16.06.2008, http://www.orf.at Unerbittlicher Nihat Der Krimi von Genf

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16.06.2008, http://www.orf.at Unerbittlicher Nihat Der Krimi von Genf
16.06.2008, http://www.orf.at
Unerbittlicher Nihat
Der Krimi von Genf.
Die Türkei steht nach einer unglaublichen Aufholjagd im EM-Viertelfinale. Die Türken
besiegten Tschechien in einem hochdramatischen "Finale" der Gruppe A in Genf mit 3:2.
Dabei lagen das Team von Fatih Terim eine Viertelstunde vor Schluss nach Toren von Jan
Koller (39.) und Jaroslav Plasil (62.) noch mit 0:2 zurück. Ein Treffer von Arda Turan (75.)
sowie ein Doppelpack von Nihat Kahveci (87., 89.) drehten aber die Partie komplett um. Die
Türkei trifft damit am 20. Juni im Viertelfinale in Wien auf Kroatien.
Turbulente Schlussphase
Die Türken standen bereits mit dem Rücken zur Wand, ehe ausgerechnet dem bis dahin
souveränen Petr Cech ein folgenschwerer Fehler unterlief. Der tschechische Keeper ließ eine
Flanke von Hamit Altintop fallen und ermöglichte dem einschussbereiten Nihat den
Ausgleich.
Zwei Minuten später entschied der türkische Kapitän die Partie mit einem sehenswerten
Schuss ins Kreuzeck.
Türkei-Torhüter Volkan Demirel wurde schließlich auch noch in einer turbulenten
Schlussphase für eine Tätlichkeit ausgeschlossen. Er hatte Koller umgestoßen.
Offensivspieler Tuncay musste daher ins Tor (91.), weil Terim das Austauschkontingent
bereits ausgeschöpft hatte.
Koller-Abschied mit Tor
Koller hatte in seinem letzten Länderspiel die Tschechen mit einem platzierten Kopfball nach
Flanke von Rechtsverteidiger Zdenek Grygera in Führung gebracht. Es war sein 55. Tor im
90. Länderspiel.
Plasil stellte nach Assist von Libor Sionko aus kurzer Distanz aus einem Konter auf 2:0.
Als alles bereits mit einem Aufstieg der Tschechen gerechnet hatte, gab Arda Turan der
Türkei noch einmal neue Hoffnung. Der 20-Jährige, der bereits in der Nachspielzeit gegen
die Schweiz das 2:1 erzielt hatte, traf nach schönem Querpass von Hamit Altintop ins kurze
Eck.
Brückner lässt Baros draußen
Tschechiens Teamchef Karel Brückner hatte erneut nur auf einen Stürmer gesetzt - und
diesmal dem groß gewachsenen Koller gegenüber dem wendigeren Milan Baros den Vorzug
gegeben.
Abgesehen davon vertraute Brückner jener Mannschaft, die Portugal mit 1:3 unterlegen
war.
Offensive Türken
Die Türken mussten erneut auf die verletzten Mittelfeldspieler Emre Belözoglu und Tümer
Metin sowie Innenverteidiger Gökhan Zan verzichten.
Dafür ließ Terim mit zwei Stürmern beginnen - Matchwinner Nihat und Semih Sentürk, der
als Joker den Ausgleich gegen die Schweiz erzielt hatte, diesmal aber völlig farblos blieb.
Gefährliche Tschechen
Wenngleich die Türken von Beginn an mehr Spielanteile hatten - die Tschechen waren
einem Tor in der ersten Hälfte näher. Einen Schuss von Marek Matejovsky bändigte Volkan
(17.), fünf Minuten später rettete Abwehrchef Servet Cetin nach einem Querpass des agilen
Sionko. Der ehemalige GAK- und Austria-Legionär selbst verfehlte das Kreuzeck danach nur
knapp (25.).
Türkische Großchancen blieben vor der Pause aus. Ein 25-Meter-Schuss von Tuncay ging
knapp neben das Tor (17.).
Regen und Türkei werden stärker
Nach Seitenwechsel wurde nicht nur der Regen, sondern auch die Türkei stärker.
Einen ersten Volley setzte Nihat aber über das Tor (48.). Mit zwei Kopfbällen von Tuncay
(53., 68.) hatte Cech ebenso keine Probleme wie mit einem abgefälschten Schuss des
eingewechselten Kazim Kazim (64.).
Auf der Gegenseite hatte Jan Polak sogar das 3:0 auf dem Fuß, traf aber nur die Stange
(71.).
Und dann kam Nihat
In der Schlussphase drängte die Türkei auf den Ausgleich. Ein Kopfball von Servet Cetin
strich noch knapp am Tor vorbei (83.), ehe die großen Minuten von Nihat kamen. Der 28Jährige von Villarreal erzielte seine Tore Nummer 16 und 17 im Nationalteam - mit
Sicherheit seine beiden wichtigsten.
Während für Tschechien, den Halbfinalisten von 2004, damit das vorzeitige Aus kam, steht
die Türkei nach 2000 erneut im EM-Viertelfinale.
Keine EM-Premiere für Elferschießen
Mit ihrem Sieg verhinderte die Türken auch eine EM-Premiere. Hätte die Begegnung
unentschieden geendet, wäre die Aufstiegsfrage wegen genauer Punkte- und Torgleichheit
erstmals in der Geschichte in einem unmittelbar folgenden Elfmeterschießen geklärt worden.
Sonntag:
Türkei - Tschechien 3:2 (0:1)
Genf, Stade de Geneve, 29.000 Zuschauer, SR Peter Fröjdfeldt
Torfolge:
0:1 Koller (34.)
0:2 Plasil (62.)
1:2 Arda Turan (75.) 3
2:2 Nihat (87.)
3:2 Nihat (89.)
Türkei: Volkan Demirel - Hamit Altintop, Emre Güngör (63./Emre Asik), Servet Cetin,
Hakan Balta - Mehmet Topal (57./Kazim Kazim), Mehmet Aurelio, Tuncay, Arda Turan Nihat, Semih Sentürk (46./Sabri Sarioglu)
Tschechien: Cech - Grygera, Ujfalusi, Rozehnal, Jankulovski - Sionko (84./Vlcek),
Matejovsky (39./Jarolim), Galasek, Polak, Plasil (80./Kadlec) - Koller
Gelbe Karten: Mehmet Aurelio (im nächsten Spiel gesperrt), Mehmet Topal, Emre Asik, Arda
Turan bzw. Galasek, Ujfalusi, Baros
Rote Karte: Volkan Demirel (91./Tätlichkeit)
Die Besten: Nihat, Arda Turan, Tuncay bzw. Koller, Plasil, Sionko
Versöhnlicher Abschied der Schweiz
Durchwachsene Vorstellung von Referee Plautz.
Gastgeber Schweiz hat sich am Sonntagabend mit einem Sieg von der EM verabschiedet.
Das Team von Jakob "Köbi" Kuhn, der nach der EM vom Deutschen Ottmar Hitzfeld als
"Nati"-Coach abgelöst wird, kam im mit 40.000 Zuschauern ausverkauften St.-Jakob-Park
von Basel dank eines Doppelpacks durch Hakan Yakin (71., 83./Foulelfer) nach der Pause zu
einem 2:0 (0:0)-Sieg gegen Titelaspirant Portugal, der bereits vor dem abschließenden
Match als Sieger der Gruppe A festgestanden war.
Erster Sieg bei EM
Die Schweiz schaffte damit im insgesamt neunten EM-Endrundenspiel den ersten Sieg, der
gleichzeitig der erste gegen die "Brasilianer Europas" seit mehr als 26 Jahren war (2:1 im
März 1982 in Lugano).
Die Portugiesen, die nur mit einem B-Team angetreten waren, treffen am Donnerstagabend
erneut in Basel auf den Zweiten der Gruppe B, der am Montagabend aus dem Trio
Deutschland, Österreich und Polen ermittelt wird. Der Tiroler Schiedsrichter Konrad Plautz
bot in seiner zweiten EM-Partie nach dem 4:1 von Spanien gegen Schweden keine wirklich
fehlerlose Leistung.
Portugiesen auf acht Positionen verändert
Luiz Felipe Scolari hatte seine Startelf nach den Siegen gegen die Türkei (2:0) und
Tschechien (3:1) erwartungsgemäß gleich auf acht Positionen verändert, lediglich Goalie
Ricardo sowie die Verteidiger Pepe und Ferreira blieben in der Grundaufstellung. Kuhn nahm
dagegen zwei Wechsel vor: Im Tor bestritt Zuberbühler sein Abschiedsspiel, und SalzburgLegionär Johan Vonlanthen spielte anstelle von Barnetta erstmals von Beginn an.
Auch die zweite Garnitur von Portugal agierte vom Start weg technisch extrem stark,
dominierte das Match und hätte bereits in der 8. Minute in Führung gehen können: Nach
einer Fersentrick-Traumflanke von Quaresma köpfelte Postiga aus fünf Metern über das Tor.
Elfer nicht gegeben
Die Schweiz hielt aber kämpferisch voll dagegen, wobei es die Eidgenossen in der 15.
Minute übertrieben: Als Lichtsteiner Stürmer Nani im Strafraum legte, hätte Schiedsrichter
Plautz eigentlich auf Elfer entscheiden müssen.
Wenig später bewahrte Aluminium die Gastgeber vor einem Rückstand. Ein scharfer VelosoFreistoß, den Pepe abfälschte, wurde von Zuberbühler an die Latte gelenkt (18.). Auch bei
einem Kopfball von Alves verhinderte der "Nati"-Schlussmann das 0:1. Auf der Gegenseite
wurde Ricardo erstmals durch einen Inler-Weitschuss geprüft (23./in den Corner). Auch bei
einem Yakin-Kopfball zeichnete sich der Tormann aus (32.).
Fehlentscheidung von Plautz
Referee Plautz hatte dagegen nicht seinen besten Tag. Nach einem bösen Foul von Ferreira
an Behrami entschied er nur auf Gelb (30.), und in Minute 36 hätte es eigentlich nach einem
Postiga-Treffer 1:0 für die Portugiesen heißen müssen, doch sein Assistent hatte ihm
fälschlicherweise Abseits angezeigt.
Nach dem Wechsel begann das Scolari-Team erneut furios, doch wieder köpfelte Postiga aus
fünf Metern übers Tor (48.), während Nani an der Stange scheiterte (53.). Einen QuaresmaSchuss entschärfte dagegen Zuberbühler (59.).
Hakan Yakins Auftritt
Danach hatten die Gastgeber ihre beste Phase. Nach einem Inler-Querpass und DerdiyokSchuss aus kurzer Distanz rettete zunächst Pepe zur Ecke (62.), wenig später landete ein
Inler-Gewaltschuss an der Stange (65.). Aber in der 71. Minute war es dann so weit:
Derdiyok leitete nach weitem Pass optimal weiter auf Yakin, der per "Gurkerl" Ricardo
bezwang.
Die Vorentscheidung brachte dann ein Elfmeter, nachdem Meira den eingewechselten
Barnetta im Strafraum zu Fall gebracht hatte. Yakin verwandelte souverän zum 2:0 und
avancierte mit seinem Doppelpack bei der Abschiedsvorstellung von Österreichs EMMitgastgeber zum umjubelten Matchwinner (83.).
Sonntag: Schweiz - Portugal 2:0 (0:0)
Basel, St.-Jakob-Park, 40.000 Zuschauer, SR Konrad Plautz (AUT)
Torfolge:
1:0 Yakin (71.)
2:0 Yakin (83./Elfmeter)
Schweiz: Zuberbühler - Lichtsteiner (83./Grichting), Müller, Senderos, Magnin - Behrami,
Fernandes, Inler, Vonlanthen (61./Barnetta) - Yakin (86./Cabanas), Derdiyok
Portugal: Ricardo - Miguel, Pepe, Bruno Alves, Ferreira (41./Jorge Ribeiro) - Fernando
Meira, Miguel Veloso (71./Joao Moutinho), Raul Meireles - Quaresma, Helder Postiga
(74./Hugo Almeida), Nani
Gelbe Karten: Yakin, Vonlanthen, Barnetta bzw. Ferreira, Jorge Ribeiro, Fernando, Meira,
Miguel
Die Besten: Zuberbühler, Senderos, Yakin bzw. Pepe, Nani

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