Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische

Transkript

Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische
Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. med. Eckhard Klieser
Dienstort: Evangelische Kliniken Gelsenkirchen GmbH
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische Patienten
in Deutschland und in der Türkei
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Ayhan Yavuz
aus Maçka-Trabzon-Türkei
2007
Dekan:
Prof. Dr. med. Gert Muhr
Referent:
Prof. Dr. med. Eckhard Klieser
Korreferent: Privatdozent Dr. med. Hans-Jörg Assion
Tag der Mündlichen Prüfung: 29.01.2008
Abstract
Yavuz
Ayhan
Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch türkische Patienten
in Deutschland und in der Türkei
Problem:
In den Krankheitstheorien und dem Krankheitsverständnis türkischer Menschen spielen magisch-religiöse
Vorstellungen bei der Suche nach der Krankheitsursache eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Insbesondere bei psychischen Erkrankungen, bei denen die Patienten keine befriedigende Heilung
erfahren, sowie die Krankheitsursache nicht nachvollziehbar ist, werden oft mystisch-traditionelle Heiler
der Volksmedizin aufgesucht.
Methode:
In der vorliegenden Arbeit wurde an 177 psychiatrischen Patienten türkischer Herkunft in Deutschland, 85
psychiatrischen Patienten in der Türkei und 44 gesunden, in Deutschland lebenden, Türken untersucht,
wie häufig psychiatrische Patienten mystisch-traditionelle Heiler, in diesem Fall einen Hodscha und einen
Wahrsager, in Anspruch nahmen. Es wurde geprüft, ob sich die Inanspruchnahme unterschied. Zudem
wurde spezifischer untersucht von welchen Faktoren die Inanspruchnahme von mystisch-traditionellen
Heilern abhängt und ob es in Bezug auf diese, Unterschiede zwischen türkischstämmigen
Psychiatriepatienten aus Deutschland und der Türkei gibt.
Ergebnis:
Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass 39% und damit ein großer Anteil der untersuchten Patienten
einen
Heiler
des
informellen
Sektors,
dabei
insbesondere
den
Hodscha,
kontaktierten.
Die
Vergleichsgruppe ging im Vergleich zu den psychiatrischen Patienten weniger häufig zu einem Heiler. Ein
Vergleich zwischen den türkischstämmigen Psychiatriepatienten aus Deutschland und der Türkei
hinsichtlich der Inanspruchnahme eines mystisch-traditionellen Heilers ergab, dass die Männer aus der
Türkei in der Regel häufiger einen Hodscha aufsuchten. Des Weiteren nahmen die jüngeren Patienten aus
Deutschland häufiger einen Hodscha in Anspruch.
Diskussion:
Im Allgemeinen wurde deutlich, dass Heiler des informellen Sektors für die psychiatrischen Patienten in
Deutschland und der Türkei von großer Bedeutung sind.
Im medizinischen Alltag ist es deshalb
angezeigt, in Erfahrung zu bringen, ob der Patient einen Heiler parallel zur Schulmedizin in Anspruch
nimmt und welche Ratschläge und Behandlungsmaßnahmen er von diesem erhält. Diese sollten nicht
kontraindikativ zur ärztlichen Behandlung sein. Wenn das medizinische Personal einen Heiler akzeptiert
und toleriert, kann das dem Patienten signalisieren, dass er mit seinen Krankheitstheorien und seinem
Krankheitsverständnis angenommen und wertgeschätzt wird. Das könnte potenziellen Vertrauensdefiziten,
die gegebenenfalls gegenüber der westlichen Medizin bestehen, entgegenwirken sowie die schnelle
Gesundung des Patienten fördern.
Die Arbeit widme ich meinen Eltern,
Ferihan und Servet Yavuz, für ihre unermüdliche Förderung,
meiner Frau Birgül Yavuz, für ihre liebevolle und stetige Unterstützung
und meinen Kindern Emre, Edip Servet und Eren Ertunç Yavuz.
Inhaltsverzeichnis
0.
Überblick
1.
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
1.7.1
1.7.2
1.8
1.9
1.9.1
1.9.2
1.9.3
1.9.4
1.9.5
1.10
1.12
Einleitung
Geographie der Türkei
Bevölkerung
Religion
Bildungswesen
Familien auf dem Land
Familien in der Stadt
Gesundheits- und Versicherungssystem in der Türkei
Sozialversicherung
Regionale Unterschiede
Krankheitsverständnis und Krankheitskonzepte
Verschiedene traditionelle Heiler und ihre Praktiken
Korankundiger (hoca/hodscha)
Wahrsager (falcı)
Ocaklı
Knochenheiler
Traditionelle Hebammen (ebe)
Geschichte der Arbeitsmigration aus der Türkei nach
Deutschland
Mögliche Probleme unterschiedlicher Krankheitsvorstellungen
im deutschen Gesundheitswesen
Psychoseerkrankungen
19
21
2.
2.1
2.2
2.3
2.4
Methodik
Auswahl der Stichprobe
Erhebungsinstrumente
Ablauf der Untersuchung
Auswertung
24
24
24
25
25
1.11
1
3
3
3
3
4
4
5
5
6
7
7
12
12
14
15
15
15
16
3.
Ergebnisse
3.1
Beschreibung der Stichproben
3.1.1 Alter
3.1.2 Geschlecht
3.1.3 Familienstand
3.1.4 Anzahl der Kinder
3.1.5 Wohndauer
3.1.6 Herkunftsort
3.1.7 Schulbildung
3.1.8 Aktueller Beruf
3.1.9 Familiäre Herkunft
3.1.10 Diagnosen
26
26
26
27
27
28
29
29
30
31
31
32
3.2
Stichprobenbeschreibung der Patienten aus Deutschland
3.2.1 Generation
3.2.2 Aufenthaltsdauer
33
33
34
3.3
3.3.1
3.3.2
3.3.3
Inanspruchnahme von Volksmedizin
Hodscha/Hoca
Wahrsager
Praktiken der mystischen Heiler
35
35
40
43
3.4
Abhängigkeiten ausgewählter Variablen
3.4.1 Nehmen die Patienten aus ländlichen Gegenden häufiger
parallel zur Schulmedizin mystisch-traditionelle Heiler
(Hodscha/Wahrsager) in Anspruch?
3.4.2 Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alter und
Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler?
3.4.3 Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme
mystisch-traditioneller Heiler u. Aufenthaltsdauer in Deutschland?
3.4.4 Gibt es Geschlechtsunterschiede bei der Inanspruchnahme
mystisch-traditioneller Heiler?
3.4.5 Ist bei Psychoseerkrankungen die Inanspruchnahme mystischtraditioneller Heiler häufiger?
3.4.6 Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religiosität und
Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler?
3.4.7 Besucht die Vergleichsgruppe Gesunder im Vergleich zu den
Patienten weniger häufig den Hodscha/Wahrsager?
46
58
4.
Diskussion
61
5.
Zusammenfassung
69
6.
Literaturverzeichnis
70
7.
7.1
7.2
7.3
Anhang
Fragebogen deutsch
Fragebogen türkisch
Tabellen zum untersuchten Zusammenhang
Religiosität und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler
76
76
82
8.
Danksagung
96
9.
Lebenslauf
97
46
49
51
53
55
57
88
Überblick
1
0. Einführung
Zur Zeit leben in der Bundesrepublik Deutschland circa 7,5 Millionen Menschen
nichtdeutscher
Nationalität.
Davon
sind
knapp
2
Millionen
türkischer
Abstammung (Statistisches Bundesamt, 2004; Schouler-Ocak, 2000) und damit
die bedeutendste ethnische Minderheit in ganz Deutschland (Collatz, 1995). De
facto ist die Zahl größer, da viele türkische Mitbürger die deutsche
Staatsangehörigkeit erworben haben.
Die eigentliche Wanderbewegung der Türken nach Deutschland begann 1961
mit dem Anwerbeabkommen beider Länder. Dieser Migrationprozess ist laut
Ete (2002) „für mehrere Zehntausende von Türken nicht immer glücklich,
erfolgreich
und
gesundheitlich
Abnutzungserscheinungen,
aber
gut
auch
verlaufen“.
Faktoren
und
Körperliche
Bedingungen
wie
beispielsweise Arbeitslosigkeit, Desillusionierungen im Leben, andauernde
individuell-familiäre Probleme, Konflikte im Zusammenhang mit dem kulturellen
Wertgefüge und Bildungsdefizite führten zum Versagen. Infolgedessen suchten
türkische
Patienten
oftmals
Kliniken,
Ärzte,
Beratungsstellen
und
Landesversicherungsanstalten auf (Ete, 2002).
Da die türkischstämmigen Menschen einen so großen Anteil an der
Bevölkerung in Deutschland ausmachen und mitunter aufgrund der direkten
und indirekten Auswirkung der Migration häufig in Einrichtungen des deutschen
Gesundheitswesen anzutreffen sind, wurde festgestellt, dass manche der
Patienten, insbesondere psychiatrische Patienten, oftmals einen mystischtraditionellen Heiler ergänzend zu ihrer Behandlung hinzuziehen.
Ziel der Arbeit
In der vorliegenden Arbeit soll das Inanspruchnahmeverhalten von mystischtraditionellen
Heilern
parallel
zur
Schulmedizin
bei
türkischstämmigen
psychiatrischen Patienten untersucht werden.
Mit mystisch-traditionellen Heilern sind in dieser Arbeit Hodschas und
Wahrsager gemeint. Sie werden meist aus der Vorstellung von magischreligiösen Krankheitsmodellen aufgesucht. Dementsprechend umfasst ihr
Repertoire überwiegend traditionell-mystische Heilpraktiken. Im Gegensatz
Überblick
2
dazu wenden die übrigen Heiler meist Praktiken an, um den von „Natur aus
unversehrten körperlichen Zustand“ wiederherzustellen.
Die Inanspruchnahme dieser Heiler durch türkische Patienten aus Deutschland
soll mit der durch Patienten aus der Türkei verglichen werden. Welche Rolle
spielen allgemein heute noch mystisch-traditionelle Heiler aus dem informellen
Sektor? Gibt es Unterschiede in der Inanspruchnahme von türkischen Patienten
aus Deutschland und Patienten aus der Türkei? Und welche Bedeutung und
möglichen Auswirkungen hat eine Inanspruchnahme dieser Heiler für den
medizinischen Alltag in der Türkei und insbesondere in Deutschland?
Aufbau der Arbeit
Die Arbeit ist in vier Kapitel und zahlreiche Abschnitte unterteilt. Das erste
Kapitel beinhaltet die Einleitung. Sie dient dazu, einen Überblick über die
demographische Situation und über die Lebensbedingungen in der Türkei zu
geben. Um die Hintergründe für eine Inanspruchnahme von Heilern besser
nachvollziehen zu können, werden das Gesundheits- und Versicherungssystem
in der Türkei und das Krankheitsverständnis und die Krankheitskonzepte
türkischer Menschen näher erläutert. Ebenso werden verschiedene Heiler der
Volksmedizin beschrieben. Außerdem wird die Arbeitsmigration aus der Türkei
geschildert, da sie der Grund für den zahlenmäßig hohen Anteil der Türken in
Deutschland ist. Dazu werden mögliche Probleme in der Arzt-Patient-Interaktion
aufgezeigt. Abschließend wird ein psychisches Krankheitsbild beschrieben, bei
dem eine erhöhte Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler durch die
türkischen Patienten zu erwarten ist.
Im zweiten Kapitel erfolgen die Darstellung der Methodik, der Stichproben und
der
Untersuchungsinstrumente
sowie
die
Nennung
der
verschiedenen
statistischen Verfahren, die zur Bewertung der Zusammenhänge zwischen
ausgewählten Variablen verwendet wurden.
Danach folgen im dritten Kapitel die Ergebnisse der Untersuchung in Bezug auf
die deskriptive Statistik, die Stichprobenbeschreibung der Patienten aus
Deutschland, die Ergebnisse der Inanspruchnahme von volksmedizinischen
Heilern und die Darstellung von Abhängigkeiten ausgewählter Variablen.
Das vierte und letzte Kapitel befasst sich mit der Diskussion.
Einleitung
3
1. Einleitung
1.1 Geographie der Türkei
Die Türkei verteilt sich auf zwei Kontinente: Europa und Asien. Dabei liegt sie
zu 3 Prozent auf dem europäischen Kontinent und zu 97 Prozent auf dem
asiatischen Kontinent (Şen, 1991). Die Landfläche der Türkei beträgt knapp 780
000 km² und ist somit mehr als zweimal so groß wie die der Bundesrepublik
Deutschland (Ekin und Singler, 1997).
1.2. Bevölkerung
Die Türkei hat circa 71 Millionen Einwohner; das Bevölkerungswachstum
beträgt 1,5 Prozent (Stand: 2003, Fischer Weltalmanach, 2006). Die
Bevölkerungsentwicklung war und ist ein großes Problem der Türkei. Im
Zeitraum
von
1923
bis
1997
kam
es
zu
einer
erheblichen
Bevölkerungszunahme von 13 auf 62,5 Millionen Menschen. Analog zu diesem
Wachstum setzte nach dem zweiten Weltkrieg die Landflucht ein. Während
1945 erst 18 % der Bevölkerung in Städten gelebt hatten, waren es 1960 26%
und 1996 sogar 70% der Bevölkerung (Steinbach, 2001).
1.3 Religion
Über 99 Prozent der türkischen Bevölkerung sind Anhänger der muslimischen
Glaubensrichtung. Die Majorität dieser, rund 90 Prozent, sind Sunniten (Ekin
und Singler, 1997). Die Frömmigkeit der Muslime ist in ländlichen Gegenden
stärker
ausgeprägt
als
in
den
Städten
(Pazarkaya,
1983).
Weitere
Untergruppen der Muslime in der Türkei sind die der Aleviten und der Schiiten.
In der Türkei leben neben den Muslimen aber auch Katholiken, Protestanten,
Juden und Mitglieder anderer kleiner Glaubensrichtungen (Ekin und Singler,
1997).
Einleitung
4
1.4 Bildungswesen
Das türkische Bildungswesen ist gekennzeichnet durch ein deutliches StadtLand und West-Ost-Gefälle in Bezug auf die Beschulungsrate, die Lehrmittelausstattung und das zahlenmäßige Verhältnis von Schülern zu Lehrern.
Geographische und entwicklungsbedingte Probleme wie beispielsweise die
extreme Streuung der Bevölkerung oder „unwegsame geographische Lagen
von Siedlungsgebieten“ erschweren die Beschulung insbesondere im Osten
und auf dem Land (Anweiler, 1996).
Die Alphabetisierungsrate in der Türkei betrug im Jahre 2002 bei den Männern
94%, dagegen bei den Frauen nur 79% (Fischer Weltalmanach, 2006). Der
geschlechtsspezifische Unterschied in der Alphabetisierungsrate lässt sich zum
großen Teil damit erklären, dass Männer im Rahmen ihres Militärdienstes
Lesen und Schreiben lernen. Zudem wird in ländlichen Regionen u.a. noch
immer weniger Wert auf die schulische Ausbildung der Mädchen als auf die der
Jungen gelegt (Akkaya et al., 1998).
1.5 Familien auf dem Land
Die Familie hat im türkischen Alltag eine zentrale Bedeutung, ebenso wie die
Religion. Es ist auffällig, dass sich das Leben auf dem Land und in der Stadt
stark voneinander unterscheidet. In den ländlichen Regionen dominieren die
traditionellen Familienverhältnisse stark. Oftmals leben mehrere Generationen
in einer Unterkunft zusammen. Die Familie wird für jeden Einzelnen als Garant
für soziale Sicherheit angesehen (Ekin und Singler, 1997).
Der Vater oder bei seiner Abwesenheit der älteste Sohn nehmen die Stellung
des
Familienoberhauptes
ein.
In
den
ländlichen
Regionen
dient
die
Landwirtschaft als Lebensgrundlage für die Familie. Die Familie ist eine
wirtschaftliche Einheit. Es wird gemeinsam produziert und konsumiert. Die
Feldarbeit wird von Frauen und Männern gleichermaßen geleistet (Akkaya et
al., 1998). Die Reinlichkeit des Hauses fällt in den Verantwortungsbereich der
Frau. Es werden Erwartungen derart an sie herangetragen, dass sie den
Haushalt führt und die Wohnung in einem ordentlichen und reinlichen Zustand
Einleitung
5
hält (Ekin und Singler, 1997). Feld- und Hausarbeit führen zu einer
Doppelbelastung der Frauen (Akkaya et al., 1998).
Der dörfliche Arbeitsprozess erfasst die Kinder bzw. gliedert sie schon im
frühen Alter ein. Ihr Alltag unterscheidet sich gerade in den Dorfgemeinschaften
ohne Schule nicht bedeutend von dem der Erwachsenen (Pazarkaya, 1983).
1.6 Familien in der Stadt
Familien in der Stadt führen ein Leben, das sich sehr von dem Leben der
Familien
auf
dem
Land
unterscheidet.
Immer
vereinzelter
bewohnen
unterschiedliche Generationen gemeinsam ein Wohnhaus. In der Stadt sind die
Familien- und Lebensverhältnisse sehr europäisiert. Die Familien in der Stadt
zeichnen sich tendenziell durch weniger Nachwuchs aus. In der Stadt gibt es
neben berufstätigen Frauen auch Frauen, die eine Hausfrauenrolle einnehmen.
Die Männer sind Angestellte oder Kleingewerbebetreibende (Ekin und Singler,
1997; Şen, 1991).
1.7 Gesundheits- und Versicherungssystem in der Türkei
In der Türkei besteht ein pluralistisches medizinisches System. Es setzt sich
aus einem formellen und informellen Sektor zusammen (Koen, 1986; Becker et
al., 1998).
Staatliche
und
private
Krankenhäuser,
Krankenhäuser
der
sozialen
Versicherung, ländliche Ambulanzen, niedergelassene Ärzte und Apotheker
bilden den formellen (Weßling, 1991, Becker et al., 1998), auf modernem
medizinischem Wissen basierenden Sektor (Weßling, 1991). Der große,
informelle Sektor des türkischen Medizinsystems (Becker et al., 1998)
beinhaltet die Volksmedizin (Koen, 1986).
Für den formellen Sektor gilt, dass die medizinische Versorgung der
Bevölkerung extrem ungleichmäßig verteilt ist. Das liegt zum einen an einem
unzureichenden
Sozialversicherungsnetz
und
den
damit
verbundenen
Kostenentwicklungen im Gesundheitswesen und zum anderen an regionalen
Unterschieden (Neumann, 1989).
Einleitung
6
1.7.1 Sozialversicherung
Hervorzuheben ist, dass das türkische Sozialversicherungssystem einem
Vergleich mit den westeuropäischen Systemen, beispielsweise mit dem
bundesdeutschen System, nicht standhält. Generell befindet es sich noch im
Aufbau und es existiert noch keine allgemeine Versicherungspflicht (Akkaya,
1994).
Das Sozialversicherungssystem in der Türkei schließt wie in Deutschland eine
Pflichtversicherung derjenigen Personen mit ein, die in einem vertraglichen
Arbeitsverhältnis mit einem oder mehreren Arbeitgebern stehen (Ostermann,
1990). Hierbei wird die Versicherung anteilig vom Arbeitnehmer und
Arbeitgeber bezahlt (Gottschlich, 2005).
Es gibt drei staatliche Versicherungen (Şen, 1991):
1. die Sozialversicherungsanstalt für Arbeiter und Angestellte (Sosyal
Sigortalar Kurumu, abgekürzt als SSK)
2. die Pensionskasse für Beamte (Emekli Sandığı)
3. die Sozialversicherungsanstalt für Selbständige (Bağ-Kur) (Akkaya,
1994).
Die
Leistungen
Krankenversicherung
Invaliditäts-,
eine
dieser
Versicherungen
eine
Berufskrankheits-,
Mutterschafts-,
eine
umfassen
eine
neben
der
Arbeitsunfall-,
eine
Hinterbliebenen-
und
eine
Altersversicherung (Şen, 1991).
Es gibt keine Arbeitslosenversicherung (Ekin und Singler, 1997; Şen, 1991;
Ostermann, 1990; Akkaya et al., 1998). Dementsprechend haben Arbeitslose,
ebenso wie die ländliche Bevölkerung, keinen Anspruch auf soziale Leistungen
(Ostermann, 1990). Sie sind im Krankheitsfall in keiner Weise abgesichert.
Neben der fehlenden Krankenversicherung besitzt die Majorität keine finanzielle
Altersabsicherung. Somit sind sie nicht nur im Falle einer Krankheit, sondern
auch im hohen Alter von der Solidarität ihrer Verwandten, Nachbarn und
Freunde abhängig (Wirsing, 1992).
Einleitung
7
1.7.2 Regionale Unterschiede
Landesweit herrscht ein großes Gefälle in der medizinischen Versorgung.
Erhebliche Unterschiede bestehen zwischen verschiedenen Regionen der
Türkei und nicht allein zwischen Stadt und Land (Neumann, 1989).
In Bezug auf die Ärztedichte ist festzustellen, dass im Durchschnitt auf einen
praktizierenden Arzt 1200 Einwohner kommen. In einzelnen Regionen Innerund Ostanatoliens behandelt ein niedergelassener Arzt bis zu 90000
Einwohner. Vor diesem Hintergrund ist es zu sehen, dass viele Dörfer von jeder
ärztlichen Versorgung abgeschnitten sind. Mithin besteht dort ein sehr großer
Bedarf an Ärzten (Şen, 1991), auch wenn es infolge eines 1981 in
Kraft
getretenen Gesetzes, das die Absolventen eines Medizinstudiums zu einem
zweijährigen Dienst auf dem Lande verpflichtet, zu einer erheblichen Zunahme
der Ärztezahl kam (Ekin und Singler, 1997; Şen, 1991).
Aufgrund
dieser
nachvollziehbar,
unzureichenden
dass
sich
die
medizinischen
Landbevölkerung
Versorgung
ist
notgedrungen
es
ihre
traditionellen Heiler schuf (Zimmermann, 2000), welche wir zum informellen
Sektor zählen. Die verschiedenen Heilertypen werden im Abschnitt 1.9
ausführlicher beschrieben.
1.8 Krankheitsverständnis und Krankheitskonzepte
Es gibt unterschiedliche Vorstellungen über die Entstehung von Krankheiten in
der Türkei. Diese traditionellen Krankheitstheorien sind keineswegs statisch
(Weßling, 1991; Salman, 2001), sie verändern sich durch das jeweils gegebene
soziale Umfeld, durch Erfahrungen, die in Wandlung begriffen sind, durch die
zugänglichen Möglichkeiten und aufgrund Gegebenheiten der Zeit (Koen,
1986).
Das folgende Modell von Koen (1986) soll einen Überblick über diese
ätiologischen Krankheitsvorstellungen geben.
Einleitung
8
Abb. 1.1: Ätiologische Vorstellungen über Krankheit (Koen, 1986)
Magisch-religiöse Vorstellungen
Eine Person kann hiernach erkranken, weil sie z.B. Tabus gebrochen und
„falsche“ Handlungen begangen hat (Straube, 1992; Weßling, 1991). Eine
Tabuisierung kann auch aufgrund religiöser Hintergründe gegeben sein.
Im Volksglauben nimmt man, im Unterschied zum orthodoxen Islam, die
strafende Absicht Gottes an. Deshalb erklären sich viele Menschen ihr Leiden
damit, dass sie von Gott wegen ihrer begangenen Sünden, wie z.B. Diebstahl,
Ehebruch oder Gotteslästerung, bestraft werden (Wirsing, 1992).
In magisch-religiösen Vorstellungen existiert auch der Glaube an „cin“
(gesprochen: dschinn) bzw. „cinler“ im Plural. Cinler sind intelligente Geister,
die der Mensch als solche nicht erkennen kann. Sie können unterschiedliche
körperliche Gestalten annehmen, z.B. die eines Menschen, eines Tieres oder
einer Pflanze.
Einleitung
9
Die Cinler sind weiblichen oder männlichen Geschlechts. Außerdem besitzen
sie die Fähigkeit sich fortzupflanzen. Sie können Menschen auch in sexueller
Hinsicht verführen. Die Cinler sind unsichtbar und schnell beweglich. Sie sollen
sich in Wäldern, Höhlen, Felsen, Ruinen, verlassenen Häusern, Kaminen,
Schornsteinen, Badehäusern oder Toiletten aufhalten. Wenn man Cinler ihrer
Ruhe beraubt, rächen sie sich, indem sie bei Menschen Krankheiten auftreten
lassen (Öztürk, 1964; Becker et al., 1998). Der Zorn der Cinler kann durch
Flüche, Verstoßen der Eltern oder dem Wegfallen ritueller Waschungen, z.B.
nach dem Geschlechtsverkehr sowie durch Verstöße gegen von Gott den
Menschen auferlegte Gebote erregt werden. Bei dem Ausüben alltäglicher
Aktivitäten wie z.B. dem Urinieren oder dem Ausschütten von Schmutzwasser,
kann der Ausspruch von Entschuldigungen als Schutz gegen den Einfluss der
Cinler dienen (Öztürk, 1964).
In der türkischen Sprache gibt es verschiedene Ausdrücke, in denen das Wort
„cin“ enthalten ist, wie z.B. „cin çarpması“ („vom Cin befallen“), worunter das
Eindringen des Cin in den menschlichen Körper verstanden wird, mit der
Absicht ihn krank zu machen oder „cinnet geçirmek“ („bis zum Verrücktwerden“)
(Koen-Emge, 1988, zitiert nach Assion, 2003).
Letztlich werden die Cinler häufig als Ursache psychischer Krankheiten
(Zarifoğlu, 1992), insbesondere von psychischen Symptomausprägungen wie
Halluzinationen, dem Hören von Stimmen, plötzlicher und unerklärlicher
Krankheiten, epileptischer Anfälle oder Infertilität angesehen (İlkılıç, 2005).
Neben der Vorstellung, dass Krankheiten die Strafe für Übertretung von
religiösen Geboten und Tabus seien, oder zufällig geschehen (Zarifoğlu, 1992),
gibt es auch die Vorstellung, dass Krankheiten durch den bösen Blick anderer
verursacht werden können (Zielke-Nadkarni, 2001; Herrmann, 2000; Kielhorn,
1996). Dabei sollen auffällige Menschen (Becker et al., 1998), z.B. grün oder
blauäugige (Zarifoğlu, 1992; Volkan, 1975), mit ihrem Blick in der Lage sein,
Krankheiten auszulösen (Koch, 1997). Die „Schädigung“ kann bewusst oder
auch unbewusst geschehen (Zarifoğlu, 1992). Außerdem wird angenommen,
dass attraktive und erfolgreiche Menschen besonders anfällig für den bösen
Blick sind (Volkan, 1975). Es wird angenommen, dass diese Menschen Neid
und Feindseligkeit bei denen aufkommen lassen, deren Augen die Fähigkeit
Einleitung
10
besitzen, durch einen bloßen Blick verschiedene Krankheiten hervorzurufen. Es
ist die Missgunst, die Feindseligkeit, die sich hinter dem flüchtigen, bösen Blick
verbirgt (Seligmann 1910; Öztürk, 1964). Die Person, von der der böse Blick,
die Krankheit, Verkrüppelung, Unglück u.v.m. verursacht, ausgeht, bleibt häufig
unerkannt (Akkaya et al., 1998). Eine Schädigung kann nicht nur visuell,
sondern auch verbal
herbeigeführt werden (Hauschild, 1982, Koen-Emge,
1988, zitiert nach Assion, 2003). Präventiv, d.h. zur Vorbeugung gegen den
bösen Blick, können getragene blaue Perlen (boncuk) oder Amulette (muska)
verwendet werden, welche die Hodschas anfertigen (Koch, 1997).
Im Volksglauben sind seit Jahrtausenden bei sehr vielen Völkern sowohl die
weiße Magie als auch die schwarze Magie weit verbreitet (Lehmann, 1925,
zitiert nach Assion, 2003). Die weiße Magie ist positiv und wird dazu verwendet,
Krankheiten zu heilen sowie schwarze Magie aufzuheben. Mit der schwarzen
Magie (büyü) kann jemandem absichtlich geschadet werden. Für den Zauber
wird häufig ein mit dem Adressaten in Berührung gekommener oder
kommender Gegenstand benötigt, wie z.B. seine Haare oder Fäden aus seiner
Kleidung (Becker at al., 1998).
Naturalistische Vorstellungen
Hiernach werden Krankheiten als durch Witterung/Klima, durch die Elemente
Luft, Erde und Wasser, durch unzureichende oder schlechte Ernährung
(Zimmermann, 2000) und als z.B. durch den Arbeitsprozess bedingte
Belastungen oder Ermüdungen, verursacht angesehen.
Dem Wasser wird eine Reinigungsfunktion zugesprochen, wobei zu viel und zu
schlechtes Wasser als Ursache von Krankheiten gilt.
Durch die Luft können Krankheiten wie Knochen- und Gelenkerkrankungen und
Rheuma verursacht werden.
Die Erde wird als Ort der Fruchtbarkeit angesehen (Becker et al., 1998).
Moderne Medizin
Verschiedene
Erklärungsmodelle
werden
aus
der
westlichen
Medizin
übernommen und dienen zur Ursachenklärung hinsichtlich unterschiedlicher
Krankheiten (Wirsing, 1992).
Einleitung
11
Mechanistische Vorstellungen
Es existiert auch die Sichtweise, dass Organe fallen oder verrutschen (Becker
et al., 1998; Wirsing, 1992).
Dies manifestiert sich je nach spezifischem Organ in unterschiedlichen
Symptomen bzw. Symptomausprägungen:
-
das „Fallen des Kreuzes“ (bel düşmesi oder kuyruk düşmesi) zieht
Kreuzschmerzen und Bewegungshinderung in der Taillengegend nach
sich.
-
Das „Fallen des Herzens“ (yürek düşmesi) führt zu Traurigkeit.
-
Das „Verrutschen der Zunge in den Hals“ (dil kayması) geht mit Stottern
oder dem Verlust der Stimme einher.
-
Das „Fallen des Nabels“ (göbek düşmesi) verursacht Übelkeit, Müdigkeit,
Kraftlosigkeit und Schmerzempfindungen jeglicher Art, die häufig den
gesamten Körper in Mitleidenschaft ziehen. Die Gründe für den Nabelfall
sind nach dieser Vorstellung z.B. das Springen aus großer Höhe,
Ungleichgewichte im Körper oder in der Lebensart und Lebensführung
aufgrund physischer und psychischer Belastungen oder infolge von
Mangelernährung (Becker et al., 1998).
Gemäß diesen Krankheitskonzepten kommt es zu einem äußerlichen
Eindringen der Krankheit in die Person. Darunter ist zu verstehen, dass die
Krankheit external auf den Körper der betreffenden Person einwirkt. Die
Krankheit betrifft nicht einzelne Organe (Schouler-Ocak, 2000; Straube, 1992;
Becker et al., 1998; Weßling, 1991; Saller, 1995), sondern immer die ganze
Person (Schouler-Ocak, 2000; Straube, 1992; Bay et al., 1993; Kielhorn, 1990;
Saller, 1995; Collatz, 1992; 1995; Becker et al., 1998; Weßling, 1991), auch
wenn sich eine örtliche Manifestierung an oder in Körperteilen oder bestimmten
Körperorganen zeigt (Zimmermann, 2000). Es wird angenommen, dass sich die
Krankheit über Nerven oder Blut auf den ganzen Körper erstrecken kann
(Weßling, 1991).
Dass Erkrankungen im Inneren des Körpers entstehen, wie es beispielsweise
bei Stoffwechselerkrankungen der Fall ist, ist nicht vorstellbar (Becker et al.,
1998).
Einleitung
12
Es ist eher weniger wichtig, welches dieser Erklärungsmodelle für die Krankheit
ausgewählt wird, als dass sie einem ätiologischen Modell, welches die
Gemeinschaft akzeptiert, zugeordnet werden kann.
Viele türkische Patienten haben ein starkes Bedürfnis zu wissen, woher ihre
Krankheit kommt, weswegen sie nach Erklärungsmodellen und Gründen
suchen. Denn, wie bereits dargestellt, haben die meisten türkischen Patienten
die Vorstellung, dass die Krankheit von außen in den Körper eindringt.
Erklärungsmodelle,
die
einen
Patienten
für
seine
Erkrankung
selbst
verantwortlich machen, ohne dass dieser bestimmte Tabus durchbrochen oder
eine falsche Handlung begangen hat, werden nicht akzeptiert. Das lässt sich
vor dem Hintergrund verstehen, dass bei ihnen die „Atomisierung“ der
Gesellschaft, d.h. die Individualisierung noch nicht so weit fortgeschritten ist,
wie in den westlichen Industrienationen. Sie betrachten sich vielmehr als Teil
der Gemeinschaft, der sie angehören. Sie „wissen“ und „spüren“, dass es der
Legitimation der Gesellschaft bedarf, damit ihre Krankheit akzeptiert und
angenommen wird (Koen, 1986).
1.9 Verschiedene traditionelle Heiler und ihre Praktiken
Der informelle Sektor im türkischen Medizinsystem ist sehr groß (Becker et al.,
1998) und umfasst viele verschiedene Heilinstanzen. Zu den wesentlichsten
zählen die Hodschas, die Wahrsager, die Ocaks, die Knochenheiler und die
traditionellen Hebammen.
1.9.1 Korankundiger (Hodscha)
Im Islam ist der Hoca (gesprochen ,,Hodscha“) in der Regel ein Korankundiger,
d.h. ein gelehrter Religionsvertreter. Als Gemeindevorsteher wird ihm auch die
Aufgabe zuteil, Zeremonien abzuhalten und Gebete zu sprechen. Die von
Hodschas erfahrene Ausbildung ist sehr vielfältig und verschieden und kann
von der einfachen Lebenserfahrung bis zum Hochschulstudium reichen.
Hodschas können sich aber auch als mystisch-traditionelle Heiler engagieren,
die
teilweise
Heilpraktiken
auf
der
Grundlage
ihrer
magischen
Krankheitskonzepte anwenden (Becker et al., 1998). Die bestehende
Einleitung
13
Rechtslage in der Türkei untersagt ihnen die Ausübung ihrer Praktiken (Haas,
1986).
Da der Koran jegliche Art von Magie und Zauberei verbietet und sie als
Teufelswerk bezeichnet, distanzieren sich die strenggläubigen Hodschas von
magischen Praktiken (Becker et al., 1998). Allerdings erkennt der Koran neben
einem Gott, Menschen und Engeln, auch die Existenz von Dämonen an. Die
Engel sind die Boten Gottes, während die Dämonen überwiegend Ungläubige
sind. Aus diesem Grund seien sie die Feinde des Menschen und würden ihn
zum Bösen verführen. Diese Dämonen werden als „Cin“ bezeichnet. Häufig
werden sie für verschiedenste Krankheiten verantwortlich gemacht. Um sich vor
diesen Dämonen zu schützen, soll Mohammed das Tragen von Amuletten
gebilligt haben (Röder, 1986).
Manchen mystisch-traditionellen Hodschas werden teilweise übernatürliche
Kräfte zugesprochen. Auch geht man davon aus, dass manchen von ihnen
„Armeen von Cinler“ im Einsatz gegen „böse Cinler“ zur Verfügung stehen
(Öztürk, 1964).
Hodschas werden aufgrund unterschiedlichster Probleme um Rat gefragt, seien
es seelische, körperliche, berufliche, familiäre, ökonomische oder sonstige
Nöte. Die Betroffenen suchen den Hodscha meistens gemeinsam mit
Verwandten, Freunden oder mit in der Nachbarschaft lebenden Bekannten auf.
Vereinzelt gehen diese für ihn auch alleine zum Hodscha (Röder, 1986).
Das Repertoire eines Hodschas ist sehr umfassend (Zimmermann, 2000). „Ein
Hodscha bespricht oder beliest eine „kranke“ Person, bzw. er „bläst“ sie an“
(Straube, 1992). Außerdem gibt er Aufgaben auf, die z.B. das Abschreiben von
Koranpassagen beinhalten. Der Koran ist also meist Bestandteil magischer
Praktiken und spielt eine wichtige Rolle bei der Ausübung von Heilpraktiken und
Krankheitsaustreibungen. Dabei sind einzelne Suren außerordentlich wirksam
(Straube, 1992). Diese Suren werden auf Zettel geschrieben. Diese Zettel oder
Zettel mit magischen Begriffen, Zeichen oder Zahlen gehören zu den
Hauptbestandteilen eines Amuletts (muska) (Becker et al., 1998; Röder, 1986).
Einleitung
14
Das in einem kleinen Stoffbeutel getragene „Muska“ wird nur in Ausnahmen
nicht am Körper getragen, wie beispielsweise beim Baden. Künstlerisch
verarbeitete Amulettbehälter sind auch erhältlich (Haas, 1986).
Daneben kann auch die Tinte solcher Zettel im Wasser aufgelöst werden.
Dieses Wasser kann dann entweder getrunken (Straube, 1992; Ruhkopf et al.,
1993; Becker et al., 1998) oder aber für spezielle Waschungen benutzt werden.
Auch werden solche Zettel verbrannt, um den koranhaltigen Rauch zu
inhalieren. Zum Teil schreibt der Hodscha die arabischen Schriftzeichen auch
auf den Bauch seines Klienten (Becker et al., 1998).
Bevor der Hodscha einen Ratschlag gibt oder eine magische Behandlung
beginnt, wird ein Orakel-Ritual durchgeführt, durch das der Hodscha in der
Lage ist, z.B. mittels eines Blickes in ein Glas Wasser, in den Koran oder auf
ein schwarz gefärbtes Ei, die Lösung oder auch Ursache des Problems zu
erkennen.
Man kann aber auch zu einem Magier-Hodscha gehen, wenn man die Magie
dazu benutzen möchte, das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen oder
sogar ihnen zu schaden. Dafür gibt es u. a. Liebeszauber, Verfluchungszauber,
Zauber, um eine bevorstehende Heirat zu verhindern. Die Lebensmittel lassen
sich auch verfluchen, damit man sie ins Essen des Feindes mischen kann. Bei
manchen Beschwerden sieht man die Ursache in einem mit einem Fluch
versehenen Amulett (muska), das in der Nähe eines Kranken von jemandem
versteckt wurde. Damit der Kranke geheilt werden kann, bedarf es der
Auffindung dieses Muskas (Röder, 1986).
1.9.2 Wahrsager (Falcı)
Die Wahrsager prognostizieren oder sie beantworten Fragen, die ihnen ihre
Klienten hinsichtlich der Zukunft stellen. Um allgemeinere Prognosen zu
erstellen, lesen sie z.B. aus dem Kaffeesatz. Wenn spezifischere Fragen
gestellt werden, wie z.B. „Werde ich bald Vater?“, wird von einigen Wahrsagern
die Methode des „Buchöffnens“ angewendet. Dabei wird, nachdem die Frage
des Klienten gestellt wurde, eine sich zufällig ergebende Seite im Buch
aufgeschlagen. Diese wird dem Klienten vorgelesen und soll helfen seine Frage
zu beantworten (Wirsing, 1992).
Einleitung
15
1.9.3 Ocaklı
Im Begriff „ocaklı“ steckt das Wort „ocak“ (Koen, 1986), welches (Kern der)
Familie und zugleich Herd bedeutet (Becker et al., 1998; Koen, 1986). Ocaklı
sind Individuen oder Familien, die auf die Behandlung bestimmter Krankheiten
spezialisiert sind. Dies sind zumeist Infektionskrankheiten wie z.B. Gelbsucht,
Malaria, Tuberkulose, Wochenbettfieber und Erysipel (Koen, 1986). Dabei
wenden sie magisch-rituelle Praktiken an (Becker et al., 1998).
1.9.4 Knochenheiler
Knochenheiler behandeln Verrenkungen, Verspannungen, Knochenbrüche und
Beschwerden am Knochensystem (Koen, 1986). Sie wenden dabei manuelle
Praktiken (Becker et al., 1998), oder Salben an, die aus Pflanzen (Becker et al.,
1998; Koen, 1986), Erde usw. hergestellt werden (Koen, 1986).
1.9.5 Traditionelle Hebammen (ebe)
Traditionelle Hebammen findet man häufig auf dem Land (Becker et al., 1998;
Koen, 1986) und weniger in den Städten (Koen, 1986). Primär helfen sie den
Frauen Geburten „durchzuführen“ (Becker et al., 1998; Koen, 1986). Da jedoch
die medizinische Versorgung auf dem Lande unzureichend ist, haben sie sich
das Wissen über Kinderkrankheiten, besonders Frauenleiden und äußerlich gut
erkennbaren Krankheiten, wie z.B. über Hautleiden oder Ekzeme, angeeignet
(Koen, 1986). Sie behandeln diese u.a. mit Methoden, die über Jahrhunderte
hinweg aus der Volks- und Pflanzenmedizin bekannt sind, mit Kälte- und
Wärmeapplikationen, mit manuellen Verfahren und auch mit magisch-rituellen
Praktiken (Becker et al., 1998; Koen, 1986).
Traditionelle Hebammen sind häufig ältere Frauen, die viel Lebenserfahrung
besitzen, gut zu erreichen sind, die von der Gemeinde geachtet werden und im
religiös-weltanschaulichen Sinne „rein“ sind; „rein“ sind Frauen nach islamischer
Vorstellung vor dem ersten Geschlechtsverkehr und wenn sie das Alter
erreichen, indem sie keine Kinder mehr gebären können (Koen, 1986;
Schwalm, 1995, zitiert nach Assion, 2004).
Einleitung
16
1.10 Geschichte der Arbeitsmigration aus der Türkei nach Deutschland
Nach dem zweiten Weltkrieg, in der Zeit von 1955-1968 (Kolinsky, 1996),
schloss Deutschland mit acht Ländern ein Anwerbeabkommen: Italien (1955),
Spanien (1960), Griechenland (1960), Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal
(1964), Tunesien (1965) und mit dem ehemaligen Jugoslawien (1968)
(Geiselberger, 1972; Kolinsky, 1996; Goldberg et al., 2004; Terkessidis, 2000).
Ziel
war
es,
mit
den
Arbeitskräften
den
Wiederaufbau
und
die
Wirtschaftsentwicklung in Deutschland zu unterstützen. Die Arbeitskräfte aus
dem Ausland wurden bis in die Mitte der 1970er Jahre angeworben (David und
Borde, 2001). Die staatlich geregelte Entsendung von Arbeitskräften war
deshalb im Interesse der Türkei, da sich die neue Regierung nach dem
(Abadan-Unat, 1976; Hale, 1981) Putsch der Regierung Menderes im Mai 1960
(Akkaya et al., 1998; Ekin und Singler, 1997; Steinbach, 2001; Abadan-Unat,
1976; Hale, 1981) wirtschaftspolitisch neu orientieren wollte.
Sie hatte zum Ziel, die zu diesem Zeitpunkt schlechte Wirtschaftslage mit Hilfe
von wirtschaftlicher Planung zu beseitigen. In diesem Zusammenhang wurde
noch im selben Jahr (1960) die staatliche Planungsorganisation (Abadan-Unat,
1976; Hale, 1981) (Devlet Planlama Teşkilatı) (Steinbach, 2001; Şen, 1991;
Akkaya et al., 1998) ins Leben gerufen, welche die Aufgabe hatte, die soziale
und wirtschaftliche Entwicklung der Türkei zu koordinieren und zu gestalten.
Die
wichtigsten
Ziele
dieser
Wirtschaftspolitik,
die
im
Rahmen
von
Fünfjahresplänen verwirklicht werden sollten, waren die Auslandsschulden
abzubauen, die Industrie voranzutreiben und genügend Arbeitsplätze zu
schaffen (Abadan-Unat, 1976; Hale, 1981). Der erste Fünfjahresplan für den
Zeitraum von 1963 bis 1967 trat am 3. Dezember 1962 in Kraft (Şen, 1991). In
ihm wurden bevölkerungspolitische Ziele gesetzt, die eine Verzögerung des
Bevölkerungswachstums
bewirken
und
den
Arbeitskräfteüberschuss
exportieren sollten. Die Leitgedanken der Planer waren, dass unqualifizierte
Arbeitskräfte, die ins Ausland entsendet wurden, eine berufliche Qualifikation
erhielten (know-how), die mittelbar der zukünftigen Industrialisierung in der
Türkei dienlich ist (Abadan-Unat, 2005).
Einleitung
17
In der Absicht, diese Ziele zu verwirklichen, schloss die türkische Regierung
binnen der folgenden Jahre weitere Abkommen mit Österreich, Holland,
Belgien, Frankreich und Schweden (Abadan-Unat, 2005).
Als nun im Oktober 1961 der Anwerbevertrag zwischen der deutschen und der
türkischen Regierung geschlossen wurde (Özkan, 1992; Matter, 1992; SeidelPielen, 1995; Abadan-Unat, 1976), war fortan die zentrale Anlaufstelle für die
Vermittlung türkischer Arbeitnehmer die deutsche Verbindungsstelle in Istanbul.
Es bestand aber auch die Möglichkeit, eigenständig auf Arbeitsplatzsuche zu
gehen und anschließend eine Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung zu
beantragen (David und Borde, 2001).
Die türkische Regierung verhielt sich von Anfang an passiv und übte keinen
Einfluss auf die Arbeitnehmerauswahl und die Entsendestaaten aus. Sie
lockerte die Rahmenbedingungen, um den Wünschen und Bedürfnissen der
westlichen Aufnahmestaaten entgegenzukommen (Akkaya et al., 1998). Dies
brachte mit sich, dass z.B. viele der im deutschen Steinkohlebergbau, im
Ruhrgebiet eingesetzten türkischen Arbeitskräfte hoch qualifizierte Fachkräfte
waren, die aus der Bergbauregion der Türkei um Zonguldak stammten (Werth,
2003). Weil qualifizierte Arbeitskräfte aus der Bergbauregion um Zonguldak
abwanderten, setzte sich die damalige Regierung in ihrer Migrationspolitik zum
Ziel, diese Abwanderung zu verhindern (Akkaya et al., 1998).
Alle Abkommen basierten auf dem „Rotationsprinzip“, das beinhaltete, dass die
Arbeitskräfte für die Zeit von einem Jahr ins Ausland gehen und danach in ihr
Herkunftsland zurückkehren (Abadan-Unat, 2005). Die Arbeitnehmer gingen
selbst wohl auch davon aus, dass sie nur kurzfristig im Ausland arbeiten
würden (Özkan, 1992; Ostermann, 1990). Sie beabsichtigten damals, möglichst
frühzeitig und möglichst viel Geld zu verdienen (Ostermann, 1990). In
Befragungen kam heraus, dass die türkischen Arbeitnehmer meistens aus
ökonomischen Gründen ins Ausland gingen (Güç, 1990; Özkan, 1992). So
kamen in den Anfängen der Ausländerbeschäftigung meist ledige oder
verheiratete Männer, die ihre Familien im Herkunftsland zurückließen
(Ostermann, 1990).
Die Mehrzahl der türkischen Arbeitnehmer samt ihrer Familien, die heutzutage
in der Bundesrepublik Deutschland leben, stammt aus ländlichen Regionen der
Türkei (Haas, 1986). Ihrer Migration ins Ausland ging eine Binnenwanderung
Einleitung
18
innerhalb der Türkei voraus. Bevor sie durch deutsche Unternehmen rekrutiert
wurden, wohnten und lebten sie zunächst zwei bis drei Jahre in den
Großstädten wie Istanbul, Ankara oder Izmir (Goldberg et al., 2004).
Ehe sie jedoch ins Ausland migrieren konnten (Weßling, 1991), wurde ihr
gesundheitlicher
Zustand
durch
Anwerbekommissionen
(Theilen,
1984;
Schöning-Kalender, 1984; Weßling, 1991), die zwischen 1961 und 1973 in der
Türkei eingerichtet wurden, gründlich überprüft. Damit sollte eine positive
Selektion sichergestellt werden, d.h. es sollten nur geeignete Arbeitskräfte
vermittelt werden, mithin solche, von denen angenommen wurde, dass sie den
Arbeitsanforderungen im Industriealltag gewachsen seien (Weßling, 1991).
Zudem sollte mit den Eignungsuntersuchungen sichergestellt werden, dass
keine Seuchen in die BRD eingeschleppt wurden (Reeg, 1990; Weßling, 1991;
Geiselberger, 1972).
Nichtsdestotrotz waren die Tätigkeiten, die den angeworbenen Arbeitskräften
zugewiesen
wurden,
am
schlechtesten
bezahlt,
am
wenigsten
sozial
abgesichert, und sie befanden sich sozial auf unterster Stufe (Ostermann,
1990). Ihr Arbeitsleben war zumeist intensiv, schwer und belastend (Theilen,
1984;
Bade,
1994).
Offiziell
wurde
das
damit
begründet,
dass
die
angeworbenen Arbeitskräfte über geringe Sprachkenntnisse verfügten und es in
ihrem Heimatland ein niedriges Einkommensniveau gab (Ostermann, 1990),
und sie nur für eine begrenzte Zeit in der BRD beschäftigt sein würden (Zink
und Korporal, 1990; Ostermann, 1990).
Im November 1973 -es befanden sich 910.500 Türken in der Bundesrepublikerging seitens der Bundesregierung ein Anwerbestopp für Ausländer aus NichtEG-Mitgliedsstaaten. Dieser war die Folge der Ölpreisexplosion im Herbst 1973
und der danach sichtbar werdenden Rezession (Goldberg et al., 2004).
Daraufhin kam es zu einem verstärkten Familiennachzug in die BRD (Şen,
1991; Ete, 2002; Kellnhauser und Schewior-Popp, 1999; Ostermann, 1990). Die
hier lebenden Migrantenfamilien ließen sich dauerhaft nieder. Sie waren vielen
Problemen
ausgesetzt,
wie
einer
schlechten
Wohnsituation,
dem
Nichtvorhandensein von Angeboten im Sozial- und Gesundheitsbereich und
Beratungsdiensten, sowie geeigneter Freizeitmöglichkeiten. Daneben waren die
Schulen auf die große Anzahl von ausländischen Kindern nicht ausreichend
vorbereitet. Mitte der 70er Jahre versuchte man zwar die Lebensbedingungen
Einleitung
19
der Migrantenfamilien zu verbessern, diese Maßnahmen hatten allerdings als
Modell- oder Einzelprojekt geringe Breitenwirkung (Ostermann, 1990).
Auch wenn eine Entwicklung der BRD zu einem Einwanderungsland
stattgefunden hat (Collatz, 1992; Weßling, 1991), wurde dieser Status quo von
offizieller Seite nicht anerkannt (Bade, 1994; Ostermann, 1990). Nur so lässt
sich nach Ostermann (1990) „wohl erklären, dass das Gesundheitswesen,
welches auch bei der Auswahl der anzuwerbenden Arbeitnehmer eine Rolle
spielte, bis heute auf die spezifischen Probleme der ausländischen Migranten seien
es
die
Sprachbarrieren,
seien
es
die
unterschiedlichen
Krankheitskonzepte- nicht genügend eingegangen ist“.
1.11 Mögliche Probleme unterschiedlicher Krankheitsvorstellungen im
deutschen Gesundheitswesen
Klassische Missverständnisse entstehen z.B. aufgrund unterschiedlicher
Vorstellungen über die Krankheit. Ausländische Patienten definieren ihren
Krankheitsbeginn z.B. erst dann, wenn zum ersten Mal Beschwerden auftreten.
Falls der deutsche Arzt oder Psychotherapeut bemüht ist, eine weiter
zurückliegende (Özelsel, 1990) Anamnese durchzuführen, kommt es häufig vor,
dass der ausländische Patient das als Misstrauen hinsichtlich seiner Angaben
zum Krankheitsbeginn wertet (Becker et al., 1998; Özelsel, 1990).
Es kann auch vorkommen, dass der ausländische Patient Wichtiges zu den
Beschwerden verschweigt, um die Fähigkeiten und das Können des Arztes
oder
Psychotherapeuten
zu
testen.
Dagegen
empfindet
dieser
das
möglicherweise als mangelndes Vertrauen und als geringe Bereitschaft
mitzuarbeiten.
Da viele türkische Patienten die Auffassung haben, dass die Krankheit den
ganzen Körper befällt und nicht organspezifisch wirkt, könnten ihre Aussagen
für den deutschen Arzt als ungenau und für die Diagnose als unbrauchbar
gewertet werden. Auf diese Weise kann es geschehen, dass dieser das geistige
Niveau der Patienten geringschätzt. Der Patient dagegen könnte den Arzt als
unfähig empfinden, da er spezifisch fragt und nicht darauf eingeht und versteht,
dass der Patient als ganze Person leidet (Özelsel, 1990). Hier kann es auch zu
Fehldiagnosen seitens des Arztes kommen, bei denen zusätzlich die Gefahr
Einleitung
20
besteht, dass eine Erkrankung chronisch wird oder dass man von einem Arzt
zum nächsten geht („doctor shopping“) (Ostermann, 1990).
Es kommt auch häufig vor, dass türkische Patienten ihre Symptome mit der
Krankheit gleichsetzen (Straube, 1992; Grottian, 1991; Özelsel, 1990).
Dementsprechend nehmen sie beim Verschwinden der Symptome an, geheilt
zu sein (Becker et al., 1998; Bay et al., 1993; Özelsel, 1990), und setzen von
sich aus Medikamente ab oder begehen einen Therapieabbruch (Özelsel,
1990).
Das Vertrauen des ausländischen Patienten in die westliche Medizin ist sehr
groß (Schmeling-Kludas et al., 2000; Bay et al., 1993). Es besteht oft die
unrealistische Erwartung mittels einer kurzfristigen ärztlichen Behandlung
geheilt zu werden (Schmeling-Kludas et al., 2000; Becker et al., 1998; Bay et
al., 1993; Theilen, 1985). Ist das nicht der Fall, kann das Vertrauen schnell der
Skepsis weichen. Die Folge sind Behandlungsabbrüche oder magische
Behandlungsversuche, die zu einer non-compliance führen.
Entgegen unserem Verständnis ist die Gefahr hierfür besonders groß, wenn
eine gute Arzt-Patienten-Beziehung vorliegt, denn wenn die Krankheit trotz
bester Voraussetzungen wie einem guten Arzt, den modernsten Apparaturen
und Medikamenten weiterhin besteht, wird man eventuell vermuten, sie habe
keine natürliche Ursache. Deswegen kann es sein, dass man parallel zur
Behandlung beim Arzt z.B. einen Heiler des Herkunftslandes hinzuzieht, was
man dem Arzt nicht mitteilen würde, um ihn nicht zu desillusionieren
(Zimmermann und Petrykowski, 1983).
Aufgrund Letzterem und weil sich einige Patienten vermutlich scheuen
anzugeben,
dass
sie
traditionelle
Heilinstanzen
aufsuchen,
vermutet
Zimmermann (2000) eine Dunkelziffer bei ihrer Inanspruchnahme. Dieses
Phänomen betrifft auch somatische Fachgebiete, wie z.B. die Neurologie, wo
gezeigt werden konnte (Kavuk et al. 2004 und 2006), dass insbesondere die
erste Generation der türkischen Migranten häufiger unter chronischen
Kopfschmerzen
leiden
und
im
Rahmen
nicht-medikamentöser
Therapieverfahren (z.B. Akupunktur, Muskelrelaxation nach Jacobson) auch
wegen Kopfschmerzen traditionelle Heilinstanzen aufsuchen.
Einleitung
21
1.12 Psychoseerkrankungen
Der Leidensdruck und der nicht sichtbare Behandlungserfolg könnten bei dieser
Form der Erkrankung so hoch sein, dass diese Patienten sich im Vergleich zu
anderen
psychiatrischen
Patienten
den
häufiger
Heilpraktiken
der
Volksmedizin zuwenden. Insbesondere nehmen die türkischen Patienten bei
der Symptomatik dieser Erkrankung im Vergleich zu anderen psychiatrischen
Erkrankungen vermutlich öfter an, dass magische Kräfte die Ursache sind
(siehe Abschnitt 1.8: Krankheitsverständnis und Krankheitskonzepte türkischer
Migranten).
Um
dies
zu
verdeutlichen,
sollen
nachfolgend
die
Psychoseerkrankungen kurz beschrieben werden.
Im ICD-10 befinden sich die Psychoseerkrankungen in der Kategorie F2
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen. Unter dieser werden
die Schizophrenie (F20), die schizotype Störung (F21), anhaltende wahnhafte
Störungen (F22), akute vorübergehende psychotische Störungen (F23), die
induzierte wahnhafte Störung (F24), schizoaffektive Störungen (F25), sonstige
nichtorganische
psychotische
Störungen
(F28)
und
die
nicht
näher
bezeichneten nichtorganischen Psychosen (F29) subsumiert. Im engeren Sinne
verstehen wir unter Psychoseerkrankungen die Schizophrenie und ihre
Unterformen, die schizotype Störung sowie die wahnhaften Störungen.
Die schizophrenen Störungen sind meist durch charakteristische und
grundlegende Störungen von Wahrnehmung und Denken sowie verflachter
oder inadäquater Affektivität gekennzeichnet. Im Allgemeinen sind die
Bewusstseinsklarheit und die intellektuellen Fähigkeiten nicht beeinträchtigt. Es
kann jedoch im Laufe der Zeit zu kognitiven Defiziten kommen. Wichtige
psychopathologische Phänomene sind: Gedankenlautwerden, Gedankenentzug
oder
Gedankeneingebung,
Gedankenausbreitung,
Kontrollwahn,
Beeinflussungswahn, Wahnwahrnehmungen, kommentierende oder dialogische
Stimmen, Denkstörungen und Negativsymptome.
Unterformen der Schizophrenie sind die paranoide, die hebephrene, die
katatone und die undifferenzierte Schizophrenie, die postschizophrene
Einleitung
22
Depression, das schizophrene Residuum, Schizophrenia simplex und die
sonstigen und nicht näher bezeichneten Schizophrenien.
Die schizotype Störung geht einher mit exzentrischem Verhalten und
schizophren wirkenden Anomalien des Denkens und der Stimmung. Es treten
aber keine charakteristisch schizophrenen Symptome auf. Jedes der folgenden
Merkmale können auftreten: Affekt, der den Patienten kalt erscheinen lässt,
seltsames und exzentrisches Verhalten, Tendenz zu sozialem Rückzug,
seltsame
Glaubensinhalte,
magisches
Denken,
paranoide
Ideen
oder
Misstrauen, zwanghaftes Grübeln, ungewöhnliche Wahrnehmungserlebnisse
mit Körpergefühlsstörungen, Denken und Sprache vage, quasipsychotische
Episoden, die gelegentlich vorübergehen. Diese Episoden gehen einher mit
intensiven
Illusionen,
akustischen
oder
anderen
Halluzinationen
und
wahnähnlichen Ideen. Vereinzelt kann es zu der Entwicklung einer eindeutigen
Schizophrenie kommen. Ein eindeutiger Beginn ist nicht feststellbar; die
Entwicklung und der Verlauf kommen der Persönlichkeitsstörung gleich.
Die wahnhafte Störung ist gekennzeichnet durch die Entwicklung einer
Wahnidee oder mehrerer Wahninhalte, die sich aufeinander beziehen. Sie
dauern generell lange an, manchmal sogar ein Leben lang. Die Wahninhalte
können sehr verschieden sein. Oft liegt ein Verfolgungswahn, ein Größenwahn,
ein hypochondrischer Wahn, ein Eifersuchtswahn, ein Querulantenwahn oder
ein Wahn, der sich auf den Körper der betreffenden Person bezieht,
(Vorstellung, er sei deformiert oder rieche schlecht), vor (ICD-10, 2000).
Vor dem Hintergrund der dargestellten Zusammenhänge lassen sich die
folgenden Erwartungen formulieren:
Weil in ländlichen Gebieten Defizite in der Schulbildung und der medizinischen
Versorgung bestehen, kann erwartet werden, dass parallel zur Schulmedizin
häufiger
mystisch-traditionelle
genommen werden.
Heiler
(Hodscha/Wahrsager)
in
Anspruch
Einleitung
23
Weil ältere Menschen besser mit den Traditionen ihres Heimatlandes vertraut
sind, kann erwartet werden, dass parallel zur Schulmedizin häufiger mystischtraditionelle Heiler in Anspruch genommen werden.
Weil Migranten, die noch nicht so lange in Deutschland leben, vermutlich mehr
an ihren Traditionen festhalten, als solche, die länger in Deutschland leben,
kann erwartet werden, dass auch bei dieser Gruppe parallel zur Schulmedizin
häufiger mystisch-traditionelle Heiler in Anspruch genommen werden.
Weil Männer der traditionellen Rolle gemäß für das Erzielen von Einkünften
zuständig sind und dementsprechend über die finanziellen Mittel verfügen, kann
erwartet werden, dass sie häufiger mystisch-traditionelle Heiler in Anspruch
nehmen.
Weil bei der Symptomatik der Psychoseerkrankungen die türkischen Patienten
öfter eine magische Ursache vermuten, kann erwartet werden, dass parallel zur
Schulmedizin häufiger mystisch-traditionelle Heiler (Hodscha/Wahrsager) in
Anspruch genommen werden.
Weil gläubige Menschen tendenziell eher auf magische Zusammenhänge
rekurrieren, kann erwartet werden, dass sie parallel zur Schulmedizin häufiger
mystisch-traditionelle Heiler in Anspruch nehmen.
Weil bei einer psychisch gesunden Vergleichsgruppe im Gegensatz zu
psychisch Kranken kein Leidensdruck vorhanden ist, kann erwartet werden,
dass eine Vergleichsgruppe weniger häufig einen mystisch-traditionellen Heiler
in Anspruch nimmt.
Methodik
24
2. Methodik
2.1 Auswahl der Stichprobe
Eine anfallende Stichprobe wurde in Deutschland, in den Evangelischen
Kliniken Gelsenkirchen, in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und
Psychosomatik, erhoben. Diese Stichprobe bestand aus 177 psychiatrischen
Patienten. Davon waren 33 stationäre Patienten und 144 ambulante Patienten,
die sich zu Einzelgesprächen in die „Ambulanz“ der Psychiatrischen Klinik in
Gelsenkirchen begeben hatten.
Die Begleiter dieser Patienten, insgesamt 44, waren zu dem Zeitpunkt nicht
akut krank und dienen hier im Rahmen der Untersuchung als psychisch
gesunde Vergleichsgruppe.
Zusätzlich wurde eine weitere Stichprobe aus 85 ambulanten psychiatrischen
Patienten in der Türkei, in der Klinik für Psychiatrie der TechnischenSchwarzmeer Universität Trabzon (Karadeniz Teknik Üniversitesi), erhoben.
Ausschlusskriterium der Untersuchung war eine geistige Behinderung.
2.2 Erhebungsinstrumente
Für die Untersuchung wurde ein Erhebungsbogen entwickelt (siehe Anhang)
mit dem folgende Bereiche erfasst wurden:
I.
Angaben zur Person
II.
Schulbildung, Ausbildung und Beruf
III.
Familie und Herkunft
IV.
Religiosität/Vorstellung über Religion
V.
Volksmedizinische Vorstellungen
VI.
Diagnosen
Der Schwerpunkt des Bogens lag auf der Erfragung volksmedizinischer
Vorstellungen. Dabei ging es insbesondere um den Kontakt, die Häufigkeit des
Kontakts, Gründe zum Aufsuchen des Hodschas (Korankundiger) und/oder des
Methodik
25
Wahrsagers, die Ratschläge, die vom Hodscha/Wahrsager gegeben wurden
und die subjektiv empfundene Wirksamkeit dieser Ratschläge.
Der Fragebogen enthält insgesamt 51 items und wurde in 2 Versionen
(deutsch/türkisch) angefertigt (siehe Anhang). In der Untersuchung wurde
lediglich die türkische Version des Fragebogens für die Patienten verwendet.
Der Fragebogen, der in Deutschland angewendet wurde, enthält zusätzlich zu
den 51 items 4 items, bei denen es unter anderem um die Dauer des
Aufenthalts in Deutschland sowie die psychiatrische Vorgeschichte des
Patienten geht.
2.3 Ablauf der Untersuchung
Die
Datenerhebung
erfolgte,
wie
bereits
erwähnt,
in
jeweils
einer
psychiatrischen Klinik in Deutschland und in der Türkei. Alle Probanden haben
unter der Voraussetzung vollständiger Anonymität freiwillig den Fragebogen
ausgefüllt.
Der Zeitraum der Untersuchung erstreckte sich in der Türkei von September
2002 bis Februar 2003, in Deutschland parallel von September 2002 bis Juli
2004.
2.4 Auswertung
Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe der Version 11.0 des Statistical
Package for the Social Sciences (SPSS for Windows).
Zur Bewertung der Zusammenhänge zwischen ausgewählten Variablen wurden
in Abhängigkeit vom Datenniveau verschiedene Verfahren der Inferenzstatistik
verwendet. Für nominalskalierte Variablen wurde der Chi-Quadrat-Test für
unabhängige Stichproben oder der Exakte Test nach Fisher und für
intervallskalierte Variablen wurde der t-Test für unabhängige Stichproben
angewendet. Die Varianzhomogenität als Voraussetzung für den t-Test wurde
mit dem Levene-Test überprüft.
Ergebnisse
26
3. Ergebnisse
3.1 Beschreibung der Stichproben
3.1.1 Alter
Die Probanden (Pbn) insgesamt waren zum Zeitpunkt der Erhebung im Schnitt
38,8 Jahre alt (sd=10,36) (Abb.2.2.1). Die Pbn aus der Türkei waren mit
durchschnittlich 36 Jahren (sd=9,3) geringfügig jünger als die Probanden der
drei
Gruppen
(ambulant/stationär/Vergleichsgruppe)
aus
Deutschland
(Tab.2.2.1).
Tab. 3.1.1: Durchschnittliches Alter der Untersuchungsgruppen.
Gruppe
Deutschland
ambulant
Deutschland
stationär
Deutschland
Vergleichsgruppe
Patienten aus
der Türkei
Alter (Jahre)
Alter (Jahre)
Mittelwert
Standardabweichung
Minimum
Maximum
39,8
10,1
17
64
40,9
8,8
27
57
39,6
13,0
17
65
36,0
9,3
19
62
Alter (Jahre)
Alter (Jahre)
70
60
50
40
30
20
Std.abw. = 10,36
10
Mittel = 38,8
N = 306,00
0
15,0
25,0
20,0
35,0
30,0
45,0
40,0
55,0
50,0
65,0
60,0
Alter
Abb. 3.1.1: Histogramm der gesamten Pbn (n= 306) für die Variable Alter.
Ergebnisse
27
3.1.2 Geschlecht
Von den insgesamt n=306 Probanden war die Mehrheit mit knapp 55 %
weiblichen Geschlechts. In allen Patientengruppen überstieg der Anteil der
Frauen den Anteil der Männer. Nur in der Vergleichsgruppe, die wie bereits
oben erwähnt aus den Begleitern der Patienten besteht, waren zwei Drittel der
Pbn (70,5%) Männer. Das rührt daher, dass weibliche Patientinnen in der Regel
von Männern begleitet werden, Männer als Patienten aber eher allein in die
Klinik kommen.
Tab. 3.1.2: Geschlechterverteilung in den Untersuchungsgruppen.
Gruppe * Geschlecht - Kreuztabelle
Geschlecht
Gruppe
Anzahl
Weiblich
82
männlich
62
Gesamt
Deutschland
ambulant
% von Gruppe
56,9%
43,1%
100,0%
Deutschland
stationär
Anzahl
18
15
33
% von Gruppe
54,5%
45,5%
100,0%
Deutschland
Vergleichsgruppe
Patienten aus
der Türkei
Anzahl
13
31
44
% von Gruppe
29,5%
70,5%
100,0%
Anzahl
54
31
85
% von Gruppe
63,5%
36,5%
100,0%
Anzahl
167
139
306
% von Gruppe
54,6%
45,4%
100,0%
Gesamt
144
3.1.3 Familienstand
Der überwiegende Teil der Pbn war zum Zeitpunkt der Erhebung mit 79,9 %
verheiratet. Betrachtet man die einzelnen Gruppen (Tab. 3.1.3), kann man
sehen, dass ein weiterer großer Prozentsatz an Pbn ledig ist, am größten ist der
Prozentanteil mit 29,8 % bei den Patienten aus der Türkei. Lediglich bei den
stationären Patienten aus Deutschland ist die zweitgrößte Mehrheit der Pbn
getrennt lebend (9,4%).
Ergebnisse
28
Tab. 3.1.3: Familienstand in den Untersuchungsgruppen.
Gruppe * Familienstand - Kreuztabelle
Gruppe
Deutschland
ambulant
Deutschland
stationär
Deutschland
Vergleichsgruppe
Patienten aus
der Türkei
Gesamt
Anzahl
% von
Gruppe
Anzahl
% von
Gruppe
Anzahl
% von
Gruppe
Anzahl
% von
Gruppe
Anzahl
% von
Gruppe
Familienstand
verheiratet getrennt geschieden
125
5
5
ledig
9
verlobt
0
6,3%
,0%
86,8%
3,5%
1
0
27
3,1%
,0%
5
Gesamt
verwitwet
0
144
3,5%
,0%
100,0%
3
0
1
32
84,4%
9,4%
,0%
3,1%
100,0%
0
38
0
1
0
44
11,4%
,0%
86,4%
,0%
2,3%
,0%
100,0%
25
1
53
3
2
0
84
29,8%
1,2%
63,1%
3,6%
2,4%
,0%
100,0%
40
1
243
11
8
1
304
13,2%
,3%
79,9%
3,6%
2,6%
,3%
100,0%
3.1.4 Anzahl der Kinder
Im Schnitt hatten die Befragten zum Zeitpunkt der Erhebung 2-3 Kinder. Das
Minimum lag bei den Befragten aus Deutschland bei 0 Kindern, bei denen aus
der Türkei bei 1 Kind. Das Maximum lag bei 10 Kindern.
Tab. 3.1.4: Durchschnittliche Anzahl der Kinder in den Untersuchungsgruppen.
Gruppe
Deutschland
ambulant
Deutschland
stationär
Deutschland
Vergleichsgruppe
Patienten aus der
Türkei
Anzahl der Kinder
Anzahl der Kinder
Anzahl der Kinder
Anzahl der Kinder
Mittelwert
Standardabweichung
Minimum
Maximum
2,4
1,6
0
7
3,0
2,1
0
10
2,2
1,6
0
7
2,9
1,5
1
10
Ergebnisse
29
3.1.5 Wohndauer
Die Befragten lebten durchschnittlich 15,6 bis 18,0 Jahre an ihrem jeweiligen
Wohnort. Das Minimum der Wohndauer lag bei 0 Jahren, das Maximum bei 42
Jahren.
Tab. 3.1.5: Durchschnittliche Wohndauer für den jeweiligen Wohnort, den die Pbn angegeben
hatten.
Gruppe
Deutschland
ambulant
Deutschland
stationär
Deutschland
Vergleichsgruppe
Patienten aus
der Türkei
Mittelwert
Standardabweichung
Minimum
Maximum
Seit wie viel
Jahren leben Sie
an Ihrem jetzigen
Wohnort?
15,6
11,7
0
40
’’
15,9
10,9
0
33
’’
17,7
12,0
1
34
’’
18,0
11,9
1
42
3.1.6 Herkunftsort
Knapp über die Hälfte der Befragten (n=154) sind in dörflicher Umgebung
aufgewachsen. Rund 37 % (n=114) wuchsen in der Großstadt auf und nur 12 %
(n=38) gaben an, in der Kleinstadt aufgewachsen zu sein. Damit bilden die in
Dörfern und Großstädten aufgewachsenen Personen den größten Anteil der
Befragten.
Ergebnisse
30
Tab. 3.1.6: Häufigkeiten für die Herkunftsorte Großstadt, Kleinstadt und Dorf/ländlich in den
Untersuchungsgruppen.
Gruppe * Wo sind sie aufgewachsen - Kreuztabelle
Wo sind sie aufgewachsen
Großstadt
Gruppe
Deutschland
ambulant
Anzahl
Kleinstadt
Gesamt
Dorf/ländlich
57
19
68
144
18,6%
6,2%
22,2%
47,1%
13
3
17
33
% von Gruppe
4,2%
1,0%
5,6%
10,8%
Deutschland
Anzahl
Vergleichsgruppe
% von Gruppe
17
6
21
44
5,6%
2,0%
6,9%
14,4%
27
10
48
85
8,8%
3,3%
15,7%
27,8%
114
38
154
306
37,3%
12,4%
50,3%
100,0%
% von Gruppe
Deutschland
stationär
Patienten aus
der Türkei
Anzahl
Anzahl
% von Gruppe
Gesamt
Anzahl
% von Gruppe
3.1.7 Schulbildung
Nicht alle Bildungsniveaus waren gleichmäßig vertreten. Von den n= 306
befragten Personen gaben etwa 63% (n=194) an, die Grundschule oder die
Mittelschule beendet zu haben. Knapp ein Fünftel der Befragten (19,6%) haben
das Gymnasium besucht und rund 7% gaben an, die Hochschule beendet zu
haben. Demgegenüber war der Anteil derer, die gar keine Schule besucht
hatten, mit 9% (n=28) relativ hoch.
Tab. 3.1.7: Häufigkeiten zum Bildungsniveau der Pbn.
Welche Schule haben Sie beendet
Gültig
bin nicht hingegangen
Häufigkeit
28
Prozent
9,2
Kumulierte
Prozente
9,2
Sonderschule
3
1,0
10,1
Volksschule/Grundschule
107
35,0
45,1
Hauptschule/Mittelschule
87
28,4
73,5
60
19,6
93,1
Universität/ Hochschule
21
6,9
100,0
Gesamt
306
100,0
Gymnasium/Berufsschule
Ergebnisse
31
3.1.8 Aktueller Beruf
Die Mehrheit der befragten Personen gehört mit rund 32% (n=100) zur
Kategorie Hausfrau/Hausmann/keine Tätigkeit. Rund 20% gaben an, arbeitslos
zu sein. Zusammengenommen gehören über 50% (n=165) zur Kategorie
Hausfrau/Hausmann/keine Tätigkeit und arbeitslos. Dagegen sind 18% in
Vollzeit berufstätig und ein Zehntel aller Befragten (11,1%) Rentner.
Tab. 3.1.8: Häufigkeiten für den aktuellen Beruf der gesamten Stichprobe.
Aktueller Beruf
Gültig
in Ausbildung
Häufigkeit
7
Prozent
2,3
Kumulierte
Prozente
2,3
Vollzeit berufstätig
56
18,3
20,6
Beamter
20
6,5
27,1
krankgeschrieben seit
1-6 Wochen
4
1,3
28,4
krankgeschrieben seit
2-6 Monaten
5
1,6
30,1
Krankgeschrieben
länger als 6 Monate
15
4,9
35,0
Rentner
34
11,1
46,1
Arbeitslos
65
21,2
67,3
Hausfrau/ Hausmann/
keine Tätigkeit
100
32,7
100,0
Gesamt
306
100,0
3.1.9 Familiäre Herkunft
Von den Patienten aus Deutschland (n=177) gaben die meisten als Beruf des
Vaters oder der Mutter „Arbeiter in Festanstellung“ an (ambulant 56,3% und
stationär 45,5%). Ein weiterer großer Teil dieser Patienten gab als Beruf des
Vaters/der Mutter die Landwirtschaft an (ambulant 30,6% und stationär 42,4%).
Dagegen gaben von den n=85 Patienten aus der Türkei 67% (n=57) an, dass
ihre Eltern Beamte (n=28) oder in der Landwirtschaft (n=29) tätig waren.
Ergebnisse
32
Tab. 3.1.9: Häufigkeiten für die Soziale Stellung und den Beruf der Eltern in den
Patientengruppen.
Soziale Stellung und Beruf des Vaters oder der Mutter * Gruppe – Kreuztabelle
Gruppe
Soziale
Stellung und
Beruf des
Vaters oder
der Mutter
Deutschland
stationär
0
Patienten
aus
der
Türkei
4
Gesamt
ohne festen
Erwerb
Anzahl
Deutschland
ambulant
2
% von Gruppe
1,4%
,0%
4,7%
2,3%
Landwirtschaft
Anzahl
44
14
29
87
% von Gruppe
30,6%
42,4%
34,1%
33,2%
Saisonarbeiter/
Aushilfstätigkeit
Anzahl
3
2
1
6
% von Gruppe
2,1%
6,1%
1,2%
2,3%
Arbeiter in
Festanstellung
Anzahl
81
15
12
108
% von Gruppe
56,3%
45,5%
14,1%
41,2%
Handwerker/
Selbständiger
Anzahl
4
1
8
13
% von Gruppe
2,8%
3,0%
9,4%
5,0%
Beamter
Anzahl
9
1
28
38
% von Gruppe
6,3%
3,0%
32,9%
14,5%
Anzahl
1
0
3
4
% von Gruppe
,7%
,0%
3,5%
1,5%
Anzahl
144
33
85
262
% von Gruppe
100,0%
100,0%
100,0%
100,0%
Leitende
Position
Gesamt
6
3.1.10 Diagnosen
Die türkischen Patienten wurden in Deutschland und in der Türkei von jeweils
zwei Psychiatern untersucht und nach dem ICD-10 diagnostiziert. Die Einzeloder Mehrfachdiagnosen der insgesamt 262 Patienten lassen sich vier ICDGruppen zuordnen. Die Mehrzahl der Patienten (52%) haben eine affektive
Störung, 28% eine Angststörung und bei knapp 23% wurde die Diagnose
Schizophrenie
gestellt.
3%
aller
Patienten
Verhaltensstörung induziert durch Alkohol auf.
weisen
eine
psychische
Ergebnisse
33
Tab. 3.1.10: Häufigkeitsangaben der Patienten für die ICD-Gruppen F10.0, F20, F30 und F40 .
Gruppe
Deutschland
ambulant
psych. Verhaltensstörung d. Alkohol F 10.0
Schizophrenie etc. F20
Affekt. Störungen F30
Angststörungen F40
Anzahl
% von F 10.0
Anzahl
% von F20
Anzahl
% von F30
Anzahl
% von F40
Gesamt
Deutschland
stationär
3
37,5%
26
44,1%
79
58,1%
50
67,6%
Patienten aus
der Türkei
0
,0%
9
15,3%
17
12,5%
9
12,2%
5
62,5%
24
40,7%
40
29,4%
15
20,3%
8
100,0%
59
100,0%
136
100,0%
74
100,0%
3.2 Stichprobenbeschreibung der Patienten aus Deutschland
Bei den Patienten aus Deutschland gilt anzumerken, dass ihnen zusätzliche
Fragen gestellt wurden, die bedingt sind durch ihre Migrantenstellung bzw.
dadurch, dass sie Abkömmlinge dieser sind.
3.2.1 Generation
Von den befragten Personen stammen jeweils annähernd 50% aus der ersten
und zweiten in Deutschland lebenden Generation. N=84 (47,5%) gaben an, in
der ersten und n=92 Pbn (52%) gaben an, in der zweiten Generation in
Deutschland zu leben. Lediglich 1 Befragter stammte aus der 3. Generation.
Tab. 3.2.1: Generationszugehörigkeit der Patienten aus Deutschland.
In welcher Generation leben Sie in Deutschland
Gültig
1.Generation
Häufigkeit
84
Prozent
47,5
Gültige
Prozente
47,5
2.Generation
92
52,0
52,0
3.Generation
1
0,6
0,6
177
100,0
100,0
Gesamt
Ergebnisse
34
3.2.2 Aufenthaltsdauer
Die Patienten (n=177) leben im Schnitt seit 23,23 Jahren (sd=9,721) in
Deutschland. Das Minimum liegt bei 1 Jahr, das Maximum bei 39 Jahren
Aufenthaltsdauer in Deutschland.
Tab. 3.2.2: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Patienten in Deutschland.
Deskriptive Statistik
Seit wie vielen Jahren
leben Sie in Deutschland?
n
Minimum
Maximum
Mittelwert
Standardabweichung
177
1
39
23,23
9,721
25
Anzahl
20
15
10
5
10
20
30
Seit wieviel Jahren leben Sie in Deutschland
Abb. 3.2.1 Histogramm der Patienten für die Variable Aufenthaltsdauer in Deutschland
Ergebnisse
35
3.3 Inanspruchnahme von Volksmedizin
In dieser Arbeit sollte vorrangig untersucht werden, inwieweit türkische
Patienten aus Deutschland und aus der Türkei mystisch-traditionelle Heiler des
volksmedizinischen Sektors in Anspruch nehmen. Speziell wurde in dieser
Untersuchung die Inanspruchnahme eines Hodschas bzw. eines Wahrsagers
erfragt.
Diese
Heiler
werden
Krankheitsvorstellungen
überwiegend
aufgesucht
und
aufgrund
magisch-religiöser
dementsprechend
umfasst
ihr
Repertoire auch mystisch-traditionelle Heilpraktiken. Aus diesem Grund bezog
sich ein großer Teil der in dieser Untersuchung verwendeten Fragebogenitems
auf Fragen zum Hodscha und Wahrsager. Es erscheint hier sinnvoll, diese
Antworten der Patienten aus Deutschland und aus der Türkei in deskriptiver
Form darzustellen.
3.3.1 Hodscha/Hoca
Rund 39% der Patienten (n=102) gaben an, schon einmal zu einem Hodscha
gegangen zu sein. Dagegen gaben knapp 59% an, noch keinen Hodscha
aufgesucht zu haben.
Tab. 3.3.1: Häufigkeiten und Prozente der Patienten, die einen Hodscha aufgesucht
haben und denen, die diese Frage verneinen bzw. sich enthalten.
Kontaktaufnahme Hodscha
Gültige
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Gesamt
Prozent
Prozente
nein
154
58,8
60,2
ja
102
38,9
39,8
Gesamt
256
97,7
100,0
6
2,3
262
100,0
keine Angabe
Ergebnisse
36
Auf die Frage, wann sie zum ersten Mal einen Hodscha aufgesucht haben,
antwortete die große Mehrheit der Patienten, dass dieses in den letzten zwei
Jahren gewesen sei.
100
Anzahl
75
50
25
0
0
5
10
15
20
Wann sind Sie zum ersten Mal zu einem Hodscha gegangen? Vor wievielen Jahren?
Abb. 3.3.1: Histogramm der Patienten für die Variable „Wann sind Sie zum ersten Mal zu
einem Hodscha gegangen?“.
Die meisten Patienten (n=50), die zu einem Hodscha gegangen sind, taten dies
auf Empfehlung eines Familienmitgliedes hin. In n=22 Fällen erhielten sie den
Rat von einer anderen, nicht der Familie angehörenden Person und n=28
gingen aus eigenem Antrieb, ohne dass sie den Rat von jemandem erhalten
hatten.
Ergebnisse
37
Tab. 3.3.2: Häufigkeiten für die Frage „Wer hat Ihnen geraten, einen Hodscha
aufzusuchen?“
Wer hat Ihnen geraten, einen Hodscha aufzusuchen?
Gültige
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Prozent
Prozente
Niemand, ich selbst
28
10,7
28,0
Familienangehörige
50
19,1
50,0
Andere
22
8,4
22,0
Gesamt
100
38,2
100,0
trifft nicht zu
150
57,3
12
4,6
162
61,8
262
100,0
keine Angabe
Gesamt
Gesamt
Rund 50% der Patienten gaben an, 1-2 Mal zu einem Hodscha gegangen zu
sein. Dagegen gaben 22% an, 3-5 Mal einen Hodscha kontaktiert zu haben. Die
Kategorie, mehr als 5 Mal bei einem Hodscha gewesen zu sein, wurde von
28% der Patienten angegeben.
Tab. 3.3.3: Häufigkeiten für die Frage „Wie häufig haben Sie einen Hodscha
kontaktiert?“.
Wie häufig haben Sie einen Hodscha kontaktiert?
Gültige
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Prozente
1-2 mal
49
18,7
49,5
3-5 mal
22
8,4
22,2
mehr als 5 mal
28
10,7
28,3
Gesamt
99
37,8
100,0
151
57,6
12
4,6
163
62,2
262
100,0
trifft nicht zu
Keine Angabe
Gesamt
Gesamt
Prozent
Ergebnisse
38
N=53 Patienten (57,6%) gaben an, zu 1-2 unterschiedlichen Hodschas
gegangen zu sein. In n=39 (42,4%) waren es 3 und mehr unterschiedliche
Hodschas, die die Patienten aufgesucht hatten.
Tab. 3.3.4: Häufigkeiten für die Frage „Wie viele verschiedene Hodschas haben Sie
besucht?“.
Wie viele verschiedene Hodschas haben Sie besucht?
Gültige
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Prozente
1-2
53
20,2
57,6
3 und mehr
39
14,9
42,4
Gesamt
92
35,1
100,0
154
58,8
16
6,1
170
64,9
262
100,0
trifft nicht zu
keine Angabe
Gesamt
Gesamt
Prozent
Die Begründungen, einen Hodscha aufzusuchen waren sehr unterschiedlich
und vielfältig. Dies überrascht nicht vor dem Hintergrund des sehr breiten
Spektrums unterschiedlich möglicher Gründe (Tab. 3.3.5). N=59 Patienten
gaben als häufigsten Grund an „um mein Leiden zu lindern“, dicht gefolgt von
n=55 Patienten mit der Begründung „um meine Krankheit behandeln zu lassen“.
Aus Neugierde gegangen zu sein, gaben nur n=6 Patienten an und „zur
Unterhaltung“ wurde in keinem Fall genannt. Die Kategorie „weil ich an die
Schulmedizin nicht glaube“ wurde mit n=4 ebenfalls in nur sehr wenigen Fällen
angegeben.
Ergebnisse
39
Tab. 3.3.5: Begründungen für den Gang zum Hodscha
Weshalb sind sie zu einem Hodscha gegangen?
nein
Unheil abwenden
Anzahl
%
Leiden lindern
Anzahl
%
Krankheit behandeln
Anzahl
%
Nichts unversucht lassen
Anzahl
%
Weil ich an die
Anzahl
Schulmedizin nicht glaube
%
aus Neugierde
Anzahl
%
zur Unterhaltung
Anzahl
%
Ja
Gesamt
70
28
98
71,4%
28,6%
100,0%
39
59
98
39,8%
60,2%
100,0%
43
55
98
43,9%
56,1%
100,0%
68
30
98
69,4%
30,6%
100,0%
94
4
98
95,9%
4,1%
100,0%
92
6
98
93,9%
6,1%
100,0%
98
98
100,0%
100,0%
Auf die Frage, was das Besondere am Hodscha gewesen sei, gaben zwei
Drittel der Patienten (70%) an, dass der Hodscha gepredigt, ihnen ein Amulett
geschrieben und von ihnen Geld bekommen hat.
Tab. 3.3.6: Häufigkeiten für die Frage „Was würden Sie sagen war das Besondere am
Hodscha?“
Was würden Sie sagen war das Besondere am Hodscha?
Gültige
Häufigkeit
Gültig
Hodscha von der Moschee, er hat nur
Gebete vorgelesen
er hat gepredigt, kein Geld verlangt
er hat gepredigt, ein Amulett
geschrieben und Geld bekommen
Gesamt
Fehlend
trifft nicht zu
Keine Angabe
Gesamt
Gesamt
Prozent
Prozente
17
6,5
18,3
11
4,2
11,8
65
24,8
69,9
93
35,5
100,0
155
59,2
14
5,3
169
64,5
262
100,0
Ergebnisse
40
3.3.2 Wahrsager
Von den n=262 Patienten gaben n=43 (16,4%) an, schon einmal einen
Wahrsager aufgesucht zu haben, n=219 (83,6%) verneinten diese Frage. Von
den Patienten, die einen Wahrsager aufgesucht hatten, erhielten n=19 (45,2%)
den entsprechenden Rat von einem Familienmitglied, n=13 (31%) von einer
anderen Person und n=10 (23,8%) gingen aus eigener Initiative, ohne dass
jemand dazu geraten hätte.
Tab. 3.3.7: Häufigkeiten für die Kontaktaufnahme eines Wahrsagers.
Kontaktaufnahme Wahrsager
Häufigkeit
Gültig
nein
ja
Gesamt
Prozent
Gültige
Kumulierte
Prozente
Prozente
219
83,6
83,6
83,6
43
16,4
16,4
100,0
262
100,0
100,0
Tab. 3.3.8: Häufigkeiten für die Frage „Wer hat Ihnen geraten, einen Wahrsager
aufzusuchen?“
Wer hat Ihnen geraten, einen Wahrsager aufzusuchen?
Gültig
Fehlend
Kumulierte
Prozente
Prozente
Häufigkeit
Prozent
Niemand, ich selbst
10
3,8
23,8
23,8
Familienangehörige
19
7,3
45,2
69,0
Andere
13
5,0
31,0
100,0
Gesamt
42
16,0
100,0
219
83,6
1
,4
220
84,0
262
100,0
trifft nicht zu
keine Angabe
Gesamt
Gesamt
Gültige
Ergebnisse
41
Ähnlich wie beim Hodscha gaben auch hier die meisten Patienten (57,5%) an,
1-2 Mal einen Wahrsager aufgesucht zu haben. Bemerkenswerterweise lag die
Anzahl derer, die angab, einen Wahrsager mehr als 5 Mal aufgesucht zu haben
mit n=9 (22,5%) relativ hoch. N=8 (20%) nahmen 3-5 Mal seine Dienste in
Anspruch. Mit n=27 (73%) gab die überwiegende Mehrheit an, 1-2
unterschiedliche Wahrsager aufgesucht zu haben. N=10 (27%) suchten 3 und
mehr unterschiedliche Wahrsager auf.
Tab. 3.3.9: Häufigkeiten für die Frage „Wie häufig haben Sie einen Wahrsager
kontaktiert?“.
Wie häufig haben Sie einen Wahrsager kontaktiert?
Häufigkeit
Gültig
Gültige
Kumulierte
Prozente
Prozente
1-2 mal
23
8,8
57,5
57,5
3-5 mal
8
3,1
20,0
77,5
9
3,4
22,5
100,0
40
15,3
100,0
219
83,6
3
1,1
222
84,7
262
100,0
mehr als 5
mal
Gesamt
Fehlend
Prozent
trifft nicht zu
keine
Angabe
Gesamt
Gesamt
Tab. 3.3.10: Häufigkeiten für die Frage „Wie viele verschiedene Wahrsager haben Sie
besucht?“.
Wie viele verschiedene Wahrsager haben Sie besucht?
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Kumulierte
Prozente
Prozente
1-2
27
10,3
73,0
73,0
3 und mehr
10
3,8
27,0
100,0
Gesamt
37
14,1
100,0
219
83,6
6
2,3
225
85,9
262
100,0
trifft nicht zu
keine
Angabe
Gesamt
Gesamt
Prozent
Gültige
Ergebnisse
42
Die Begründungen für den Gang zum Wahrsager variierten stark. Die Gründe
„um mein Leiden zu lindern“ (n=17) und „um meine Krankheit behandeln zu
lassen“ (n=15) wurden am häufigsten genannt. „Nichts unversucht zu lassen“
wurde von n=13 Patienten angegeben. „Aus Neugierde“ gegangen zu sein
gaben n=9 Patienten, dagegen „zur Unterhaltung“ nur n=1 Patient an. Die
Kategorie „weil es die einzige richtige Methode war“ wurde in keinem Fall
genannt.
Tab. 3.3.11: Begründungen für den Gang zum Wahrsager.
Gründe für den Gang zum Wahrsager
Nein
um etwas Böses von mir
Anzahl
fern zu halten
%
Leiden lindern
Anzahl
%
Krankheit behandeln
Anzahl
%
Nichts unversucht lassen
Anzahl
%
Weil es die einzige
Anzahl
richtige Methode war
%
Neugierde
Anzahl
%
Unterhaltung
Anzahl
%
ja
Gesamt
33
8
41
80,5%
19,5%
100,0%
24
17
41
58,5%
41,5%
100,0%
26
15
41
63,4%
36,6%
100,0%
28
13
41
68,3%
31,7%
100,0%
40
40
100,0%
100,0%
32
9
41
78,0%
22,0%
100,0%
40
1
41
97,6%
2,4%
100,0%
Ergebnisse
43
3.3.3 Praktiken der mystischen Heiler
Von den insgesamt n=262 befragten Patienten gaben n=42, also ungefähr ein
Sechstel, an, ein Amulett zu tragen. N=198 Patienten verneinten dies und n=22
machten zu dieser Frage keine Angaben.
Tab. 3.3.12: Häufigkeiten für die Frage „Tragen Sie ein Amulett?“
Tragen Sie ein Amulett?
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
ja
Prozent
Gültige
Kumulierte
Prozente
Prozente
42
16,0
17,5
17,5
nein
198
75,6
82,5
100,0
Gesamt
240
91,6
100,0
22
8,4
262
100,0
Keine
Angabe
Gesamt
Wenn die Patienten angegeben hatten, ein Amulett zu tragen, hatten es die
meisten (n=24) vom Hodscha bekommen. Durch den Wahrsager erhielt nur n=1
Patient solch ein Amulett. Häufig gaben die Patienten auch an (n=13), das
Amulett selbst gekauft zu haben.
Tab. 3.3.13: Häufigkeiten für die Frage „Wessen Rat war es, ein Amulett zu tragen?“.
Wenn ja, wessen Rat war es, ein Amulett zu tragen?
Gültig
Hodscha
Gültige Prozente
24
9,2
54,5
1
,4
2,3
jemand aus der Familie
5
1,9
11,4
13
5,0
29,5
1
,4
2,3
44
16,8
100,0
195
74,4
von Bekannten bekommen
Gesamt
trifft nicht zu
keine Angabe
Gesamt
Gesamt
Prozent
Wahrsager
selbst gekauft
Fehlend
Häufigkeit
23
8,8
218
83,2
262
100,0
Ergebnisse
44
In dem Falle, dass die Patienten angeben hatten, einen Hodscha und/oder
einen Wahrsager aufgesucht zu haben, sollten sie nun benennen, was ihnen
geraten wurde. Die Häufigkeiten der gegebenen Ratschläge variiert sehr.
Allerdings riet der Hodscha/Wahrsager in den meisten Fällen, ein Amulett
anzulegen (n=73) oder aber besprochenes Wasser zu trinken und/oder sich
damit zu waschen (n=60).
Tab. 3.3.14: Rat des Hodschas/Wahrsagers
Erhaltene Ratschläge
nein
tragen Sie ein Amulett um Ihren Hals
Anzahl
%
verteilen Sie die bekommenen Amulette in
Anzahl
der Umgebung/ an beschriebenen Orten
%
suchen Sie das für Sie geschriebene
Ja
Gesamt
25
73
98
25,5%
74,5%
100,0%
87
11
98
88,8%
11,2%
100,0%
86
12
98
87,8%
12,2%
100,0%
38
60
98
38,8%
61,2%
100,0%
69
29
98
70,4%
29,6%
100,0%
Anzahl
Amulett, finden Sie es und machen Sie es
unschädlich
%
trinken oder waschen Sie sich mit
Anzahl
besprochenem Wasser
%
lesen/lassen Sie den Koran lesen
Anzahl
%
beten Sie
Anzahl
%
sagen Sie bestimmte Gebete auf, wenn Sie
Anzahl
etwas tun
%
gehen Sie unter einer Brücke lang
Anzahl
%
verbrennen Sie Sesam oder Gewürze
Anzahl
%
lesen Sie ein Gebet um die Geister
Anzahl
aufzuhalten
%
lassen Sie ihren Kaffeesatz lesen
Anzahl
%
Blei gießen
Anzahl
%
69
29
98
70,4%
29,6%
100,0%
79
19
98
80,6%
19,4%
100,0%
93
4
97
95,9%
4,1%
100,0%
91
7
98
92,9%
7,1%
100,0%
96
2
98
98,0%
2,0%
100,0%
95
3
98
96,9%
3,1%
100,0%
85
13
98
86,7%
13,3%
100,0%
Ergebnisse
45
Die große Mehrheit der Patienten (83,7%) gab an, dem Rat des Hodscha/
Wahrsagers gefolgt zu sein (Tab. 3.3.15).
Obwohl die große Mehrheit der Patienten angab, sich an die Empfehlungen des
Hodschas/Wahrsagers gehalten zu haben, glauben insgesamt 27% derjenigen,
die einen Hodscha/Wahrsager aufgesucht hatten, nicht an die Effektivität der
Behandlung. Nur 2,7% hielten den Rat des Hodschas/Wahrsagers für das
einzig wirksame Verfahren. Die meisten Patienten (44%) glaubten, dass ihnen
die Ratschläge des Hodschas/Wahrsagers zumindest ein wenig geholfen haben
(Tab. 3.3.16).
Tab. 3.3.15: Häufigkeiten für die Frage „Haben Sie die Ratschläge befolgt?“
Haben Sie die Ratschläge befolgt?
Häufigkeit
Gültig
Fehlend
Prozent
Gültige
Kumulierte
Prozente
Prozente
Ja
82
31,3
83,7
83,7
Nein
16
6,1
16,3
100,0
Gesamt
98
37,4
100,0
105
40,1
59
22,5
164
62,6
262
100,0
trifft nicht zu
keine Angabe
Gesamt
Gesamt
Tab. 3.3.16: Häufigkeiten für die Frage „Glauben Sie, dass die Ratschläge des
Hodschas/Wahrsagers Ihnen geholfen haben?“
Glauben Sie, dass die Ratschläge des Hodschas/Wahrsagers Ihnen geholfen haben?
Häufigkeit
Gültig
Prozente
Prozente
30
11,5
27,0
27,0
etwas, wenig
49
18,7
44,1
71,2
sehr viel
29
11,1
26,1
97,3
3
1,1
2,7
100,0
111
42,4
100,0
trifft nicht zu
99
37,8
keine Angabe
52
19,8
151
57,6
262
100,0
wirksame Behandlung
Gesamt
Gesamt
Gesamt
Kumulierte
gar nicht
es war die einzig richtig
Fehlend
Prozent
Gültige
Ergebnisse
46
3.4 Abhängigkeiten ausgewählter Variablen
3.4.1 Nehmen die Patienten, die in ländlichen Gegenden aufgewachsen
sind, häufiger parallel zur Schulmedizin mystisch-traditionelle Heiler
(Hodscha/Wahrsager) in Anspruch?
In Bezug auf diese Fragestellung wurde untersucht, ob es signifikante
Unterschiede zwischen türkischen Patienten aus Deutschland und türkischen
Patienten aus der Türkei gibt. Der Vergleich mit den Patienten aus der Türkei
erschien hier sinnvoll, da für sie, anders als für die Patienten, die nach
Deutschland migrierten, das Gesundheitswesen nicht so leicht zugänglich ist
(siehe Abschnitt 1.4 und 1.7).
Es wurden Chi2-Tests mit den Variablen „ländlich aufgewachsen“ und
„Kontaktaufnahme Hodscha“ getrennt für den Erhebungsort Deutschland und
den Erhebungsort Türkei berechnet.
Für den Erhebungsort Deutschland wurde der Test nicht signifikant (Chi (1) =
0,798; p=0,372). Die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler war damit
bei den ländlich aufgewachsenen Patienten im Vergleich mit städtisch
aufgewachsenen Patienten nicht bedeutsam gehäuft. Für den Erhebungsort
Türkei ergab sich jedoch ein signifikanter Unterschied (Chi (1)=11,22; p=0,001).
Demnach suchen die in der Türkei lebenden Patienten, die in ländlichen
Gegenden aufgewachsen sind, signifikant häufiger einen Hodscha auf, im
Vergleich zu Patienten, die in der Stadt aufgewachsen sind.
Ergebnisse
47
Tab. 3.4.1: Kreuztabelle „ländlich aufgewachsen“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Hodscha“
(ja/nein) für den Erhebungsort Deutschland.
Erhebungsort Deutschland
Ländlich aufgewachsen * Kontaktaufnahme Hodscha Kreuztabelle
Ländlich aufgewachsen
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
54
33
Gesamt
87
62,1%
37,9%
100,0%
91
43
134
67,9%
32,1%
100,0%
145
76
221
65,6%
34,4%
100,0%
Tab. 3.4.2: Kreuztabelle „ländlich aufgewachsen“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Hodscha“
(ja/nein) für den Erhebungsort Türkei.
Erhebungsort Türkei
Ländlich aufgewachsen * Kontaktaufnahme Hodscha Kreuztabelle
Ländlich aufgewachsen
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
21
3
Gesamt
24
87,5%
12,5%
100,0%
26
29
55
47,3%
52,7%
100,0%
47
32
79
59,5%
40,5%
100,0%
Nun wurden Chi2-Tests mit den Variablen „ländlich aufgewachsen“ und
„Kontaktaufnahme Wahrsager“ jeweils für den Erhebungsort Deutschland und
den Erhebungsort Türkei berechnet.
Für den Erhebungsort Deutschland wurde der Test nicht signifikant (Chi (1)=
0,507; p= 0,476). Für die Überprüfung beim Erhebungsort Türkei konnte der
Chi2-Test nicht benutzt werden, da die erwarteten Häufigkeiten zu klein waren.
Ergebnisse
48
Der stattdessen ausgeführte Exakte Test nach Fisher war insignifikant (p=
0,533).
Tab. 3.4.3: Kreuztabelle „ländlich aufgewachsen“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“
(ja/nein) für den Erhebungsort Deutschland.
Erhebungsort Deutschland
Ländlich aufgewachsen * Kontaktaufnahme Wahrsager Kreuztabelle
Ländlich aufgewachsen
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
73
14
Gesamt
87
83,9%
16,1%
100,0%
117
17
134
87,3%
12,7%
100,0%
190
31
221
86,0%
14,0%
100,0%
Tab. 3.4.4: Kreuztabelle „ländlich aufgewachsen“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“
(ja/nein) für den Erhebungsort Türkei.
Erhebungsort Türkei
Ländlich aufgewachsen * Kontaktaufnahme Wahrsager Kreuztabelle
Ländlich aufgewachsen
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Anzahl
% von Ländlich
aufgewachsen
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
24
3
Gesamt
27
88,9%
11,1%
100,0%
47
11
58
81,0%
19,0%
100,0%
71
14
85
83,5%
16,5%
100,0%
Ergebnisse
49
3.4.2 Gibt es einen Zusammenhang zwischen Alter und Inanspruchnahme
mystisch-traditioneller Heiler?
Die deskriptiven Statistiken des Alters der Patienten aus Deutschland und der
Patienten aus der Türkei zeigen, dass sich die beiden Gruppen im Alter
unterscheiden (siehe Tab. 3.4.5). Deshalb wurde mit einem t-Test überprüft, ob
sich das Alter der Patienten aus Deutschland und aus der Türkei signifikant
voneinander unterscheidet. Es zeigte sich, dass der Altersunterschied
signifikant war (t(260)=3,16; p<0,01). In unserer Untersuchung sind die
Patienten aus Deutschland ein wenig älter als die Patienten aus der Türkei.
Beide Stichproben, türkische Patienten aus Deutschland und türkische
Patienten aus der Türkei, wurden hier deshalb getrennt untersucht.
Tab. 3.4.5: Mittelwert und Standardabweichung des Alters für die Erhebungsorte Deutschland
und Türkei.
Deskriptive Statistiken des Alters
StandardN
Deutschland
Türkei
Gesamt
Mittelwert
abweichung
Minimum
Maximum
177
40,0
9,9
17
64
85
36,0
9,3
19
62
262
38,7
9,9
17
64
Um den Zusammenhang von Alter und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller
Heiler zu testen, wurde zunächst nur für die Patienten aus Deutschland mit
einem t- Test überprüft, ob sich Patienten, die einen Hodscha kontaktieren und
Patienten, die dies nicht tun, im Alter unterscheiden. Dieser ergab einen
signifikanten Effekt (t(175)=2,29; p=0,023). Die Patienten, die zum Hodscha
gehen, sind jünger als die, die nicht einen Hodscha aufsuchen. Die Darstellung
dieses Ergebnisses erfolgt in einem Boxplot. In dem Boxplot sind der Median
und die Quartile von quantitativen Variablen abgebildet. Die unterste Linie
kennzeichnet hier den kleinsten Wert und die oberste Linie den größten Wert.
Die untere Begrenzung dieser Box stellt das 1. Quartil (Q1) und die obere
Begrenzung das 3. Quartil (Q3) dar. Die dicke, mittlere Linie ist der Median.
Ergebnisse
50
Abb. 3.4.1: Alter der Patienten, die einen und keinen Hodscha aufsuchen.
Bei den Patienten aus der Türkei gibt es keinen Altersunterschied in der
Kontaktaufnahme zum Hodscha (t(77)= -0,046).
Tab. 3.4.6: Mittelwert und Standardabweichung des Alters für die Patienten, die einen oder
keinen Hodscha aufsuchten aus Deutschland und aus der Türkei.
Erhebungsort
Deutschland
Alter
Türkei
Alter
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
nein
ja
N
107
70
47
32
Mittelwert
41,39
37,96
35,68
35,78
Standardab
weichung
10,144
9,110
10,108
8,669
Nun wurde mit einem weiteren t-Test überprüft, ob der Gang zum Wahrsager
altersabhängig ist. Es gab weder einen signifikanten Unterschied in der
Kontaktaufnahme zum Wahrsager hinsichtlich des Alters bei den Patienten aus
Deutschland (t(175)=0,061), noch bei den Patienten aus der Türkei (t(61)= 0,503).
Ergebnisse
51
Tab. 3.4.7: Mittelwert und Standardabweichung des Alters für die Patienten, die einen oder
keinen Wahrsager aufsuchten aus Deutschland und aus der Türkei.
Erhebungsort
Deutschland
Alter
Türkei
Alter
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
nein
ja
N
148
29
49
14
Mittelwert
40,05
39,93
36,92
37,14
Standardab
weichung
10,113
8,660
9,851
8,556
3.4.3 Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme
mystisch- traditioneller Heiler und Aufenthaltsdauer in Deutschland?
Zur Untersuchung dieser Frage wurden lediglich türkische Patienten betrachtet,
die nach Deutschland eingewandert sind, d.h. die 1. Generation.
Aus dem Ergebnis eines t-Tests ergab sich der nicht signifikante Trend, dass
bei den türkischen Patienten, die sich noch nicht so lange in Deutschland
aufhielten, die Inanspruchnahme eines Hodschas höher ist (t(82)= 1,278). Zum
Vergleich siehe Abb. 3.4.2 und 3.4.3.
Tab. 3.4.8: Mittelwert und Standardabweichung der Aufenthaltdauer in Deutschland für die
„Kontaktaufnahme zum Hodscha“ (ja/nein).
In welcher Generation
leben Sie in
Deutschland
1.Generation
Seit wieviel Jahren leben
Sie in Deutschland
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
N
52
32
Mittelwert
22,04
18,84
Standardab
weichung
11,293
10,854
Ergebnisse
52
Abb. 3.4.2: Aufenthaltsdauer der 1.Generation der Patienten in Deutschland, die einen und
keinen Hodscha aufsuchen.
Abb. 3.4.3: Aufenthaltsdauer der 2.Generation der Patienten in Deutschland, die einen
und keinen Hodscha aufsuchen.
Ergebnisse
53
Mittels eines weiteren t-Tests wurde diesmal getestet, ob es Unterschiede in
der Länge des Aufenthalts in Deutschland und der Kontaktaufnahme zum
Wahrsager gibt. Es wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede gefunden
(t(82)= -0,062).
Tab. 3.4.9: Mittelwert und Standardabweichung der Aufenthaltdauer in Deutschland für die
„Kontaktaufnahme zum Wahrsager“ (ja/nein).
In welcher Generation
leben Sie in
Deutschland
1.Generation
3.4.4
Gibt
es
Seit wieviel Jahren leben
Sie in Deutschland
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
Geschlechtsunterschiede
bei
N
71
13
der
Mittelwert
20,79
21,00
Standardab
weichung
11,330
10,693
Inanspruchnahme
mystisch-traditioneller Heiler?
Bezüglich dieser Frage wurde zwischen türkischen Patienten aus Deutschland
und türkischen Patienten aus der Türkei unterschieden, da Unterschiede
aufgrund kultureller Einflüsse erwartet wurden. Hier wurde der Chi2-Test
verwendet. Es zeigte sich, dass es bei den türkischen Patienten aus
Deutschland keine Geschlechtsunterschiede bei der Kontaktaufnahme zum
Hodscha gibt (Chi (1)= 0,203; p=0,653). Bei den türkischen Patienten aus der
Türkei gab es jedoch einen signifikanten Effekt (Chi (1)= 5,242; p=0,022). Dabei
sind es die Männer, die häufiger die Dienste eines Hodschas in Anspruch
nehmen (Tab. 3.4.10).
Bei der Berechnung eines Geschlechtsunterschieds bei der Kontaktaufnahme
zum Wahrsager, gab es erneut bei den Patienten aus Deutschland keinen
Effekt (Chi (1)= 3,225; p=0,073). Für die Patienten aus der Türkei war der Effekt
auch nicht signifikant (Chi (1)= 3,375; p=0,066).
Ergebnisse
54
Tab. 3.4.10: Kreuztabelle „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein), „Erhebungsort“
(Deutschland/Türkei) und „Geschlecht“ (weiblich/männlich).
Geschlecht * Kontaktaufnahme Hodscha * Erhebungsort - Kreuztabelle
Kontaktaufnahme
Erhebungsort
Hodscha
Nein
Deutschland
Geschlecht
Weiblich
Anzahl
% von
Geschlecht
Männlich
Anzahl
% von
Geschlecht
Gesamt
Anzahl
% von
Geschlecht
Türkei
Geschlecht
Weiblich
Anzahl
% von
Geschlecht
Männlich
Anzahl
% von
Geschlecht
Gesamt
Anzahl
% von
Geschlecht
Gesamt
ja
59
41
100
59,0%
41,0%
100,0%
48
29
77
62,3%
37,7%
100,0%
107
70
177
60,5%
39,5%
100,0%
34
15
49
69,4%
30,6%
100,0%
13
17
30
43,3%
56,7%
100,0%
47
32
79
59,5%
40,5%
100,0%
Ergebnisse
55
Tab. 3.4.11: Kreuztabelle „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein), „Erhebungsort“
(Deutschland/Türkei) und „Geschlecht“ (weiblich/männlich).
Geschlecht * Kontaktaufnahme Wahrsager * Erhebungsort - Kreuztabelle
Kontaktaufnahme
Erhebungsort
Wahrsager
Nein
Deutschland
Geschlecht
weiblich
Anzahl
% von
Geschlecht
männlich
Anzahl
% von
Geschlecht
Gesamt
Anzahl
% von
Geschlecht
Türkei
Geschlecht
weiblich
Anzahl
% von
Geschlecht
männlich
Anzahl
% von
Geschlecht
Gesamt
Anzahl
% von
Geschlecht
Gesamt
ja
88
12
100
88,0%
12,0%
100,0%
60
17
77
77,9%
22,1%
100,0%
148
29
177
83,6%
16,4%
100,0%
49
5
54
90,7%
9,3%
100,0%
22
9
31
71,0%
29,0%
100,0%
71
14
85
83,5%
16,5%
100,0%
3.4.5 Ist bei Psychoseerkrankungen die Inanspruchnahme mystischtraditioneller Heiler häufiger?
Da Schizophrenie eher ein globales, kulturunabhängiges Phänomen ist, wurden
hier keine Unterschiede in der Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler
bei den Patienten aus Deutschland und den Patienten aus der Türkei erwartet.
Es wurde getestet, ob es bei schizophrenen Patienten eine erhöhte
Kontaktaufnahme zum Hodscha gibt. Bei dieser Frage wurden folglich, anders
als bisher bei einigen anderen Fragen, keine getrennten Tests für die
Erhebungsorte gerechnet. Der Test wurde signifikant (Chi (1)= 5,636; p=0,018).
Schizophrene Patienten gehen deutlich häufiger zum Hodscha (Tab. 3.4.12).
Ergebnisse
56
Tab. 3.4.12: Kreuztabelle „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein) und „Schizophrenie“ (ja/nein).
Schizophrenie etc. F20 * Kontaktaufnahme Hodscha - Kreuztabelle
Kontaktaufnahme
Hodscha
Nein
Schizophrenie
Nein
Anzahl
etc. F20
% von Schizophrenie etc. F20
Ja
Anzahl
% von Schizophrenie etc. F20
Gesamt
Anzahl
% von Schizophrenie etc. F20
Auch
wurde
getestet,
ob
schizophrene
Gesamt
ja
128
72
200
64,0%
36,0%
100,0%
26
30
56
46,4%
53,6%
100,0%
154
102
256
60,2%
39,8%
100,0%
Patienten
eine
erhöhte
Kontaktaufnahme zum Wahrsager zeigen. Auch hier ist das Ergebnis signifikant
(Chi (1)=11,261; p=0,001). Schizophrene Patienten gehen deutlich häufiger
zum Wahrsager (Tab. 3.4.13).
Tab. 3.4.13: Kreuztabelle „Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein) und „Schizophrenie“
(ja/nein).
Schizophrenie etc. F20 * Kontaktaufnahme Wahrsager - Kreuztabelle
Kontaktaufnahme
Wahrsager
Nein
Schizophrenie
Nein
Anzahl
etc. F20
% von Schizophrenie etc. F20
Ja
Anzahl
% von Schizophrenie etc. F20
Gesamt
Anzahl
% von Schizophrenie etc. F20
Gesamt
Ja
178
25
203
87,7%
12,3%
100,0%
41
18
59
69,5%
30,5%
100,0%
219
43
262
83,6%
16,4%
100,0%
Ergebnisse
3.4.6
Gibt
57
es
einen
Zusammenhang
zwischen
Religiosität
und
Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler?
Um diesen Zusammenhang zu testen, wurden Chi2-Tests gerechnet. Die
Variablen „Anzahl der Gebete, die aufsagbar sind“, „Häufigkeit des Betens“ und
„Häufigkeit des Fastens“ wurden vorher dichotomisiert.
Zuerst wurde überprüft, ob es einen Unterschied zwischen den Patienten aus
Deutschland und den Patienten aus der Türkei gibt. Signifikante Ergebnisse
ergaben sich für die Variablen „Moscheebesuch“ (Chi (1)=7,174; p=0,007),
„Wieviele Gebete können Sie aufsagen?“ (Chi (1)=22,677; p<0,001), „Führen
Sie regelmäßig Gebete aus?“ (Chi (1)=14,743; p<0,001) und „Fasten Sie
regelmäßig?“ (Chi (1)=30,302; p<0,001). Für die anderen 3 Variablen (lt.
Anhang) ergab sich keine Signifikanz (kleinstes p=0,194). Außer beim
Moscheebesuch gaben jeweils die Patienten aus der Türkei mehr religiöse
Handlungen an.
Der
Zusammenhang
von
Religiosität
und
Inanspruchnahme
mystisch-
traditioneller Heiler wurde zuerst für den Hodscha geprüft. Signifikante
Zusammenhänge ergaben sich für die Variable „Moscheebesuch“ (Chi (1)=
5,602; p=0,018), „Lesen von religiöser Literatur“ (Chi (1)=4,318; p=0,038) und
„Wie viele Gebete können Sie aufsagen?“ (Chi (1)=8,623; p=0,003).
Die, die zum Hodscha gehen, geben auch mehr religiöse Aktivitäten an.
Für die restlichen vier Variablen gab es keine signifikanten Zusammenhänge
(kleinstes p=0,186).
Für den Wahrsager ergaben sich keine signifikanten Zusammenhänge
(kleinstes p=0,053).
Aufgrund der Vielzahl von Tabellen befinden sich diese im Anhang (Abschnitt
7.3).
Ergebnisse
58
3.4.7 Besucht die Vergleichsgruppe Gesunder im Vergleich zu den
Patienten weniger häufig den Hodscha/Wahrsager?
Zunächst wurde getestet, ob sich die beiden Gruppen „Vergleichsgruppe“ und
„Patienten“ in wesentlichen Variablen unterscheiden. Um das zu überprüfen,
wurde zunächst das Alter berechnet (Tab. 3.4.14). Mit einem t-Test wurde
untersucht, ob sich die beiden Gruppen im Alter deutlich unterscheiden. Der tTest wurde nicht signifikant (t(55,8)=0,211).
Tab. 3.4.14: Mittelwert und Standardabweichung für die Vergleichsgruppe und die Gruppe der
Patienten.
Gruppenstatistiken
Vergleichsgruppe
Alter
Nein
Ja
n
Mittelwert
Standardabweichung
Standardfehler des Mittelwertes
177
40,03
9,867
0,742
44
39,59
13,043
1,966
Danach wurde das Geschlecht berücksichtigt. Mit dem Chi2-Test wurde
untersucht, ob das Geschlecht in der Vergleichs- und Patientengruppe gleich
verteilt ist. Der Test wurde signifikant (Chi (1)=10,244; p=0,001). Die
Vergleichsgruppe besteht überwiegend aus Männern (Tab. 3.4.15). Dies muss
bei der Interpretation des folgenden Tests mitberücksichtigt werden.
Ergebnisse
59
Tab. 3.4.15: Geschlechterverteilung in der Vergleichs- und Patientengruppe.
Vergleichsgruppe * Geschlecht - Kreuztabelle
Geschlecht
weiblich
Vergleichsgruppe
Nein
Anzahl
% von Vergleichsgruppe
Ja
gruppe
Gesamt
Anzahl
% von Vergleichsgruppe
männlich
100
77
177
56,5%
43,5%
100,0%
13
31
44
29,5%
70,5%
100,0%
113
108
221
51,1%
48,9%
100,0%
Anzahl
% von Vergleichs-
Gesamt
Anschließend wurde die Fragestellung untersucht. Der Chi2-Test ergab ein
signifikantes Ergebnis (Chi (1)=10,486; p=0,001). Die Vergleichsgruppe geht
also deutlich seltener zum Hodscha (Tab. 3.4.16). In Bezug auf den Gang zum
Wahrsager zeigte sich, dass die Vergleichsgruppe auch da deutlich seltener
Dienste in Anspruch nimmt (Tab. 3.4.17). Der Chi2-Test wurde signifikant (Chi
(1)=4,096; p=0,043). Der größere Anteil an Männern der Vergleichsgruppe kann
dies nicht erklären, weil Männer tendenziell häufiger zum Hodscha und zum
Wahrsager gingen als Frauen (siehe Ergebnis Tab. 3.4.10 und Tab. 3.4.11).
Tab. 3.4.16: Inanspruchnahme eines Hodschas für die Vergleichsgruppe.
Kontaktaufnahme
Hodscha
Nein
Vergleichsgruppe
Gesamt
Nein
Anzahl
Ja
% von Vergleichsgruppe
Anzahl
% von Vergleichsgruppe
Anzahl
% von Vergleichsgruppe
Gesamt
Ja
107
70
177
60,5%
39,5%
100,0%
38
6
44
86,4%
13,6%
100,0%
145
76
221
65,6%
34,4%
100,0%
Ergebnisse
60
Tab. 3.4.17: Inanspruchnahme eines Wahrsagers für die Vergleichsgruppe.
Kontaktaufnahme
Wahrsager
Vergleichsgruppe
Gesamt
Nein
Anzahl
Ja
% von Vergleichsgruppe
Anzahl
% von Vergleichsgruppe
Anzahl
% von Vergleichsgruppe
nein
148
Gesamt
Ja
29
177
83,6%
16,4%
100,0%
42
2
44
95,5%
4,5%
100,0%
190
31
221
86,0%
14,0%
100,0%
Betrachtet man die Gründe zum Aufsuchen eines Hodschas in der
Vergleichsgruppe, so lässt sich ein interessanter Trend beschreiben. Die
Vergleichsgruppe gibt im Vergleich zu den Patienten seltener an, zum Hodscha
zu gehen, um „ihre Leiden zu lindern“ (Exakter Test nach Fisher; p=0,029) oder
„ihre Krankheit zu behandeln“ (Exakter Test nach Fisher; p=0,046).
Da nur sechs Personen aus der Vergleichsgruppe zum Hodscha gegangen
sind, waren die erwarteten Häufigkeiten zu klein für den Einsatz des Chi2-Tests.
Wegen der kleinen Fallzahl ist das Ergebnis der Tests mit großer Vorsicht zu
interpretieren.
Bei der Betrachtung der Gründe für den Gang zum Wahrsager, gab die
Vergleichsgruppe im Vergleich zu den Patienten an, mehr aus Neugierde zum
Wahrsager zu gehen. Dies ist jedoch kein signifikanter Effekt (Exakter Test
nach Fisher; p=0,097), vor allem gingen überhaupt nur zwei Personen aus der
Vergleichsgruppe zum Wahrsager. Auch hier waren die erwarteten Häufigkeiten
zu klein für den Einsatz des Chi2-Tests.
Diskussion
61
4. Diskussion
Der folgenden Diskussion ist voranzustellen, dass in unserer Untersuchung bei
den Patienten aus Deutschland und insbesondere bei den Patienten aus der
Türkei
viele
fehlende
Item-Antworten
(„Werte“)
gibt.
Dies
könnte
möglicherweise zu Verzerrungen bei den Ergebnissen geführt haben.
Frage 1: Nehmen die Patienten, die in ländlichen Gegenden aufgewachsen
sind, häufiger parallel zur Schulmedizin mystisch-traditionelle Heiler
(Hodscha/ Wahrsager) in Anspruch?
Die Patienten des Erhebungsortes Türkei, die ländlich aufgewachsen sind,
suchen im Vergleich zu den Patienten des Erhebungsortes Deutschland
häufiger einen mystisch-traditionellen Heiler auf. Dies gilt jedoch nur in Bezug
auf den Hodscha und nicht in Bezug auf den Wahrsager. Zu eruieren ist, wieso
der Effekt nur für den Hodscha gilt. In der Einleitung wurde bereits erwähnt,
dass in ländlichen Gegenden die medizinische Versorgung nicht ausreichend
gewährleistet ist, weshalb die Landbevölkerung ihre traditionellen Heiler selbst
erschaffen musste. Die Inanspruchnahme volksmedizinischer Heiler lässt sich
nicht nur durch diese mangelnde medizinische Versorgung, sondern auch
aufgrund fehlender finanzieller Mittel und aus traditionellen Gründen erklären
(Grottian, 1991). Der Hodscha ist vermutlich der bedeutendste aller Heiler im
informellen Sektor. Der Grund hierfür ist wohl die Autorität, die ihm zuteil wird
und sein umfangreiches Repertoire, das er bei Problemen jeglicher Art
anwenden kann.
Weiter zeigten die Ergebnisse, dass unter den Patienten aus der Türkei, die
ländlich Aufgewachsenen viel häufiger zum Hodscha gehen als die, die in der
Stadt aufgewachsen sind. Bei den Patienten aus Deutschland zeigte sich
demgegenüber, dass es in Bezug auf die Herkunftsorte (städtisch/ländlich)
keinen großen Unterschied in der Inanspruchnahme eines Hodschas gibt.
Bei diesem Ergebnis sollte man jedoch berücksichtigen, dass es vorkommen
kann,
dass
die
in
Deutschland
lebenden
Migranten
zum
Teil
aus
Schamgefühlen u./o. Verallgemeinerungsgedanken als Herkunftsort eine der
Diskussion
62
großen Städte der Türkei wie Istanbul, Ankara oder Izmir angeben, obwohl sie
zuvor vom Land in die nächste Kreisstadt und von dort in eine der großen
Städte der Türkei abgewandert sind, bevor sie nach Deutschland migrierten
(Landflucht von der Peripherie in die Zentren). Für den Fall, dass sich die
Annahme bestätigt, dass die Patienten nur unzureichende Angaben über ihren
Herkunftsort gemacht haben, könnte sich eine mögliche Erklärung für die
erhaltenen Daten aufzeigen. Bei der Testung des Zusammenhanges zwischen
ländlich aufgewachsen und Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler
wären dann diejenigen Migranten in der Untersuchung nicht berücksichtigt
worden, die zum Hodscha gingen, die jedoch die Angabe gemacht haben, in
der Stadt aufgewachsen zu sein, obwohl sie eigentlich vom Land stammten.
Frage
2:
Gibt
es
einen
Zusammenhang
zwischen
Alter
und
Alter
und
Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler?
In
der
Regel
gibt
es
einen
Zusammenhang
zwischen
Inanspruchnahme eines mystisch-traditionellen Heilers. Dieser Zusammenhang
gilt jedoch lediglich für die Patienten aus Deutschland und nur für die
Konsultation eines Hodschas. Die Patienten aus Deutschland, die zum
Hodscha gehen, sind jünger, als die, die keinen Hodscha in Anspruch nehmen.
Anzunehmen ist, dass hier die Migranten der 2. Generation, die krank werden,
den Hodscha aufsuchen. Die Migranten der 1. Generation nehmen vermutlich
weniger einen Hodscha in Anspruch, da sie der westlichen Medizin großes
Vertrauen entgegenbringen. Die 2. Generation zeigt einen Trend zur Rückkehr
zu altbewährten Methoden, in diesem Fall der Inanspruchnahme eines
Hodschas (Grottian, 1991). Dieses kann zum einen daran liegen, dass eine
Enttäuschung
von
der
Schulmedizin
mit
einer
Rückbesinnung
auf
althergebrachte Traditionen einhergeht, ggf. als Ratschlag der älteren
Familienangehörigen. Enttäuschungen können z. B. aufgrund verzögerter
Heilungserfolge oder der oftmals nicht eindeutigen Ursache psychischer
Erkrankungen erfolgen.
Da sich dieses Ergebnis durch den Migrationsprozess erklären lässt, ist
nachvollziehbar, dass es keinen Altersunterschied in der Inanspruchnahme
eines Hodschas bei Patienten aus der Türkei gibt.
Diskussion
Die
63
Hypothese
bestätigte
sich
in
keiner
Form
in
Bezug
auf
die
Inanspruchnahme eines Wahrsagers.
Frage 3: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Inanspruchnahme
mystisch-traditioneller Heiler und Aufenthaltsdauer in Deutschland?
Es konnte kein Zusammenhang zwischen Aufenthaltsdauer in Deutschland und
Kontaktaufnahme zu einem Hodscha/Wahrsager gefunden werden. Allerdings
gab es einen interessanten Trend. Die Patienten, die noch nicht so lange in
Deutschland leben, gingen häufiger zum Hodscha. Vermutlich wahren sie
stärker ihre Traditionen und Gepflogenheiten, als Patienten, die länger in
Deutschland leben. Möglicherweise liegt dem zu Grunde, dass durch einen
längeren Aufenthalt in Deutschland eine stärkere Integration erfolgt und damit
auch größeres Vertrauen dem westlichen Gesundheitssystem gegenüber
entgegengebracht wird.
Frage 4: Gibt es Geschlechtsunterschiede bei der Inanspruchnahme
mystisch-traditioneller Heiler?
Dies bestätigte sich nur für die Patienten aus der Türkei und nur für die
Kontaktaufnahme zum Hodscha. Dabei waren es die Männer, die häufiger zum
Hodscha gingen als die Frauen. Dies könnte daran liegen, dass die
Rollenverteilung zwischen Mann und Frau in der Türkei stärker ausgeprägt ist.
Der Mann sorgt traditionell gesehen für das Erzielen von Einkünften, während
es die Aufgabe der Frau ist, den Haushalt zu führen, die Kinder zu versorgen
und zu erziehen (Becker et al., 1998). Somit könnten sich Männer eher einen
Hodscha finanzieren, da sie über die ökonomischen Mittel verfügen. In
Deutschland
ist
aufgrund
des
Migrationprozesses
die
klassische
Rollenverteilung augenscheinlich nicht so strikt, sondern diffuser.
An die
türkischen Frauen wird zum Teil die Erwartung herangetragen, dass sie
berufstätig sind und sich gleichermaßen dem Haushalt und der Familie widmen
(Becker et al., 1998). Mit ihren Einkünften eröffnet sich ihnen die Möglichkeit,
die Inanspruchnahme eines Hodschas selbst zu finanzieren.
Diskussion
64
Frage 5: Ist bei Psychoseerkrankungen die Inanspruchnahme mystischtraditioneller Heiler häufiger?
Schizophrene Patienten nehmen häufiger mystisch-traditionelle Heiler in
Anspruch. Dies konnte für den Hodscha sowie für den Wahrsager bestätigt
werden. Das Krankheitsverständnis der Türken wurde in der Einleitung anhand
Koens Modell erläutert. Dabei spielen magisch-religiöse Vorstellungen, wie
bereits erläutert, eine nicht zu unterschätzende Rolle. Gerade bei den
Symptomen einer Schizophrenie gehen Angehörige der Patienten oftmals
davon aus, dass der Patient von „Geistern besessen“ ist (Öztürk, 1964). Da die
Krankheitsursache für die Angehörigen als fremd, nach ihrem herkömmlichen
Verständnis nicht zuzuordnen und nicht heilbar ist, gewinnen die Hodschas
und Wahrsager anscheinend an Bedeutung.
Frage 6: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Religiosität und
Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler?
Zunächst zeigte sich, dass die Patienten aus der Türkei mehr religiösen
Aktivitäten nachgehen, d.h. religiöser sind, als die Patienten aus Deutschland.
Dieses liegt vermutlich daran, dass das Ausüben der Religion in der Türkei ein
hohes Ansehen hat und sozial akzeptiert wird. Selbst im beruflichen Umfeld ist
es zulässig die Pausenzeiten auf den Zeitpunkt des Gebets zu verlegen. In
Deutschland ist es für die Migranten beschwerlicher ihre Religion auszuüben.
Es wird erwartet, dass sie den religiösen Aktivitäten in der Freizeit nachgehen.
Für die Muslime gibt es religiöse Feiertage, die jedoch lediglich in der Türkei als
Feiertage staatlich anerkannt werden.
Die Religionsausübung ist in der Bevölkerung der Türkei nicht nur legitimisiert
sondern auch sozial erwünscht. Gruppendynamische Prozesse generieren
einen sozialen Druck, der dann durch die Gemeinschaft auf jeden Einzelnen
ausgeübt wird. Dieses äußert sich darin, dass in der Fastenzeit von den
Menschen, die in einer Gemeinde leben, erwartet wird, dass sie fasten.
Lediglich bei Reisenden, Kranken, Menstruierenden, Schwangeren und
Stillenden kann ein Dispens erteilt werden, d.h. von der Verpflichtung zum
Fasten befreit werden. Man legt ihnen nahe, diese versäumten Fasttage
Diskussion
65
nachzuholen (Heine, 1991). Von denjenigen, die nicht fasten, weil sie nicht
können oder nicht wollen, wird jedoch als Mindestanforderung erwartet, dass
sie in der Zeit des Fastens nicht vor den Augen der Fastenden „Speisen und
Trank“ zu sich nehmen. Andernfalls kann mit übler Nachrede oder sogar
Tätlichkeiten gerechnet werden.
In Deutschland wird ein geringerer Umfang religiöser Aktivitäten aufgrund der
eingeschränkten
Möglichkeiten
eher
von
der
türkischen
Gemeinschaft
entschuldigt. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Patienten aus
Deutschland öfters in die Moschee gehen, als die Patienten aus der Türkei. Ein
Grund hierfür könnte sein, dass in Deutschland die Moscheen auch eine Art
Treffpunkt für die hier lebenden Türken darstellt.
Für den untersuchten Zusammenhang von Religiosität und Inanspruchnahme
mystisch-traditioneller Heiler, zeigte sich, dass die Patienten, die einen
Hodscha aufsuchten, frommer waren.
Eine Erklärung für diesen Zusammenhang könnte sein, dass manche
Menschen sich dem Glauben zuwenden, um ein implizites Kontrollbedürfnis zu
befriedigen. Es könnte sein, dass der Glaube ihnen hinsichtlich ihrer
ungewissen Zukunftsaussichten ein wenig Stabilität verleiht. Ebenso könnte bei
der Inanspruchnahme eines Hodschas vordergründig sein, ein gewisses Maß
an Kontrolle über die Krankheit zu gewinnen. Des Weiteren ist anzunehmen,
dass gläubige Menschen tendenziell eher auf magische Zusammenhänge
rekurrieren.
Die Patienten sind also religiös sehr aktiv, setzen sich vermutlich aber nicht
inhaltlich mit der Religion, insbesondere mit dem Koran, auseinander. Diese
Annahme ist darauf zu stützen, dass im Koran jeglicher Umgang mit Magie
explizit untersagt wird. Es wäre nur folgerichtig, dass strenggläubige Muslime
sich von den Magier-Hodschas abwenden .
Frage 7: Besucht die Vergleichsgruppe im Vergleich zu den Patienten
weniger häufig den Hodscha/ Wahrsager?
Die Ergebnisse zeigen, dass die Vergleichsgruppe weniger häufig als die
Patienten einen Heiler aufsucht, unabhängig davon, ob Hodscha oder
Wahrsager. Die Heiler werden wahrscheinlich in der Mehrzahl der Fälle bei
Diskussion
66
Erkrankungen aufgesucht, in denen die Schulmedizin keinen Heilerfolg zu
verzeichnen hat. Interessante Trends, die dies bestätigen, sind, dass die
Vergleichsgruppe weniger zum Hodscha geht, um ihre Leiden zu lindern oder
Krankheiten zu behandeln und mehr zum Wahrsager geht, aus Neugierde. Es
wäre interessant dies mit einer größeren Vergleichsgruppe zu untersuchen, da
man dadurch vermutlich mehr hinsichtlich der Trends herausfinden könnte.
Allgemeine Diskussion
Generell wurde deutlich, dass ein großer Teil der Psychiatriepatienten in dieser
Untersuchung parallel zur Schulmedizin einen Heiler aufsucht. Das zeigt, dass
Krankheitskonzepte mit magisch-religiösen Vorstellungen noch von großer
Bedeutung
sind.
Es
liegt
nahe,
dass
die
Patienten
und
ihre
Familienangehörigen insbesondere bei psychischen Erkrankungen mit ihrer
eigentümlichen
Symptomatik
zu
der
Krankheitsursache magischer Natur sei
Vorstellung
gelangen,
dass
die
(insbesondere bei Psychoseerkran-
kungen, siehe Ergebnis Tab. 3.4.12 und Tab. 3.4.13).
Der Hodscha wurde viel häufiger aufgesucht (siehe deskriptive Statistik Tab.
3.3.1) als der Wahrsager (siehe deskriptive Statistik Tab. 3.3.7). Daraus kann
man
schließen,
dass
ein
Hodscha
eher
konsultiert
wird,
wenn
die
Inanspruchnahme eines Heilers aus dem informellen Sektor in Erwägung
gezogen wird. Ein Wahrsager stellt, wie der Name es schon indiziert,
Zukunftsprognosen, während ein Hodscha zum Teil als ein religiöser Gelehrter
angesehen wird, der zudem eine hohe Autorität genießt. Zu mutmaßen ist, dass
er eher als fähig angesehen wird, bei Krankheit und Leid entsprechend zu
behandeln. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die große Mehrheit der Patienten
die Ratschläge des Hodschas/ Wahrsagers befolgt haben (siehe deskriptive
Statistik Tab. 3.3.15 und 3.3.16). Die Compliance war mithin sehr groß.
Zu sehr ähnlichen Zahlen war auch Assion im Jahre 2004 gekommen, als er
aufzeigen konnte, dass eine hohe Anzahl von Patienten parallel zur
Schulmedizin und auch schon vor der Inanspruchnahme der psychiatrischen
Behandlung volksmedizinische Heiler in Anspruch nimmt.
Für den Fall, dass ein Heiler aufgesucht wird, ist es wichtig zu erfahren, welche
Ratschläge und Behandlungsmaßnahmen der Heiler dem Patienten vorschlägt.
Diskussion
67
Die Akzeptanz eines Heilers kann für alle Beteiligten einen positiven Nutzen
haben. Die Ratschläge des Heilers dürfen jedoch nicht kontraindikativ zur
westlichen Behandlung sein.
Von therapeutischem Nutzen wäre es, wenn der Heiler zur medizinischen
Behandlung
eine
Inanspruchnahme
unterstützende
Funktion
einnähme.
Eine
simultane
könnte sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken,
zumal sie dem Patienten neue Hoffnung bereiten und emotionale Unterstützung
bieten könnte.
Wenn man außerdem die Anwesenheit des Heilers im Krankenhaus dulden
würde, dann würde man dem Patienten zu verstehen geben, dass sein
Krankheitsverständnis toleriert und akzeptiert wird. Das könnte für die
Genesung förderlich sein, wie bereits Zimmermann (2000) erwähnt hat.
Für die Arbeit mit muslimischen Patienten im medizinischen Alltag ist es
vorteilhaft zu wissen, ob diese parallel zur Schulmedizin einen Heiler in
Anspruch nehmen.
Wenn man die Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler zwischen
türkischen Patienten in Deutschland und türkischen Patienten in der Türkei
vergleicht, gibt es einerseits einen deutlichen Geschlechtseffekt.
Die männlichen Patienten aus der Türkei gingen häufiger zum Hodscha, bei
den Patienten in Deutschland dagegen zeigte sich kein Unterschied. In Bezug
auf den medizinischen Alltag in der Türkei ist es für die Ärzte und Pflegekräfte
sicherlich vorteilhaft zu wissen, dass männliche Psychiatriepatienten häufiger
parallel zur Schulmedizin einen Hodscha aufsuchen.
Zum anderen zeigte sich, dass das Aufsuchen eines Hodschas häufiger bei den
Patienten aus Deutschland zu verzeichnen ist, die jünger sind. Der Trend geht
also wieder zu traditionellen volksmedizinischen Praktiken. Es wäre demnach
angebracht, gerade bei jüngeren Patienten das Vertrauen in die Schulmedizin
zu stärken. Dieses Ergebnis lässt darauf schließen, dass nicht nur die älteren
Patienten Heiler kontaktieren. Ein Heiler in Anspruch zu nehmen, scheint daher
nicht überholt zu sein.
Für eine schnelle und anhaltende Gesundung ist es von erheblicher Bedeutung,
dass
das
Personal
in
medizinischen
Einrichtungen
Einblick
in
die
Krankheitstheorien und das Krankheitsverständnis muslimischer Patienten
Diskussion
68
bekommt. Dieses würde die Compliance begünstigen und eine geringere Dropout-Rate mit sich bringen. Fokus ist auch auf das Arzt-Patienten-Verhältnis zu
setzen und darauf, das Vertrauen in die westliche Medizin zu stärken.
Zusammenfassung
69
5. Zusammenfassung
In den Krankheitstheorien und dem Krankheitsverständnis türkischer Menschen spielen
magisch-religiöse Vorstellungen bei der Suche nach der Krankheitsursache eine nicht
zu unterschätzende Rolle. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen, bei denen die
Patienten keine befriedigende Heilung erfahren, sowie die Krankheitsursache nicht
nachvollziehbar ist, werden oft mystisch-traditionelle Heiler der Volksmedizin
aufgesucht.
In der vorliegenden Arbeit wurde an 177 psychiatrischen Patienten türkischer Herkunft
in Deutschland, 85 psychiatrischen Patienten in der Türkei und 44 gesunden, in
Deutschland lebenden, Türken untersucht, wie häufig psychiatrische Patienten
mystisch-traditionelle Heiler, in diesem Fall einen Hodscha und einen Wahrsager, in
Anspruch nahmen. Es wurde geprüft, ob sich die Inanspruchnahme unterschied.
Zudem wurde spezifischer untersucht von welchen Faktoren die Inanspruchnahme von
mystisch-traditionellen Heilern abhängt und ob es in Bezug auf diese, Unterschiede
zwischen türkischstämmigen Psychiatriepatienten aus Deutschland und der Türkei gibt.
Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass 39% und damit ein großer Anteil der
untersuchten Patienten einen Heiler des informellen Sektors, dabei insbesondere den
Hodscha,
kontaktierten.
Die
Vergleichsgruppe
ging
im
Vergleich
zu
den
psychiatrischen Patienten weniger häufig zu einem Heiler. Ein Vergleich zwischen den
türkischstämmigen Psychiatriepatienten aus Deutschland und der Türkei hinsichtlich
der Inanspruchnahme eines mystisch-traditionellen Heilers ergab, dass die Männer aus
der Türkei in der Regel häufiger einen Hodscha aufsuchten. Des Weiteren nahmen die
jüngeren Patienten aus Deutschland häufiger einen Hodscha in Anspruch.
Im Allgemeinen wurde deutlich, dass Heiler des informellen Sektors für die
psychiatrischen Patienten in Deutschland und der Türkei von großer Bedeutung sind.
Im medizinischen Alltag ist es deshalb angezeigt, in Erfahrung zu bringen, ob der
Patient einen Heiler parallel zur Schulmedizin in Anspruch nimmt und welche
Ratschläge und Behandlungsmaßnahmen er von diesem erhält. Diese sollten nicht
kontraindikativ zur ärztlichen Behandlung sein. Wenn das medizinische Personal einen
Heiler akzeptiert und toleriert, kann das dem Patienten signalisieren, dass er mit seinen
Krankheitstheorien
und
seinem
Krankheitsverständnis
angenommen
und
wertgeschätzt wird. Das könnte potenziellen Vertrauensdefiziten, die gegebenenfalls
gegenüber der westlichen Medizin bestehen, entgegenwirken sowie die schnelle
Gesundung des Patienten fördern.
Anhang
70
6. Literaturverzeichnis
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Zöfel, P. (2003). Statistik für Psychologen. Im Klartext. Pearson Studium.
München
Anhang
76
7. Anhang
7.1 Fragebogen deutsch
Dies ist ein wissenschaftlicher Fragebogen. Die erhobenen Daten werden
anonymisiert und nur wissenschaftlichen Zwecken dienen. Eine Weitergabe an
Dritte wird nicht erfolgen. Ziel der Befragung ist eine Verbesserung der
Therapie von Erkrankungen aus dem psychiatrisch- neurologischen
Fachbereich, sprich Verbesserung auch Ihrer medizinischen Versorgung.
I.) Angaben zur Person
1) Wie alt sind Sie? _____Jahre
2) Geschlecht?
0. weiblich
3) Familienstand? 0. ledig
3. getrennt
1. männlich
1. verlobt
4. geschieden
2.verheiratet
5. verwitwet
4) Anzahl Ihrer eigenen Kinder? ______
5) Seit wie viel Jahren leben Sie an Ihrem jetztigen Wohnort? ______ Jahre
6) Aus welcher Region stammen Sie ursprünglich?
1. Zentral-Türkei
2. Westl. Schwarzmeer 3. Östl. Schwarzmeer 4. Ost-Anatolien
5. Südost-Anatolien
6. Östl. Mittelmeer
7. Westl. Mittelmeer 8. Ägäis 9. Marmara-Meer
7) Wo sind Sie aufgewachsen?
In Deutschland:
1. Großstadt
2. Kleinstadt
3. Dorf/ländlich
I I.) Schulbildung, Ausbildung und Beruf
8) Welche Schule haben Sie beendet? 0. Kein Schulbesuch
1. Sonderschule 2. Volksschule/Grundschule
3. Hauptschule/Mittelsch.
4. Gymnasium / Berufsschule 5. Universität/Hochschule
9) Haben Sie eine Berufsausbildung durchlaufen?
10) Wenn ja.....
0. abgebrochen
1. ja
2. nein
1. beendet.
11) Welche Berufsausbildung haben Sie durchlaufen?
1. handwerklicher Beruf / Bergbau
2. kaufmännische Ausbildung
3. Dienstleistungssektor
4. Hochschulniveau
Anhang
77
12) Aktueller Beruf
1. in Ausbildung 2. Arbeiter 3. Beamter/Angestellter
4. krankgeschrieben s. 1-6 Wochen 5. krankgeschr. s. 2-6 Monaten
6. krankgeschrieben, länger als 6 Monate
7. Rentner
8. Arbeitslos
9. Hausfrau/-mann/keine Tätigkeit
13) Wie verbringen Sie Ihre Freizeit überwiegend? (Mehrfachantwort möglich)
1. Sport
2. Kneipenbesuche
3. Moschee-Besuche
4. Spaziergänge 5. Fernsehen
6. Besuche bei Bekannte n
7. Lesen v. Buch/Roman, Zeitschr.
8. Lesen v. religiöser Literatur
9. sonstiges:_______________________
III.) Familie und Herkunft
Aus welcher Region stammt Ihre Familie / Ihre Eltern?
14) Vater: _________ 15) Mutter: ________
1. Zentral-Türkei
2. Westl. Schwarzmeer 3. Östl. Schwarzmeer
4. Ost-Anatolien
5. Südost-Anatolien
6. Östl. Mittelmeer
7. Westl. Mittelmeer 8. Ägäis 9. Marmara-Meer
16) Wieviele leibliche Geschwister haben Sie? ______
17) Wieviele Stiefgeschwister haben Sie? ______
18) In der Geschwister-Reihe waren Sie das: 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9. Kind
19) In welcher Familiärenstruktur sind Sie aufgewachsen (Mehrfachantworten
möglich)?
0. ohne Verwandte
1. Mutter
2. Vater
3. Geschwister
4. Großeltern
5. andere Verwandten
20) Soziale Stellung und Beruf des Vaters oder der Mutter?
0. ohne feste Einkünfte 1. Landwirtschaft 2. Saisonarbeit/Aushilfe
3. Arbeiter/Festanstell. 4. Handwerker/Selbständiger
5. Angestellter/Beamter 6. Leitende Positionen
Bildungsstand der Eltern? 21) Vater: _________ 22) Mutter: ________
0. Analphabet
1. Kein/fast kein Schulbesuch
2. Volksschule besucht/nicht beendet
3. Volksschule beendet 4. Realschule besucht
5. Realschule beendet
6. Gymnasium besucht 7. Abitur gemacht
8. Hochschule besucht
Anhang
78
I V.) Religiosität / Vorstellungen über Religion
23) Haben Sie den Religionsunterricht der Schule besucht? 1. ja
24) Wie viele Suren/Gebete können Sie aufsagen?
2. 5-10 Gebete
3. 11-20 Gebete
0. kein
2. nein
1. 1-4 Gebete
4. 20 Gebete und mehr
25) Gehören Sie einer bestimmten Religionsgemeinschaft/ Sekte an?
1. ja
2. nein
Wenn ja, welche:_____________
26) Führen Sie regelmäßig rituelle Gebete aus?
1. im Jahr 1-3 mal
4. am Tag 1-2 mal
2. im Monat 1-3 mal
5. am Tag 3-4 mal
3. in d. Woche 1-3 mal
6. am Tag 5 mal
27) Fasten Sie regelmäßig aus religiösen Gründen?
1. 0-5 Tage im Jahr
2. 6-15 Tage im Jahr
4. mehr als 30 Tage im Jahr
3. 16-30 Tage im Jahr
28) Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige aus religiösen Gründen?
1. ja
2. nein
29) Haben Sie die Hadsch-Pilgerreise nach Mekka gemacht?
1. ja
2. nein
30) Haben Sie bisher im Rahmen einer Alltagsproblematik einen religiösen
Rat geholt? (Vorbeter/Hodscha, religiöser Gelehrter)
1. ja
2. nein
31) Wann sind Sie zum ersten Mal zu einem Vorbeter/Hodscha, religiösen
Gelehrten gegangen?
Vor ________ Jahren ?
32) Geschah dies wegen Ihrer Erkrankung?
1. ja
2. nein
33) Wann sind Sie zum ersten mal in nervlicher Hinsicht krank geworden?
Vor ________ Jahren ?
Anhang
79
V.) Volksmedizinische Vorstellungen
34) Wer hat Ihnen geraten, einen Vorbeter/Hodscha, religiösen Gelehrten
aufzusuchen?
0. Niemand, ich selbst
1. Familienangehörige
2. Andere _________
35) Wie häufig haben Sie einen Vorbeter/Hodscha, religiösen Gelehrten
kontaktiert?
1. 1-2 Mal
2. 3-5 mal
3. mehr als 5 mal
36) Wie viele verschiedene Vorbeter/Hodschas, religiöse Gelehrte haben Sie
besucht?
1. 1-2 mal
2. 3 und mehr
37) Wann waren sie zum letzten Male bei einem Vorbeter/Hodscha, religiösen
Gelehrten?
1. In diesem Monat
2. In diesem Jahr
3. In den vorhergehenden 2-3 Jahren
4. Vor mehr als 4 Jahren
38) Weshalb sind Sie zu einem Vorbeter/Hodscha, religiösen Gelehrten?
1. Unheil abwenden
2. Leiden lindern
3. Krankheit behandeln
4. Nichts unversucht lassen
5. Weil ich an die Schulmedizin nicht glaube
6. Aus Neugierde
7. Zur Unterhaltung
8. Sonstiges
39) Was würden Sie sagen war das Besondere an dem Vorbeter/Hodscha
religiösen Gelehrten?
1. er war ein Vorbeter/Hodscha, hat nur Gebete vorgelesen
2. ich habe von seinem Ruf gehört, für mich gebetet, kein Geld verlangt
3. ich habe von seinem Ruf gehört, er hat für mich gebetet,
hat Amulette geschrieben und Geld verlangt
Anhang
80
40) Haben Sie jemals einen Wahrsager/mystischen Heiler kontaktiert?
1. ja
2. nein
41) Wer hat Ihnen geraten, einen Wahrsager/mystischen Heiler aufzusuchen?
0. Niemand, ich selbst
1. Familienangehörige
2. Andere _________
42) Wie häufig haben Sie einen Wahrsager/mystischen Heiler kontaktiert?
1. 1-2 Mal
2. 3-5
3. mehr als 5 Mal
43) Wie viele verschiedene Wahrsager/mystischen Heiler haben Sie besucht?
1. 1-2
2. 3 oder mehr verschiedene Wahrsager
44) Wann waren sie zum letzten Male bei einem Wahrsager/mystischen
Heiler?
1. In diesem Monat
2. In diesem Jahr
3. In den vorhergehenden 2-3 Jahren
4. Vor mehr als 4 Jahren
45) Warum sind Sie zu einem Wahrsager/mystischen Heiler gegangen?
1. Unheil abwenden
2. Leiden lindern
3. Krankheit behandeln
4. Nichts unversucht lassen
5. Weil ich an die Schulmedizin nicht glaube
6. Aus Neugierde
7. Zur Unterhaltung
8. Sonstiges
46) Tragen Sie ein Amulett?
1 ja
2 nein
47) Wenn ja, wessen Rat war es ein Amulett zu tragen?
1. Vorbeter/Hodscha
2. Wahrsager
3. jmd. aus der Familie
4. selbst gekauft
5. von Bekannten bekommen
48) Falls Sie bei einem Vorbeter/Hodscha oder Wahrsager waren, welche
Ratschläge hat Ihnen dieser gegeben? (Mehrfachantworten möglich)
1. Tragen Sie ein Amulett
2. Verteilen Sie die Amulette in Ihrem Umfeld, an den genannten Orten
3. Gegen Sie gerichtetes Amulett suchen, finden, unschädlich machen
4. Geheiligtes/besprochenes Wasser trinken, sich damit waschen
5. Regelmäßig den Koran lesen, sich vorlesen lassen
6. Sie sollten regelmäßig rituelle Gebete tätigen, Gebete aufsagen
Anhang
81
7. Bei bestimmten Verrichtungen bestimmte relig. Gebete aufsagen
8. Unter Brücken hergehen
9. Sie sollten Sesam oder bestimmte Gewürze verbrennen
10. Bestimmte Gebete/Formeln aufsagen, um Geister zu rufen
11. Sich den Kaffeesatz lesen lassen
12. Blei gießen lassen
13. Sonstiges
49) Haben Sie die Ratschläge befolgt?
1. ja
2. nein
50) Wieviel Geld habe Sie gegeben? _____________
51) Glauben Sie an die Wirkungen der Ratschläge des Vorbeters/Hodschas
oder Wahrsagers ?
0. gar nicht
1. etwas, wenig
2. sehr viel
3. es ist die einzig wirksame Behandlung
52) Wenn Ihre Familie nach Deutschland zugereist sein sollte, in welcher
Generation leben Sie in Deutschland?
1. 1. Generation
2. 2. Generat.
3. 3. Generat.
4. 4. Generation
53) Seit wie vielen Jahren leben Sie in Deutschland/Europa? _______ Jahren
54) Sind Sie einer bestimmten Konfession/Glaubensrichtung angehörig?
1. Sunnit
2. Alevit/Schiit
3. Atheist
4. Diyanet
5. Milli Görüş
6. Süleymanlı
7. Nakşıbendi
8. Kaplanlı
9. Sonstige
55) Wenn Sie den Koran lesen können, verstehen Sie das Gelesene?
1. ja
2. nein
V I.) Diagnosen
Organische Erkrankung/Demenz (ICD 10: F 00)
Abhängigkeitserkrankung (ICD 10: F 10)
Psychose (ICD 10: F 20)
Affektive Erkrankungen (ICD 10: F 30)
Belastungsreaktion, Angststörung, Panikattacken (ICD 10: F 40)
Somatisierungsstörung (ICD 10: F 45)
Verhaltensauffälligkeiten, Essstörungen (ICD 10: F 50)
Persönlichkeitsstörung (ICD 10: F 60)
Intelligenzminderung (ICD 10: F 70)
Anhang
82
7.2 Fragebogen türkisch
Bu bir araştırma anketidir. Buradaki bilgiler yalnızca bilimsel çalışma için
kullanılacaktır. Kimliğinizle ilgili bilgiler yazmayınız. Bu araştırma ile sizin
hastalığınızı ve tedavisini daha iyi anlamayı amaçlıyoruz. Bu anketi
doldurmak
istemiyorsanız,
tedavinizde
hiçbir
şekilde
aksama
olmayacaktır. Size şimdiden teşekkür ederiz.
TIPDIŞI (PARAMEDİKAL) TEDAVİLER ARAYIŞI
ARAŞTIRMASI
I.) Kişisel Bilgiler
1) YAŞINIZ:____
3) MEDENİ HAL:
2) CİNSİYET:
□ BAYAN □ ERKEK
□ BEKAR
□ NİŞANLI
□ EVLİ
□ AYRI YAŞAMAKTA □ BOŞANMIŞ
□ DUL
4) ÇOCUK SAYISI:____
5) ŞU ANDA YAŞADIĞINIZ YERDE KAÇ YILDIR İKAMET EDİYORSUNUZ?____
6) ASLEN NERELİSİNİZ?
□ İÇANADOLU □ BATI KARADENİZ
□ DOĞU KARADENİZ
□ GÜNEY-DOĞU ANAD. □ DOĞU AKDENİZ
□ BATI AKDENİZ
7) NEREDE BÜYÜDÜNÜZ?
□ İL MERKEZİ
□ DOĞU ANADOLU
□ EGE □ MARMARA
□ İLÇE MERKEZİ □ KÖY
II.) Okul ve Meslek Eğitimi
8) MEZUN OLDUĞUNUZ OKUL:
□ İLKOKUL □ ORTAOKUL
□ GİTMEDİM □ ÖZÜRLÜLER OKULU
□ LİSE
□ YÜKSEK OKUL
9) MESLEK EĞİTİMİ GÖRDÜNÜZ MÜ?
10) EVET İSE .... :
□ EVET
□ BİTİRMEDEN AYRILDIM
□ HAYIR
□ BİTİRDİM
□ EL SANATI/USTALIK □ TİCARET/MUHASEBE
□ SAĞLIK (HİZMET) SEKTÖRÜ □ YÜKSEKOKUL SEVİYESİNDE
11) HANGİ MESLEK:
Anhang
83
□ STAJER/EĞİTİM DEVAM EDİYOR □ İŞÇİ □ MEMUR
□ 1-6 HAFTA İSTİRAHATTA □ 2-6 AY’dır İSTİRAHATTA
□ 6 AYDAN UZUN İSTİRAHATTA
□ EMEKLİ
□ İŞSİZ
□ EV HANIMI/HİÇ ÇALIŞMAMIŞ
12) YAPTIĞINIZ İŞ:
13) BOŞ ZAMANLARINIZI NASIL DEĞERLENDİRİYORSUNUZ?
□ SPOR YAPARAK □ KAHVEHANEYE GİDEREK □ CAMİYE GİDEREK
□ GEZİNTİYE ÇIKARAK □ TV SEYREDEREK □ TANIDIK ZİYARETİ
□ KİTAP OKUMA □ DİNİ KİTAP OKUMA □ DİĞER____________
III.) Aile ve Geldiğiniz Yöre
14) BABANIN MEMLEKETİ:____
15) ANNENİN MEMLEKETİ:____
1) İÇANADOLU 2) BATI KARADENİZ
3) DOĞU KARADENİZ
4) DOĞU ANADOLU
5) GÜNEY-DOĞU ANADOLU
6) DOĞU AKDENİZ
7) BATI AKDENİZ 8) EGE 9) MARMARA
16) ÖZ KARDEŞ SAYISI:_______
17) ÜVEY KARDEŞ SAYISI:_______
18) KAÇINCI ÇOCUKSUNUZ:....1.....2.....3.....4.....5.....6.....7.....8.....9................ uncu.
19) BÜYÜDÜĞÜNÜZ EVDE / HANEDE KİMLER VARDI?
□ AKRABASIZ
□ ANNE □ BABA □ KARDEŞLER
□ BÜYÜKANNE/BÜYÜKBABA □ DİĞER AKRABA
20) ANNE VEYA BABANIN MESLEĞİ/SOSYAL DURUMU:
□ GELİRİ YOK □ ÇİFTÇİ/RENÇBER
□ MEVSİMLİK İŞCİ
□ SİGORTALI DAİMİ İŞÇİ □ USTA/SANATKAR □ MEMUR □ YÖNETİCİ
ANNE-BABANIN EĞİTİM DURUMU: 21) BABA:_________ 22) ANNE:________
0) OKUR-YAZAR DEĞİL
3) İLKOKUL MEZUNU
6) LİSEYE GİTMİŞ
1) AZ OKULA GİTMİŞ
4) ORTAOKULA GİTMİŞ
7) LİSE MEZUNU
2) İLKOKULU BİTİREMEMİŞ
5) ORTAOKUL MEZUNU
8) YÜKSEKOKULA GİTMİŞ
Anhang
84
IV.) Dindarlık / Din Üzerine Düşünceler
□ EVET □
23) OKULDA DİN DERSİ ALDINIZMI?
HAYIR
□ HİÇ □ 1-4
□ 5-10
□ 11-20 □ 20’DEN FAZLA
25) BAĞLI BULUNDUĞUNUZ MEZHEP/TARİKAT VAR MI? □ EVET □ HAYIR
24) EZBERE KAÇ SURE/DUA BİLİRSİNİZ?
26) KAÇ VAKİT NAMAZ KILIYORSUNUZ?
□ YILDA 1-3 KEZ
□ GÜNDE 1-2 VAKİT
□ AYDA 1-3 KEZ
□ GÜNDE 3-4 VAKİT
□ HAFTADA 1-3 KEZ
□ GÜNDE 5 VAKİT
27) ORUÇ TUTARMISINIZ/SIKLIĞI:
□ YILDA 0-5 GÜN
□ YILDA 6-15 GÜN □ YILDA 16-30 GÜN
□ YILDA 30 GÜNDEN FAZLA
□ EVET □ HAYIR
28) ZEKAT/FİTRE VERİR MİSİNİZ?
□ EVET □
29) HACCA GİTTİNİZ Mİ?
30) BİR DİN HOCASINA DANIŞMAK İÇİN GİTTİNİZ Mİ?
HAYIR
□ EVET □
31) İLK KEZ NE ZAMAN GİTTİNİZ?
KAÇ YIL ÖNCE?____
32) HASTALIĞINIZ İÇİN Mİ GİTTİNİZ?
□ EVET □
HAYIR
HAYIR
33) SİNİRSEL-RUHSALHASTALIĞA İLK NE ZAMAN YAKALANDINIZ?
KAÇ YIL ÖNCE?____
V.) Tıpdışı Tedavileri Hakkında Düşünceler
□ HİÇKİMSE (KENDİLİĞİMDEN)
□ AİLEDEN BİRİ
□ BAŞKASI ____________
35) HOCALARA KAÇ KEZ GİTTİNİZ? □ 1-2 KEZ
□ 3-5 KEZ □ 5’DEN
34) HOCAYA GİTMEYİ KİM ÖNERDİ?
FAZLA
36) KAÇ DEĞİŞİK HOCAYA GİTTİNİZ?
□ 1-2
□ 3’DEN FAZLA
37) EN SON HOCAYA NE ZAMAN GİTTİNİZ?
□ BU AY
□ BU YIL
□ 2-3 YIL İÇİNDE
□ 4 YILDAN FAZLA
Anhang
85
38) NİÇİN GİTTİNİZ?
□ KÖTÜ BİRŞEYİ UZAKLAŞTIRMAK İÇİN
□ RAHATSIZLIĞIMI AZALTMAK İÇİN
□ HASTALIĞIMI TEDAVİ ETMEK İÇİN
□ DENENMEMİŞ BİRŞEY KALMASIN DİYE
□ DİĞER (TIP) TEDAVİLERE İNANMADIĞIMDAN
□ MERAK İÇİN
□ ZEVK İÇİN / EĞLENCE OLSUN DİYE
□ DİĞER
39) GİTTİĞİNİZ HOCANIN ÖZELLİĞİ:
□ CAMİ HOCASIYDI, SADECE OKUDU
□ METHİNİ DUYDUK, OKUDU, PARA ALMADI
□ METHİNİ DUYDUK, MUSKA YAZDI / SUDAN OKUDU, PARA VERDİK
40) FALCIYA/CİNCİYE GİTTİNİZ Mİ?
□ EVET □
41) FALCIYA/CİNCİYE GİTMEYİ KİM ÖNERDİ?
□ HİÇKİMSE (KENDİM)
□ AİLEDEN BİRİ
HAYIR
□ BAŞKASI ___________
42) KAÇ KEZ FALCIYA / CİNCİYE GİTTİNİZ?
□ 1-2 KEZ
□ 3-5 KEZ
□ 5’DEN FAZLA
43) KAÇ DEĞİŞİK FALCIYA / CİNCİYE GİTTİNİZ?
□ 1-2
□ 3’DEN FAZLA
44) EN SON FALCIYA / CİNCİYE NEZAMAN GİTTİNİZ?
□ BU AY
□ BU YIL □ 2-3 YIL İÇİNDE
45) NİÇİN GİTTİNİZ?
□ 4 YILDAN FAZLA
□ KÖTÜ BİRŞEYİ UZAKLAŞTIRMAK İÇİN
□ RAHATSIZLIĞIMI AZALTMAK İÇİN
□ HASTALIĞIMI TEDAVİ ETMEK İÇİN
□ DENENMEMİŞ BİRŞEY KALMASIN DİYE
□ DİĞER (TIP) TEDAVİLERE İNANMADIĞIMDAN
□ MERAK İÇİN
□ ZEVK İÇİN / EĞLENCE OLSUN DİYE
□ DİĞER
Anhang
86
46) MUSKA/CEVŞEN TAŞIYOR MUSUNUZ?
47) EVET İSE .... : KİM VERDİ?
□ EVET □
HAYIR
□ HOCA □ FALCI □ AİLEDEN BİRİ
□ SATIN ALDIM □ TANIŞ BİRİ VERDİ
48) EĞER HOCAYA/FALCIYA GİTTİNİZ SE, NE SÖYLENDİ/ÖNERİLDİ?
□ MUSKA TAKIN
□ VERİLEN MUSKALARI ÇEVRENİZE / SÖYLENİLEN YERLERE DAĞITIN
□ SİZE YAZILMIŞ MUSKAYI ARAYIN/BULUN/ZARARSIZ HALE GETİRİN
□ OKUNMUŞ SU İÇİN VE/VEYA BU SUYLA YIKANIN
□ KURAN OKUYUN / OKUTUN
□ NAMAZ KILIN / DUA EDİN
□ BİRŞEY YAPARKEN BAZI DUALARI/SÖZLERİ OKUYUN
□ KÖPRÜNÜN ALTINDAN GEÇİN
□ SUSAM VEYA BAHARATLAR YAKIN
□ CİNLERİ BAĞLAMAK İÇİN DUA OKUYUN
□ KAHVE FALINA BAKTIRIN
□ KURŞUN DÖKTÜRÜN
□ DİĞER
49) SÖYLENEN ÖNERİLERE VE UYGULAMALARA UYDUNUZ MU?
□ EVET
□
HAYIR
50) NE KADAR PARA VERDİNİZ?______________
51) HOCAYA/FALCIYA VE/VEYA ÖNERDİKLERİNE İNANIYOR MUSUNUZ?
□ HİÇ İNANMIYORUM
□ ÇOK İNANIYORUM
□ BİRAZ İNANIYORUM
□ TEK TESİRLİ UYGULAMA BUDUR
52) KAÇINCI NESİL OLARAK BURADA (ALMANYA´DA) YAŞIYORSUNUZ?
1
□ Birinci Nesil
□ İkinci Nesil
2
□ Üçüncü Nesil
3
4
□ Dördüncü Nesil
53) KAÇ YILDIR ALMANYA´DA VEYA AVRUPA´DA YAŞIYORSUNUZ?______ YIL
Anhang
87
54) HANGİ DİNİ GRUBA KENDİNİZİ DAHA YAKIN HİSSEDİYORSUNUZ?
□ Sünni
4)□ Diyanet
7)□ Nakşıbendi
□ Alevi/Şii
5)□ Milli Görüş
8)□ Kaplanlı
1)
2)
□ Dinsiz
6)□ Süleymanlı
9)□ Diğer _______________
3)
55) KURAN OKUYABİLİYORSANIZ.....................
KURAN´DA OKUDUĞUNUZUN MAANASINI ANLAYABİLİYORMUSUNUZ?
□ EVET
□
HAYIR
VI.) HASTALIK TANISI (ICD 10):
F 00
F10
F20
F30
F40
F50
F60
F70
Anhang
88
7.3 Tabellen zum untersuchten Zusammenhang Religiosität und
Inanspruchnahme mystisch-traditioneller Heiler:
Tab. A7.3.1: Kreuztabelle „Moscheebesuch“ (ja/nein) und „Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei).
Kreuztabelle
Freizeit:
Moschee-Besuch
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Erhebungsort
Deutschland
Türkei
174
78
78,7%
91,8%
47
7
21,3%
8,2%
221
85
100,0%
100,0%
Gesamt
252
82,4%
54
17,6%
306
100,0%
Tab. A7.3.2: Kreuztabelle „Lesen von religiöser Literatur“ (ja/nein) und „Erhebungsort“
(Deutschland/Türkei).
Kreuztabelle
Freizeit: Lesen von
religiöser Literatur
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Erhebungsort
Deutschland
Türkei
187
76
85,8%
89,4%
31
9
14,2%
10,6%
218
85
100,0%
100,0%
Gesamt
263
86,8%
40
13,2%
303
100,0%
Tab. A7.3.3: Kreuztabelle „Wieviele Gebete können Sie aufsagen?“ (hoch/niedrig) und
„Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei).
Kreuztabelle
Wieviele Gebete
können Sie aufsagen
(dichotomisiert)
Gesamt
niedrig
hoch
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Erhebungsort
Deutschland
Türkei
86
15
48,6%
17,9%
91
69
51,4%
82,1%
177
84
100,0%
100,0%
Gesamt
101
38,7%
160
61,3%
261
100,0%
Anhang
89
Tab. A7.3.4: Kreuztabelle „Führen Sie regelmäßig Gebete aus?“ (selten/häufig) und
„Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei).
Kreuztabelle
Führen Sie
regelmäßig Gebete
aus (dichotomisiert)
selten
häufig
Gesamt
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Erhebungsort
Deutschland
Türkei
84
23
59,2%
31,5%
58
50
40,8%
68,5%
142
73
100,0%
100,0%
Gesamt
107
49,8%
108
50,2%
215
100,0%
Tab. A7.3.5: Kreuztabelle „Fasten Sie regelmäßig?“ (selten/häufig) und „Erhebungsort“
(Deutschland/Türkei).
Kreuztabelle
Fasten Sie regelmäßig
(dichotomisiert)
selten
häufig
Gesamt
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Erhebungsort
Deutschland
Türkei
95
13
54,6%
17,1%
79
63
45,4%
82,9%
174
76
100,0%
100,0%
Gesamt
108
43,2%
142
56,8%
250
100,0%
Tab. A7.3.6: Kreuztabelle „Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige?“ (ja/nein) und
„Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei).
Kreuztabelle
Geben Sie regelmäßig
Almosen an Bedürftige
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Erhebungsort
Deutschland
Türkei
50
17
22,6%
20,7%
171
65
77,4%
79,3%
221
82
100,0%
100,0%
Gesamt
67
22,1%
236
77,9%
303
100,0%
Anhang
90
Tab. A7.3.7: Kreuztabelle „Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht?“ (ja/nein) und
„Erhebungsort“ (Deutschland/Türkei).
Kreuztabelle
Haben Sie einen
Wallfahrtsort besucht
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Anzahl
% von Erhebungsort
Erhebungsort
Deutschland
Türkei
203
76
91,9%
96,2%
18
3
8,1%
3,8%
221
79
100,0%
100,0%
Gesamt
279
93,0%
21
7,0%
300
100,0%
Tab. A7.3.8: Kreuztabelle „Moscheebesuch“ (ja/nein) u. „Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Freizeit:
Moschee-Besuch
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
165
81
Gesamt
246
85,9%
75,0%
82,0%
27
27
54
14,1%
25,0%
18,0%
192
108
300
100,0%
100,0%
100,0%
Tab. A7.3.9: Kreuztabelle „Lesen von religiöser Literatur“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme
Hodscha“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Freizeit: Lesen von
religiöser Literatur
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
170
88
Gesamt
258
89,9%
81,5%
86,9%
19
20
39
10,1%
18,5%
13,1%
189
108
297
100,0%
100,0%
100,0%
Anhang
91
Tab. A7.3.10: Kreuztabelle „Wieviele Gebete können Sie aufsagen?“ (niedrig/hoch) und
„Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Wieviele Gebete
können Sie aufsagen
(dichotomisiert)
niedrig
hoch
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
72
29
Gesamt
101
46,8%
28,4%
39,5%
82
73
155
53,2%
71,6%
60,5%
154
102
256
100,0%
100,0%
100,0%
Tab. A7.3.11: Kreuztabelle „Führen Sie regelmäßig Gebete aus?“ (selten/häufig) und
„Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Führen Sie
regelmäßig Gebete
aus (dichotomisiert)
selten
häufig
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
69
37
Gesamt
106
53,9%
44,6%
50,2%
59
46
105
46,1%
55,4%
49,8%
128
83
211
100,0%
100,0%
100,0%
Anhang
92
Tab. A7.3.12: Kreuztabelle „Fasten Sie regelmäßig?“ (selten/häufig) und „Kontaktaufnahme
Hodscha“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Fasten Sie regelmäßig
(dichotomisiert)
selten
häufig
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
68
39
Gesamt
107
46,3%
39,4%
43,5%
79
60
139
53,7%
60,6%
56,5%
147
99
246
100,0%
100,0%
100,0%
Tab. A7.3.13: Kreuztabelle „Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige?“ (ja/nein) und
„Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Geben Sie regelmäßig
Almosen an Bedürftige
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
42
25
Gesamt
67
21,9%
23,1%
22,3%
150
83
233
78,1%
76,9%
77,7%
192
108
300
100,0%
100,0%
100,0%
Tab. A7.3.14: Kreuztabelle „Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht?“ (ja/nein) und
„Kontaktaufnahme Hodscha“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Haben Sie einen
Wallfahrtsort besucht
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Hodscha
Kontaktaufnahme
Hodscha
nein
ja
179
98
Gesamt
277
93,7%
91,6%
93,0%
12
9
21
6,3%
8,4%
7,0%
191
107
298
100,0%
100,0%
100,0%
Anhang
93
Tab. A7.3.15: Kreuztabelle „Moscheebesuch“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme Wahrsager“
(ja/nein).
Kreuztabelle
Freizeit:
Moschee-Besuch
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
214
38
Gesamt
252
82,0%
84,4%
82,4%
47
7
54
18,0%
15,6%
17,6%
261
45
306
100,0%
100,0%
100,0%
Tab. A7.3.16: Kreuztabelle „Lesen von religiöser Literatur“ (ja/nein) und „Kontaktaufnahme
Wahrsager“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Freizeit: Lesen von
religiöser Literatur
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
227
36
Gesamt
263
88,0%
80,0%
86,8%
31
9
40
12,0%
20,0%
13,2%
258
45
303
100,0%
100,0%
100,0%
Tab. A7.3.17: Kreuztabelle „Wie viele Gebete können Sie aufsagen?“ (niedrig/hoch) und
„Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Wieviele Gebete
können Sie aufsagen
(dichotomisiert)
niedrig
hoch
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
90
11
Gesamt
101
41,3%
25,6%
38,7%
128
32
160
58,7%
74,4%
61,3%
218
43
261
100,0%
100,0%
100,0%
Anhang
94
Tab. A7.3.18: Kreuztabelle „Führen Sie regelmäßig Gebete aus?“ (selten/häufig) und
„Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Führen Sie
regelmäßig Gebete
aus (dichotomisiert)
selten
häufig
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
89
18
Gesamt
107
49,4%
51,4%
49,8%
91
17
108
50,6%
48,6%
50,2%
180
35
215
100,0%
100,0%
100,0%
Tab. A7.3.19: Kreuztabelle „Fasten Sie regelmäßig?“ (selten/häufig) und „Kontaktaufnahme
Wahrsager“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Fasten Sie regelmäßig
(dichotomisiert)
selten
häufig
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
88
20
Gesamt
108
42,3%
47,6%
43,2%
120
22
142
57,7%
52,4%
56,8%
208
42
250
100,0%
100,0%
100,0%
Tab. A7.3.20: Kreuztabelle „Geben Sie regelmäßig Almosen an Bedürftige?“ (ja/nein) und
„Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Geben Sie regelmäßig
Almosen an Bedürftige
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
62
5
Gesamt
67
23,9%
11,4%
22,1%
197
39
236
76,1%
88,6%
77,9%
259
44
303
100,0%
100,0%
100,0%
Anhang
95
Tab. A7.3.21: Kreuztabelle „Haben Sie einen Wallfahrtsort besucht?“ (ja/nein) und
„Kontaktaufnahme Wahrsager“ (ja/nein).
Kreuztabelle
Haben Sie einen
Wallfahrtsort besucht
nein
ja
Gesamt
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Anzahl
% von Kontaktaufnahme
Wahrsager
Kontaktaufnahme
Wahrsager
nein
ja
239
40
Gesamt
279
93,4%
90,9%
93,0%
17
4
21
6,6%
9,1%
7,0%
256
44
300
100,0%
100,0%
100,0%
Danksagung
8. Danksagung
Herrn Prof. Dr. med. E. Klieser danke ich sehr für seine allgemeine Förderung und
für die wertvollen Hinweise sowie für die stetige fachliche und persönliche
Unterstützung bei den Studien, die zu dieser Dissertation geführt haben.
Herrn Prof. Dr. E. Lehmann danke ich ebenfalls sehr für die Unterstützung bei der
Durchführung und Verbesserung der statistischen Auswertungen und der
redaktionellen Durchsicht.
Mein besonderer Dank gilt auch meinem Sohn Emre Yavuz für die wertvollen
Hinweise, die zur inhaltlichen und redaktionellen Verbesserung der vorliegenden
Arbeit führten.
Lebenslauf
9. Lebenslauf
Name:
Vorname:
Yavuz
Ayhan
Geburtsdatum:
Geburtsort:
04.08.1966
Maçka-Trabzon / Türkei
Familienstand:
Staatsangehörigkeit:
verheiratet, drei Kinder
Deutsch (Einbürgerung 1993)
Schulbildung:
1974-1978
1978-1980
1980-1982
1982-1987
Grundschule in Hamm (Westfalen)
Hauptschule in Hamm (Westfalen)
Realschule in Hamm (Westfalen)
Gymnasium in Hamm (Westfalen)
Studium:
1987-1991
1991-1994
1994-1995
3. Staatsexamen:
Medizin an der Ruhr-Universität Bochum
Medizin an der Universität-GHS Essen
Medizin an der Ruhr-Universität Bochum
18.05.1995 in Recklinghausen
Ärztliche Tätigkeiten:
1995-1996
Arzt im Praktikum in der Neurologie
bei Prof. Dr. W. Gehlen in Bochum
1996-1997
Assistenzarzt in der Neurologie
bei Dr. Klieser in Herne
1997-2001
Assistenzarzt, Klinik Psychiatrie, Psychother. und Psychos.
bei Prof. Dr. E. Klieser in Gelsenkirchen
Juli 2001
Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
2001-2003
Fachärztlicher Leiter der Psychiatrischen Institutsambulanz
der Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen GmbH
2003-2006
(weiterhin)
Oberarzt der Psychiatrischen Klinik der
Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen GmbH
bei Prof. Dr. E. Klieser in Gelsenkirchen
seit 01.10.2006
Leitender Arzt der Abteilung für Ärztliche Psychotherapie
im Medizinischen Versorgungszentrum der
Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen GmbH
Sprachkenntnisse:
Deutsch, Türkisch und Englisch (jew. in Wort und Schrift), Französisch, großes Latinum

Benzer belgeler

Untitled

Untitled Diesmal stehen alle auf, um ihn zu begrüßen, und er wird mit größter Ehrerbietung ans Kopfende der Tafel geleitet. Nachdem er dort Platz genommen hat, packt er seinen Pelzkragen und sagt: «Greif zu...

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