lesen. Doch musste er
als Blinder für sein Recht auf Risiko
offenbar hartnäckig kämpfen, für die
Genehmigung überhaupt im Feld zu
forschen und dabei realen Gefahren
ausgesetzt zu sein, etwa in krokodilverseuchten Mangrovensümpfen,
unter brüchigen Klippen oder in unberechenbarer Brandung. Doch nur
wenn er sich denselben Bedingungen
aussetzt, unter denen seine Mollusken leben, sich verteidigen, überleben, sterben, nur durch Erfahrungen
aus erster Hand, so Geerat Vermeij,
kann er als Forscher überhaupt verstehen, wie die Kräfte der Evolution
wirken.
R. S.
Reges Zuhörerinteresse
bei Lesungen
K
laus Feldmann (Foto), Exnachrichtensprecher der aktuellen
Kamera in der ehemaligen DDR,
gehörte zu den insgesamt fünf Autoren, die während der
zuschauerträchtigen
(N)Ostalgie-Ausstellung in einem Berliner EinkaufsCenter in
Lichtenberg im vergangenen Monat zu Wort
kamen. Feldmann eröffnete Anfang Juni
die Lesebühne. Vor
rund 40 interessierten
ZuhörerInnen, darunter viele RollifahrerInnen, las er aus seinem im
Verlag Neues Leben erschienenen
Buch: „Das waren die Nachrichten
–Erinnerungen“ und erhielt Applaus auf offener Szene. Auch Sportreporterlegende Heinz Florian
Oertel war während der 14-tägigen
Veranstaltung live anzutreffen. Er
las aus seinem Werk „Pfui Teufel“,
wo er die 40 Jahre Teilung der beiden deutschen Staaten in seiner eigenen Sportreportersprache ref lektierte. „Häppchen“ alias Helga Piur,
die als Zahnarzthelferin in der
gleichnamigen ehemaligen DDRFernsehserie zu Ruhm kam, las aus
ihrer Autobiografie „Ein Häppchen
von mir“ und begeisterte die Anwesenden. Den Schlusspunkt der
mehrtägigen Autorenlesung setzte
Jürgen Mladeck. Er stellte seinen
Bilder- und Geschichtenband unter
dem Titel: „Unser Tierpark-Buch“,
den BesucherInnen vor.
Text/Foto: Uwe Gieche
BBZ Juli/August 2010
K u lt u r
25
Der Frieden – Ein Fest
Internationales Open-Air-Theaterfestival
mit dem polnischen Straßentheater
„der 8. Tag“ (Teatr Osmego Dnia), der
israelischen Theatergruppe „Wings“
(Kenafayim) und allen Schauspielern
und Künstlern von RambaZamba und
der Sonnenuhr Ateliers
D
Premiere: 1. September 2010
Weitere Aufführungen:
2. und 3. September 2010
Uhrzeiten werden rechtzeitig
bekanntgegeben
Hof I der Kulturbrauerei
Prenzlauer Berg
INTERNATIONALES
THEATERFESTIVAL –
JUBILÄUM 20 Jahre RambaZamba,
20 Jahre SONNENUHR
D
ie vielfach gewürdigte Kunstwerkstatt Sonnenuhr e.V. mit
ihrem renommierten Theater RambaZamba feiert das 20-jährige Bestehen. Eine Utopie scheint Wirklichkeit
geworden. Künstler/innen, die im
bundesdeutschen Alltag immer noch
unter dem Aspekt des Defizits (NichtKönnens) gesehen werden, haben es
geschafft, mit ihrem Theaterspiel, ihrer Kunst der Bilder und Skulpturen
und ihrem wunderbaren Zirkus die
Öffentlichkeit in ganz Deutschland
und vielen Staaten Europas zu berühren und zu begeistern. Die Medien,
Funk und Fernsehen nahmen erst
erstaunt, dann begeistert zur Kenntnis, was für eine neue und aufregende
Kunst hier entstand. Wir feiern und
greifen dazu ein antikes Stück und
einen Menschheitswunsch auf: Den
Frieden.
Mit allen Schauspielern des Theaters RambaZamba, den bildenden
Künstlern der Sonnenuhr, der integrativen Theatergruppe „Wings“ aus
Tel Aviv und dem polnischen Straßentheater „Der 8. Tag“ wird die
antike Komödie „Der Frieden“ von
Aristophanes als Open-Air-Spektakel
erarbeitet, einstudiert und gemeinsam zur Premiere gebracht.
Mit dem polnischen Straßentheater „Osmego Dnia - Der achte Tag“
kommt ein Stück berühmte Theatergeschichte nach Berlin. Gegründet
1964, wird das Ensemble von Theaterkritikern auch als „Die Rolling Stones
des Theaters“ bezeichnet. Mit ihren
Ronald Searle im Wilhelm-BuschMuseum in Hannover
Z
u Pfingsten 2010 haben wir den WilMin. Über eine breite Kutschenauffahrt
helm Busch (1832-1908) in seinem
geht es zur Kasse im Shop im Parterre
Museum
besucht.
des
elegant-klassiZwei Stunden mit
zistischen Wallmodem IC Berlin – Handenschlösschens, um
nover, dort im Hbf.
1780 erbaut. Vorne
direkt vom Gleis hinrechts ist ein Lift in
unter auf die Niki-dedas komplett barrieSaint-Phalle-Promerefreie, zweistöckige
nade, sieben Min. zur
Haus eingebaut. Es
U-Bahn-Haltestelle
laufen immer mehKröpcke. Mit der “Sonderlieferung, 1980. - Gesehen in der
rere Ausstellungen
Stadtbahnlinie 4 und Austellung zu Searle´s 90. Geb. im W.nebeneinander.
5 (nach Garbsen und Busch-Museum in 2010”
Ronald Searle mit
Stöcken – Fragen! Schwer zu finden!)
seinem englischen Humor mit feinem,
bis Haltestelle „Schneiderberg/ Wilh.genauem Strich passt gut ins Haus. Zu
Busch-Museum“. Der Fußweg zum Mudessen 90. Geburtstag wird ein Überseum durch den Georgengarten nach
blick über sein Gesamtwerk gezeigt.
vorne links dauert ebenfalls nur zehn
Das Museum besitzt den Großteil des
öffentlichen Inszenierungen, neuen
Stilmitteln und der Widerbelebung
des Gedankens vom Theater als Protestform wurde „Der achte Tag“ stilbildend für Theater im öffentlichen
Raum und Quelle der Inspiration für
Theaterkollegen weltweit.
Das integrative Theater „Kenafayim - wings“ aus Israel trägt seinen
Namen als Auftrag. „Wings“ aus dem
Englischen bedeutet Flügel. „Mit Flügeln kann man Fliegen und Höhen
erreichen, die weit über den vorstellbaren Grenzen liegen“. Dies zu demonstrieren ist das Ziel der Gruppe,
die mit ihren Auftritten in Israel bereits für Aufsehen sorgte. Kenafayim
wird das Festival durch ihre ureigene
Interpretation der antiken Vorlage
von Aristophanes bereichern. Mit im
Gepäck haben die israelischen Künstler aber auch den einen Wunsch…
nach Frieden.
Werkes, entstanden in einem bewegten
Leben als Karikaturist und Reportagezeichner, mit mehrjähriger Kriegsgefangenschaft in Asien, Prozessbegleitung, vielen Reisen und zwei Ehefrauen
(nacheinander) prall gefüllt. Searle lebt
heute in Südfrankreich.
Den Lebenslauf am Anfang erzähle
ich dem blinden Partner genau, wir huschen dann nur durch. Der Inhalt vieler
Zeichnungen ist heute an einem Tag,
wo ich mit der Liebe unterwegs bin, zu
hart für mich, zu bitter auf den Punkt.
Gegen Ende mag ich eher stehen bleiben, wo Tierbilder aus späteren Schaffensphasen ungefährlicher für die
gute Stimmung sind. Nachdem wir im
Shop noch eine Karte für eine Nichte
ausgesucht haben, genießen wir einen
abschließenden Kaffee im Palaisgarten hinter dem Haus. Hier findet donnerstags ab 18h in diesem Sommer die
zweite „Sommerakademie Herrenhau-
Das Stück von Aristophanes beginnt
jedoch mit dem Krieg, der schon so
lange andauert, dass die Götter ausgewandert sind und nur noch der Krieg
die Welt verwaltet. Mit dem Witz des
Olivenbauern gelingt es Trygajos, den
Krieg zu überlisten und den Frieden
zu retten.
Wer ihm hilft, wer durch Zank und
Eigennutz nichts erreicht, wer das
größte Interesse am Krieg hat, das
wird - von Aristophanes angeregt von den Sonnenuhr-Narren und ihren
Partnern mit Geschichten und Metaphern, Masken und Verwandlungen
neu erzählt. Der Krieg ist vorbei, die
Oliven sind reif…seien wir gespannt.
Dr. Gisela Höhne, Festivalleitung
gefördert durch die
q Theater RambaZamba
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Herr Golo Kohl
030 / 44 13 906
0157 / 7809 7495
[email protected]
Schönhauser Allee 36 – 39
10435 Berlin
sen“ mit Vorträgen statt (Eintritt frei).
Dem Namensherrn ist momentan nur
ein kleiner Raum gewidmet, in dem seine
starke Verbundenheit mit der Natur mit
unbekannten Zeichnungen wie „Kuh im
Wasser, um 1872“ aufgezeigt wird. Sein
Werk ist zudem häufig ausgeliehen und
auf Reisen. Hier gibt es Briefe auf Kassette zu hören für den Liebsten, die Führung sonntags um 11.30h wäre gut für ihn
gewesen.
Heike Oldenburg
q Wilhelm-Busch-Museum/
Deutsches Museum für Karikatur
und kritische Grafik,
Georgengarten, 30167 Hannover,
Tel.: 0511-169 999 11, offen: Di- bis
So-: 11–18 Uhr, Eintritt (erm.): 2,50
Euro,
sekretariat@wilhelm-busch
-museum.de,
www.wilhelm-busch-museum.de
K u lt u r / L i t e r at u r
26
Juli/August 2010
BBZ
Neuerscheinung:
Marianne Buggenhagen bekennt in der Autobiographie:
„Behindert wird man gemacht, Leistung,
Lebensmut, Leidenschaft sind keine Exklusiveigenschaften Nichtbehinderter“
Marianne Buggenhagen signiert gerade das Buch, das eine LeserIn gewinnen kann.
Foto: U. Gieche
Von Uwe Gieche
Beweis gestellt. Die 57-jährige, ver-
D
ie Grande Dame der Behindertenleichtathtletik,
Marianne
Buggenhagen, glänzte und glänzt
nicht nur in den Sportstadien dieser
Welt. Sie glänzt auch außerhalb. Und
den Nachweis hat die neunfache Paralympiasiegerin, 18- fache Weltmeisterin, fünffache Europameisterin und
mehr als 130-fache nationale Meisterin in der Leichtathletik mit der
jüngst erschienenen Autobiographie
unter dem Titel: „Schweres Schicksal?
Leichtatheletin!“ eindrucksvoll unter
heiratete gebürtige Ueckermünderin
plaudert nicht aus dem Nähkästchen,
schwelgt auch nicht in Erinnerungen,
sondern beschreibt lebensnah, realistisch und aus der Sicht einer mobilitätseingeschränkten Bürgerin dieses
Landes die Ereignisse und spart auch
nicht mit Kritik an vorhandenen
Missständen. Sie steht zweifelsohne
im Rampenlicht der Öffentlichkeit
und daher hat ihr Wort Gewicht, wie
in dem lesenswerten Buch zum Ausdruck kommt.
Marianne Buggenhagen spart fast
keinen Abschnitt ihres bislang 57jährigen Lebens aus. Sie gewährt den
LeserInnen Einblicke in ihr ganz persönliches Leben, was ihr nach eigenen
Aussagen ein persönliches Bedürfnis
ist. Sie bleibt aber bei Feststellungen nicht stehen, sondern schärft
mit ihren Ansichten den Blick für
die Zukunft. Eine Erkenntnis, die sie
mehrfach am eigenen Leib erfahren
hat. Ganz besonders in jenem immer
wieder beschriebenen Schicksalsjahr
1972, wo sie einen scheinbar belanglosen Bandscheibenvorfall erlitt. In
der Folge geht sie durch die Hölle,
weil unzählige medizinische Behandlungen und Therapien zu keinem
positiven Ergebnis führten. Wenige
Monate später sieht sie sich mit der
Frage konfrontiert, dass sie zukünftig auf einen Rollstuhl bis ans Lebensende angewiesen sein soll. Eine
Vorstellung, die der „Bohnenstange“, wie sie als damalige Volleyballspielerin ihrer Größe wegen liebevoll
genannt wurde, nicht in ihren Kopf
gehen wollte. Später wehrt sie sich
vehement gegen die Vorstellung, dass
sie an einem Rollstuhl gefesselt wird.
„Dieser Ausdruck beinhaltet eine
Diskrepanz zwischen der Vorstellung
derer, die ihn benutzen, und meiner
Lebenswirklichkeit“, so entschlossen
Marianne Buggenhaben.
Über Nacht muss sie ein völlig
neues Leben organisieren. Sie sieht
keine Zukunft und beschließt als
Krankenschwesterazubi
mittels
Schlaftabletten Ostern 1973 ihremLeben ein Ende zu bereiten. Bei der
Vorbereitung dieser Handlung vergisst sie aber zu bedenken, dass im
Tiefschlaf Schnarchgeräuche entstehen. Auch bei ihr treten diese auf. Die
Nachtwache hört dieses Geräusch,
und sie wird somit ins Leben zurückgeholt. Auch die anschließende Prozedur lässt Buggenhagen den LeserIn
wissen. Geschlossene Psychiatrie. Sie
beschreibt auch hier ihre Sicht und
Erlebnisse, die ein Teil ihres eigenen
Lebens waren. Auch wenn sie diesen
Abschnitt nicht gerade zu den Höhepunkten zählt, bekennt sie sich dazu.
Höhen und Tiefen gehören nun
einmal zum Leben dazu. Eher zu den
Tiefen zählte sie auch das Verhalten
einer Kommission, die darüber entscheiden musste, ob sie und ihr Ehemann Jörg den Antrag auf ein Adoptivkind bewilligt bekommen würden.
Nach Jahren glücklicher Ehe zwischen ihr und Jörg wächst der Kinderwunsch. Infolge gesundheitlicher Einschränkungen bei Mariannes Nieren
weitere Buchtipps auf S. 27 >
Barrierearmes Gärtnern auf
Balkon, Terrasse und im Garten
Hilfreiche Gartenbücher
M
enschen mit Behinderungen
erfreuen sich an wachsenden
Blumen und Pflanzen und möchten
auch selbst gärtnern. Gärten sind sogar Therapiemittel.
Pflanzen können Wohnräume entgiften. Kakteen und Sukkulenten
vertragen längere Zeiten ohne Pflege
und blühen trotzdem. Frische Kräuter, Obst und Gemüse aus eigenem
Anbau sind gesund.
Durch entsprechende Planung, Gestaltung und Hilfsmittel werden Barrieren vermieden.
Auf Rollern stehende Kübelpflanzen lassen sich leichter bewegen.
Hochbeete, Haltegriffe und im Boden
vergrabene
Bewässerungssysteme
sind hilfreich.
Es gibt eine Fülle von Gartenbüchern, einige thematisieren barri-
erearmes Gärtnern, andere gehen
darauf mit Tipps ein. Diese Bücher
sind fachkundig, gut verständlich und
durchgehend bebildert:
D Garten und Therapie (Ulmer Verlag,
ISBN 978-3-8001-4443-3)
informiert über ganzheitliche,
nachhaltige und fast barrierefreie
Gärten mit Therapiefunktion für
Menschen mit Bewegungs- und
Sinneseinschränkungen.
Planung,
Anlage und Erprobtes zur therapeutischen Nutzung wie Gehschule und
Sinneswelten wird erläutert. Deutlich
wird, wie Handeln und Wirken, Geist
und Seele, Spüren und Wahrnehmen
zusammenhängen.
D Gartentherapie
(Schulz-Kirchner,
ISBN 978-3-8248-0528-0)
stellt Gärtnern als Aktivierung,
Ergo- und Arbeitstherapie für Men-
schen mit Behinderungen vor. Die
Angebote für eingeschränkte Mobilität und Belastbarkeit, neurologische
und psychische Erkrankungen sind
praxisnah.
D Gärten für Menschen mit Demenz
(Ulmer/978-3-8001-5848-5)
geht anhand von Beispielen auf
Planung, Kosten und Abbau von Gefahrenquellen für Themengärten ein.
Zu Pflanzenverwendung hinsichtlich
Sinneserfahrung und Orientierung,
Gartenpflege und Barrierefreiheit
gibt es nützliche Infos.
D Gärten für Senioren
(Ulmer/978-3-8001-5967-3)
zeigt praxisnah Möglichkeiten unter
Beibehaltung des Bewährten zur Anpassung, Neu- und Umgestaltung. Pflanzen,
Tisch- und Hochbeete und seniorengerechte Gartengeräte werden vorgestellt.
Es gibt Tipps zur Körperschonung.
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BBZ Juli/August 2010
27
„Behindert wird man gemacht, Leistung,
Lebensmut, Leidenschaft sind keine Exklusiveigenschaften Nichtbehinderter“
beschließen sie das Risiko eines eigenen Kindes auszuschließen und sich
um ein Adoptivkind zu kümmern. Bei
der „Anhörung“ 1988 hatte das Sechsergremium bereits, ohne sich mit den
Rahmenbedingungen und deren Umstände zu befassen, das Urteil gefällt.
Zwei querschnittsgelähmte Personen
im Rollstuhl können nicht dazu geeignet sein, einem Kind Liebe, Geborgenheit und volle Aufmerksamkeit zu schenken. „Sie sitzen beide
im Rollstuhl. Wir suchen für Kinder
aber die bestmöglichen Familien. Da
kommen Sie wohl doch nicht in Frage,
oder?, lautete die niederschmetternde
Begründung zur Ablehnung. Beide
fühlten sich wie vor ein Gericht gezerrt, angeklagt zu sein, ohne dass sie
für ihre Behinderung etwas konnten.
Hier war Intoleranz, Gleichgültigkeit,
Feigheit und Furcht zu erkennen.
Jene Eigenschaften, die die Autorin mehrmals im Leben antraf. Und
dennoch gibt sie nie auf, weil sie am
Leben hängt und sie aus der Situation, in der sie sich befindet, versucht
das Beste zu machen. Deshalb schaffte sie auch den Führerschein, um ihre
Mobilität zu sichern. Jene Aktivität,
die nach Mariannes Auffassung eine
grundlegende Lebensfrage darstellt.
Ohne Mobilität versinke man ins Niemandsland, wird von der Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben fast ausgeschlossen. Auch hier musste sie neu
lernen, auch wenn es beschwerlich
war. Denn das Fahrzeug muss behindertengerecht umgebaut sein. Vor
allem der Rolli muss sicher verstaut
werden. Und bei jenem Kraftakt lässt
sie auch den Leser wissen, dass sie
durch Ungeschicktheit sich selbst mit
Das Hochbeet
(pala/ 978-3-89566-261-4)
erklärt, wie man bequem im Sitzen
oder Stehen gärtnern kann. Zu Gestaltung, Bau- und Füllmaterial,
Nutz- und Zierpflanzen ist vieles
nachzulesen.
D Topf- und Kübelpflanzen
(Kosmos/ 978-3-440-12189-4)
stellt Pflanzenkombinationen für
Balkon und Terrasse fürs ganze Jahr
vor. Auf Gefäße, Pflege, Schädlinge
und Krankheiten wird detailliert eingegangen. Die 100 Pflanzenporträts
und 30 Tipps für Umweltbewusste
sind hilfreich.
D Zauberhafte Gemüsegärten auf
Balkon und Terrasse
(Christian/978-3-88472-970-0)
gibt Anleitungen zum biologischen
Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern in Töpfen.
D
den Knien das Nasenbein brach. Eine
Episode, worüber sie heute herzhaft
lachen kann. Sie lacht nicht, aber mit
dem nötigen Respekt und eigenen Erfahrungen spricht sie auch das Thema
Sexualität an. Ein immer noch vorhandenes Tabu in der gesamten Gesellschaft. Daher spricht sie offen und
ohne zwischen den Zeilen lesen zu
können, um zu erahnen, was man eigentlich damit meinen könnte, dieses
Problem an. Es ist eben eine andere
Art von Liebe, meint die Autorin. Es
gehe nicht nur um den reinen Geschlechtsakt, sondern um Gemeinsamkeiten, Ansichten und Austausch
von Gedanken. Diese Art haben beide
in ihrer über 30-jährigen Ehe in vollen
Zügen ausleben können. „Ich möchte
nicht eine Sekunde dieser Erfahrung
mit Jörg missen“, unterstreicht Marianne Buggenhagen. Selbstredend
erfährt natürlich der/die LeserIn, wie
es dazu gekommen ist.
Zu den Lebensabschnitten der erfolgreicheren Art gehören zweifelsohne ihre sportlichen. Sie lässt der/die
LesernInnen teilhaben an den Erfolgen, wie sie sich fühlte auf dem obersten Treppchen zu sein und den Klängen der Nationalhymne zu lauschen.
Auch hier hebt die heute in Bernau
Lebende nicht ab, eher bescheiden beschreibt sie die Erfolge, die sich nicht
nur national sehen lassen können.
Marianne Buggenhagen kann immer
auf Vergleiche zurückblicken. Sie verteufelt eben nicht ihre eher spatischen
Möglichkeiten in der damaligen
DDR. Auch hier musste erst mal gewonnen werden. Wenn auch unter anderen Vorzeichen, denn ihr damaliger
Rolli war kein High-Tech-Gefährt.
Eine interessante Episode sollte ein
Wettkampf im „goldenen Westen“
sein, den sie bei einem Besuch bei
Bekannten absolvierte. Ihre Leistungen ließen aufhorchen, nur musste
sie aufpassen, dass sie nicht plötzlich ins Rampenlicht der bundesdeutschen Öffentlichkeit geriet. Dem
Begehren des ZDF ein Interview zu
geben, wich sie bestimmend aus. Es
durfte ja keiner aus dem anderen Teil
des Landes mitbekommen, dass sie ja
eigentlich „illegal“ an diesem Wettkampf teilnimmt. „Das hätte das Aus
meiner sportlichen Laufbahn bedeutet“, erinnert sich Buggenhagen.
Marianne Buggenhagen beschreibt
im späteren sportlichen Abschnitt
ihre Position und untermauert ihre
nie müde werdende Haltung:
„Ich will mich einbringen, ich selbst
sein“. Dieses haben auch die deutschen Sportjournalisten anerkannt.
Erstmalig in der langen Geschichte
zur Wahl des Sportlers wird einer Behindertensportlerin 1994 diese hohe
Ehre zuteil. Damit setzt Buggenhagen
auch ein Zeichen, diesen Menschen
generell mehr Aufmerksamkeit in der
Öffentlichkeit zu schenken. Dreieinhalb Jahrzehnte Behindertsein haben
der
Ausnahmeathletin
langsam
Schritt für Schritt das Kämpfen beigebracht. Sie weiß, wovon sie spricht
und redet, hier in diesem Buch kann
man es nachempfinden. Ein Buch,
das Behinderten und Nichtbehinderten zu empfehlen ist, weil das größte
Hindernis immer noch Berühungsängste darstellen. Wer es liest, wird
Marianne Buggenhagens Ansicht
beipflichten: „Berühung und Angst
schließen sich aus“. Sie bemüht sich
in dieser Autobiographie all jenen
die Angst von dem „Anders sein“ zu
nehmen. Daher demonstriert sie uneingeschränkte Offenheit, was ihr außerordentlich gut gelungen ist. Auch
dank des Coautors Klaus Weise, der
sie schon jahrelang begleitet.
Kräutergarten (Kosmos/978-3-44012189-4)
geht auf Anbau, Pflege und Vermehrung würziger Küchen- und traditioneller Heilkräuter in Gärten und
Töpfen ein. Trocknen, Einfrieren und
Verwenden wird erläutert.
D Biogarten (Kosmos/978-3-12192-4)
stellt das Ökosystem Garten mit
Pflanzen, Gießen, Vermehren, Pflegen, Pflanzenschutz und Nährstoffkunde vor. Die
Auf-einen-BlickSeiten erläutern Fakten zu wichtigen
Themen. Wesentliches zum biologischen Gärtnern ist schnell nachzulesen.
D Gartenpraxis
(DK/978-3-8310-1624-2)
beantwortet in zwölf Kapiteln die
300 häufigsten Fragen zu Grundlagen, Pflanzung, Pflege und Techniken. Auf Kübelpflanzen und Kultur
ohne Chemie sowie spezielle Pflanzenprobleme wird eingegangen.
D Kakteen und Sukkulenten
(BLV/978-3-8354-0513-4)
gibt einen guten Überblick über
Pflege und Vermehrung. Die schönsten Pflanzen werden im Porträtteil
ausführlich vorgestellt.
D Prima Klima mit Pflanzen
(Ulmer/978-3-8001-5991-8)
zeigt, wie die Raumluft von Schadstoffen durch Pflanzen befreit wird,
und gibt Tipps zu Standort, Pflege
und Vermehrung.
D Essbare Wildpflanzen Europas
(Kosmos/978-3-440-11935-8)
gibt Tipps zum Sammeln und Anwenden sowie 170 Rezepte. 1500
Wildpflanzen von A—Z werden detailliert vorgestellt.
Nach der Planung werden Saatgut,
Pflanzen und Geräte benötigt. Auch
an passende Arbeitskleidung sollte
man denken. Handschuhe schützen
vor Verletzungen und Krankheiten.
Schuhe sollten rutschfest und stabil
sein. Kleidung dient auch der Sicherheit, gepolsterte Knieschützer sind
hilfreich.
Tipp: Überprüfung des TetanusImpfschutzes nicht vergessen! Wechselnde Tätigkeiten entlasten Körperteile!
Gartengeräte speziell für Menschen
mit Behinderung gibt es kaum. Beim
Einkauf ist auf leicht gängiges Gerät
mit ergonomischem Griff, längenverstellbarem Stiel, wenig Gewicht, guter
und sicherer Verarbeitung zu achten.
D
q Die Autobiographie Marianne
Buggenhagen „Schweres
Schicksal?Leichtathletin!“
ist in der Eulenspiegel Verlagsgruppe Neues Leben erschienen.
256 Seiten mit zahlreichen
Abbildungen. Das Buch kostet 19.95
Euro. ISBN 978-3-355-01774-9.
Gewinnspiel
Die Autorin hat exklusiv anlässlich
des 20. Geburtstages der Berliner
Behindertenzeitung im Jahre 2010
ein Buch mit persönlicher Widmung
(siehe Faksimile) zur Verlosung zur
Verfügung gestellt.
Wer es gewinnen möchte, muss
folgende Frage beantworten:
Wie oft wurde Marianne
Buggenhagen bislang
Paralympiasiegern?
a) 6x ; b) 9x oder c) 10x.
Die richtige Antwort bitte auf eine
Postkarte (nur Postkarte) an:
Berliner Behindertenzeitung
c/o BBV Kennwort:
Marianne Buggenhagen
Jägerstr. 63D, 10117 Berlin
Einsendeschluß ist der 31.07. 2010
Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
Viel Spaß und Erfolg beim Gärtnern!
© Gabriele Becker
Termine
28
W
ir sind zwei Menschen in den
Dreißigern, die gern kochen
und sich mit anderen austauschen.
Ich, Christian, reise gern mit meinem
E-Rolli und mit Assistenz durch die
ganze Welt und koche mich gern um
sie herum. Vorzugsweise probiere ich
die kulinarischen Genüsse der asiatischen und orientalischen Küche
aus. Ich, Sascha, radle mit meinem
Dreirad oder paddle lieber im Berliner Umland, koche gern die regionale
Küche und ab und zu mal italienisch.
Wir möchten Euch einladen das
mit uns gemeinsam zu tun und dabei
viel Spaß zu haben. Vielleicht entdecken wir dabei auch neue Fähigkeiten
und Talente.
Wir treffen uns alle zwei Wochen,
montags von 17 Uhr bis 20 Uhr in den
Räumen des BZSL - Berliner Zentrum für Selbstbestimmtes Leben
behinderter Menschen, in der Prenzlauer Allee 36, Zugang über die Frankoniahöfe. Gleich gegenüber liegt die
Haltestelle „Marienburger Straße“
der Tram M2 (barrierefrei). Genauere
Wegbeschreibungen und Fotos findet
Ihr unter „Kontakt & Anfahrt“ auf
www.BZSL.de .
Viele Köche verderben den Brei?
– Bei uns nicht!
Einladung zu „Jung und Hungrig“ ins BZSL
Unsere Räume sind barrierefrei.
Dank einer Spende der Veolia-Stiftung konnten wir unseren Küchenbereich so umgestalten, dass jetzt zum
Beispiel zwei Köche oder Köchinnen
im Rollstuhl und, wenn nötig, ein Assistent gleichzeitig am unterfahrbaren
Herd kochen, braten oder daneben
Gemüse schnippeln können. Gleich
neben der Küche haben wir einen größeren Raum, in dem wir´s uns gemütlich machen können: essen, reden,
Bilder oder Filme gucken – und natürlich einander zuhören. Es gibt kein
festes Programm, wer kommt, kann
vorschlagen und mitbestimmen, was
wir dann tun.
Unsere Menüvorschläge für die nächsten Treffen:
D 5. Juli: Ratatouille
– sommerlich leicht, bekömmlich,
„6. SOMMER-FAMILIENTHEATER-REIHE 2010“
Pippi Langstrumpf
AUF DER FREILICHTBÜHNE AN DER ZITADELLE
SPANDAU – PRÄSENTIERT VON ZITTY (MEDIENPARTNER)
90 Minuten großer Spaß mit roten Zöpfen auf echtem Pferd inkl. Pause
R
ote Zöpfe, Sommersprossen jeder kennt Pippi Langstrumpf,
und jeder weiß, dass sie auf strenge
Autoritäten und sinnlose Ordnung
im Leben ganz wunderbar verzichten
kann. Schließlich lautet ihr Motto:
a n z e i g e
„Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir
gefällt!“
Deshalb werden auch so gegensätzliche Personen wie landstreichende
Diebe und rechtschaffene Polizisten
mühelos in die Schranken gewiesen,
selbst die sittenstrenge Frau Prysselius!
Gemeinsam mit Thomas und
Annika erlebt Pippi, was Sachensucher finden. Ob Wunschsterne tatsächlich Wünsche erfüllen?
D
D
mit frischem Gemüse. Wer hat eine
„süße Idee“ für einen passenden
Nachtisch?
19. Juli: Chinesische Gemüsepfanne
– individuell gewürzt. Dazu würden
vielleicht „Glückskekse“ oder
„Scherzkekse“ passen. Hat jemand
ein Rezept dafür? Dann weihen wir
damit unseren Backofen ein.
2. August: Es ist rund, mal flach,
mal zusammengerollt, und man
kennt es unter vielen Namen
- Eierkuchen, Pfannkuchen, Crepes,
Palatschinken. Okay, wir haben
zwei Pfannen, und zwei verschiedene Teige müssten wir hinkriegen
(einen süß, einen salzig oder neutral). Wer hat Ideen für Füllungen,
Beilagen oder Dipps?
Juli/August 2010
sehen, was sich bis dahin findet. Irgendeine Idee?
Für das, was wir gemeinsam kochen
und kreieren, bitten wir Euch um
einen kleinen Unkostenbeitrag von 2
Euro.
q Bei Fragen und Interesse meldet Euch bitte im BZSL
bei Christian Huge 44 05 44 24 oder
Sascha Lucke 44 05 44 25 oder per
Mail an [email protected]
Wir freuen uns auf Euch. Es wäre
schön, wenn ihr Euch spätestens
bis zum Donnerstag vor dem Treffen anmeldet, damit wir besser
planen können. Auch wenn ihr
Euch spontan entschließt, seid
Ihr herzlich willkommen.
Christian Huge & Sascha Lucke,
BZSL e.V.
Nach einer Sommerpause, am 6.
September: Hefeklöße mit … mal
Oder machen das Spunks? Und ist
ein Kaffeekränzchen geeignet, gute
Erziehung zu beweisen?
Als nach einem echten Piratensäbelkampf schließlich eine Seeräuberseereise ansteht, muss sich Pippi entscheiden: bleibt sie oder geht sie?
Und Pippi zeigt allen, „(...) dass man
Macht haben kann, ohne sie zu missbrauchen.” (Astrid Lindgren).
q Tickethotline 030 – 627 059 26 und
www.berliner-kindertheater.de
Kinder/ALG II/Studenten/
Behinderte 8,- // Erwachsene 10,// Schul- u. Kitagruppen
(2 Begleiter frei) 6,Freilichtbühne an der
Zitadelle Spandau, Am
Juliusturm, 13599 Berlin
a n z e i g e
BBZ
D
TERMINE:
So, 04.07. So, 11.07. Mi, 14.07. So, 18.07. Mi, 21.07. So, 25.07. Mi, 28.07. So, 01.08. Mi, 04.08. So, 08.08. Mi, 11.08. So, 15.08. Mi, 18.08. So, 22.08. So, 29.08. 16 h
16 h Ferien
15.30 h
16 h
15.30 h
16 h
10.30 h / 15.30 h
11 h / 16 h
10.30 h / 15.30 h
11 h / 16 h
10.30 h / 15.30 h
16 h
15.30 h
16 h Ferienende
16 h
Termine
BBZ Juli/August 2010
Veranstaltungen der Villa Donnersmarck
Juli/August 2010
Immer mittwochs
n Leute kennen lernen, Freunde
finden:
Ab 14.00Uhr ist Spielzeit, ob modern
auf der Wii-Konsole oder klassisch
mit Karten und Co. Eintritt frei.
D Mittwochs, 10.00 bis 17.00 Uhr
D
n „Griechisches Sommerfest“
D
Ein Stückchen Griechenland in
Zehlendorf entdecken: Livemusik,
Sirtaki tanzen, Tavli spielen, das
Orakel von Delphi, die Infopolis
uvm. Feiern Sie mit uns!
Freitag, 02. Juli 2010, 15.00 – 19.00
Uhr, Eintritt frei
n Jeder kann schreiben
D
Kreatives Schreiben ohne Erfolgszwang durch spielerischen Umgang
mit Sprache.
Samstag, 10. Juli 2010, 10.00 - 17.00
Uhr, Teilnahmegebühr: 20,- Euro
n „Alles rollt“ – Eine Tour entlang des
Mauerweges
Der aktive Sommerausflug für alle
Zwei- und Vierradbesitzer: Gemütlich gemeinsam dem ehemaligen
Verlauf der Berliner Mauer folgen.
D Samstag, 10. Juli 2010, 10.00–
18.00 Uhr, Kosten 30,- Euro inklusive. Picknick & Transport
n Grillnachmittag
Köstliches vom Grill und gute
Laune. Mit Begrüßungscocktail und
Musik.
D Mittwoch, 14. Juli 2010, 14.00
– 17.00 Uhr; Eintritt 8,00 Euro
n Jour Fixe – Die aktuelle Talkrunde
zu behindertenpolitische Themen
„Mission Inklusion – Berlins neuer
Landesbeauftragter für Menschen
mit Behinderung“
Berliner mit Behinderung haben eine
neue Stimme: Im Februar 2010 hat Dr.
Jürgen Schneider offiziell sein Amt als
Landesbeauftragter für Menschen mit
Behinderung angetreten. Damit hat er
nach zehn Jahren Martin Marquard abgelöst, der diese Querschnittsposition
durch sein Wirken maßgeblich geprägt
hat. Viel hat sich während seiner Zeit für
Menschen bewegt, die in Berlin mit einer Behinderung leben. Mit dem Wechsel stellt sich für viele Betroffene nun
die Frage, wie sich der Weg zu Inklusion
und Teilhabe in Zukunft gestalten wird.
Bürger-Begegnungs-Zentrum
LIBEZEM Juli/August2010
jeden 1. und 3. Donnerstag im Monat
(1.7., 15.7., 5.8. und 19.08.) 14.30 Uhr
n Kiezkino im LIBEZEM
Für den Filmfreund ausgewählt
Den Film erfragen Sie bitte im LIBEZEM! Eintritt Frei!
D jeden 3. Donnerstag im Monat
(15.07. und 19.08)
18.00 Uhr – 20.00 Uhr
Hertha Rolli´s Berlin - Treffen des offiziellen Fanclubs von Hertha BSC
D jeden 3. Mittwoch im Monat
(14.07. und 18.08)
n Allgemeine Sozialberatung
mit der Sozialarbeiterin Marina
Kwasnik, zu Problemen mit Familie,
Arbeit, Arbeitslosigkeit, sozialen und
sonstigen Notfällen des Lebens.
Die Beratung ist kostenfrei!
D jeden 3. Freitag im Monat
(16.07, und 20.08.)
17.00 Uhr – 21.00 Uhr
n Preisskat
ein Abend mit Spielspass und tollen
Preisen Einsatz 5,00 Euro
D Freitag, 02.07. 14.00 Uhr
n Oberschöneweide
„Vom Kabelwerk zur Denkfabrik“ Teil 1
Ein Multimediavortrag von und mit
Michael Voigtländer vom Büro für
Industriekultur
Kostenbeitrag 1,50 Euro
D
Freitag, 09.07. 14.00 Uhr
n Märchen aus 1001 Nacht
Kommen Sie mit in die Phantastische Welt des Märchens
Frau Ingeborg Bartsch erzählt
unbekannte Märchen musikalisch
untermalt.KB 1,50 Euro
D Freitag, 23.07, 14.00 Uhr
n Der Zitherspieler
Leonhard Krämer spielt Lieder aus
allen Genres nach Ihren Wünschen.
Mitsingen oder Summen erwünscht KB 1,50 Euro
D Mittwoch, 28.07. 09.00 Uhr
n Das besondere Frühstück
Wie und was frühstückt man in
Finnland - Einblicke in die Kultur
eines fernen Landes.
KB 2,50 Euro
D Freitag, 30.07. 14.00 Uhr
n Oberschöneweide „Vom Kabelwerk
zur Denkfabrik“ Teil 2
Ein Multimediavortrag von und mit
Michael Voigtländer vom Büro für
Industriekultur KB 1,50 Euro
D Freitag, 06.08. 14.00 Uhr
n Aufgepicktes von Kästner,
Tucholsky, Zille, Heinz Erhardt und
vielen anderen...
Freuen Sie sich auf eine gute Stunde netter Unterhaltung mit Horst
Schillhahn
D
Wer ist „der Neue“, der an der Spree
künftig für gleichwertige Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderungen sorgen will? Wo sieht er seine
Arbeitsschwerpunkte und Handlungsspielräume in Zeiten klammer Haushaltskassen, des demografischen Wandels und der UN-Konvention über die
Rechte von Menschen mit Behinderung?
Nach den ersten 100 Tagen im Amt diskutiert Dr. Schneider beim Jour fixe mit
Podiumsgästen über seine Agenda für
ein inklusives Berlin und stellt sich den
Fragen des Publikum.
D Mittwoch, 14. Juli 2010, 18.00 bis
20.00 Uhr, Eintritt frei
n Grillnachmittag
Köstliches vom Grill und gute
Laune. Mit Begrüßungscocktail und
Musik.
D Freitag, 20. August 2010, 14.00
– 17.00 Uhr; Eintritt 8,00 Euro
q Schädestraße 9-13
14165 Berlin-Zehlendorf
Tel. 030/ 847 187 0
Fax:
030/ 847 187 23
[email protected]
www.fdst.de
D
Freitag, 13.08. 14.00 Uhr
n Zille in seinem Milieu
Das Zimmertheater Karlshorst präsentiert Tommy und Marry in einer
kabarettistischen Show
KB 2,00 Euro
D Mittwoch, 25.08. 09.00 Uhr
n Das besondere Frühstück
Wie und was frühstückt man in
Luxemburg - Einblicke in die Kultur
eines fernen Landes. KB 2,50 Euro
D Donnerstag, 26.08. 15.00 Uhr
– 19.00 Uhr
n Energieberatung im LIBEZEM
„Berliner Energiecheck“
Beratung durch das Lichtenberger Klimabüro für jedermann und
kostenfrei.
D Freitag, 27.08. 14.00 Uhr
n Das längste Denkmal
„Die Stalinallee“
Ein Multimediavortrag von und mit
Michael Voigtländer vom Büro für
Industriekultur KB 1,50 Euro
q Bürger-Begegnungs
Zentrum LIBEZEM
Soziokulturelles Zentrum Friedrichsfelde-Nord in der Beschäftigungswerk – Arbeit für Berlin GmbH
Rhinstraße 9, 10315 Berlin
Tel.: 030/52 29 20-0
Fax: 030/52 29 20-20
E-Mail: libezem@
beschaeftigungswerk.de
29
T V-Maga zin
07/2010
31.07.2010
02.08.2010
07.08.2010
13.08.2010
17.08.2010
11:05 Uhr MDR
09:15 Uhr MDR
10:45 Uhr RBB
11:30 Uhr 3sat
06:00 Uhr 3sat
Selbstbestimmte Wege…
Y
oga für Gehörlose! Mit Sprache und
Gebärden arbeitet Betty Schätzchen,
führt hörende und hörgeschädigte Menschen gleichermaßen in die Kunst der indischen Entspannungstechnik ein. Hauptberuflich tut sie das, in der eigenen Praxis.
Betty Schätzchen hat den Sprung in die
Selbstständigkeit gewagt und geschafft,
sich spezialisieren können – trotz oder wegen der eigenen Schwerhörigkeit…
Erziehung mit Handicap! Daniela Richter hat ihre Kinder nie im Kinderwagen
ausgefahren, sie lagen oder saßen auf dem
Schoß der Mama, die auf den Rollstuhl angewiesen ist. Jeder Spielplatzbesuch, jedes
Toben zuhause, das gemeinsame Backen
oder Basteln – alles ein Risiko. Wenn sich
ein Kind verletzt, wie kann man reagieren,
ist Hilfe in der Nähe? Dennoch, Daniele
Richter ist Mutter, das wollte sie immer sein
und so geht sie ihren besonderen Weg…
Gedanken steuern Maschinen! An
der TU Berlin arbeitet eine Forschungsgruppe genau daran, dies praktisch umzusetzen. So könnten künftig vielleicht
schwerstgelähmte Patienten einzig durch
ihr Denken Computer bedienen, wieder
kommunizieren und selbstbestimmter
leben. Wie das genau funktioniert, welche
Schaltstelle zwischen Hirn und Maschine
muss – „selbstbestimmt!“ hat den Wissenschaftlern über die Schulter geschaut und
erklärt das System: BCI - Brain-Computer
Interface.
Diese und andere Geschichten von Selbstbestimmung und –gestaltung im Juli.
Im August
„selbstbestimmt!“
Die Sommerreportagen
n Guildo Horn sucht das Glück
D
07.08.2010 / 11:05 Uhr, keine WD
n Kleine Helden
14.08.2010 / 11:05 Uhr, WD
16.08.2010 / 09:15 Uhr
n Anders Sehen in Norwegen – Ein
Berliner Fotograf überwindet
Grenzen
D 21.08.2010 / 11:05 Uhr,
WD 23.08.2010 / 09:15 Uhr
n Im Dunklen – Kevin muss sich
entscheiden
D 04.09.2010 / 11:05 Uhr, Keine WD
n Zurück ins Leben - Diagnose Querschnittlähmung (WD 2008)
D 11.09.2010 / 11:05 Uhr, WD
13.09.2010 / 09:15 Uhr
D
Durch die Sendung führt
Mathes Dues.
T e r m i n e & Ve r a n s ta lt u n g e n
30
Juli/August 2010
Netzwerk behinderter Frauen Berlin e.V.
n Info-Café
q Netzwerk behinderter
Frauen Berlin e.V.,
Leinestr. 51 • 12049 Berlin
Tel.: 030/ 617 09 167/ -8
Fax : 030/ 617 09 167
E-Mail: [email protected]
www.netzwerk-behinderter-frauenberlin.de
Alle Veranstaltungen finden im Netzwerk statt – Ausnahmen werden angekündigt.
Rechtzeitige Anmeldung ist für alle
Veranstaltungen erforderlich.
n Selbsthilfegruppe für Frauen mit
D
Multipler Sklerose
Bärbel Schweitzer, Psychologin und
selbst MS-betroffen, begleitet die
Gruppe.
Mi. 4.8., 16.30-19.00 Uhr
Bei Interesse bitte vorab anrufen.
Fr. 9.7.+13.8., 16.00-18.00 Uhr
Kosten: 2,-Euro
Anmeldeschluss: Mittwoch davor
n Kostenlose Rechtsberatung
zu allen Fragen rund um die Behinderung bietet Rechtsanwältin
Tanja Ruperti. (nur nach vorheriger
Terminvereinbarung unter Tel. 617
09-167/-168).
D Mi. 21.7.+18.8., 17.00–19.00 Uhr
n Gesprächskreis für Frauen mit Lernschwierigkeiten
Leitung: Angelika Kruschat, Monika
Schwendt
D Do. 8.7.+22.7, 12.8.+26.8.,
18.30-20.00 Uhr
n Selbsthilfegruppe für Frauen mit
psychischen Gesundheitsproblemen
Wir sind eine Gruppe für Frauen mit
psychischen Gesundheitsproblemen. Wir treffen uns zum Erfahrungsaustausch, zur gegenseitigen
D
neben den selbstkreierten Songs
auch bekannte Ohrwürmer, die respektvoll aber zweckdienlich umgearbeitet wurden.
q Theater Charlottchen,
Droysenstr. 1 / 10629 Berlin,
Tel.: 030 / 324 47 17,
Fax: 030 / 32 70 22 31
Eintrittspreise:
Abendprogramm:
11 Euro /ermäßigt: 8,50 Euro
(Hekticket: 5,50 Euro)
Kindertheater:
(Erwachsene & Kinder): 5 Euro
A bend programm
Plückhahn & Vogel :
„Dschingis & sein Kahn“
Am Fr. 27.08. um 20.30 Uhr
Songs aus der Knautschzone
Streng nach der Devise, dass
das, was verkehrt ist, nicht völlig
falsch sein kann, treffen Plückhahn
& Vogel mit ihrem aktuellen Programm „Dschingis und sein Kahn“
wie immer ohne Navi ins Schwarze.
Da alles mit allem zu tun hat, passt
die Erfolgsstory vom gestrandeten
Dschingis genau so in den Rahmen
wie das Dilemma um eine fehlgeschlagene Kontaktanzeige und natürlich kommt auch die mafiotische
Komponente nicht zu kurz.. Man
erhält Tipps für den souveränen
Umgang mit Bildungslücken, gewinnt neueste Erkenntnisse über
Ausspracheregeln und erfährt sogar
,wie es zugeht, wenn sich dunkle
Mächte aus purer Schusseligkeit den
Falschen als Opfer aussuchen. Die
stets artgerecht präsentierte Kollektion von Plückhahn & Vogel enthält
KINDertheater
Mobile Märchenbühne :
„Die kleine Meerjungfrau“
(ab 4 J.)
Am Sa. 10.07. um 15.30
Weit draußen auf dem Meer, wo
kein Land mehr zu sehen ist, wohnt
das Meervolk. Die Meerjungfrauen
tummeln sich den lieben langen Tag
zwischen Algen & Korallenriffen.
Die jüngste Tochter des Meerkönigs
aber hat große Sehnsucht nach den
Menschen.
Aus Liebe zu einem Prinzen ist sie
bereit, einen teuflischen Pakt mit der
Meerhexe einzugehen ...
Theater Mobil :
„Hans, mein Igel“ ( 3-8 J. )
Am So. 11.07. um 11.30 & 15.30 Uhr
Hans mein Igel reitet in die Welt.
Er freut sich an der Sonne und am
Himmelszelt. Gockel hier, Gockel
da, zaubern kann er wunderbar.
Ein Puppenspiel frei nach Grimm
Pünktchen Theater :
„Die kleine Nixe & der Wassergeist“
(ab 3 J.)
Am Sa. 17.07. um 15.30 und So. 18.07.
um 11.30 & 15.30 Uhr
Die kleine Nixe und ihr Vater, der
Wassergeist, leben im großen Fluss
zwischen Fischen, Krebsen und
Fröschen. Aber manchmal ist es ein
bisschen langweilig und die kleine
Nixe lugt heimlich aus dem Wasser.
Da gibt es Lebewesen, die können
Ermutigung und Unterstützung,
zum Lachen und Heulen über seelische Beulen… und sind offen für
neue Frauen.
Bei Interesse bitte im Netzwerk
melden.
D Mi. 28.7.+25.8., 18.00-20.00 Uhr
n „Frida Kahlo-Retrospektive“ Ausstellungsbesuch im Martin-Gropius-Bau
D Termin: Montag,
12. Juli 2010, 17.00 bis 20.00 Uhr
Begleiterin:
Ort: Martin-Gropius-Bau, Niederkirchner Str. 7, 10963 Berlin
Treffpunkt: rollstuhlgerechter Eingang
links vom Haupteingang
Teilnehmerinnen: Frauen mit und ohne
Behinderungen
Eintritt: 10 Euro (erm. 8 Euro)
Anmeldeschluss: Mittwoch, 7. Juli 2010
n Der inneren Stimme auf der Spur
- Workshop
fliegen und ganz wunderbar singen.
Und dann ist da noch der kleine
Mensch. Er kann laufen, und wie!
Jeden Morgen holt er Wasser aus
dem Fluß. Eines Tages fragt ihn die
Nixe. Sie erfährt, dass der Brunnen
ausgetrocknet ist. Der böse Wassergeist hat einen Stein vor die Quelle
gelegt... Die kleine Nixe beschließt,
den Menschen zu helfen und... verliebt sich!
D
BBZ
Oft tun wir Dinge, die uns nicht
gut tun – wider besseres Wissen! Danach ärgern wir uns, sind
deprimiert, nehmen uns vor, beim
nächsten Mal auf unsere innere
Stimme zu hören … Aber gerade als
behinderte Frauen hatten wir in unserem Leben gute Gründe, dies zu
verlernen. Dieser Workshop bietet
die Möglichkeit, sich dem starken
und tragfähigen inneren Wissen
zuzuwenden, ihm Raum zu geben.
Wir nutzen eine Phantasiereise, kreativen Ausdruck und den Austausch
in der Gruppe.
Referentin: Tanja Leschzensky,
Diplom-Sozialpädagogin, Heilpraktikerin (Psychotherapie), Gestalttherapeutin
Termin: Samstag, 28. August 2010,
12.00 bis 18.00 Uhr
Teilnehmerinnen: Frauen mit Behinderungen/chronischen Erkrankungen
Teilnahmebeitrag: 8 Euro
(Vereinsfrauen 4 Euro)
Anmeldeschluss:
Mittwoch, 25. August 2010
q RuT – Rad und Tat
Offene Initiative Lesbischer Frauen e.V.
Schillerpromenade 1
12049 Berlin - Neukölln
Fon/Fax 030/621 47 53
[email protected]
www.lesbischeinitiativerut.de
www.rut-radundtat.de
Theater Vagabunt :
„Der kleine Rabe – Alles meins!“
(ab 3 J.)
Am Sa. 21.08. um 15.30 und
So. 22.08. um 11.30 & 15.30 Uhr
Da hält er sich doch tatsächlich
für das Schlauste aller Tiere - dieser
nette kleine Rabe - und das nur,
weil er alle Tricks kennt, wie man
seinen Freunden die Spielsachen
abschwatzt. Mit Jammern, Schmeicheln, Betteln, Miesmachen kriegt er
einfach alles, was er will - aber ist er
wirklich soo schlau?
Pünktchen Theater :
„ Das Feuerzeug“ ( ab 4 J.)
Am Sa. 28.08. um 15.30 und So.
29.08. um 11.30 & 15.30 Uhr
Es wird die Geschichte vom Soldaten erzählt, der vom König aus dem
Krieg entlassen, ohne Geld, aber
fröhlich, auf der Landstraße einer
Hexe begegnet. Sie bittet ihn, ein
vergessenes Feuerzeug aus einem
hohlen Baum heraufzuholen. Der
Soldat mag der Alten die Bitte nicht
abschlagen und steigt in den Baum
hinab. Was nun aber das Feuerzeug
in dieser Geschichte weiter für eine
Rolle spielt, wird nicht verraten.
RuT – Termine für Juni 2010
Doppelkopfspielen jeden
Donnerstag, 18.30 Uhr:
D Infocafé jeden Freitag, 17-19 Uhr:
02.07., 16.07., 09.07., Thema:
Historische Frauengestalten 23.07.,
Spielenachmittag 30.07., Eisbecher
gestalten und essen
06.08., 13.08., 20.08., 27.08.
n Sprechende Hände treffen sich.
Gehörlose und hörende Frauen
gebärden in Café-Atmosphäre:
D Samstag, 17 Uhr: 03.07. und 07.08.
n Angeleitete Sucht-Selbsthilfegruppe für betroffene Lesben und
Angehörige
D jeden 1. und 3. Montag im Monat,
19-20.30 Uhr: 2.8., 16.8.
Bitte anmelden im RuT unter
(030)6214753
n Radtour Schloss Meseberg (Route
ca. 35 km)
D Sonntag, 15. August. Bitte anmelden im RuT unter (030)6214753 bis 12.8.
n Wanderung im Grunewald (Gehzeit
ca. 2,5 – 3 Std., rollitaugliche Wege)
D Sonntag, 22. August. Bitte anmelden
im RuT unter (030)6214753 bis 20.8.
n Lesbenfrühstück:
Sonntag, 11-14 Uhr 18.07. und 29.08.
D
D i e s & Da s
BBZ Juli/August 2010
I M P R E S S U M
Berliner Behinderten-Zeitung BBZ
Herausgeber:
Berliner Behindertenverband e.V.
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Die Berliner Behindertenzeitung
erscheint monatlich, mindestens
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ER SUCHT SIE
31
Aufreger
Leserbrief
„Ein frühlings-fröhliches Hallo an alle
hübschen Damen! Ich suche eine nette
Freundin, egal welchen Alters, die
mit mir beim Spazieren oder ins Kino
gehen eine schöne Zeit verbringen
möchte. Ich bin ein sehr freundlicher
und lustiger Mann in den Sechzigern,
der gerne genießt und viel lacht.
Wenn Du meine Leidenschaft für
Tiere, besonders die Eisbären Berlin,
teilst, sollten wir uns unbedingt
bald bei einem gemütlichen Plausch
kennen lernen!
Auch würde es mich sehr freuen,
wenn die nette Anruferin vom 9.Juni
sich mit mir zu einem Kaffee treffen
würde!
Ich freu mich auf Dich!
030-96 24 95 27
GESUCHT
– politisch Interessierte
für Polit-Talk
W
ir wollen mal sehen, ob sich
nicht andere Leute (mit Behinderung) finden, die Lust haben,
an einer Gesprächsrunde zur Behindertenpolitik (und anderen für alle
interessanten Fragen) teilzunehmen.
Wer Interesse hat, kann Dienstags
um 14 Uhr zu unserem Treffen in die
Räume vom BBV, Jägerstraße 63D,
10117 Berlin kommen. Termine sind
am 20.07. und 17.08.2010. Wir würden
uns freuen.
Befreiung von der Hundesteuer
Ich brauche dringendst eine Aufklärung über einen speziellen Umstand
und ich hoffe, dass Sie oder vielleicht
andere Leser mir helfen könnten:
Ich habe einen GdB von 90%,
Kennzeichen aG, B und T. Ich fahre
E-Rollstuhl und habe Pflegestufe I.
Ich habe 2 Hunde und muss für beide
Hundesteuer bezahlen. Nach Auskunft der Finanzamtes wird eine Befreiung für einen Hund nur erteilt bei
den Kennzeichen Bl, Gehörlos oder
H. Nun kenne ich verschiedene Leute
mit den gleichen Kennzeichen wie
ich, die eine Befreiung von der Hundesteuer für einen Hund haben und
beim gleichen Finanzamt sind. Eine
Person davon war mit mir persönlich
da und es wurde von Seiten der Sachbearbeiterin im Finanzamt irgendwie
„rumgeeiert“. Im Augendblick sieht
es so aus, als sei ich die Einzige, die
hundesteuerpflichtig ist. Hat jemand
vielleicht genauere Kenntnis, was da
rechtens ist?
Für jede Hilfe wäre ich sehr, sehr
dankbar.
q Meine e-mail-adresse ist:
[email protected]
Herzliche Grüße
Regina Röwer-Njie
BBV e.V. / BBZ Redaktion
Zugestellte Behindertentoilette
I
ch betreue und pflege meine Mama
rund um die Uhr. Mir ist jetzt seit
einiger Zeit aufgefallen, wenn ich
beim Ausflug eine Behindertentoilette aufsuchen muss, dass meistens
diese schwer zugänglich ist. Obwohl
es meistens in den Gaststätten eine
extra Behindertentoilette gibt, wird
diese meist als Abstellraum genutzt.
Sie wird zugestellt mit z.B. alten Farbeimern und Leitern, die den Haltegriff zum Festhalten blockieren, außerdem alte Stühle, die übereinander
gestapelt wurden, Fahrräder usw.
Kann man dagegen etwas unternehmen? Ich bin der Meinung, wenn
sich so etwas angeschafft wird, was
ich sehr gut finde, sollte man diese
auch als Behindertentoilette lassen,
da man solche Dinge in einer normalen Toilette auch nicht vorfindet.
Einweihung
des neuen Zentrums der Rheuma-Liga
Samstag, den 4. September 2010,
11.00 - 17.00 Uhr heißt es:
Erleben Sie Therapie, Beratung und
Selbsthilfe unter einem Dach! Die Deutsche Rheuma-Liga Berlin e.V. feiert die
Eröffnung des neuen Zentrums für ganz
Berlin und alle Menschen mit Rheuma
in Berlin am Mariendorfer Damm 161 a.
Sie lädt herzlich zum Besuch der neuen
Räumlichkeiten mit Informationen rund
um die Angebote des Vereins ein.
Mitglieder, Interessierte und Gäste
sind herzlich willkommen!
D
Berliner Behindertenverband e.V. Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin
Sie erreichen den BBV unter der Telefon-Nr.: 2 04 38 47, Fax: 20 45 00 67. Das Büro ist
mittwochs von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Andere Besuchszeiten nach telf. Vereinbarung.
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O rt e
32
unterwegs
Juli/August 2010
BBZ
Zeitreise ins nicht ganz so dunkle Mittelalter
– Das Museumsdorf Düppel
Ein Projekt von Albatros gGmbH
von Sven Przibilla
Foto: Sven Przibilla
D
rei Löffel Hexenpulver (Trockeneis), dann eine Maus, einen
Regenwurm oder eine kleine Ratte
(Marshmallows) dazu und darauf ein
großer Schluck blaues Hexenwasser
(Limonade), fertig ist die brodelnde
Hexenbrause.
Die Augen des kleinen Jungen
werden riesig groß, als er sein Geld
der „Barhe­xe“ gibt und den rauchenden Becher vom Tisch nimmt. Zweifelnd saugt er am Strohhalm - die
Hexenbrause ist ihm nicht ganz geheuer – dann schaut er seine Mutter
ernst an und beginnt breit zu grinsen.
„Schmeckt lecker“, sagt er begeistert
einen neuen Schluck nehmend.
Ob es diese Hexenbrause im Mittelalter wirklich gab, sei dahingestellt.
Doch alles andere, was der Besucher
auf dem 16 ha großen Gelände des
„Museumsdorfs Düppel“ sehen und
auch anfassen kann, gab es damals
im 12. Jahrhundert wirklich.
So die Bauernhäuser, originalgetreue Nachbauten von vor über 800
Jahren, welche sich um den Dorfplatz
gruppieren. Sie sind einfach, aus Holz
oder Lehm, mit fest gestampftem
Sandboden, dunkel und mit Schilf
oder Stroh gedeckt. Davor arbeiten die
Bauern in ihren mittelalterlichen Gewändern. Sie setzen den Sud für das
Bier an, räuchern Würste, kämmen
Wolle oder spinnen Garn. Andere
flechten Körbe oder stellen aus der
selbst gesponnenen Wolle Gürtel her,
welche die Besucher kaufen können.
Amüsiert spielen Kinder Murmeln
oder eine Art Halma mit bunten
Wallnüssen.
Auch der erwachsene Besucher
kann das eine oder andere ausprobieren. Wie zum Beispiel Mehl mahlen
mit einer einfachen Steinmühle. In
dem Mahlstein steckt ein starker
Ast und das Korn wird in die Vertiefung in der Mitte des Steins gebracht.
Dann geht es los: immer schön gleichmäßig drehen. Die ersten Minuten
Mehl mahlen machen noch sicherlich
Spaß, doch mit der Zeit werden die
Arme schwerer und schwerer. Schnell
wird dem Anfängermüller bewusst,
dass es nicht einfach war, damals sein
tägliches Brot herzustellen.
Das „Museumsdorf Düppel“ ist der
ideale Ort für einen Familienausflug
während der Ferien. Aber bitte beachten Sie die Öffnungszeiten (siehe rosa
Kasten).
Begonnen hat alles 1940, als zufällig auf dem Gelände mittelalterliche
Sied­lungsreste gefunden
wurden. 1968 fand man
bei neuen Grabungen
Spuren eines Dorfes. Sie
datierten aus dem Jahre
1200. Nach den Ausgrabungen wurde die Idee
geboren, die Siedlung
zu rekonstruieren und
der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um
zu zeigen, wie das mittelalterliche Leben wirklich war.
Der „Förderkreis Museumsdorf Düppel“ betreibt heute das Freilichtmuseum in Zusammenarbeit mit dem Berliner Stadtmuseum. Ihre Arbeit hat sich gelohnt.
Heute, 40 Jahre später, gilt das „Museumsdorf Düppel“ als ein international anerkanntes Zentrum für experimentelle Archäologie.
Mein Tipp:
Schauen Sie mal auf die Internetseite des Museumsdorfes (www.dueppel.de). Dort gibt es jede Menge Informationen rund um die Geschichte
des Museumsdorfes und einen interessanten Überblick über alle Sonderveranstaltungen der Saison 2010, die
bis zum 10. Oktober geht.
So zum Beispiel kann man am 25.
Juli erleben, wie Honig damals vor 800
Jahren gewonnen wurde. Sie können
auch mitmachen. Ganz spannend ist
sicherlich auch das Kinderfest am 5.
September, Eintritt 4 Euro, inklusive
Pizza und Getränk.
Ach ja, und grüßen Sie Knut von
mir. Nein, nicht den Eisbär. Knut ist
ein rückgezüchtetes Düppeler Weideschwein, das sich dort sauwohl fühlt.
Ich habe gehört, er wird im September wieder mal Vater.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei
ihrer Zeitreise ins nicht immer ganz
so dunkle Mittelalter.
q Museumsdorf Düppel e.V.
- Freilichtmuseum Clauertstraße 11
14163 Berlin (Steglitz-Zehlendorf )
Telefon: 030 / 802 66 71
Fax:
030 / 802 66 99
www.dueppel.de
[email protected]
Öffnungszeiten in der Saison:
Vom 27. März – 10. Oktober 2010
Do nachm. 15 – 19 Uhr
So und Feiertage 10 – 18 Uhr
Eintritt:
2 Euro, ermäßigt 1 Euro
Kinder u. Jugendliche bis 18 J. frei
Sonderführungen möglich, vorher
anmelden
Veranstaltungstipp:
So 11 Uhr: Führung durch das Dorf
So 14 Uhr: Vortrag der AG „Teerschwele“
9. + 10. Okt. 2010
Erntedankfest
Anfahrt:
Bus:
Linie 115, Haltestelle:
Ludwigsfelder Straße
Entfernung ca. 470 m
Linie 118, Haltestelle: Clauertstraße
Entfernung ca. 350 m
Zugang zum Freilichtmuseum:
Eingangstor, Breite 350 cm
Sandwege für Rollstuhlfahrer
bedingt geeignet
Rekonstruierte Häuser für Rollstuhlfahrer schwer zugänglich
Sanitär/WC allgemein
Damen- u. Herren-WC
vorhanden
Mobidat
D
Informationsdienst
Albatros gGmbH
zur Barrierefreiheit öffentlich
zugänglicher Gebäude in Berlin,
Langhansstraße 64, 13086 Berlin,
(Mo - Fr: 9 - 16 Uhr)
Tel.: 030/ 74 77 71 15,
Fax: 030/ 74 77 71 20,
www.mobidat.net,
[email protected]
Postvertriebsstück A 11 803
anzeige
Berliner Behindertenverband e.V., Jägerstraße 63 D, 10117 Berlin
Berliner Behindertenverband e.V.:
– Ihre Interessenvertretung in Berlin! –

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